Eigentlich wollten wir in den Pfingstferien ja nach Kopenhagen… Flüge hatten wir bei Transavia gebucht und gleich nachdem von dort die Buchungsbestätigung kam, hatten wir auch ein Hotel in der dänischen Hauptstadt reserviert. Doch nur zwei (!) Tage später teilte Transavia uns mit, dass sie unsere Flugbuchung geändert haben: Der Rückflug am Donnerstag wurde mal eben gestrichen und auf den Mittwoch vorverlegt. Wir hatten die Wahl, das entweder zu akzeptieren oder kostenfrei zu stornieren. Nachdem Verhandlungen (Umbuchung auf eine andere Airline am Donnerstag) nichts brachten und ich zudem feststellen musste, dass das Internet voll ist mit Horrorgeschichten über Transavia, entschieden wir uns, die Reise komplett zu stornieren. Sitzen geblieben sind wir lediglich auf den Kreditkartengebühren für die Hotelbuchung und das war im Nachhinein zu verschmerzen, denn wenige Wochen später erfuhren wir, dass Transavia die Verbindung München-Kopenhagen ganz eingestellt hat. Hätten wir die Umbuchung also akzeptiert, wäre unser Flug wenig später dennoch komplett gecancelt worden und dann hätten wir im Hotel sicher noch zusätzliche Stornokosten gehabt. Fazit also: Glück gehabt – und nie wieder Billigairlines buchen!
Nach diesem Hin und Her im Frühjahr hatten wir dann erstmal die Nase voll von Flugreisen. Nach einem wunderschönen TV-Bericht fanden wir auch schnell ein neues Reiseziel für einen Kurzurlaub, das zudem von München aus bequem mit dem Auto zu erreichen ist: Alto Adige, zu deutsch: Südtirol.
Pfingstsonntag, 4. Juni 2017: München – Sterzing/Vipiteno – Jaufenpass/Passo di Monte Giovo – Meran/Merano
Schon kurz nach der Abfahrt hörten wir im Autoradio vom ersten Stau auf der Inntalautobahn. Also verließen wir die A8 bereits bei Holzkirchen und fuhren über die – landschaftlich ohnehin viel schönere – Strecke via Tegernsee, Kreuth, Achental und Achensee, bis wir schließlich kurz vor Schwaz/Tirol wieder auf die Inntalautobahn stießen. Bis zum Brenner ging es dort dann auch einigermaßen flott voran, doch auf dem letzten Stück bis Sterzing war der Stau unvermeidbar. Wir waren also sehr erleichtert, als wir dort endlich die Autobahn verlassen und eine Rast einlegen konnten. Auf der Fahrt hatte es noch geregnet, doch während unseres Stadtrundgangs blieb es glücklicherweise trocken. Die bunten Häuserfassaden gefielen uns ausnehmend gut:
Südtirol ist eine autonome Provinz in Norditalien, in der sich verschiedene Sprachen und Kulturen auf kleinem Raum zusammenfinden. Neben Italienisch wird dort auch Deutsch und Ladinisch gesprochen. Sämtliche Beschilderungen sind auf Deutsch und Italienisch, was ich persönlich ideal fand, um meine italienischen Sprachkenntnisse wieder auf Vordermann zu bringen.
Von Sterzing aus fuhren wir nicht mehr auf die Autobahn, sondern wählten die schönere Route über den Jaufenpass, der uns auf fast 2.100 Höhenmeter brachte.
Als wir auf der anderen Seite wieder ins Tal hinunterfuhren und Sankt Leonhard im Passeiertal erreichten, schien dann auch die Sonne von einem fast wolkenlos blauen Himmel:
Am frühen Nachmittag erreichten wir unser Hotel, den Waidmannhof in Meran-Obermais. Dort wurden wir sehr freundlich begrüßt, erhielten gleich die ersten Restauranttipps und hilfreiche Hinweise zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, denn im Hotelpreis war die „Meran-Card“ inklusive, mit der man sämtliche Linienbusse in Südtirol kostenlos benutzen kann. Dann bezogen wir unser schönes, helles Zimmer. Vom Balkon aus hatten wir einen wunderbaren Blick auf die Apfelbaumplantagen, die Berge und zum hoteleigenen Swimmingpool. Der ist wirklich traumhaft gelegen zwischen Palmen und Apfelbäumen, so dass wir uns dort ganz wunderbar von der Anreise erholen konnten.
