„Der schönste Grund, Briefe zu schreiben“ | |
von Ángeles Doñate | |
Bewertung
★★★★☆
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Verlag | Droemer Knaur |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | August 2017 |
Seiten | 381 als Taschenbuch |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
In dem kleinen spanischen Dorf Porvenir soll nach über 100 Jahren die Postfiliale geschlossen werden, weil kaum noch jemand Briefe schreibt. Für die Postbotin Sara, alleinerziehende Mutter dreier Kinder, bedeutet das, dass sie nach Madrid versetzt werden soll und ihre Heimat verlassen muss. Das jedoch will Rosa, ihre alte Nachbarin, nicht hinnehmen. So kommt sie auf die Idee, eine Briefkette zu starten, um den Postverkehr in Porvenir anzukurbeln.
Sie selbst startet mit einem Brief an ihre alte Freundin Luisa, der sie einst unwillentlich sehr weh getan hat. Luisa hat Porvenir schon vor vielen Jahren verlassen, der Kontakt ist abgebrochen. Luisas Elternhaus steht zwar leer, wird aber immer noch gepflegt und so schickt Rosa ihren Brief einfach dorthin, in der Hoffnung, jemand möge ihn an Luisa weiterleiten. Tatsächlich findet Alma, Luisas Enkelin, den Brief und setzt die Briefkette fort.
Die Regel lautet: „Es liegt in Deiner Hand, Sara und unserem Dorf zu helfen. Wie Du das machen kannst? Ganz einfach: genauso wie ich. Schreib einen Brief. Es ist völlig egal, ob er kurz oder lang, gut oder schlecht geschrieben ist. Und schick ihn dann an jemanden, der auch in diesem Dorf lebt, denn er wird sicher verstehen, wie schwierig es sein wird, allein und fern von der Heimat seine Kinder großzuziehen. Selbst wenn Du die Person, die den Brief erhalten wird, nicht kennst, verbringe mit ihr ein paar Minuten. Auf diese Art werden wir alle zusammen eine Kette aus Worten knüpfen, die so lang ist, dass sie bis in die Stadt reicht, und so fest, dass auch dort niemand sie zerreißen kann.“
So werden nach und nach immer mehr Briefe durch Porvenir geschickt: An eine amerikanische Dichterin, die sich mit einer Schreibblockade hier verschanzt hat. An einen jungen Mann, der hingebungsvoll seinen alten Vater pflegt. An eine Hausfrau, die zwar wunderbar kochen, aber leider kaum lesen und schreiben kann. An eine frustrierte Mittvierzigerin, die einst Mann und Kinder in der Hoffnung auf ein besseres Leben verlassen hat. An eine peruanische Putzfrau, die fern der Heimat arbeitet, um ihre Familie zu ernähren… da die Briefe, mit Ausnahme des allerersten von Rosa, anonym sind, öffnen sich die Briefeschreiber auf für sie selbst überraschende Weise, offenbaren ihre Sorgen, Wünsche und Sehnsüchte. Und so kommt es langsam, aber sicher zu Veränderungen im Dorf.
Dieser Roman ist eine einzigartige Liebeserklärung an das geschriebene Wort: Jedes Kapitel wird mit einem Gedicht oder einem Zitat eines berühmten Schriftstellers eingeleitet, in der Geschichte selbst kommen zwei Dichterinnen und ein Leseclub vor sowie vierzig Liebesbriefe mit wunderbaren Zitaten rund um die Liebe. Besonders berührt hat mich dieses Zitat aus dem Buch: „Ich wünschte, die Erde wäre eine große Bibliothek, in der alle Menschen Seite an Seite so friedlich zusammenlebten wie die Bücher in den Regalen.“ (20. Kapitel). Ist das nicht eine schöne Vorstellung?
Alles in allem ist dieser Roman eher ruhig, ganz sicher kein Pageturner, aber ausgesprochen liebevoll und aus verschiedenen Perspektiven erzählt und somit die perfekte Lektüre für ein gemütliches Kuschelwochenende auf dem heimischen Sofa.