Traumurlaub an der Algarve

Erstellt am 3.10.16. Kategorie: Reiseberichte

algarve019Was ist das beste Mittel gegen Novemberblues? Für mich ist die Antwort klar: Gerade in dieser dunklen, trüben Jahreszeit stürze ich mich immer mit besonderer Leidenschaft in die Planung des nächsten Urlaubs. Für mich gehört es schon mit zum Urlaubsgenuss, wenn ich ein Reiseziel aussuche, Unterkünfte und Anreisemöglichkeiten vergleiche, mit Hilfe von Google Maps die Gegend erforsche… und genau so habe ich es auch bei unserem diesjährigen Algarve-Urlaub gehandhabt. Wobei die Unterkunft diesmal schnell gefunden war: Kaum hatte ich meiner Familie dieses Angebot gezeigt, waren alle begeistert von dem schönen Haus, den vielen Palmen, dem riesigen Pool und dem für vier Personen durchaus akzeptablen Preis. Vor allem auf den Pool freuten Felix und ich uns sehr, wenn wir wieder einmal im überfüllten Hallenbad mühsam versuchten, unsere Bahnen zu ziehen.

Sonntag, 28. August: München – Faro

Und nun war es endlich soweit! Ganz entspannt starteten wir gegen Mittag von zu Hause in Richtung Flughafen. Unser erstes Ziel war, wie meist bei Flugreisen, der Parkservice Huber in Oberding. Hier wissen wir unser Auto gut aufgehoben, das Parken ist hier deutlich günstiger als am Flughafen selbst und der Shuttle-Service durch die nette Familie Huber stets zuverlässig und ausgesprochen freundlich. Wir wurden direkt am Terminal abgesetzt und gingen gleich zum Check-In-Schalter von Air Berlin, wo sich zum Glück noch keine langen Schlangen gebildet hatten. Die nette Mitarbeiterin gratulierte Flo und mir sogar noch nachträglich zum Geburtstag.

Der Flug war wunderbar ruhig, mit drei Stunden von einer für mich gerade noch erträglichen Länge und vor allem auf den letzten Kilometern richtig schön, denn wir flogen direkt entlang der Küste mit herrlichem Blick auf die Strände der Sandalgarve östlich von Faro. Im Landeanflug ging es ganz dicht über die Altstadt von Faro hinweg und dann über die vorgelagerte Lagunenlandschaft, in die auch der Flughafen hineingebaut ist:

Wir landeten pünktlich um 18.30 Uhr Ortszeit (was 19.30 Uhr in Deutschland entspricht). Mit einem Bus wurden wir zum Flughafengebäude gebracht, wo wir eine Weile auf unser Gepäck warten mussten. Dann machten wir uns auf den Weg zum Parkplatz P4, von wo uns ein Shuttlebus zur Mietwagenstation von AirAuto brachte. Hier hatten wir von zuhause aus unseren Mietwagen gebucht. Die Übergabe war reibungslos und so konnten wir uns schon bald in einem weißen Seat Ibiza auf den Weg in Richtung Ferienhaus machen. Zuvor allerdings hielten wir in der Nähe des Flughafens bei einem großen Supermarkt. Es war ja Sonntag Abend und ich wollte zumindest Wasser und etwas Milch für das erste Frühstück einkaufen. Geplant war, später am Abend essen zu gehen und am nächsten Tag ganz in Ruhe einzukaufen. Aber als wir nun in diesem riesigen Supermarkt standen, mit seinen vielen verlockenden Auslagen, änderten wir spontan unsere Pläne und kauften gleich richtig ein, so dass wir später im Ferienhaus zu Abend essen konnten: Brot, Schinken, Käse, Wein, Saft, Obst… wir verfielen alle vier in einen wahren Kaufrausch!

algarve004Derart gut ausgerüstet, machten wir uns nun wirklich auf den Weg nach Almancil und die Suche nach dem Ferienhaus begann. Der Voucher des Ferienhausanbieters half uns nicht wirklich weiter. Als Adresse war dort lediglich „Vale Verde“ angegeben, ohne Straße und Hausnummer. Dazu Koordinaten, die sich aber ebenfalls als falsch herausstellten. Ich war ja zuvor wie gesagt schon per Google Maps in der Gegend unterwegs gewesen und hatte den Weg zu unserem Ferienhaus theoretisch ganz genau im Kopf. Allerdings war es inzwischen dunkel geworden, die Straßenbeleuchtung in Portugal ist in einem äußerst funzligen Orange gehalten, so dass ich mir schwer tat, im Vorbeifahren zu erkennen, ob es sich nun um eine Abzweigung oder nur um eine Ausfahrt handelte. So landeten wir zunächst in einer Sackgasse vor einem Tor, hinter dem mehrere Hunde aufgeregt bellten, als wir uns näherten. Das Wenden unseres Mietwagens war auf dem schmalen Weg ein Kraftakt, aber der nächste Versuch, die nächste Abzweigung brachten uns mehr Glück: Wir standen vor der Casa das Palmeiras!

algarve285Nun mussten wir nur noch hinein kommen… auf unserem Voucher war ein vierstelliger Code für die Schlüsselbox angegeben, doch dieser entpuppte sich als falsch. Nun blieb uns wirklich nichts anderes übrig, als die angegebene Telefonnummer des Kontaktmanns vor Ort anzurufen. Der gab uns telefonisch den richtigen Code durch und versprach, in zehn Minuten da zu sein. Inzwischen konnten wir nun tatsächlich die Schlüsselbox öffnen und mit dem darin enthaltenen Schlüssel das große Tor an der Einfahrt aufsperren. Aber im Haus waren wir dann noch lange nicht, der dazu gehörige Schlüssel war etwas hakelig… und kaum hatten wir die Haustür endlich geöffnet, ging die Alarmanlage los! Ein scheußliches Geräusch! Und wie zum Teufel stellte man die ab? Im Eingangsbereich entdeckten wir ein Display mit einem Zahlenfeld darunter, auf dem wir erstmal wild drauflos tippten. Flo kam schließlich auf die Idee, den Code für die Schlüsselbox einzugeben, der auf unserem Voucher stand – und tatsächlich, die Alarmanlage verstummte, hurra!

Nun kam auch der Hausverwalter, begrüßte uns, zeigte uns das Haus und gab uns eine kleine Einführung in die Alarmanlage. Aber die hörten wir schon gar nicht mehr richtig, denn das Haus hatte uns vollkommen überwältigt – es war noch viel, viel schöner als auf den Fotos im Internet! Kaum war der Verwalter wieder weg, brachten wir unser Gepäck in die Zimmer und schon hörten wir ein lautes „Juhu!!!“: Flo war der erste, der sich begeistert in den Pool stürzte und wir anderen machten es ihm eiligst nach. Herrlich! Es war noch immer fast 30 Grad warm, die Grillen zirpten, die Palmen wiegten sich im Wind und wir ließen es uns im Pool gut gehen.

Irgendwann meldete sich aber doch der Hunger, also zogen wir uns rasch etwas Trockenes an und bereiteten unser erstes Abendessen, das wir dann auf der Terrasse am beleuchteten Pool verzehrten. Ein Traum!

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Montag, 29. August: Almancil

Heute konnten wir endlich bei Tageslicht unser Ferienhaus begutachten. Das Haus selbst bestand aus einer großen Wohnküche im Eingangsbereich. Hier gab es sowohl die Haustür als auch am gegenüberliegenden Raumende eine Tür, die zu einer Grillterrasse führte. Außerdem führte von der Küche ein Flur zum Badezimmer, den beiden Schlafzimmern und dem Wohnzimmer. Das Kinderschlafzimmer und das Wohnzimmer hatten direkten Zugang zur Terrasse und somit zum Pool, im Elternschlafzimmer gab es keine Terrassentür, sondern nur ein Fenster, aber das immerhin mit Blick auf den herrlichen Garten. Dieser Garten war wirklich überwältigend. Hier wuchsen nicht nur unzählige verschiedene Palmen, sondern auch Oleander, Hibiskus und sogar ein Feigenbaum, den wir im Laufe des Urlaubs genüsslich plünderten. Neben der Grillterrasse gab es außerdem noch ein Nebengebäude, das eine weitere Dusche, ein WC und die Waschmaschine beherbergte.

