Was macht man am besten an einem trüben, grauen, regnerischen Novemberwochenende? Entweder man verkriecht sich daheim mit einem guten Buch und einer Tasse Tee auf der Couch – oder aber man geht auf die lit.Love, das Lesefestival der Verlagsgruppe Random House in München, das heuer zum zweiten Mal stattfand. Nachdem ich von der Premiere 2016 schon so begeistert war, habe ich mir dieses Jahr schon sehr frühzeitig mein Wochenend-Ticket besorgt und fieberte der Veranstaltung seit Wochen entgegen. Die Verlage haben für beide Tage ein tolles Programm ausgearbeitet: Von 10 Uhr bis 17 Uhr (am Sonntag 16 Uhr) gab es im stündlichen Wechsel interessante Lesungen, Workshops und Talkrunden, und zwar meist mehrere gleichzeitig, so dass ich manches Mal die Qual der Wahl hatte.
Samstag, 11. November 2017
Glücklicherweise brauche ich mit dem Auto von zuhause bis zum Verlagsgebäude nur 20 Minuten. Ein Parkplatz war auch bald gefunden und so war ich schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn da. Kaum hatte ich meinen Mantel abgegeben, traf ich auch schon die ersten bekannten Gesichter bzw. solche, die ich zumindest von Facebook kannte, wie z.B. Elisa von RoRezepte. Nach einer sehr netten Unterhaltung machte ich die ersten Fotos:
Wie ich da so fotografierte, sprachen mich zwei Frauen an, ob ich nicht ein Foto von ihnen machen könnte – und schnell stellte sich heraus, dass es sich dabei um die Autorin Jana Lukas („Landliebe“ habe ich geliebt) und die Bloggerin Betti von luckyside handelte, wie schön! Mit Betti hatte ich nämlich in den Tagen zuvor einige nette Mails ausgetauscht und sie hatte mir ein paar wertvolle Tipps hinsichtlich der Bloggerlounges gegeben, herzlichen Dank dafür! So entstanden diese beiden netten Fotos (beide Fotos: Jana Lukas):
Dann war es an der Zeit, sich zur ersten Veranstaltung zu begeben. Für mich war das eine Lesung mit Susanne Goga: Ihren Roman „Das Haus in der Nebelgasse“ habe ich schon länger auf meinem Reader, nur bin ich leider bisher noch nicht dazu gekommen, ihn zu lesen. Das muss ich nun definitiv bald nachholen, die Lesung hat meine Neugier geweckt, nicht zuletzt auch dank der schönen Fotos, die Susanne Goga herumzeigte, denn das Haus in der Nebelgasse (die in Wirklichkeit aber anders heißt) gibt es wirklich und es ist wohl das einzige Haus in der gesamten City of London, das einen Privatgarten besitzt.
Danach ging es zum Talk über „Starke Frauen in stürmischen Zeiten“ auf der großen Bühne: Die Autorin Anne Jacobs erzählte vom Erfolg ihrer Familiensaga „Die Tuchvilla“ und plauderte über ihren neuen Roman „Das Gutshaus“. Ich muss gestehen, dass ich noch nichts von ihr gelesen habe und ich hätte diesen Talk wohl auch nicht besucht, wenn es Alternativangebote gegeben hätte. Aber da Anne Jacobs einer der Stargäste war, gab es zwischen 11 und 12 Uhr keine anderen Veranstaltungen. Und letztlich war es dann doch sehr interessant, zuzuhören.
Um 12 Uhr begann für mich die erste von zwei Bloggerlounges und zwar mit den Autorinnen Claudia Winter, Fiona Blum und Ulla Scheler sowie neun weiteren Bloggerinnen. Nach einer Vorstellungsrunde kamen wir schnell ins Plaudern über die Romane, die Orte, an denen sie spielen und die kulinarischen Köstlichkeiten, die oft mit den Romanen verbunden sind. Wir diskutierten über Happy Ends und Elisa spendierte ein paar ihrer leckeren „Maierhofener Nusskekse“, die sie nach einem Rezept aus „Kräuter der Provinz“ von Petra Durst-Benning gebacken hat.
