„Ein Halleluja für die Liebe“ | |
von Roberta Gregorio | |
Bewertung
★★★★☆
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Verlag | dotbooks |
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Buchform | eBook |
Erschienen | März/April 2017 |
Seiten | 134 |
Erhältlich bei | Buchladen Vaterstetten, dotbooks |
Santa Rosalia ist die Dorfheilige von Tettirossi, einem kleinen Dörfchen irgendwo in Italien. Zu dieser Heiligen beten die Bewohner von Tettirossi, wenn sie Kummer oder Sorgen haben. Und davon gibt es einige: Da ist zunächst einmal die alleinerziehende Giusy, die sich aufopferungsvoll um ihren Sohn Angelo und ihren Vater Umberto kümmert und darüber das Leben allzu schwer nimmt. Oder Piero, der Barbesitzer wider Willen, der mit seiner Einsamkeit und Antriebslosigkeit kämpft. Oder der Bürgermeister, der ganz gerne mal ein wenig Geld für die eigene Tasche abzweigt.
Rosalia hat also alle Hände voll zu tun, besonders an ihrem Ehrentag, dem 4. September. Denn da wird ihre Statue in einer feierlichen Prozession durchs ganze Dorf getragen, es gibt ein prunkvolles Feuerwerk und hinterher bilden sich lange Schlangen von Bittstellern in der Dorfkirche, denn jeder nutzt die Gelegenheit, Santa Rosalia seine Wünsche und Hoffnungen anzuvertrauen. Das kann ganz schön anstrengend werden. Kein Wunder also, dass Rosalia kurz einnickt und dabei dummerweise ein paar Bitten nicht richtig mitbekommt – sehr zur Freude von San Lorenzo, dem Heiligen des Nachbardorfes Villebianche, der schon lange eifersüchtig auf Rosalias Beliebtheit ist. Kurzerhand beschließt Rosalia, in diesem Jahr ausnahmsweise zwei Wünsche zu erfüllen statt nur einem. Doch leider verwechselt sie dabei die Wünsche von Piero und Angelo und setzt so eine Kette von ungeahnten Reaktionen in Gang.
Dieser Kurzroman ist der Auftakt zu einer Trilogie um dickköpfige und allzu irdische Heilige und die ihnen anvertrauten Menschen. Mich hat die Geschichte spontan ein wenig an die Papst-Krimis von Johanna Alba und Jan Chorin erinnert, wohl deshalb, weil es dort um ein ähnliches Thema geht und diese Geschichten ebenfalls in Italien spielen.
Die Idee, Santa Rosalia zur Hauptfigur eines Romans zu machen, fand ich ausgesprochen charmant. Diese Heilige gab es tatsächlich. Sie gilt als die Schutzpatronin von Palermo, ihr Gedenktag ist der 4. September (was wohl ihr Todestag sein soll) sowie auf Sizilien auch der 15. Juli. Leider gibt es keine zeitgenössischen Quellen zu ihr, vieles wurde erst im Zuge ihrer Heiligsprechung zusammengetragen. Fest steht, dass sie lange als Eremitin in einer Höhle gelebt hat, dargestellt wird sie meist mit einem langen Kleid, offenem Haar und Rosen darin – weshalb sich auch so mancher Dorfbewohner in Roberta Gregorios Geschichte über den intensiven Rosenduft wundert. Nähere Infos zur heiligen Rosalia gibt es z.B. bei Wikipedia.
Ich fand die Geschichte insgesamt sehr charmant und liebenswert, wenngleich sie sicher nicht zur alleranspruchsvollsten Lektüre gehört und das Ende recht vorhersehbar ist. Aber ich habe mich bestens unterhalten gefühlt und die Autorin verstand es wunderbar, die Atmosphäre eines italienischen Dorfes zu vermitteln. Ich sah mich beinahe selber auf der Piazza sitzen – und angesichts der Tatsache, dass ich diese Geschichte an einem äußerst tristen, verregneten Wochenende gelesen habe, ist das doch nicht die schlechteste Vorstellung, oder? Außerdem habe ich mich dank dieser Lektüre ein wenig mehr über Santa Rosalia informiert und somit wieder etwas Neues gelernt. So vergebe ich insgesamt vier Sterne.
Interview
Roberta Gregoria war so nett, mir ein paar Fragen zu beantworten, vielen herzlichen Dank dafür!
Wie bist Du auf die Idee gekommen, eine Heilige zur zentralen Figur eines zeitgenössischen Romans zu machen? Und warum gerade Rosalia?
Ich habe den Heiligenkult schon als kleines Mädchen erlebt, wenn wir die Großeltern im Süden besuchten. Für mich hatten die Heiligen schon damals etwas sehr „reales“ an sich. Man darf ja nicht vergessen, dass jeder Heilige mal ein Mensch gewesen ist. Ein besonderer Mensch, der irgendetwas Eklatantes getan hat. So eklatant und wichtig, dass er dafür heiliggesprochen wurde. Die Idee, mal über einen Heiligen zu schreiben, hatte ich schon immer. Konkret umgesetzt habe ich diese Idee aber erst nach einem „Gespräch“ mit Santa Rosalia, einer Heiligen, die hier in einem Nachbarort verehrt wird. An Rosalia hat mich schon immer ihre Schönheit beeindruckt. Ich denke, sie gehört zu den bekanntesten/beliebtesten Heiligen des Südens.
Gibt es Tettirossi wirklich bzw. ein reales Vorbild dafür?
Tettirossi gibt es nicht wirklich, nein. Es gibt auch kein reales Vorbild, zumindest nicht im Detail. Jeder beliebige, kleine Ort in Süditalien könnte aber dafür Modell gestanden haben. Ich habe versucht, die Besonderheiten dieser kleinen Dörfer einzufangen und so wahrheitsgetreu wie möglich wiederzugeben.
Das ist ja der Auftakt zu einer Serie. Steht bei den nächsten Bänden auch wieder Rosalia/Tettirossi im Mittelpunkt? Oder geht es dann um andere Heilige?
Rosalia wird in beiden Folgebänden erscheinen. In Teil 2 steht aber San Lorenzo im Mittelpunkt, in Teil 3 Santa Marina. Die Handlung wird nach Villebianche und dann nach Pietragrigia verlegt.
Info zur Autorin:
Roberta Gregorio, geboren 1976 in Bayern, ist staatlich geprüfte Fremdsprachenkorrespondentin. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie im tiefsten Süden Italiens, wo sie am kleinen, grünen Schreibtisch mit Blick aufs Meer ihrer Fantasie freien Lauf lässt. (Quelle: dotbooks)