Damit in diesem Garten alles so herrlich grünte und blühte, gab es eine automatische Bewässerungsanlage, die jeden Tag dreimal loslegte, nämlich gegen sechs Uhr morgens, nachmittags um halb drei und abends um neun Uhr. Das Spektakel dauerte jeweils fast eine Stunde: Nacheinander wurden erst die Hecken entlang des Gartenzauns bewässert, dann fuhren einzelne, im Rasen versteckte Düsen hoch und spritzten das Wasser zielgerichtet zu allen Pflanzen, inklusive der Topfpflanzen. Es empfahl sich also, nachmittags um halb drei den Liegestuhl nicht gerade in den Schatten unter den Palmen zu stellen – nur auf der Terrasse war man vor der Bewässerungsanlage sicher!

Am späten Vormittag bekamen wir plötzlich Besuch: Die Sicherheitsfirma, die für die Wartung der Alarmanlage zuständig war, hatte zwei Mitarbeiter geschickt, offensichtlich vom Hausverwalter verständigt, nachdem am Abend zuvor zwar die Alarmanlage losgegangen war, aber keinen Alarm bei der Firma ausgelöst hatte. Die Mitarbeiter führten einen Reset durch und erklärten uns nochmal die Handhabung. Wir waren uns einig, dass die Alarmanlage nicht dazu beitrug, uns sicherer zu fühlen – ganz im Gegenteil! Die Tatsache, dass hier überhaupt eine Alarmanlage nötig war, bescherte mir schon schlaflose Nächte, in denen ich jedem unbekannten und nicht auf Anhieb identifizierbaren Geräusch lauschte. Außerdem war es äußerst lästig, nachts oder beim Verlassen des Hauses immer erst alles gründlich verrammeln zu müssen: Mit dem Schließen der Fensterläden rund ums Haus waren wir allein schon eine ganze Weile beschäftigt.

Am Nachmittag machten wir uns auf zu einer ersten Erkundungsfahrt. Unser Ferienhaus lag, weitläufig umgeben von einigen anderen Ferienhäusern, in einer Hügellandschaft oberhalb der Hauptstraße, die von Almancil nach Quinta do Lago führte. In beiden Orten gab es Supermärkte und andere Geschäfte, hinter Quinto do Lago zweigten Straßen zu den verschiedenen schönen Stränden ab. Schon zu Hause hatte ich bei meinen Reisevorbereitungen eine tolle Webseite samt App gefunden: Beach Inspector führt ausnahmslos jeden Strand der Algarve auf, beschreibt ausführlich, wie der Strand aussieht, welche Einrichtungen es dort gibt, ob er barrierefrei erreichbar ist, was für ein Publikum dort verkehrt und nennt auch Aktuelles wie z.B. Quallenbefall und dergleichen. Heute aber machten wir nur mit dem Auto eine kurze Erkundungstour zum Praia do Garrao, einen richtigen Strandtag wollten wir später einlegen. Schließlich fuhren wir zum Einkaufen nach Almancil und zwar zum dortigen Aldi. Das war ein lustiges Erlebnis! Denn es gab dort einerseits Produkte, die uns von zu Hause durchaus vertraut waren und die auch hier nur auf deutsch beschriftet waren, andererseits gab es hier aber auch viele landestypische Lebensmittel, zum Beispiel die allgegenwärtigen Sardinenbüchsen und -aufstriche. Darüber hinaus hatte man sich hier auch auf das vorwiegend englische Publikum eingestellt. Wie wir in den kommenden Tagen noch deutlich merken sollten, waren in dieser Gegend vor allem britische Urlauber unterwegs – was für uns den Vorteil hatte, dass auch die Einheimischen sehr gut englisch sprachen und wir uns somit sehr gut verständigen konnten, denn unser Portugiesisch beschränkt sich leider auf ein paar Floskeln wie „Bom dia“, „boa tardes“ und „obrigado“. Nur Felix hatte, ehrgeizig wie er ist, daheim schon ein paar Vokabeln gelernt und konnte nun immerhin sein Essen im Restaurant auf Portugiesisch bestellen. Wir deckten uns bei Aldi jedenfalls mit allem nötigen ein, denn wir hatten beschlossen, am Abend zu grillen.

Abends wurden wir nun regelmäßig zu Sternenguckern. Der Himmel hier war so klar, jeden Abend glitzerten die Sterne über uns – und nicht nur die: Wir entdeckten Mars, Jupiter und Antares, die in einem Dreieck zueinander standen, das im Laufe des Urlaubs immer spitzer wurde, weil sich der Mars nach Osten bewegte. Flo hatte auf seinem Handy eine App installiert namens ISS Detector, damit konnte man die Flugbahn der ISS und vieler Satelliten sekundengenau für den jeweiligen Standort anzeigen lassen. Und so sahen wir im Laufe dieser zwei Wochen einige Satelliten, die am Himmel ihre Bahn zogen, erst nur schwach leuchteten, an ihrem Blitzpunkt dann richtig grell erschienen, um danach wieder langsam zu verblassen. Ein spannendes Schauspiel!

Dienstag, 30. August: Vilamoura

Auch heute verspürten wir wenig Lust, unser paradiesisches Ferienhaus zu verlassen. Viel zu schön war der Garten und viel zu bequem waren die Liegestühle! Außerdem war es jeden Tag um die dreißig Grad heiß, da war die Abkühlung zwischendurch im Pool stets hochwillkommen. Wir hatten jede Menge Lesestoff mitgebracht, zudem gab es hier WLAN für die Laptops und Smartphones, und so genossen wir alle vier die Ruhe und das süße Nichtstun. Für mich was das ein vollkommen neues Gefühl: Normalerweise kann ich es im Urlaub gar nicht erwarten, die Umgebung zu erkunden. Diesmal aber genügte mir unsere Ferienvilla vollkommen, vom ersten Moment an stellte sich eine totale Erholung ein. Nie war mir das Abschalten leichter gefallen.

Erst am späten Nachmittag rafften wir uns auf und fuhren ins nahe Vilamoura. Dort gibt es einen großen Jachthafen mit einer sehr schönen Promenade, die an drei Seiten um den Hafen herumführt. An der Promenade reihen sich Cafés, Bars, Restaurants und Geschäfte aneinander – unter anderem gibt es dort auch eine Boutique des Fußballstars Cristiano Ronaldo. Dort posierten wir mit viel Gelächter, denn schließlich hatte meine Mutter, kaum dass sie von unserer Portugal-Reise erfahren hatte, sofort gesagt: „Oh, Ihr fahrt zu Cristiano Ronaldo!“ Gut, nun konnten wir das Beweisfoto liefern. Dass wir alle auf dem Foto so herzhaft lachen, hat übrigens folgenden Grund: Während Jens auf den Auslöser drückte, fragte ich: „Wer ist unser Lieblingsfußballer?“ Und wir alle unisono: „Thomas Müller!“

Betreten haben wir die Boutique übrigens nicht. Mir reichte schon das, was ich durch die Schaufenster und die offen stehende Ladentür sehen konnte: Da gab es über der Ladentheke ein überlebensgroßes Poster von CR7, auf dem er sich im knappen Badehöschen in den Fluten räkelt und daneben ein Bild, das ihn mit Königskrone und Zepter auf einer Weltkugel reitend zeigt wie einst Baron Münchhausen auf der Kanone. Zuviel des Personenkults für meinen Geschmack! Aber zum Glück hat Vilamoura auch sonst noch einiges zu bieten, vor allem den herrlichen Blick auf die schönen Jachten, Ausflugsschiffe und Funboats, viele Krabben, die sich auf den Felsen tummelten, und unzählige Lokale, von denen eines verlockender aussah als das andere.

