„Das Meer so nah“ | |
von Fiona Blum | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Goldmann |
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Buchform | gebunden, eBook |
Erschienen | April 2018 |
Seiten | 316 Seiten als gebundene Ausgabe |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Lucy ist eine Mathematiklehrerin in ihren Vierzigern, nüchtern und pragmatisch veranlagt, mit einer Vorliebe für Zahlen und einer Abneigung gegen Überraschungen. Deshalb gerät ihre Welt ziemlich aus den Fugen, als sie eines Tages einen Anruf von einer ihr unbekannten Frau namens Maureen erhält. Diese Maureen teilt ihr mit, dass ihr Vater George im Sterben liegt und sie noch einmal sehen will. Zuerst glaubt Lucy an einen Scherz, denn ihr Vater heißt Peter, nicht George, lebt nicht in Irland, sondern in Manchester und erfreut sich bester Gesundheit. Doch Maureen nennt Lucy bei ihrem zweiten Vornamen Skye, was Lucy stutzig macht, denn kaum jemand weiß von diesem Namen.
Also tut Lucy das Naheliegende und fragt bei ihren Eltern nach. Die reagieren jedoch äußerst abweisend und seltsam, so dass Lucy misstrauisch wird. Beruflich eh gerade an einem Wendepunkt angelangt, hat sie Zeit und macht sich deshalb spontan auf den Weg nach Irland. Doch sie kommt zu spät: George ist bereits gestorben, Lucy kann nur noch an seiner Trauerfeier teilnehmen und dabei seine Freunde, ein Grüppchen äußerst verschrobener, aber liebenswerter Menschen, kennenlernen. Georges letzter Wunsch war es, dass Lucy seinen alten orangen Campingbus bekommt und seine sterblichen Überreste in der Urne mit nach Hause nimmt. Also macht Lucy sich in dem Bus, mit der Urne auf dem Beifahrersitz, auf den Rückweg in Richtung Dublin, wo sie die Fähre zurück nach Manchester nehmen will.
Doch dann kommt alles anders: Lucy hat eine Panne und ist gezwungen, in einem winzigen Kaff zu übernachten. Und als sie am nächsten Tag endlich Dublin erreicht, sind alle Fähren ausgebucht, so dass sie erneut einen Zwischenstopp einlegen muss. Bei diesen Zwangspausen erforscht sie das Innere des Busses näher und stößt auf alte Fotos, ein Tagebuch und andere Erinnerungsstücke von George, der früher als Musiker durchs Land getingelt ist. Unter anderem findet sie eine alte Single der Beatles, mit dem Originalautogramm von John Lennon und der Widmung „Ein Stück vom Himmel für meinen Freund George. O’Donnell’s Bar, Galway, 1976“ – hat George also wirklich John Lennon gekannt?
Spontan beschließt Lucy, nach Galway zu fahren und sich auf Spurensuche zu begeben. Damit beginnt ein skurriler Roadtrip quer durch Irland, immer mit der Urne auf dem Beifahrersitz. Dabei begegnet Lucy einer Vielzahl von Menschen, deren Leben sie, ohne es zu wissen, berührt und verändert. Und schließlich reist nicht nur Lucy quer durch Irland, sondern in ihrem Schlepptau viele Freunde und Familienmitglieder, die um Lucys Wohl besorgt sind. Bis sich alle finden und das Geheimnis um Lucys Vater gelüftet wird, passiert allerdings noch so einiges.
Mich hat dieses Buch sehr berührt und viele Male zum Schmunzeln gebracht. Vor allem im letzten Drittel konnte ich den Roman gar nicht mehr weglegen, weil die Geschichte so spannend war. Die Figuren waren allesamt so liebevoll beschrieben, dass ich sie sofort in mein Herz geschlossen habe und natürlich macht der Roman unheimlich Lust darauf, Irland selbst auf einer Rundreise zu entdecken. Ja, und die Beatles sorgten für die richtige musikalische Untermalung dazu.
Fiona Blum habe ich letztes Jahr auf der Lit.Love als überaus sympathische Autorin kennengelernt. Anfang 2018 habe ich dann ihren Roman „Frühling in Paris“ gelesen, den ich ebenfalls ganz zauberhaft fand. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an „Das Meer so nah“ und ich wurde nicht enttäuscht.