„Wintersterne“ | |
von Isabelle Broom | |
Bewertung
★★★★☆
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Verlag | Diana |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | November 2017 |
Seiten | 448 |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Vor fast 18 Jahren war ich einmal für ein langes Wochenende in Prag. An diese Reise wurde ich nun wieder lebhaft erinnert und das verdanke ich diesem stimmungsvollen Roman, der im winterlichen Prag spielt:
Drei sehr unterschiedliche Frauen treffen sich in einer Prager Hotelbar und freunden sich an: Megan, 30, ist mit ihrem besten Freund Ollie angereist, der allerdings gern mehr wäre als nur ihr platonischer Freund. Megan jedoch hat nach einer Verletzung in der Vergangenheit Angst davor, Gefühle zuzulassen und konzentriert sich lieber auf ihre Karriere als Fotografin. In Prag will sie Motive für ihre erste Ausstellung finden. Sich zu verlieben gehört definitiv nicht zu ihrem Plan.
Hope, 50, hat gerade nach einer unglücklichen Ehe ihren Mann verlassen und ist zu ihrem Liebhaber Charlie gezogen, sehr zum Missfallen ihrer erwachsenen Tochter Annette, zu der sie bisher ein sehr enges Verhältnis hatte. Nun herrscht Funkstille und Charlie versucht, Hope mit der Prag-Reise aufzumuntern. Die allerdings stellt dort die ganze Beziehung in Frage und will herausfinden, wer sie selbst eigentlich ist und was sie sich für ihre Zukunft wünscht.
Und dann ist da noch Sophie, 28, die einst in Prag ihren Verlobten Robin kennengelernt hat. Die beiden Weltenbummler sind seitdem viel gereist, aber immer wieder nach Prag zurückgekommen. Jetzt aber ist sie allein da, weil Robin verhindert ist und nachkommen will, wie Sophie ihren beiden neuen Freundinnen erzählt. Das Alleinsein fällt ihr allerdings sehr schwer, weil jede Ecke von Prag sie an ihren Liebsten erinnert.
Jedes Kapitel des Romans begleitet im Wechsel eine der drei Frauen auf ihren Streifzügen durch die Stadt, die sie mal allein, mal mit ihren Partnern unternehmen. Der Leser besucht dabei die bekannten Sehenswürdigkeiten wie den Altstädter Ring, die Astronomische Uhr, die Burg, den Veitsdom, das Strahov-Kloster, die Moldau und natürlich die Karlsbrücke, die eine ganz besondere Rolle im Roman spielt. Sehr schön ist dabei die Atmosphäre der winterlichen Stadt beschrieben, man spürt förmlich die beißende Kälte, hört den Schnee unter den Füßen knirschen, genießt den Duft von Glühwein und deftigem Gulasch in den kuschelig-warmen Kneipen.
Allerdings können die drei Frauen die Atmosphäre nur bedingt genießen, viel zu sehr sind sie mit ihren eigenen Sorgen, Ängsten und Zweifeln beschäftigt. Und das gerät leider streckenweise etwas langatmig und wird für meinen Geschmack auch etwas zu oft wiederholt. Zum Glück kratzt die Geschichte dann aber doch noch die Kurve und nähert sich unaufhaltsam einem sehr dramatischen Höhepunkt, der eine der Frauen beinahe das Leben kostet. Das wiederum ist so spannend geschrieben, dass ich das Buch zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aus der Hand legen konnte. Und das Ende ist so bewegend, dass ich dabei ein paar Tränchen verdrückt habe.
Alles in allem ist dies ein wunderschönes Buch über Freundschaft und über die verschiedenen Gesichter der Liebe, über Ende, Aufbruch und Neubeginn (sehr schön auch dadurch symbolisiert, dass das letzte Kapitel einige Monate später und somit im Frühling spielt). Außerdem macht der Roman definitiv Lust auf Prag, ich jedenfalls habe nach dem Lesen gleich mein altes Fotoalbum hervorgekramt. Einen kleinen Punktabzug gibt es lediglich für den langatmigen Mittelteil, hier hätte man meiner Meinung nach durchaus noch etwas straffen können.