Kräutergeheimnisse

Erstellt am 20.8.17. Kategorien: Ebersberger Zeitung, Hallo Ebersberg, Lokalberichte

Am 15. August ist „Mariä Himmelfahrt“, das ist in Bayern ein gesetzlicher Feiertag – zumindest in Gegenden mit überwiegend katholischer Bevölkerung. Bis heute hat sich rund um diesen Tag ein reiches Brauchtum erhalten. Außerdem gilt der 15. August auch als Auftakt zur wichtigsten Kräutersammelzeit des Jahres, denn die Muttergottes wurde schon sehr früh als „Schützerin der Feldfrüchte“ verehrt und die Wochen im August galten als gesegnete Erntezeit. Die Zeit vom „Großen Frauentag“ (Mariä Himmelfahrt am 15. August) bis zum „Kleinen Frauentag“ (Mariä Geburt am 8. September) wird „Frauendreißiger“ genannt. Der Volksmund sagt, und die Wissenschaft bestätigt es, dass in diesen rund dreißig Tagen die Kräuter am schönsten blühen, den intensivsten Duft und die stärkste Heilkraft haben.

Traditionell wird kurz vor dem 15. August ein Strauß aus vielen Kräutern, ein sog. Kräuterbuschen, gebunden, der dann am Feiertag in der Kirche geweiht wird. Früher gehörten zu einem richtigen Kräuterbuschen 77 verschiedene Kräuter, u.a. Hopfen, Fenchel, Baldrian, Lavendel, Petersilie, Salbei, Kamille, Johanniskraut und Fünffingerkraut. Mittelpunkt des Kräuterbuschens ist immer eine Königskerze, auch Muttergotteskerze genannt. Heute sollten es zumindest sieben Kräuter sein, darunter etwas zum Trinken (Teekräuter), zum Essen (Getreide), etwas für die Schönheit (Lavendel), für die Seele (Johanniskraut) und etwas zum Schutz (Engelwurz), aber man kennt auch die 9er-, 12er-, 15er- und 19er-Buschen. So genau nimmt man es aber heutzutage nicht mehr, viele Menschen binden auch einfach einen schönen Strauß aus Kräutern und Gartenblumen, wie z.B. Rosen oder Sonnenblumen.

Übrigens: Unter dem Dachboden aufgehängt, soll der Kräuterbuschen vor Blitzschlag schützen, unter dem Kopfkissen das Eheglück, im Viehfutter die Gesundheit der Tiere und im Kochtopf die des Menschen fördern.

Mein eigener Kräuterbuschen bestand heuer komplett aus dem, was unser eigener Garten hergab, darunter Salbei, Minze und Zitronenmelisse. Wer keinen eigenen Garten hat, kann sich bei uns in Vaterstetten traditionell am 14. August einer geführten Kräuterwanderung mit dem Frauenbund anschließen. Man glaubt gar nicht, wie viele Kräuter man in allernächster Umgebung direkt am Straßenrand finden kann! Wer auch an dieser Kräutersammlung nicht teilnehmen kann, hat die Möglichkeit, direkt vor dem Gottesdienst im Kirchenfoyer noch einen Buschen zu erwerben:

 

Passenderweise hat unser hiesiger Gartenbauverein erst vor kurzem zu einem interessanten Vortrag über Heil- und Gartenkräuter eingeladen. Referent Peter Gasteiger ist Gärtner in der Klostergärtnerei von Gars am Inn. Er wusste nicht nur viel über die Geschichte des Kräuteranbaus zu berichten, sondern auch viel über die Heilwirkung der einzelnen Pflanzen:

 

Zuguterletzt habe ich noch einen Buchtipp: In dem Roman „Kräuter der Provinz“ von Petra Durst-Benning dreht sich ebenso wie in den Nachfolgebänden vieles um das Thema Kräuter, verpackt in eine äußerst unterhaltsame und spannende Geschichte.