Im März war ich zu einem sehr bewegenden Pressetermin im Vaterstettener Humboldt-Gymnasium. Zu Gast war der Musiker Yoed Sorek, der vor den Neuntklässlern des Gymnasiums jiddische Lieder zum Besten gab. Diese Lieder untermalten seine Lesung aus den Lebenserinnerungen seiner Großmutter Sima Skurkovitz, einer Holocaust-Überlebenden. Sima hat einst ihre Geschichte aufgeschrieben, beginnend bei ihrer relativ unbeschwerten Jugend in Vilna, der Hauptstadt Litauens, über die Verfolgung durch die Nazis, Flucht und Arbeitslager. Die alten volkstümlichen jiddischen Lieder gaben ihr Kraft in dieser schweren Zeit. Sima überlebte, gründete später eine Familie in Israel und sang auch ihrem Enkel Yoed die alten Lieder vor, was diesen für sein Leben prägte.
Nicht nur für die Schüler, auch für mich war das ein sehr ungewöhnliches Erlebnis, denn jiddische Musik hatte ich bislang noch nie gehört. Diese Lieder untermalten auf sehr eindrückliche Weise Simas Erzählungen. Die Idee zu dieser Veranstaltung hatte die Lehrerin Katharina Gnilka, die kürzlich schon ihren Siebtklässlern den Lateinunterricht schmackhaft machte, indem sie gemeinsam mit ihnen kochte wie die alten Römer. Gnilka hat eine Bekannte, Maria Möbius, die sich für den Verein „Zeugen der Zeitzeugen“ engagiert. Der Verein organisiert Begegnungen von jungen Menschen mit Zeugen des Holocaust bzw. deren Nachkommen, um so das Gedenken an diese unsägliche Zeit gerade bei den jungen Leuten lebendig zu halten. In Vaterstetten ist dies auf jeden Fall gelungen.