Derart erfrischt, machten wir am Abend einen ersten Bummel in Richtung Innenstadt. Unser erstes Ziel war der Brunnenplatz, wo wir im Restaurant Kirchsteiger ganz hervorragend zu Abend aßen (ein guter Tipp unserer Hotelwirtin). Danach überquerten wir die Passer, den wild-romantischen (und sehr lauten!) Gebirgsfluss und machten einen Spaziergang entlang der schön angelegten Passer-Promenade, vorbei an Kurhaus und Wandelhalle. Schon an diesem ersten Abend stellten wir fest: Meran mag eine Kurstadt sein, aber das heißt nicht, dass dort nur alte Leute Urlaub machen, ganz im Gegenteil! Wir sahen viele Jugendliche, Familien mit kleinen Kindern und vor allem Paare aller Altersstufen. Das Flair war irgendwo zwischen alpenländisch und mediterran – eine sehr spannende Mischung. Mit dem Bus ging es spät am Abend zurück bis fast direkt vors Hotel.
Pfingstmontag, 5. Juni: Meran/Merano
Am Montag war der Himmel zunächst bedeckt, aber das machte uns nichts aus, denn in Meran fand an diesem Tag ein großer Markt in der Innenstadt statt und die Geschäfte waren geöffnet. Also auf zum Einkaufsbummel! Natürlich kamen wir dabei auch durch die Via Portici, die berühmte Laubengasse. Solche Laubengassen gibt es aber eigentlich in fast jeder größeren Stadt in Südtirol, sie eignen sich bei jedem Wetter fantastisch zum gemütlichen Flanieren, zumal viele der Geschäfte zudem über wunderschöne Portale oder fantasievoll geschmückte Schaufenster verfügen.
Als wir die Pfarrkirche Sankt Nikolaus erreichten, war dort der Gottesdienst noch in vollem Gange, dem wir dann auch noch bis zum Ende beiwohnten. Danach hatten wir Gelegenheit, das schöne Gotteshaus näher zu bewundern:
Nach einem weiteren Bummel durch die Altstadt landeten wir schließlich wieder an der Passerpromenade. Dort ließen wir uns im Caffè Darling nieder, genossen Bruschetta von gigantischem Ausmaß, hörten den Straßenmusikern zu und verbrachten viel Zeit damit, „Leute zu gucken“ – ein Zeitvertreib, der nie langweilig wird 😉
Inzwischen hatten sich die Wolken größtenteils verzogen und so machten wir uns auf zu einer kleinen Wanderung entlang zweier schöner Spazierwege oberhalb Merans. Von unterwegs genossen wir immer wieder herrliche Ausblicke und bewunderten die schönen Gärten:
Danach fuhren wir zurück ins Hotel, um uns erst einmal zu erholen. Im Internet forschten wir nach Restauranttipps für den Abend und landeten so schließlich im Restaurant Ruster im nahen Algund. Allerdings können wir dieses Lokal nur sehr bedingt empfehlen. Zwar war das Essen gut und die Einrichtung sehr ansprechend. Doch das Ambiente insgesamt erinnerte eher an ein Ausflugslokal für Bustouristen. Mehrere Kellner hetzten an uns vorbei und ignorierten geflissentlich unsere Versuche, sie anzusprechen und nach unserem reservierten Tisch zu fragen. Ähnlich fragwürdig blieb der Service den ganzen Abend über, wir mussten lange auf Essen und Getränke warten und fast noch länger auf die Rechnung hinterher. Und wie wir beobachten konnten, ging es den Gästen an den Nebentischen nicht besser. Insgesamt vermittelten die Bedienungen den Gästen das Gefühl, ziemlich lästig zu sein. Naja, egal, das Essen hat geschmeckt und wir kommen hier ohnehin nie wieder her.
Dienstag, 6. Juni: Bozen/Bolzano
Als wir am Dienstag Morgen erwachten, regnete es heftig. So blieben wir lange im Bett, frühstückten später ausgiebig (das Frühstücksbuffet in unserem Hotel war übrigens erstklassig!) und verbummelten den Vormittag mit Lesen (ich) und Laptop (mein Mann) im Zimmer. Gegen Mittag schließlich machten wir uns auf den Weg nach Bozen, denn wie gesagt: Unter den Lauben lässt es sich auch bei Regen gut bummeln.