Hier gab es Restaurants für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel: typisch portugiesische Küche neben irischen Pubs, italienischen, chinesischen und indischen Restaurants, einen quietschrosa Teesalon und vieles andere mehr. Nachdem wir einmal die ganze Promenade entlang geschlendert waren und das Angebot sondiert hatten, landeten wir schließlich auf der Terrasse von „Akvavit“, wo wir bei herrlicher Aussicht und freundlichem Service ausgesprochen lecker speisten. Ich entschied mich mit der „caldeirade“ für einen typisch portugiesischen Fischeintopf und auch die Nachspeisen ließen absolut nichts zu wünschen übrig. Erst hinterher entdeckte ich, dass dieses Lokal auch in einem meiner Reiseführer empfohlen wurde. Na, da hatten wir ja alles richtig gemacht! 😉

Übrigens war ich in Vilamoura auch in einem „Cork Shop“, dem im Laufe des Urlaubs noch viele weitere folgen sollten. 😉 Portugal ist ja der weltweit größte Produzent von Kork. Weil aber viele Weinflaschen heutzutage nicht mehr mit echten Korken, sondern mit Plastik verschlossen werden, fertigt man nun auch andere Produkte aus Kork, zum Beispiel Taschen, Schuhe, Hüte, Schirme, Fächer und vieles andere mehr. Kork ist sehr leicht und geschmeidig, außerdem haltbar, wasserdicht und hypoallergen. Und es fühlt sich einfach großartig an, so ähnlich wie weiches Leder. Leider fanden wir im ganzen Urlaub keine passende Hülle für mein Tablet oder den eReader, sowas hätte ich nämlich echt brauchen können. Und wir haben wirklich in viiiiiielen Korkläden gesucht! 😉 Dafür habe ich mir aber ein neues Kosmetiktäschchen gekauft, das ich seitdem im Einsatz habe. Gut, der Kauf ist nun gerade mal einen Monat her, aber noch sieht das Täschchen wirklich aus wie neu. Ich bin gespannt, wie lange noch.

Mittwoch, 31. August: Vale do Lobo

Strandtag! Nachdem wir auch heute zunächst unser Feriendomizil ausgiebig genossen hatten, machten wir uns am frühen Nachmittag auf in Richtung Strand. Nach ausführlicher Lektüre der Strand-App hatten wir uns für den Strand von Vale do Lobo entschieden. Vale do Lobo ist, ähnlich wie Quinta do Lago, eine eher exklusive Villengegend mit vielen Golfplätzen und vorwiegend englischem Publikum. Uns begeisterte vor allem, wie grün und gepflegt hier alles war. Die Ferienvillen waren niemals protzig, auch nicht hinter hohen Mauern und Stacheldraht verborgen, sondern architektonisch ansprechend schön in die Landschaft integriert.

Am Strand angekommen, suchten wir zunächst einen Parkplatz und fanden ihn am Straßenrand. Rechts von uns ging es zum Strand, links lag ein Golfplatz. Der Parkplatz war ein wenig eng und so stieg Flo aus, um Jens von außen einzuweisen. Während Jens noch rangierte, hörten wir auf einmal einen fürchterlichen Schlag. Ein Golfball hatte unser Auto getroffen! Wir erschraken zunächst fürchterlich, doch schnell stellten wir fest, dass nichts Schlimmes passiert war. Der Golfball hatte die Gummieinfassung des Seitenfensters getroffen, das konnten wir am Gummi selbst ebenso erkennen wie an dem schwarzen Abrieb auf dem Golfball. Aber nicht auszudenken, wenn der Ball das Fenster selbst getroffen hätte! Oder – noch schlimmer – Flo, der ja direkt daneben gestanden hatte! Da hatten wir wirklich großes Glück gehabt und den Golfball nahmen wir mit, als Andenken.

Nun aber ab zum Strand! Wir waren begeistert von der landschaftlichen Schönheit. Links und rechts des Strandeingangs erstreckten sich rote Felshänge, die mich sehr stark an das Rote Kliff auf Sylt erinnerten. Nur war der Sand hier rötlicher und die Temperaturen deutlich wärmer. In unserem Ferienhaus hatten wir einen Sonnenschirm gefunden, der sich gut zum Mitnehmen an den Strand eignete. Und so verzichteten wir darauf, uns Liegestühle zu mieten, sondern ließen uns mit Schirm und Badetüchern an einem freien Strandabschnitt nieder, Platz war hier genug. Felix und ich unternahmen einen langen Strandspaziergang, auf dem ich mich nicht sattsehen konnte an den roten Felsen, die so einen herrlichen Kontrast zum strahlend blauen Himmel bildeten. Das Wasser war übrigens gar nicht mal so kalt, obwohl wir hier schließlich am Atlantik waren.

Am frühen Abend entdeckten wir quasi im Vorbeigehen eine sehr einladende Beach Bar. Hier ließen wir uns gerne nieder, doch leider erfuhren wir, dass die Bar nur bis 18.30 Uhr geöffnet hatte und es dort um diese Uhrzeit auch nur noch etwas zu trinken, nicht aber zu essen gab. Also bestellten wir uns Cocktails, die wir in gemütlichen Loungesesseln mit Blick aufs Meer genossen. Später wechselten wir dann doch noch das Lokal, um richtig zu Abend zu essen. Die Auswahl war auch hier groß und wir entschieden uns für das „Breeze“, hauptsächlich wegen der Terrasse direkt am Meer. Leider sonderte das Gebüsch, das direkt unterhalb der Terrasse wuchs, einen etwas unangenehmen Geruch ab. Aber der herrliche Sonnenuntergang entschädigte dafür allemal.

Donnerstag, 1. September: Faro

So herrlich unser Ferienhaus auch war, nun war unsere Lust auf Entdeckungen endgültig geweckt! So starteten wir diesmal schon am Vormittag in Richtung Faro. Auf dem Weg dorthin machten wir am Ortsrand von Almancil noch Halt bei der Kirche Igreja de Sao Lourenco dos Matos, die berühmt ist wegen ihrer Fliesenbilder, der sogenannten Azulejos. 1755 wurde die Algarve von einem schweren Erdbeben erschüttert, das viele Bauwerke und Kunstschätze zerstörte. Diese Kirche hat das Erdbeben fast unbeschadet überstanden, was an sich schon eine Besonderheit darstellt. Doch die eigentliche Attraktion ist die Ausstattung des Innenraums: Die Wände sind vollständig mit den blau bemalten Fliesen verkleidet. Leider darf man im Innern der Kirche nicht fotografieren, deshalb muss hier der Scan einer Ansichtskarte genügen.

Nach diesem beeindruckenden Zwischenstopp ging es weiter nach Faro. Nach etwa zwanzig Minuten Fahrt erreichten wir die Innenstadt und fanden am Largo de Sao Francisco, einem großen Platz am östlichen Rand der Altstadt, sogar einen kostenlosen Parkplatz. Die Altstadt selbst ist von einer Befestigungsmauer umgeben, vier Tore führen hinein in das Gewirr aus kleinen Gässchen und anheimelnden Plätzen.

Wir gelangten zur Kathedrale Sé, was soviel heißt wie (Bischofs-)Sitz. Schon zu Zeiten der Westgoten soll hier eine christliche Kirche gewesen sein, später dann eine maurische Moschee, die dann wieder durch eine christliche Kirche ersetzt wurde. Der gotische Glockenturm jedoch hat sowohl dieses Hin und Her als auch das große Erdbeben überstanden und bildet somit den ältesten Teil der heutigen Kathedrale. Vor allem aber bietet er einen fantastischen Rundblick über die Altstadt und die vorgelagerten Lagunen. Im Minutentakt donnerten die Flugzeuge über unsere Köpfe hinweg, denn der Flughafen liegt nur wenige Kilometer entfernt.

Im Anschluss besichtigten wir die Kirche selbst. Neben dem Hauptaltar gibt es eine Vielzahl von Seitenkapellen, von denen jede auf ihre Weise ganz prächtig ausgestattet ist:

Und auch der Innenhof ist sehr hübsch gestaltet. Hier gibt es ein paar schattige Plätze, die Michaelskapelle und die Knochenkapelle.

Wir bummelten weiter durch die Altstadt und kamen zu einem kleinen Buch- und Souvenirladen, wo ich Ansichtskarten und Briefmarken kaufte. Die überaus nette ältere Verkäuferin schenkte mir noch ein hübsches Buchzeichen dazu. Überhaupt haben wir in diesem Urlaub nur nette Menschen in den Läden und Restaurants getroffen und wurden überall sehr freundlich empfangen.

