Am 23. April wird der Welttag des Buches gefeiert. In diesem Jahr öffneten aus diesem Anlass erstmals eine Vielzahl von Verlagen in Deutschland ihre Türen für die Öffentlichkeit und luden zu Veranstaltungen ein: Unter dem Motto #verlagebesuchen gab es Führungen, Lesungen, Diskussionsrunden, Mitmachaktionen für Groß und Klein und vieles andere mehr.
Die dtv Verlagsgesellschaft hatte ihre Bestsellerautorin Dora Heldt nach München eingeladen und natürlich wirkte dieser Name wie ein Publikumsmagnet. Schon eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn kamen die ersten Besucher (darunter auch ich) in die Tumblinger Straße:
Am Empfang standen schon Prosecco, Säfte und Butterbrezn bereit. Die VerlagsmitarbeiterInnen trugen alle einheitliche weiße T-Shirts mit der Aufschrift „Wir sind die Guten“, das ist der Titel von Dora Heldts neuem Buch, das im Juni erscheint. Langsam füllte sich der Vortragsraum, wo Verlegerin Claudia Baumhöver die Gäste begrüßte und einige interessante Infos zum Verlag präsentierte.
Dann stellte sie ihre Kollegin Bärbel Schmidt vor – Bärbel Schmidt? Ja, denn das ist der echte Name von Dora Heldt und unter diesem Namen war sie über Jahrzehnte Mitarbeiterin der dtv-Verlagsgesellschaft. Als Verlagsvertreterin bereiste sie zweimal pro Jahr über jeweils mehrere Wochen ihr Verkaufsgebiet und besuchte dort die Buchläden, um das aktuelle Programm von dtv vorzustellen. Was mich sehr erstaunt hat: Noch bis letztes Jahr hat sie diesen Beruf aktiv ausgeübt, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt doch schon längst als Autorin bekannt war. So konnte es schon mal vorkommen, dass sie vormittags eine Buchhandlung als Bärbel Schmidt besuchte, um dtv-Bücher anzupreisen, und abends als Dora Heldt wiederkam, um an gleicher Stelle eine Lesung zu halten. „Das war manchmal schon sehr bizarr“, erzählte sie schmunzelnd. Sie habe sich manchmal gefühlt wie eine multiple Persönlichkeit und ihren Kollegen bei dtv sei es ähnlich gegangen. So habe sie ein Kollege bei der Buchmesse einmal gefragt: „Bist Du gerade Bärbel Schmidt oder Dora Heldt?“, weil sie sowohl als Autorin als auch als Verlagsmitarbeiterin am dtv-Stand präsent war.
Ihren Autorennamen hat sie übrigens von ihrer verstorbenen Großmutter, die Dora Heldt geheißen hatte. Und dazu gibt es eine witzige Anekdote, die mir Dora Heldt erzählte, als ich mir später ein Autogramm von ihr holte: Ihre Großmutter ist auf Sylt begraben und einige Touristen waren wohl angesichts des Namens auf dem Grabstein zunächst sehr erschrocken. Das veranlasste eine Gästeführerin, bei Bärbel Schmidts Eltern und bei ihr selbst anzufragen, ob sie das Grab denn wohl in ihre Führungen mit aufnehmen und den Bogen zur Autorin Dora Heldt spannen dürfe. Wie die Autorin augenzwinkernd erzählte, war ihre Mutter daraufhin nicht nur stolz auf ihre erfolgreiche Tochter, sondern machte sich vor allem Sorgen, ob das Grab denn präsentabel aussehe oder ob man nicht doch lieber mal ein paar neue Blumen dort pflanzen solle.
Nach dem Gespräch mit der Verlegerin las Dora Heldt noch aus ihrem neuen Buch „Wir sind die Guten“, das wie erwähnt im Juni erscheint. Darin gibt es ein Wiedersehen mit den Protagonisten aus „Böse Leute“, Dora Heldts erstem Krimi, der im Februar 2016 erschienen ist. Nach zahlreichen erfolgreichen und größtenteils sogar verfilmten Frauenromanen hat Dora Heldt mit dem Krimigenre Neuland betreten. Inspiriert dazu hat sie ihr Agent, der ihr schmunzelnd „vorwarf“, sie sei gänzlich ungeeignet, Krimis zu schreiben, weil sie dafür den gesamten Plot schon vorher im Kopf haben und sich dann auch an diese Struktur halten müsse. Bei ihren Frauenromanen hingegen habe sich vieles erst beim Schreiben selbst ergeben. Diesen „Vorwurf“ jedoch habe sie nicht auf sich sitzen lassen wollen, berichtete sie, außerdem liebe sie Herausforderungen. Und so sei der neue Krimi auch noch ein wenig „härter“ geworden als der erste, man darf also gespannt sein.
Im Anschluss an die Lesung gab es für alle interessierten Besucher noch eine Führung durch das Verlagsgebäude, insbesondere ins Büro der Verlegerin, das sich im 6. Stock des Gebäudes befindet und mit einem fantastischen Blick über die Dächer Münchens besticht. Bei gutem Wetter – das an diesem Tag leider nicht gegeben war – sieht man von hier aus sogar die Alpenkette, was bei Gästen im Büro wohl regelmäßig großen Eindruck macht.
Das war ein wirklich kurzweiliger Vormittag, der einen interessanten Einblick ins Verlagswesen bot und definitiv Lust machte auf Dora Heldts neuestes Werk.