Auf dem Weg in die Bozener Innenstadt standen wir ziemlich lange im Stau, mit Ach und Krach ergatterten wir einen Platz in einer Parkgarage. Doch immerhin: Kaum traten wir von dort ins Freie, hörte der Regen auf. Und so konnten wir auch hier ganz entspannt die Atmosphäre des Ortes genießen – übrigens eine ganz andere als in Meran. Bozen kam uns deutlich geschäftiger vor, aber es ist ja auch größer. Von den Lauben war ich ein wenig enttäuscht: Hier finden sich vor allem Geschäfte der üblichen Marken, wie es sie in jeder Fußgängerzone weltweit gibt. In Meran waren da doch deutlich mehr alteingesessene, originelle Läden zu finden. Dennoch hat uns Bozen auf seine Art gut gefallen.
Nach dem Trubel der Innenstadt bot der Besuch im Franziskanerkloster eine willkommene Ruhepause:
Gleich gegenüber kehrten wir dann im Caffè Max zu einer kleinen Stärkung ein. Witzig: Als ich eine heiße Schokolade bestellte, fragte mich die Wirtin: „Dick oder dünn?“ Nun ist die heiße Schokolade in Italien ja generell schon sehr viel dickflüssiger als die, die man üblicherweise in Deutschland bekommt. Neugierig bestellte ich mir also eine dicke Schokolade und erhielt ein äußerst cremiges Getränk, das fast schon einem Pudding glich, in dem der Löffel stehen blieb. Jens entschied sich für einen Cappuccino und war – wie meist in diesem Urlaub – sehr zufrieden damit.
Weiter führte uns der Weg zum Dom und zum Waltherplatz, auf dem die Statue des Minnesängers Walther von der Vogelweide steht.
Von dort ging es dann an der Universität vorbei zum „Museion“ für zeitgenössische Kunst und zum Südtiroler Archäologiemuseum. Hier hätten wir Ötzi einen Besuch abstatten können, aber angesichts der langen Schlangen einmal rund um das Museum verzichteten wir darauf.
Stattdessen gingen wir zur Talfer-Promenade, einem herrlichen Grünzug entlang des Flusses Talfer. Vorbei an Schloss Maretsch gelangten wir von dort wieder zurück in die Innenstadt und zu unserem Auto. Als wir damit die Parkgarage wieder verließen, setzte auch der Regen wieder ein – Glück gehabt! Auf dem Rückweg hielten wir noch an einem Supermarkt, wo wir Proviant für uns und Mitbringsel für unsere Lieben daheim einkauften, in erster Linie natürlich Speck und Wein. Durch Zufall entdeckten wir auf dem Weg nach Meran etwas versteckt in Terlan das Restaurant Weingarten, wo wir ganz vorzüglich zu Abend aßen – und diesmal auch wieder sehr freundlich bedient wurden. Terlan ist übrigens eine bekannte lokale Weinanbauregion. Logisch, dass wir zum Essen auch den hervorragenden Terlaner Weißwein testeten. 🙂
Mittwoch, 7. Juni: Schloss Trauttmansdorff/Castel Trauttmansdorff
Welch Überraschung: An diesem Morgen schien die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. Ideale Bedingungen also, um endlich die Botanischen Gärten von Schloss Trauttmansdorff zu besuchen! Schließlich waren die nach dem TV-Bericht, den wir gesehen hatten, der Hauptgrund dafür gewesen, dass wir uns überhaupt für eine Reise nach Südtirol entschieden hatten. Den Hinweg von unserem Hotel zum Schloss gingen wir zu Fuß, was ungefähr 20 Minuten dauerte und angenehmerweise die meiste Zeit bergab führte – damit war aber auch klar, dass wir für den Rückweg wohl lieber den Bus nehmen würden 😉
Die Gärten sind riesig und nach verschiedenen Themenbereichen gegliedert. Es gibt Sonnen- und Waldgärten, mediterrane Gärten, Wassergärten und einen Garten für Verliebte, um nur einiges zu nennen. Wir hatten das große Glück, gerade recht zur Rosen- und Pfingstrosenblüte zu kommen. Auch der Lavendel blühte in voller Pracht und verströmte seinen herrlichen Duft. Hier einige Eindrücke zum Genießen:
Und hier kommt der Garten für Verliebte (und für Liebhaber moderner Kunst) mit Rosen, Jasmin und Wasserspielen:
Gegen Mittag, als es uns draußen zu heiß wurde, besuchten wir das Schloss Trauttmansdorff selbst. Denn in diesem Schloss kann man nicht nur die Räume besichtigen, in denen Kaiserin Sissi von Österreich einst abgestiegen ist, sondern es gibt dort auch ein sehr schönes und interessantes Museum zur Geschichte des Tourismus, das Touriseum. Und so ganz nebenbei hat man vom Schloss auch einen herrlichen Blick über die Gärten:
Anschließend machten wir Rast im Palmencafé, das uns gut gefiel, weil wir trotz des großen Touristenansturms nett bedient wurden. Dann besuchten wir die Wassergärten:
Weiter ging es in die botanische Unterwelt, einen Erlebnisparcours, der auf anschauliche Weise die Zusammenhänge von Licht, Wasser, Nährstoffen und Erde zum Gedeihen der Pflanzen aufzeigt. Angesichts des dreiköpfigen Hundemonsters am Eingang musste ich spontan an „Fluffy“ aus „Harry Potter“ denken!