Durch den Arco da Vila verließen wir die Altstadt und betraten gleich gegenüber die kleine Grünanlage Jardim Manuel Bivar. Hier suchten wir uns eine schattige Bank und machten Picknick, denn wir hatten neben etlichen Wasserflaschen ein wenig Obst und ein paar Snacks mitgenommen. Dann erkundeten wir die hübsche Fußgängerzone. Trotz der Mittagszeit hatten viele Läden geöffnet. Unser Ziel war die Igreja do Carmo, eine Kirche ein Stückchen nördlich der Altstadt. Hier soll es eine schaurig-schöne Knochenkapelle geben. Leider war die Kirche aber über Mittag geschlossen. Wir ließen uns im Schatten nieder und schauten ein wenig dem Treiben auf dem Platz vor der Kirche zu. Neben der Kirche war ein Kindergarten und wir vermuteten, dass heute für viele Kleinkinder der erste Tag dort sein könnte, denn es war ja der 1. September. Etliche Mütter kamen aus dem Gebäude, die noch eine ganze Weile zusammen standen und sich unterhielten, bevor sie sich zögernd vom Platz und damit von ihren Kindern entfernten.

Auch wir entfernten uns und zwar zurück in Richtung Parkplatz. Es war zu heiß, um noch viel zu unternehmen, deshalb beschlossen wir, zurück nach Hause zu fahren, dort eine schöne Kaffeestunde abzuhalten und uns im Pool zu erfrischen. Auf dem Weg hielten wir in Almancil an einem Supermarkt an. Der Parkplatz war voller Autos – nur ein Kunde war offensichtlich mit dem Eselkarren zum Einkaufen gefahren:

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Freitag, 2. September: Cabo de Sao Vicente, Sagres, Lagos

An diesem Tag starteten wir ebenfalls schon am Vormittag, diesmal erstmals in Richtung Westen. Dazu nahmen wir die N125, die Nationalstraße, die an der gesamten Algarveküste entlangführt. Zwar hatte uns der Reiseführer gewarnt, dass diese Straße viel befahren und sehr unfallträchtig und die Autobahn trotz Mautgebühren vorzuziehen sei, doch das war für Jens natürlich kein Argument. Außerdem sah man entlang der N125 viel mehr, weil die Straße mitten durch die Ortschaften führte. Und aus unserer Erfahrung heraus können wir die Einschätzung des Reiseführers nicht teilen, ganz im Gegenteil. Im ganzen Urlaub haben wir keinen einzigen Autofahrer erlebt, der gehupt oder gedrängelt hätte – ganz im Gegensatz zum aggressiven Fahrstil vieler Deutschen! In Portugal gibt es wenige Ampelkreuzungen, dafür umso mehr Kreisverkehre und das funktioniert in der Regel reibungslos. Außerdem haben die Portugiesen ein höchst effektives System, um die Geschwindigkeit zu reduzieren: Da gibt es Ampeln, die nur blinken und ein Schild darunter warnt davor, dass hier die Geschwindigkeit kontrolliert wird. Etwa 50 Meter weiter steht die nächste Ampel. Fährt man nun schneller als erlaubt, schaltet die zweite Ampel automatisch auf Rot – ganz egal, ob Gegenverkehr kommt oder nicht (oft genug kann an dieser Stelle gar kein Gegenverkehr kommen). Wer also nicht sinnlos an einer roten Ampel stehen und warten will, nimmt lieber den Fuß vom Gas und fährt vorschriftsmäßig. Ein, wie ich finde, absolut nachahmenswertes System!

Unser Ziel heute: Der Leuchtturm am Cabo de Sao Vicente, dem südwestlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Vor elf Jahren, bei unserem ersten Portugalurlaub, waren wir bereits am Cabo da Roca nahe Lissabon gewesen, Europas westlichstem Punkt. Nun also auf zum südwestlichsten Ende unseres Kontinents. Der Reiseführer hatte gewarnt, dass hier stets ein kühler Wind wehen würde und genau darauf freuten wir uns angesichts der anhaltenden Hitze. Aber wir wurden „enttäuscht“: Als wir nach etwa eineinhalb Stunden Fahrt – die letzten Kilometer durch scheinbar komplett verlassenes Niemandsland – den Leuchtturm erreichten, war es dort genau so heiß wie überall sonst. Und obwohl dieser Leuchtturm in keinem Reiseführer unerwähnt bleibt, ging es auch hier sehr entspannt zu: Kein großer Busparkplatz, der Gebühren kostet, man parkte einfach irgendwo am Straßenrand.

Am Leuchtturm hatten wir ein kleines Déja-vu, denn es war hier genau so neblig wie seinerzeit am Cabo da Roca. Und das, obwohl gleichzeitig die Sonne schien. Es war ein fast unwirkliches Licht.

Vor allem Flo konnte gar nicht genug davon bekommen, auf die tosenden Wellen des Atlantik zu schauen, die sich tief unter uns an den Klippen brachen. Die schroffen Felsformationen sahen absolut faszinierend aus. Das Kap hat eine Höhe von etwa 70 Metern über dem Meeresspiegel und das Lichtsignal des Leuchtturms eine Reichweite von gut 32 Seemeilen – damit ist es das stärkste Leuchtsignal Europas und das zweitstärkste weltweit.

Schließlich kehrten wir dem Leuchtturm den Rücken und wandten uns den vielen Souvenir- und Imbissständen entlang der Zufahrtsstraße zu. Tatsächlich konnte man hier dicke Wollpullis kaufen und Jens wurde gleich am ersten Stand fündig. Die Kinder suchten sich T-Shirts aus und ich eine schöne Tasse mit Azulejo-Muster für meine Sammlung zuhause. Außerdem besuchten wir die berühmte Imbissbude „Letzte Bratwurst vor Amerika“, die ein Ehepaar aus Nürnberg seit 20 Jahren dort betreibt. Allerdings begnügten wir uns mit Gucken, denn für Bratwurst war es uns definitiv zu heiß. Am Nachbarstand hingegen gab es frisch gepressten Orangensaft für 2,50 Euro pro Glas – ein Schnäppchenpreis, wenn man bedenkt, wie viel Arbeit das Auspressen macht und wie viele Orangen für 0,2 Liter Saft benötigt werden.

Während wir uns also mit dem leckeren Saft erfrischten, kämpfte sich plötzlich die Sonne durch die letzten Nebelschwaden. Auf einmal hatten wir strahlend blauen Himmel über uns! Also noch einmal zurück zum Leuchtturm:

Doch irgendwann rissen wir uns schweren Herzens los und machten uns auf den Rückweg in Richtung Sagres – nicht ohne unterwegs mehrmals anzuhalten und das Panorama zu fotografieren:

Außerdem hielten wir an einem der vielen einladenden Keramik-Läden, die hier die Straße säumten:

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Unser nächstes Ziel war die Fortaleza de Sagres. Heinrich der Seefahrer hatte hier einst eine Reihe von Wissenschaftlern versammelt, um mit deren vereintem Wissen seine Eroberungsfahrten zu planen. Die Festung liegt oberhalb einer malerischen Bucht, in der sich uns ein dramatisches Schauspiel bot: Offensichtlich war dort in der Nacht zuvor ein Fischerboot auf Grund gelaufen. Die sechs Crewmitglieder hatten das Boot unverletzt verlassen können, doch das Boot lag auf dem Sandstrand fest. Nun, einen Tag später, sollte es mit der auflaufenden Flut wieder flott gemacht werden. Ein anderes Schiff sollte das Fischerboot abschleppen, ein Taucher schwamm zu dem Boot, kletterte hinein und werkelte dort herum. Und neben uns an der Felskante oberhalb der Bucht standen jede Menge Fischer, Marineangehörige und Hafenangestellte, die die Bergung verfolgten:

Wir standen dort eine ganze Weile in der sengenden Sonne und nichts ging voran. Es sah ein paarmal so aus, als geriete das Fischerboot nun erst recht in gefährliche Schräglage. Schließlich wurde es uns definitiv zu heiß und wir verließen unseren Logenplatz. Felix forschte aber später im Internet und konnte in einer lokalen Zeitung nachlesen, dass das Fischerboot noch geborgen wurde – offenbar nur wenige Minuten, nachdem wir gegangen waren. Es wurde in den nächsten Hafen geschleppt und dort repariert, denn das defekte Ruder hatte ja überhaupt erst zu diesem Unglück geführt. Einige Fotos von der Bergung gibt es hier (so lange der link lebt).