Danach war eine Stunde Mittagspause angesagt. Hier gab es eine Neuerung gegenüber der lit.Love 2016: Letztes Jahr gab es nämlich keine Pause, wer etwas essen wollte, musste dafür entweder eine Veranstaltung sausen lassen oder begnügte sich mit einem Snack zwischendurch. Heuer wiederum fanden zwischen 13 und 14 Uhr gar keine Veranstaltungen statt, dafür gab es lange Schlangen in der Kantine, der Caféteria und an der Cafébar. Ich selbst hatte nach der guten Verpflegung in der Bloggerlounge gar keinen Hunger, sondern suchte mir ein ruhiges Plätzchen, um das bisher Erlebte sacken zu lassen. Ein kleiner Blick von der Galerie auf die Lobby:
Um 14 Uhr fanden dann wieder vier Veranstaltungen gleichzeitig statt und ich entschied mich für die Lesung von Cristina Caboni aus ihrem Roman „Die Oleanderschwestern“, nachdem ich zuvor im Programm der lit.Love den Klappentext des Romans studiert und ganz ansprechend gefunden hatte. Die Autorin ist Italienerin und hatte daher eine Übersetzerin (rechts im Bild) dabei, las aber selbst ein Stück des ersten Kapitels auf Italienisch vor, bevor dann die Übersetzerin die deutsche Version las. Je länger ich ihr zuhörte, umso mehr verstand ich, lange vergessen geglaubte Vokabeln fielen mir wieder ein, was allein schon den Besuch dieser Lesung wert gewesen wäre. Aber auch der Roman selbst hat mich so angesprochen, dass er nun direkt auf meiner Wunschliste landete.
Weiter ging es mit einem Programmpunkt, auf den ich mich schon sehr gefreut hatte, nämlich die Lesung von Manuela Inusa aus ihrem Roman „Der kleine Teeladen zum Glück“, dem Auftakt einer Romanserie rund um fünf Frauen und ihre Geschäfte in der Valerie Lane in Oxford. Mit diesem Buch hatte ich schon lange geliebäugelt und mit der Autorin hatte ich auf Facebook schon sehr netten Kontakt, so dass ich mich nun wirklich sehr darauf freute, sie persönlich kennenzulernen. Und das Buch habe ich mir im Anschluss gleich im hauseigenen Shop gekauft. Weil es darin ja um einen Teeladen geht, hatte Manuela Inusa für die Zuhörerinnen ihrer Lesung zudem Tee aus Oxford mitgebracht. So kam ich zur ersten Tasse Earl Grey dieses Nachmittags.
„Talk & Tea Time – Auf einen Tee mit der Queen of Romance Lucinda Riley“ hieß es im Anschluss bei der nächsten (exklusiven) Veranstaltung auf der großen Bühne. Und auch hier gab es wieder für alle Zuhörer eine Tasse Earl Grey – ich muss sagen, auf der lit.Love wird man wirklich verwöhnt! Von der Autorin habe ich bislang nur ein Buch gelesen, das mich ehrlich gesagt nicht soooo begeistert hat. Aber da es auch hier wieder keine Alternativangebote gab, habe ich mir den Talk angehört und war dabei sehr angetan von der bodenständigen, humorvollen und sympathischen Autorin.
Danach war es Zeit für den letzten Programmpunkt des Tages und hier hatte ich die Qual der Wahl: Eigentlich hatte ich vorgehabt, in die Lesung von Lilli Becks „Wie der Wind und das Meer“ zu gehen, weil mich der Klappentext des Buches neugierig gemacht hatte. Aber nach drei vorangegangenen Lesungen merkte ich, dass meine Aufnahmefähigkeit begrenzt war und dass es leichter war, einer Talkrunde zuzuhören als einer Lesung. Dazu kam, dass die Lesungen, die ich an diesem Tag besucht hatte, allesamt im Raum „Golden Wings“ stattgefunden hatten, wo auch Lilli Beck lesen würde. Und ich hatte einfach Lust, jetzt mal etwas anderes zu sehen. Also entschied ich mich spontan um und besuchte auf der kleinen Bühne die Talkrunde „Mit Macarons, Butterscones und Linzertorte ins Liebesglück – das Trendthema Kulinarik im Liebesroman“. Moderiert von Anouk Schollähn, plauderten Fiona Blum, Claudia Winter und Emilia Schilling über ihre Romane, die in Paris, Schottland und Wien spielen, so dass es sich gar nicht vermeiden lässt, in den Geschichten auch auf die kulinarischen Besonderheiten dieser Orte einzugehen.
Beim Zuhören bekam man definitiv Appetit und Lust, auch selber mal wieder was zu backen – aber es ist ja ohnehin bald Zeit für die Weihnachtsplätzchen! Zum Abschluss des Tages gab es noch eine Martini-Bar im Foyer, wo man bei einem Cocktail den Tag nett ausklingen lassen konnte. Hier entwickelten sich noch viele nette Gespräche mit den Autorinnen, Verlagsmitarbeiterinnen und anderen Bloggern.