Wieder zurück im gleißenden Sonnenlicht, bewunderten wir die Kakteengärten und natürlich die Rosen und Pfingstrosen:
Danach waren wir aber wirklich k.o. und die Füße taten uns weh. Auch wenn es noch einiges mehr zu besichtigen gegeben hätte, beschlossen wir, zum Hotel zurückzukehren. Nach einigem Suchen fanden wir schließlich die richtige Haltestelle – auch die war übrigens mit bunten Blumen wunderhübsch gestaltet. Dann aber nichts wie rein in den erfrischenden Pool! Im Hotel gab’s auch noch leckeren Kuchen, den wir im Liegestuhl verspeisten. Erholung pur! Derart gut gestärkt, machten wir uns am Abend zu einem letzten Spaziergang durch Meran auf, wo wir im Café-Restaurant Promenade auf der Terrasse mit Blick auf die Passer lecker zu Abend aßen.
Donnerstag, 8. Juni: Meran/Merano – Brixen/Bressanone – München
Leider hieß es nun schon wieder Abschied nehmen von dieser schönen Urlaubsregion. Auf dem Heimweg machten wir noch einen Halt in Brixen, der drittgrößten Stadt Südtirols. Diese hat wiederum eine ganz andere Atmosphäre als Meran oder Bozen. Deutlich kleiner und gemütlicher, hat auch sie wunderschöne Laubengässchen zu bieten, ebenso wie eine große Piazza mit netten Straßencafés.
Die Pfarrkirche Sankt Michael und der Hof zwischen dieser Kirche und dem Dom:
Der Brixner Dom und sein herrlicher Kreuzgang:
Auf der Piazza del Duomo tranken wir noch einen letzten Cappuccino, bewunderten dann im Vorbeigehen noch das Rathaus und die Hofburg, in der das Diözesanmuseum untergebracht ist, bevor wir uns endgültig auf den Heimweg machten – diesmal über die Autobahn, ohne Passstraßen und glücklicherweise auch ohne Staus.
Fazit: Ich kannte Südtirol bisher nur von der Durchreise, wenn man von der Brennerautobahn kommend in Richtung Adria oder Gardasee fährt. Da ich nicht Ski fahre, hatte ich bislang nie Anlass oder Gelegenheit, in Südtirol Halt zu machen. Dabei hat diese Region auch im Sommer viel zu bieten. Wir erlebten einen wunderbar entspannten Kurzurlaub mit viel schöner Natur, leckerem Essen und gutem Wein sowie wunderhübschen Orten, die zum Bummeln einladen. Der alpenländisch-mediterrane Mix ist unglaublich spannend: Einerseits braucht man keine großen Fremdsprachenkenntnisse, um sich hier zurechtzufinden, andererseits fühlt man sich definitiv wie in Bella Italia – nur besser. Mit Ausnahme des Restaurants Ruster sind wir nämlich nirgendwo als lästige Touristen abgekanzelt worden, wie wir das an der Adria schon erlebt haben, sondern wurden im Gegenteil überall sehr, sehr freundlich empfangen. Definitiv eine Urlaubsregion zum Wiederkommen!