Wir selbst wandten uns nun der Festung zu, die auf einem Felsplateau liegt, das mit seinem trockenen Geröll an eine Mondlandschaft erinnert. Die Besichtigung der Festung hätte Eintritt gekostet und irgendwie hatten wir gerade alle vier keine Lust. So warfen wir nur einen Blick von außen auf das riesige Gemäuer und machten uns stattdessen auf den Weg zum Hafen, in der Hoffnung, dort ein Café oder eine Bar für eine kleine Rast zu finden.

Leider hatten wir aber Pech, am Hafen gab es nur ein einziges Restaurant, das gerade schloss. Also fuhren wir weiter nach Lagos, dem nächsten Ziel unserer heutigen Tour. Hier fanden wir gleich einen Parkplatz nahe der Fußgängerzone und ließen uns im erstbesten Café nieder, wo wir Kuchen, Waffeln und kühle Getränke genossen. Lagos ist eines der Hauptziele für Touristen an der Algarve, hat sich aber im Gegensatz zu manch anderem Ort seinen ursprünglichen Charme bewahrt. Die Altstadt ist eine große Fußgängerzone mit vielen verwinkelten Gassen, hübschen Häusern und heimeligen kleinen Plätzen:

Am Südwestende der Altstadt liegen die Festung und die Praca do Infante, der große Platz, der Heinrich dem Seefahrer gewidmet ist, denn der brach von Lagos zu seinen Entdeckungsreisen und Weltumsegelungen auf. Hier fließt der Fluss Bensafrim ins Meer und entlang des Flussufers gibt es eine prachtvoll angelegte Promenade, auf der viele Stände mit Korkwaren und Souvenirs aufgebaut sind, so dass sich unser Bummel äußerst abwechslungsreich gestaltete. Von hier kamen wir zur Marina, einem hübschen Jachthafen. Auf einer Seite des Hafens waren in einem zweistöckigen Gebäude mehrere Restaurants untergebracht, aus denen es nicht nur verlockend duftete, sondern auch klang, denn hier wurde Livemusik geboten. Dennoch entschieden wir uns dafür, zum Abendessen zurück in die Altstadt zu gehen, denn es war so heiß, dass wir noch gar keinen großen Hunger verspürten. Zurück in der Altstadt, ließen wir uns einfach ein wenig treiben und landeten später in einem netten Lokal, in dem ich eine weitere landestypische Spezialität probierte: gegrillte Sardinen. Lecker!

Nach dem Essen bummelten wir erneut durch die Gassen, in denen es jetzt am Abend erst so richtig rundging. Es herrschte eine wunderbar entspannte Atmosphäre. Sehr spät am Abend nahmen wir dann tatsächlich die Autobahn, um zurück zu unserem Ferienhaus zu gelangen.

Samstag, 3. September: Loulé

Heute hieß es früh aufstehen, denn wir wollten zum Markt nach Loulé. Die dortige Markthalle im neomaurischen Stil hat zwar jeden Vormittag geöffnet, doch nur samstags ist auch in den umliegenden Straßen ein großer Wochenmarkt, auf dem Bauern aus der Region ihre Waren anbieten. Wie schon befürchtet, gab es in den Ortseinfallstraßen einen Stau, aber dennoch hatten wir Glück und entdeckten schnell einen Parkplatz, von dem aus wir in kürzester Zeit zum Markt kamen. Hier herrschte reges Treiben und das Schöne daran war, dass es sich dabei um keine Touristenattraktion handelte, sondern um echten portugiesischen Alltag. Natürlich waren wir nicht die einzigen Touristen, die hier einkauften, aber in erster Linie waren es eben doch Einheimische, die hier ihren Wocheneinkauf tätigten. Eine ganze Weile ließen wir uns einfach nur treiben und begutachteten staunend das große Angebot an Obst, Gemüse, Salaten, Fisch, Fleisch, Käse und vielem anderen mehr. Dann aber machten wir uns gezielt an unsere Einkäufe. Jens erstand Garnelen, Flo ein Fläschchen scharfe Piri-Piri-Soße, ich ein Gläschen Feigenmarmelade. Auch frisches Mandelgebäck landete in unserer Einkaufstasche.

Schwer bepackt machten wir uns auf den Rückweg zum Auto und zum Ferienhaus. Weil es so wahnsinnig heiß war, verlegten wir unsere Kaffeestunde heute von der Terrasse in den Pool. Unser Pool hatte nämlich am einen Ende eine kreisrunde Abteilung, die zwar aussah wie ein Planschbecken für Kinder, dafür aber mit 1,35 Metern viel zu tief war. Hier verlief im Wasser rundherum eine geflieste Bank, so dass man dort bequem sitzen konnte. Gedacht war das Ganze wohl für Poolparties. Hier konnten wir sehr angenehm den heißen Nachmittag verbringen.

algarve141Später packte uns dann die Neugier: Wie sah es eigentlich jenseits unseres Gartenzaunes aus? Denn so schön unser Garten war, Fernsicht hatte man von dort aus nicht, denn entlang der Grundstücksgrenze waren hohe Oleanderbüsche gepflanzt. Neben unserem Ferienhaus gab es noch ein weiteres Haus, das aber während unseres Aufenthalts unbewohnt blieb, rund herum war unbebautes Gelände. Da wir auf einem Hügel wohnten und der Garten nach Süden, also in Richtung Meer, ausgerichtet war, hoffte ich auf Meerblick jenseits des Zaunes. In dieser Hinsicht wurde ich enttäuscht, denn das Gelände war mit zu vielen Bäumen bewachsen. Lediglich ein Stück Dach eines Luxushotelresorts in Quinta do Lago konnte ich in der Ferne ausmachen. Dafür machten wir eine andere Entdeckung: Hier gab es wilde Mandel- und Feigenbäume. Vor allem letztere wurden dann auch bald fleißig geplündert, denn den Feigenbaum in unserem eigenen Garten hatten wir schon abgeerntet und wir konnten doch nicht genug bekommen von diesen süßen Früchten, die frisch vom Baum so viel besser schmecken als aus dem Supermarkt.

Sonntag, 4. September: Almancil

Laut Reiseführer und dem deutschsprachigen Magazin „Entdecken Sie Algarve“ sollte heute Vormittag eigentlich ein Markt im Zentrum von Almancil stattfinden. Doch leider Fehlanzeige: der Platz, wo dieser Markt sein sollte, war gähnend leer. Stattdessen fuhren wir zum Einkaufen zum Supermarkt „Apolonia“ und fühlten uns wie nach England versetzt, denn hier hatte man sich komplett auf die englische Kundschaft eingestellt. Es gab Lemon Curd, Ginger Biscuits, Marmite und jede Menge anderer englischer Spezialitäten – ein echtes Erlebnis!

Den Nachmittag dieses erneut sehr heißen Tages verbrachten wir am Pool, bevor wir uns abends wieder nach Almancil aufmachten. Das Restaurant „Lennon’s Bar & Grill“ bot jeden Sonntag Abend ein „All you can eat Barbecue“. Hier saßen wir gemütlich auf der Terrasse und ließen uns vom Grillchef verwöhnen. Danach waren wir so vollgestopft, dass wir daheim noch eine nächtliche Runde im Pool drehten, um die vielen Kalorien abzuarbeiten.