Übrigens: Ich rede hier meistens von Besucherinnen, aber tatsächlich waren auch einige Männer anwesend und zwar mehr, als ich erwartet hatte. Einige davon waren aber Autorinnen-Gatten oder Verlagsmitarbeiter 😉 Insgesamt war das Publikum für mein Empfinden gemischter als im Jahr zuvor, von ganz jungen bis hin zu älteren Menschen war alles vertreten. Auch einige Mutter-Tochter-Gespanne habe ich getroffen, was ich besonders schön fand.
Zuhause hatte ich dann endlich Zeit, ganz in Ruhe den Inhalt meiner Goodie-Bag zu bewundern. Solch eine Goodie-Bag hatte jeder Besucher beim Eintritt bekommen und ich kann nur sagen, da sind viele tolle Sachen dabei, vielen Dank dafür!
Sonntag, 12. November 2017
Am Sonntag war es womöglich noch trüber, noch grauer und definitiv noch regnerischer als am Samstag. Deshalb machte ich mich gleich als Erstes auf zum „Frühling in Paris“, so heißt der Roman der überaus sympathischen Fiona Blum. Auch dieser Roman wartet auf meinem Reader schon sehnsüchtig darauf, endlich gelesen zu werden. Die Lesung hat mir jedenfalls große Lust darauf gemacht, mit dieser schönen Geschichte dem Winter zu entfliehen.
Anschließend gab es wieder eine Exklusivveranstaltung auf der großen Bühne: Ein Q & A mit der Bestsellerautorin Susan Elizabeth Phillips. Der Name sagte mir natürlich was, aber erst, als ich dem Interview folgte, stellte sich bei mir eine vage Erinnerung ein. Ich hab wohl doch schon mal was von ihr gelesen, muss aber länger her sein… die Autorin selbst entpuppte sich jedenfalls als überaus lustig und unterhaltsam. Man sah förmlich den Schalk aus ihren Augen blitzen! So scheute sie nicht davor zurück, sich eine rote Clownsnase aufzusetzen und ebensolche rote Nasen an diejenigen im Publikum zu verschenken, die am schnellsten die Fragen zu ihren Romanen beantworteten. Ich habe mich köstlich amüsiert.
Danach stand für mich wieder eine Bloggerlounge auf dem Programm, diesmal mit Brigitte Riebe, Ulrike Sosnitza und Manuela Inusa. Den Roman „Der kleine Teeladen zum Glück“ von Manuela Inusa hatte ich mir am Vortag ja extra gekauft, um ihn mir von ihr signieren zu lassen, die Romane „Marlenes Geheimnis“ von Brigitte Riebe und „Novemberschokolade“ von Ulrike Sosnitza habe ich bereits verschlungen. Ich freute mich sehr darauf, die sympathische Brigitte Riebe wiederzusehen, die ich bei der lit.Love 2016 persönlich kennengelernt hatte. Anders als am Vortag, kamen wir in dieser Runde sehr schnell auf sehr ernste Themen, ausgehend von der Geschichte „Marlenes Geheimnis“, in der es um Krieg, Vertreibung und Flüchtlinge geht. Auch in „Novemberschokolade“ spielt ein dunkles Kapitel in der Vergangenheit eine große Rolle. So redeten wir über die deutsche Geschichte und deren zumeist nur dürftige Aufarbeitung im Geschichtsunterricht an den Schulen, über die Nachkriegszeit und deren Auswirkungen bis heute und natürlich darüber, dass Romane, die diese Themen behandeln, einen ganz wichtigen Beitrag leisten, denn anhand dieser (nicht immer fiktiven) Einzelschicksale fällt es viel leichter, sich in dieses Geschehen hineinzuversetzen, als das im Schulunterricht jemals geschehen könnte.
Zum Glück schafften wir dann aber auch ganz elegant die Überleitung zur sogenannten „Wohlfühlliteratur“, die es schließlich auch braucht – vielleicht gerade umso mehr in Zeiten, in denen die Realität nicht immer so erfreulich ist. Jedenfalls verging auch diese Stunde wie im Flug. Am Ende gab es für mich noch ein Erinnerungsfoto mit den drei Autorinnen (von links: ich, Brigitte Riebe, Ulrike Sosnitza und Manuela Inusa).
Die Mittagspause verbrachte ich diesmal in sehr netter Gesellschaft ratschend im Foyer, bevor ich wieder einmal die Qual der Wahl hatte: Höre ich mir nun die Lesung von Brigitte Riebe an oder die von Emilia Schilling? Da ich „Marlenes Geheimnis“ ja schon kenne, entschied ich mich für „Frühlingsglück und Mandelküsse“, zumal mir die Autorin in der Talkrunde am Tag zuvor schon sehr sympathisch war. Die witzig-spritzige Geschichte spielt in einem Hotel in Wien und da wurden bei mir doch gleich Erinnerungen an meine Flitterwochen wach. Das Buch lud ich mir daraufhin gleich auf meinen e-Reader.
