„Kranichland“ | |
von Anja Baumheier | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Wunderlich |
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Buchform | gebunden, eBook |
Erschienen | März 2018 |
Seiten | 432 als gebundene Ausgabe |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Die jüngere deutsche Geschichte, erzählt anhand des bewegenden Schicksals der Familie Groen: Es beginnt mit Johannes, der in Schlesien aufwächst und an Weihnachten 1936 als Achtjähriger miterleben muss, wie seine Mutter sich das Leben nimmt. Gut sieben Jahre später tritt der Junge ganz allein die beschwerliche Flucht in den Westen an. Zeitgleich hausen die 16-jährige Elisabeth und ihre Mutter im Keller ihres Hauses in Rostock, um dem Bombenhagel zu entfliehen. 1946 begegnen sich Johannes und Elisabeth in einem Flüchtlingslager zum ersten Mal und verlieben sich.
Im Folgenden wird die Geschichte des Paares in der Zeit des DDR-Regimes erzählt: Johannes macht Karriere bei der Stasi, die Familie zieht mit den beiden Töchtern Charlotte und Marlene von Rostock nach Ost-Berlin. Während Charlotte ebenso linientreu ist wie ihr Vater, lehnt die künstlerisch begabte Marlene sich immer mehr gegen das Regime und damit gegen ihren Vater auf. Auch Elisabeth und Johannes entfremden sich und Elisabeth verliebt sich schließlich in einen anderen Mann.
Rund 50 Jahre später erhält die Altenpflegerin Theresa Post von einem Anwalt: Ihre ältere Schwester Marlene sei kürzlich verstorben und habe ihr und einem gewissen Tom Halasz ein Haus in Rostock vermacht. Theresa kann nicht glauben, was sie da hört, denn Marlene ist bereits als 17-Jährige ertrunken, noch bevor Theresa überhaupt zur Welt kam, das bestätigt ihr auch Charlotte, ihre älteste Schwester. Und wer ist eigentlich dieser Tom Halasz? Ihre Eltern können Theresa und Charlotte nicht mehr fragen, denn Johannes ist längst tot und Elisabeth dement.
Gemeinsam mit Theresas Tochter Anna begeben sich die beiden Frauen auf Spurensuche. Allmählich kommen sie einem großen tragischen Familiengeheimnis auf die Spur, das seinen Ursprung in der Grausamkeit des DDR-Regimes und der Feigheit linientreuer Mitläufer hat. Am Ende sind es nicht nur die drei Frauen, deren Leben komplett auf den Kopf gestellt wird.
Mich hat dieser Roman von der ersten Seite an so gepackt, dass ich ihn nicht mehr weglegen konnte und in zwei Tagen durchgelesen habe. Anhand der Geschichte der Familie Groen wird die gesamte jüngere deutsche Geschichte erzählt: Vom Zweiten Weltkrieg mit Flucht und Vertreibung über die Gründung der DDR, die Schrecken des Überwachungsstaates mitsamt den unwürdigen Haftbedingungen in seinen Gefängnissen, über die Republikflüchtlinge und Montagsdemonstrationen bis hin zum Fall der Mauer mitsamt all seinen nicht nur positiven Folgen für die Bewohner Ostdeutschlands.
Dabei sind alle Charaktere so liebevoll und einfühlsam geschildert, dass ich mich in ihre Sorgen und Nöte jederzeit gut hineinversetzen konnte und sogar dann Verständnis hatte, wenn sie gelogen und verheimlicht haben. Sie waren eben alle auf ihre Art und Weise Opfer der Umstände, mit denen ich mitgelitten, mitgeweint und gebangt habe.
Ein großartiges Buch, das mich wirklich begeistert hat!