Montag, 5. September: Faro

Ein weiterer Tag mit Temperaturen über dreißig Grad! Weil Felix dringend neue Badehosen brauchte und ich selbst einen neuen Bikini, schlug ich vor, nach Faro ins Einkaufszentrum „Forum Algarve“ zu fahren. Meine Hoffnung war, dass die Läden dort über eine Klimaanlage verfügten. So verbrachten wir die Mittagszeit mit einem gemütlichen Einkaufsbummel, bei dem wir neben den oben erwähnten Badesachen auch noch T-Shirts erstanden, in einem Elektronikmarkt stöberten und am Ende wieder einmal in einem großen Supermarkt landeten – brauchten wir wirklich so viele Lebensmittel, dass wir jeden Tag neu einkaufen mussten? Die Läden im Einkaufszentrum waren teilweise die üblichen Ketten, wie man sie auch hierzulande kennt. Andere waren aber für uns neu und auch architektonisch konnte sich das Forum Algarve durchaus sehen lassen:

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Dienstag, 6. September: Albufeira, Carvoeiro, Algar Seco

Zeit für den nächsten Ausflug! Allerdings sollte ausgerechnet heute der heißeste Tag des Jahres werden mit Temperaturen bis zu vierzig Grad. Deshalb starteten wir erst am Nachmittag, denn zum Glück lag unser Ferienhaus so günstig, dass man von hier aus in weniger als einer Stunde Fahrtzeit die meisten Sehenswürdigkeiten erreichen konnte. So gelangten wir am späten Nachmittag nach Albufeira, was wohl der touristischste Ort der gesamten Algarveküste sein dürfte, inklusive Hochhäusern, Bettenburgen und sämtlichen negativen Auswüchsen, die der Tourismus so mit sich bringt. Nach einer Irrfahrt durch diverse Einbahnstraßen erreichten wir schließlich das Parkhaus am Largo Cais Herculano am Ostrand des Zentrums. Hier gab es eine große Aussichtsterrasse über dem Strand. Leider waren die Treppen und Wege hier aber schmutzig und mit Glasscherben und anderen Hinterlassenschaften übersät. Das hatten wir so bislang noch nicht an der Algarve erlebt und so dauerte es auch nicht lange, bis Jens feststellte: „Hier gefällt es mir nicht!“ Dennoch machten wir uns auf den Weg ins Zentrum – per Rolltreppe, denn Albufeira liegt an einer großen Bucht und zieht sich von dort aus die umliegenden Hügel hinauf. So gibt es hier auch eher ungewöhnliche Mittel, um den Hauptstrand zu erreichen: Eine Rolltreppe im Osten, einen Aufzug im Westen und dazwischen einen Tunnel durch den Fels, der den Strand mit dem Ortszentrum verbindet:

Wir machten einen Bummel durch das Zentrum, vorbei an einer Vielzahl englischer Pubs und Souvenirläden mit China-Ramsch. Dazwischen gab es aber auch einige Läden, die noch traditionelles Handwerk verkauften und Albufeira konnte durchaus auch mit einigen hübschen Ecken aufwarten:

In der weitläufigen Fußgängerzone bewunderten wir dieses Kunstwerk aus Sand:

Dann aber hatten wir endgültig genug von Albufeira und fuhren weiter nach Carvoeiro. Das liegt, ähnlich wie Albufeira, an einer Bucht und zieht sich rundherum die Hügel hinaus. Es ist aber deutlich kleiner und strahlt insgesamt eine ganz andere Atmosphäre aus. Hier gefiel es uns deutlich besser:

Nachdem wir eine Weile durch den Ort gebummelt waren und ich mir im Souvenirshop eine Tischdecke mit Azulejo-Muster gegönnt hatte, machten wir uns auf den Weg zu einer Attraktion etwa einen Kilometer östlich des Zentrums: den Felsformationen von Algar Seco. Was für eine grandiose Landschaft! Auf einem Holzsteg konnte man entlang der Klippen wandern und gerade im Licht der untergehenden Sonne boten sich immer wieder neue faszinierende Anblicke:

Das ultimative Highlight dieses Tages aber war unsere Einkehr in der Boneca Bar inmitten der Felslandschaft! Was für ein grandioser Ort fürs Abendessen! Und das sogar noch mit Livemusik:

Mittwoch, 7. September: Vale do Lobo

Nach diesem Ausflugstag war Erholung am Strand angesagt. Und weil es dort so schön war, fuhren wir erneut zum Praia de Vale do Lobo.

Nach dem abendlichen Grillen beobachteten wir wieder einmal unsere Haustiere, die Geckos auf unserer Terrasse. Apropos Haustier: Einmal verirrte sich ein Gecko in unser Schlafzimmer, das fand ich dann nicht mehr ganz so niedlich. Doch zum Glück hat Jens den Gecko und mich gerettet 🙂

Donnerstag, 8. September: Alte, Silves, Ferragudo

Heute starteten wir zu einem Ganztagesausflug ins Hinterland. Über Loulé fuhren wir zunächst nach Alte, ein wirklich hübsches kleines Dorf in den Ausläufern der Serra do Caldeirao. Schon zuvor waren mir an vielen Häusern die pittoresken kleinen Kamine aufgefallen und ich hatte bislang vergeblich nach einer Ansichtskarte Ausschau gehalten, auf der ein paar dieser Exemplare abgebildet sind. Unverständlich, warum es so etwas nicht gibt! Jedenfalls beschloss ich nun, diese Kamine zu fotografieren und mir so meine eigene Foto-Sammlung zu gestalten. In Alte boten sich dazu besonders viele Gelegenheiten, das Ergebnis, also die Kamin-Fotoserie, gibt es am Ende dieses Reiseberichts. Zunächst einige Eindrücke von Alte selbst:

Ein kleines Stück außerhalb des Ortskerns gelangt man zur Fonte Pequena und zur Fonte Grande, einer in Fliesen gefassten Quelle, aus deren Hähnen man frisches Trinkwasser entnehmen kann. Dem Wasser wird sogar eine gewisse Heilkraft nachgesagt, in jedem Fall ist es köstlich erfrischend! Das Fliesenbild an der Quelle stellt den Heiligen Antonius dar und rund um die Quelle gibt es einen kleinen Park mit Picknickplatz – sehr idyllisch!

Auf dem Rückweg zum Auto und erst recht auf der Weiterfahrt nach Silves bemerkten wir dunkle Wolken am Himmel. Was zunächst wie Gewitter aussah, entpuppte sich schnell als etwas weitaus Ernsteres: Waldbrände. Wir hatten natürlich schon mitbekommen, dass es im Hinterland der Algarve kürzlich Waldbrände gegeben hatte. Was wir nicht wussten, war, dass diese just an diesem Tag wieder aufgeflammt waren und das schlimmer als zuvor. Betroffen waren vor allem die Wälder zwischen Monchique im Norden und Portimao im Süden. Silves, unser nächstes Ziel, liegt ein Stück östlich von diesem Gebiet. Je näher wir kamen, umso rötlicher verfärbte sich der Himmel und es herrschte eine ganz eigenartige Stimmung:

In Silves angekommen, war unser erstes Ziel das Castelo, das auf eine maurische Gründung zurückgeht. Im 20. Jahrhundert war das Kastell aufwändig saniert worden, dabei wurden im weitläufigen Innenhof Fundamente, die noch aus der maurischen Zeit stammen, freigelegt. Außerdem gibt es dort tiefe Brunnen und Zisternen, einen schönen Garten, unterirdische Ausstellungsräume und eine Burgmauer, von der aus man einen sehr schönen Blick in die Umgebung hat – und in diesem Fall leider auch direkt auf die Waldbrände.

Es war wirklich seltsam: Je nachdem, in welche Richtung man blickte, sah man blauen, roten oder schwarzen Himmel. Sogar die Sonne war von den Rauchwolken verdeckt. Es herrschte eine Stimmung wie kurz vor Ausbruch eines Gewitters und wir empfanden es als sehr bedrückend. Dabei schienen sich aber weder die Touristen noch die Angestellten davon sonderlich beeindrucken zu lassen.

Inmitten des Burghofes gab es wunderschöne Gartenanlagen mit Palmen, Rosen und Granatäpfeln. Über einem kleinen, maurisch anmutenden Wasserlauf war ein eher modernes Gebäude errichtet worden, das ein Café beherbergte. Hier erfrischten wir uns auf überaus köstliche Weise: mit Mandelsaft, Gurkenwasser mit roten Beeren und selbst gemachter Limonade.