Wieder einmal konnte ich im Anschluss gleich im Raum „Golden Wings“ sitzenbleiben, denn nun hieß es „Rock your Blog! So werdet Ihr zum beliebtesten lit.Blogger im Netz.“ Okay, also den ultimativen Tipp zum Erreichen dieses Ziels haben wir zwar nicht bekommen, dennoch war die Runde mit Barbara Henning (Presse Goldmann) und Autorin Claudia Winter sehr interessant. Wir erfuhren z.B., dass das Random House-Bloggerportal jeden Tag rund 350 Anfragen nach Rezensionsexemplaren bekommt und dass sich auf dem Portal im Oktober rund 200 Blogger neu registriert haben. Da leuchtet es ein, dass nicht jede Anfrage sofort beantwortet werden kann und dass es manchmal etwas dauert, bis die Rezensionsexemplare verschickt werden. Wobei ich sagen muss, dass ich hier noch nie Probleme hatte und Anfragen meist sehr schnell beantwortet wurden. Eine sehr wichtige Frage konnte allerdings nicht abschließend geklärt werden und die betrifft eine Neuregelung hinsichtlich eines Paragraphen, wonach Rezensionen als Werbung gekennzeichnet werden müssen, wenn sie Links zu Verlagen oder Buchshops enthalten. Da muss ich mich definitiv noch mal schlau machen.
Einen ganz wunderbaren Abschluss fand die lit.Love 2017 für mich mit dem letzten Programmpunkt: „Gourmet trifft Naschkatze – vom Schlemmen und Schwelgen im Liebesroman“, wohlwissend, dass dieses Thema recht ähnlich war zu der Talkrunde, die ich am Vortag besucht hatte. Aber erstens waren diesmal andere Autorinnen vertreten, nämlich Manuela Inusa, Jana Lukas und Ulrike Sosnitza, zweitens ging es nicht nur um Gebäck wie am Samstag, sondern auch um Tee und Wein. Wir erfuhren, dass Manuela Inusa Veganerin ist, Jana Lukas das Kochen lieber ihrer Mama überlässt und welches ultimative Erfolgsrezept Ulrike Sosnitza verwendet, wenn sie Gäste bekocht, nämlich Lammschulter in Salzkruste. Außerdem entwickelten wir im Laufe des Gesprächs einen neuen Typus von Traummann: Mister Thermomix. Er ist idealerweise mindestens 1,90 m groß, hat karamellbraune Augen und erledigt alles vom Einkauf übers Kochen bis hin zum Aufräumen danach. 😉 Man merkt schon, es war eine sehr amüsante Runde, wiederum sehr gut moderiert von Anouk Schollähn, und dank Ulrike Sosnitza gab es für jeden Zuhörer noch ein Täfelchen Schokolade – sozusagen als Unterlage für den anschließenden Besuch der Martini-Bar.
Mein Fazit: Anders als 2016 war ich diesmal nicht nur an einem Tag, sondern gleich an beiden Tagen auf der lit.Love und das habe ich nicht bereut, im Gegenteil, ich habe jede Minute genossen. Bislang war ich noch nie auf einer der beiden großen Buchmessen in Frankfurt oder Leipzig. Zum einen mangelte es an der Zeit, zum anderen bin ich generell nicht so der Fan von großen Massenveranstaltungen, auf denen man ständig seine Ellbogen einsetzen muss, um voranzukommen. Außerdem war meine Vorstellung, dass dort wenig Zeit ist, um mal ein paar persönliche Worte mit den Autoren zu wechseln – und dieser Eindruck wurde mir auf der lit.Love von mehreren Autorinnen und Bloggern bestätigt. Wie viel persönlicher ist da doch die lit.Love, die noch dazu direkt vor meiner Haustür stattfindet! Nächstes Jahr bin ich auf jeden Fall wieder mit dabei.
Ein paar kleine Anregungen betreffen das Programm: Wie schon im Vorjahr war es manchmal sehr schwierig, sich zwischen vier bis fünf Veranstaltungen zu entscheiden, die gleichzeitig stattfinden. Umgekehrt gab es drei Talkrunden mit Stargästen, während denen nichts anderes angeboten wurde. Ich persönlich hätte mich gefreut, wenn man das etwas gleichmäßiger verteilt hätte. Auch die langen Schlangen während der Mittagspause waren nicht so toll, eventuell hätte es geholfen, das Mittagessen über zwei Stunden hinweg anzubieten und parallel dazu aber noch ein bis zwei Veranstaltungen abzuhalten, so dass sich alles ein wenig entzerrt. Aber da gehen die Meinungen vermutlich auseinander und allen kann man es ohnehin nie recht machen 😉