„Die Fäden des Glücks“ | |
von Julia Fischer | |
Bewertung
★★★★☆
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Verlag | Droemer Knaur |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | April 2018 |
Seiten | 379 Seiten als Taschenbuch |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Dieser Roman entführt den Leser nach Turin, in die Welt der Oper, der Mode und der Tuchwebereien. Protagonistin Carlotta wurde als Kind oft wegen ihrer Figur gehänselt. Ihr einziger Freund ist Daniele Giordano, mit dem sie nach der Schule immer in den Kulissen der Oper spielen darf, denn Carlottas Mutter Mimi ist dort Gewandmeisterin. Ein herrlicher Abenteuerspielplatz für zwei fantasiebegabte Kinder!
Mittlerweile ist Carlotta erwachsen und hat ihr eigenes Schneideratelier eröffnet: „La Cenerentola“, zu deutsch: Aschenputtel. Ihre Mission ist es, auch den Frauen, die sich selbst nicht schön fühlen, zu einem besseren Selbstwertgefühl zu verhelfen, indem sie mit ihrer Mode deren Vorzüge hervorhebt. Außerdem näht sie jeder Kundin heimlich eine Widmung ins Stofffutter, etwa „Lebe! Liebe! Verzeih!“ oder „Loslassen!“ Ihren Vater hat Carlotta nie kennengelernt, erst nach seinem Tod erfährt sie, wer er war und dass er ihr eine alte Weberei vermacht hat. Dadurch lernt Carlotta nun Danieles Vater Vincenzo Giordano kennen, den Inhaber einer der führenden Webereien Turins: Vincenzo war ein Jugendfreund von Carlottas Vater und möchte aus dessen alter Weberei gerne ein Museum machen. Im Zuge der Verkaufsverhandlungen freunden Carlotta und Vincenzo sich an, sie entdecken ihre gemeinsame Leidenschaft für Stoffe und deren Seele. Und vor allem trifft Carlotta so nach vielen Jahren ihre Jugendliebe Daniele wieder, die alten Gefühle flammen erneut auf. Doch ist Daniele wirklich der Mann, mit dem Carlotta sich ein gemeinsames Leben vorstellen kann? Passt Daniele zu ihren eigenen Vorstellungen und Träumen? Und welches Spiel treiben Vincenzos Diener Pasquale und Beatrice, Vincenzos Ex-Frau und Danieles Mutter, die plötzlich wieder auftaucht?
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Carlotta, Giordano und etlichen anderen Personen erzählt. Zu Wort kommt auch die Heilige Maria Consolata, mit der Mimi in Krisenzeiten stets Zwiegespräche führt, was ich sehr charmant fand. In Rückblenden werden zudem Episoden aus der Vergangenheit erzählt, was es dem Leser leichter macht, bestimmte Zusammenhänge zu verstehen. Allerdings hatte ich anfangs Probleme damit, mich auf die Sprache der Autorin einzulassen. Julia Fischer schreibt wunderschön, fast schon poetisch, sehr detailreich und blumig… aber genau dafür war ich anfangs zu ungeduldig oder ich hatte einfach nicht genug Zeit und Muße, mich darauf einzulassen, jedenfalls dauerte es etwas, bis ich so richtig warm mit dem Sprachstil wurde. Nach einer Weile jedoch (und mit genügend Ruhe zum Lesen) hatte ich mich daran gewöhnt und dann konnte ich das Buch nicht mehr weglegen, bis hin zum sehr romantischen Ende.
Die Lektüre machte mir richtig Lust darauf, Turin zu entdecken. Ich habe Julia Fischer letztes Jahr bei einer Lesung zu ihrem früheren Roman „Die Galerie der Düfte“ persönlich kennengelernt und da hat sie schon sehr begeistert von ihrer Recherchereise nach Turin geschwärmt. Ihre Begeisterung wird auch im Nachwort dieses Romans sehr deutlich und ich fühlte mich zudem an einen anderen Roman erinnert, „Das Mitternachtsversprechen“ von Mascha Vassena, der ebenfalls in Turin spielt und vor allem Lust darauf macht, die dortige Kaffeehaustradition zu entdecken.
Schlussendlich noch ein Tipp:
Die Romane von Julia Fischer lohnen sich ganz besonders auch als Hörbuch, denn die Autorin arbeitet seit Jahren als Sprecherin beim Bayerischen Rundfunk und ist die Stimme unzähliger Hörbücher. Ihr zuzuhören, ist ein ganz besonderes Vergnügen, wie ich kürzlich erst wieder bei einer Lesung feststellen durfte (bei der ich aber leider keine Fotos machen konnte).