Gleich neben dem Kastell ist die Kathedrale von Silves, in die wir aber nur einen kurzen Blick hinein warfen, weil dort gleich darauf eine Messe stattfinden sollte. Weiter ging es in das Ortszentrum, das aber ziemlich leblos auf uns wirkte. Die römische Brücke über den Fluss Arade ist einsturzgefährdet und deswegen mittlerweile sogar für Fußgänger gesperrt.

Nun hatten wir das Gefühl, in Silves alles Wesentliche gesehen zu haben. Zum Abendessen war es noch zu früh, wohin also jetzt? Im Reiseführer hatte ich mir noch einen Vermerk beim Ort Ferragudo gemacht, der als besonders malerisch angepriesen wurde. Wie Silves liegt auch Ferragudo am Fluss Arade, jedoch nicht im Landesinneren, sondern an der Mündung des Flusses ins Meer. Auf dem Weg dorthin fuhren wir wieder einmal ein Stückchen auf der N125, wie so oft in den letzten Tagen. Doch diesmal war alles anderes: Es roch brandig und die Sicht war total eingeschränkt durch die Rauchschwaden und Ascheteilchen in der Luft. Entsprechend langsam ging es auf der Straße in Richtung Portimao voran. Zum Glück konnten wir bald in Richtung Süden abbiegen, doch selbst in Ferragudo merkte man den Brandgeruch noch deutlich. Portimao am anderen Ufer des Arade sah sehr unheimlich aus:

Die Tische vor den Lokalen waren mit Asche bedeckt und es lag eine seltsam gedrückte Stimmung über dem Ort. Dabei ist Ferragudo in der Tat ein sehr hübsches Städtchen. Es gibt dort viele mit Azulejos verkleidete Häuser und schöne Fliesenbilder an den Wänden:

Die kleinen Gassen im Zentrum waren lustigerweise allesamt mit Krawatten geschmückt. Warum, konnte ich bislang nicht herausfinden, kann mich jemand aufklären? In einem Reiseforum im Internet habe ich lediglich gelesen, dass die Gassen zu einer anderen Zeit mit Flipflops und Sandalen dekoriert waren, es scheint sich hier um eine amüsante Eigenheit des Ortes zu handeln.

algarve260Nachdem wir eine ganze Weile herumgebummelt waren, kehrten wir schließlich im Restaurante Portarade am Hauptplatz ein, wo wir hervorragend zu Abend aßen.

Freitag, 9. September: Loulé

In Almancil war von den schrecklichen Waldbränden nur wenige Kilometer weiter westlich nichts zu merken. Natürlich suchten wir im Internet nach aktuellen Berichten zur Lage, doch ach! Das war es mit unserem „free Wifi“ – offensichtlich hatten wir das Datenvolumen aufgebraucht. Schade nur, dass wir gar nicht gewusst hatten, dass das Datenvolumen in unserem Ferienhaus überhaupt begrenzt war, außer einem DinA4-Zettel mit dem WLan-Passwort hatten wir dazu keinerlei Informationen bekommen. Ab sofort waren wir also offline, ob wir wollten oder nicht. Eigentlich erschreckend, wie viel mir das ausmachte. In den vergangenen Tagen hatte ich doch regelmäßig meine E-Mails gecheckt, allein schon, um vorab ein wenig auszusortieren, damit sich später daheim nicht so viel anstaute. Außerdem hatte ich mich vorab über Anfahrtswege, Restaurants und Öffnungzeiten informiert und ich wollte für unseren bevorstehenden Rückflug noch den Online-Check-In nutzen… tja, das ging nun wohl nicht mehr.

Zum Glück hatte ich den Restauranttipp für den heutigen Abend schon zuvor eingeholt. Wir wollten ohnehin noch einmal nach Loulé, weil wir außer der Markthalle noch nichts vom Ort gesehen hatten. Im Restaurant „Museu do Lagar“, einer ehemaligen Ölmühle, sollte es jeden Freitag Abend Livemusik geben, von Fado bis hin zu afrikanischen Klängen. Also starteten wir am späten Nachmittag erneut in den Nachbarort von Almancil. Nun hatten wir die Gelegenheit, uns die Markthalle ganz in Ruhe anzuschauen, denn um diese Uhrzeit lag sie verlassen da. Außerdem unternahmen wir einen Bummel durch den hübschen kleinen Ort.

Es gibt auch in Loulé Reste eines maurischen Kastells, wovon heute aber nur noch einige restaurierte Mauern und Türme erhalten sind. Daran angebaut ist das Museu Municipal. Nach einigem Suchen fanden wir auch den Largo Igreja Matriz, an dem nicht nur die gleichnamige Kirche steht, sondern gegenüber auch das von uns gesuchte Lokal. Weil das aber erst um 19 Uhr öffnete und wir bis dahin noch ein wenig Zeit hatten, besuchten wir zuvor noch den schön angelegten Jardim des Amuados, einen kleinen Park gegenüber der Kirche.

Das Lokal war wirklich sehr urig: In den Raum integriert war ein kleines Museum mit einer alten Olivenölpresse und allerlei anderen historischen Alltagsgegenständen. Auch das Essen war lecker. Nur hinsichtlich der Musik wurden wir enttäuscht: Statt der erhofften Fado-Klänge hörten wir einen Alleinunterhalter, der alte Elvis-Songs zum Besten gab. Naja… Dafür konnten wir auf dem Rückweg noch einmal einen Blick auf die wunderschön beleuchtete Markthalle werfen.

Samstag, 10. September: A la casa

Unser letzter Urlaubstag in diesem wunderschönen Ferienhaus! Wir genossen noch einmal den Pool, packten unsere Koffer und verspeisten die Reste aus dem Kühlschrank.

Sonntag, 11. September: Quinta do Lago, Tavira, Santa Luzia, Faro

Nun war es endgültig Zeit, sich von der wunderschönen Casa das Palmeiras zu trennen. Der Abschied fiel mir richtig schwer. Immerhin hatten wir heute noch einen schönen Ausflugstag vor uns, denn unser Rückflug nach München sollte erst um 19.20 Uhr starten, wir mussten das Ferienhaus aber schon am Vormittag verlassen. Natürlich waren wir viel früher fertig als geplant. Nach einem letzten Rundgang verließen wir das Haus und deponierten die Schlüssel in der Schlüsselbox, deren Code uns vor zwei Wochen noch so viel Kopfzerbrechen bereitet hatte.

Dann machten wir uns auf meinen Wunsch hin auf den Weg nach Quinta do Lago. Bis auf das Einkaufszentrum an der Hauptstraße hatte ich bislang noch nichts von dieser exklusiven Feriensiedlung gesehen. Mir ging es aber gar nicht um die Luxusvillen, sondern vielmehr um die Lage der Siedlung direkt an der Lagunenlandschaft im Mündungsgebiet der Ria Formosa. Den Namen hat die Siedlung von einem Binnensee, der nur wenige hundert Meter vom Meeressaum entfernt liegt. Wir machten eine kleine Rundfahrt, bevor wir uns wieder einmal zur N125 begaben, die wir heute aber in östlicher Richtung befuhren – unser erster Ausflug in die Region östlich von Faro.

Wir hatten uns entschlossen, dem hübschen Ort Tavira noch einen Besuch abzustatten. Tavira liegt etwa eine Autostunde östlich von Faro, das konnten wir heute ganz bequem schaffen. Unser Navi führte uns über Nebenstrecken: Ein Stück vor Faro sollten wir plötzlich links abbiegen. Weil die grobe Richtung stimmte, folgten wir dieser Anweisung und gelangten so über eine landschaftlich schöne Route im Hinterland über Estoi und Moncarapacho nach Tavira. Hier gefiel es uns ausgesprochen gut!

Wir parkten nahe der alten Markthalle und freuten uns, dass das Parken sonntags nichts kostet, worauf uns ein Einheimischer extra noch freundlich hinwies, als wir vor dem Parkautomaten standen und die Aufschrift studierten. Die ehemalige Markthalle beherbergt inzwischen einige kleine Cafés, Restaurants und Geschäfte, war aber an diesem ruhigen Sonntag Vormittag nur mäßig besucht.

Von hier führt eine schöne Grünanlage am Ufer des Flusses Gilao bis zum Hauptplatz, der Praca da Republica.

Wir gingen über die Brücke römischen Ursprungs und erfreuten uns an den hübschen Häusern, von denen auch hier viele mit Fliesen verkleidet sind.

