„Die Glücksreisenden“ | |
von Sybil Volks | |
Bewertung
★★★★☆
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Verlag | dtv |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | Juli 2018 |
Seiten | 335 als Taschenbuch |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Vor zwei Jahren habe ich den Roman „Wintergäste“ von Sybil Volks gelesen. Es geht darin um drei Generationen der Familie Boysen, die aufgrund eines Schneesturms im Haus Tide auf einer sturmumtosten Nordseeinsel eingeschlossen sind. Dabei werden allerlei Probleme zutage gefördert und am Ende des Buches sind noch lange nicht alle Geschichten zu Ende erzählt.
Deshalb freute ich mich sehr, dass nun mit „Die Glücksreisenden“ eine Fortsetzung erschienen ist. Wieder versammelt sich die Familie im Haus Tide, denn Oma Inge feiert ihren 80. Geburtstag und Enkelin Inka wird 18. Wie der Zufall es will, soll ausgerechnet an diesem Tag der Komet „Fortune“ an der Erde vorbeifliegen und Meteoriten auf die Nordseeinsel regnen lassen. Ein wahrer Hype bricht aus: Schaulustige, Sternengucker und Glücksritter strömen auf die Insel, sämtliche Quartiere sind belegt, der Inselsupermarkt leergekauft, die Tourismuschefin reibt sich freudig die Hände, während andere den drohenden Weltuntergang prophezeien und der Pfarrer von der dringend nötigen Buße und Umkehr predigt.
All das bekommen die Bewohner von Haus Tide zunächst nur am Rande mit. Oma Inge plagt sich nach wie vor mit der Frage, welchem ihrer vier Kinder sie Haus Tide dereinst vererben soll. Ihr ältester Sohn Enno hat sich nach erfolgreicher Tumor-OP ein Jahr Auszeit genommen und macht eine Weltreise, während seine Frau Kerrin zuhause die Stellung hält, zunehmend frustriert, weil von all ihren Lieben verlassen. Immerhin kommt Tochter Inka zum Geburtstagsfest nach Hause – allerdings will sie mit Erreichen der Volljährigkeit endlich erfahren, wer ihre leiblichen Eltern sind. Und das ist ein Geheimnis, das Kerrin am liebsten für immer bewahren würde.
Der zweite Sohn Boy macht sich vom fernen Chile auf den Weg nach Hause, im Gepäck einen Scheck über anderthalb Millionen. Das ist sein hart erkämpfter Gewinn aus einer verrückten Wette. Mit dem Geld will er Haus Tide für kommende Generationen bewahren, doch ob dieser Plan aufgeht?
Tochter Gesa hat sich noch immer nicht zwischen ihrem Mann Jochen und ihrem Liebhaber Matteo entschieden und sich deshalb mit Baby Stella erst einmal auf die Insel geflüchtet, wohin ihre beiden älteren Kinder jedes Wochenende pendeln – eine Situation, die für alle Beteiligten zunehmend unerträglich wird. Ja, und Berit, das Nesthäkchen, arbeitet noch immer an ihrem Roman, kämpft mit ihrer Liebe zu Johanna und mit sich selbst.
Das also ist die Situation, in der alle an Inges Geburtstag aufeinandertreffen, in einer Nacht voll funkelnder Sterne und glühender Meteoriten. Klar, dass so manches anders kommt als erwartet und nicht jeder durch „Fortune“ sein Glück findet.
Wie zuvor schon „Wintergäste“, ist auch dieser Roman wieder aus wechselnden Perspektiven erzählt, was einem gute Einblicke ins Seelenleben aller Familienmitglieder ermöglicht. Doch auch hier gerieten manche dieser Einblicke leider etwas zu langatmig und ausufernd für meinen Geschmack. Je näher aber in der Geschichte der große Tag rückte, umso spannender wurde es, so dass ich das Buch zeitweise kaum noch aus der Hand legen konnte.
Alles in allem ist „Die Glücksreisenden“ eine packende Geschichte, die viel Stoff zum Nachdenken bietet. Es ist sicher von Vorteil, wenn man als Leser die Vorgeschichte aus „Wintergäste“ kennt, jedoch funktioniert „Die Glücksreisenden“ auch alleine sehr gut, da viele der Ereignisse aus „Wintergäste“ in Rückblenden erneut erzählt werden.