Dann kehrten wir zum Hauptplatz zurück und ließen uns vor einem Café nieder. Und nun hatten wir doch noch Glück in Sachen Livemusik: ein junger Sänger und Gitarrist begann vor dem Café zu musizieren. Er sang eigene Songs und Coverversionen, aber alle ganz fado-typisch angehaucht. Jens kaufte ihm eine CD ab und so können wir uns auch heute noch zuhause an schöner Musik erfreuen, die uns an unseren Urlaub erinnert.

Frisch gestärkt machten wir uns an den Aufstieg zur Kirche Santa Maria do Castelo. Hier war gerade Gottesdienst und wir kamen gerade recht zur Wandlung. Eine Weile blieben wir nahe des Eingangs stehen und obwohl wir kein Wort verstanden, konnten wir der Liturgie doch gut folgen. Plötzlich wurde ich von meinen Gefühlen übermannt und konnte die Tränen kaum noch zurückhalten. Ich war so dankbar für diesen herrlichen Urlaub, den wir zusammen erleben durften, für all das Schöne, das wir gesehen hatten, und für die Harmonie, die zwischen uns vieren herrschte. Ich weiß, dass das alles andere als selbstverständlich ist.

Neben der Kirche liegt der Burggarten, der in den Überresten einer ehemals maurischen Burg angelegt wurde. Ein wenig waghalsig muss man sein, um die unbefestigten Treppen zur Mauerkrone hinaufzuklettern. Dafür wird man oben mit einem schönen Ausblick über Tavira belohnt.

Wir machten uns auf den Rückweg zum Auto. Jens wollte gerne noch zu einer Strandbar, um dort vor dem Rückflug noch eine Kleinigkeit zu essen. Doch das war nicht so einfach: Östlich von Faro sind die Strände nicht direkt an den Küstenorten, sondern auf schmalen Sandbänken, die der Küste vorgelagert sind und oft nur mit kleinen Fähren oder auf Fußgängerbrücken erreicht werden können. Auf gut Glück fuhren wir in Taviras Nachbarort Santa Luzia, der sich selbst auf dem Ortsschild als „Hauptstadt des Oktopus“ anpries. Zwar gab es auch dort keinen Sandstrand, aber eine schöne Uferpromenade mit einer großen Auswahl an einladenden Restaurants. Wir landeten schließlich im Restaurante Marisqueira O Capelo, wo ich einen Oktopus („polvo“) nach Art des Hauses bestellte. Dieses Gericht warf meine bisherige Rangfolge der Restaurants und Speisen noch einmal komplett über den Haufen: Es war sowas von lecker! Angerichtet mit Zwiebeln und Knoblauch war der Oktopus in kleine Stückchen geschabt und gebraten worden. Dazu gab es Kartoffeln, die fast schon wie Chips aussahen, aber saftiger schmeckten. Schon beim Anblick des Fotos läuft mir wieder das Wasser im Mund zusammen.

Nach diesem leckeren Mahl machten wir uns schließlich auf den Weg nach Faro zum Flughafen. Unterwegs hielten wir noch an einem Supermarkt, um ein paar Snacks für den Flug zu besorgen, wohlwissend, dass es bei Air Berlin nur einen Schokoriegel oder einen Pizzacracker geben würde. Im Supermarkt kamen wir noch ins Gespräch mit einem netten Einheimischen, der sich erkundigte, wie es uns im Urlaub gefallen habe.

Gegen 16 Uhr erreichten wir unsere Mietwagenstation, wo wir unser Auto zurückgaben, das uns in den vergangenen zwei Wochen so getreulich quer durch die Landschaft transportiert hatte. Per Shuttlebus ging es zum Flughafen und hier hatten wir noch ein kleines Erlebnis, das ich so typisch für die Portugiesen finde: An der Einfahrt zum Parkplatz gab es eine Schranke, an der man ein Ticket ziehen musste. Vor unserem Shuttlebus waren noch zwei PKWs und der vorderste hatte offensichtlich Probleme, das Ticket zu ziehen. Was wäre nun in Deutschland passiert? Logisch: ungeduldiges Hupen von hinten. Nicht so hier: der Fahrer aus dem zweiten Wagen stieg aus, half dem ersten Fahrer, reichte ihm sein Ticket ins Auto, stieg selber wieder ein und schon hatte sich die Situation aufs Beste gelöst. Toll!

Im Flughafen stellten wir fest, dass der Check-In-Schalter für unseren Flug noch gar nicht geöffnet hatte. Doch kaum war es endlich so weit, bildeten sich rasch lange Schlangen. Und natürlich standen wir in der Schlange mit der langsamsten Angestellten. Neben uns ging es viel schneller, aber wir hatten ja jede Menge Zeit… schließlich hatte der Angestellte am First Class-Schalter Erbarmen und rief uns zu sich, so dass wir bei ihm einchecken konnten. Doch dann kam das Gedränge an der Sicherheitskontrolle, auch hier waren ewig lange Schlangen. Und so wurde es allmählich 18.40 Uhr, um 18.45 Uhr sollte das Boarding beginnen und wir wussten noch nicht einmal, zu welchem Gate wir mussten! Die Durchsagen waren fast unverständlich, doch als wir endlich die Security passiert hatten (von wegen besonders gründliche Kontrollen am 11. September…), schnappten wir eher zufällig die Durchsage mit unserem Gate auf. Dort angekommen, wollten wir nochmal rasch zur Toilette – es gab genau eine Kabine für Männlein und eine für Weiblein und vor beiden bildeten sich wieder einmal lange Schlangen. Nun wurden wir doch unruhig, doch wir schafften es noch rechtzeitig an Bord. So ein Stress, obwohl wir wirklich mehr als pünktlich am Flughafen angekommen waren! Und kaum saßen wir alle im Flieger, teilte uns der Pilot mit, dass sich der Start wohl noch um eine gute Viertelstunde verzögern würde. Viel Hektik wegen nichts!

Der Flug entschädigte jedoch für den Stress zuvor. Wie ich gehofft hatte, startete unser Flieger in westlicher Richtung. In den vergangenen zwei Wochen hatten wir von unserem Ferienhaus und vom Strand aus häufig die Flugzeuge beobachtet, die in Faro starteten, dann ein Stück entlang der Küste flogen und auf Höhe von Quarteira nach Norden abbogen. Genau so machte es nun auch unser Flieger und das bedeutete, dass wir zum Abschied nochmal über Quinta do Lago flogen, „unseren“ Strand bei Vale do Lobo sahen und mit ganz viel Fantasie auch unser Ferienhaus in der Ferne erahnen konnten.

Danach wurde es rasch dunkel und da unser Flieger leider keine Bildschirme an Bord hatte, auf denen man die Flugroute hätte verfolgen können, blieb es ein Ratespiel, die Orte unter uns zu identifizieren. Ich bin mir aber relativ sicher, dass ich den angestrahlten Mailänder Dom und das Südufer des Gardasees mit Sirmione und Peschiera erkennen konnte. München umflogen wir auf der Westseite, bevor wir nach einem wunderbar ruhigen Flug gegen 23.30 Uhr am Flughafen im Erdinger Moos aufsetzten. Wir waren der letzte Flieger, der dort an diesem Abend landete, dennoch mussten wir eine Weile auf unser Gepäck warten. Frau Huber vom Parkservice Huber begrüßte uns trotz der späten Stunde überaus freundlich und teilte uns die letzten Neuigkeiten aus der Heimat und den Klatsch anderer Reisender mit. Natürlich waren die Waldbrände auch hier ein Thema gewesen. Gegen ein Uhr nachts kamen wir schließlich zu Hause an und fielen müde in unsere herrlich vertrauten bequemen Betten.

Fazit: Es war ein absolut perfekter Urlaub in einem paradiesischen Ferienhaus, mit herrlichen Ausflügen in hübsche Orte und spektakuläre Landschaften, mit leckerem Essen und einer stets entspannten Atmosphäre. Dieser Urlaub hat mich zum Algarve-Fan gemacht und ich würde jederzeit gerne wieder dorthin reisen.

Bonus: Portugiesische Kamine