Im Blauen Land

Erstellt am 11.10.18. Kategorie: Reiseberichte

Kürzlich nutzten wir eines dieser herrlichen Herbstwochenenden zu einem Ausflug ins Blaue Land. Schon lange wollte ich einmal nach Murnau und zum Haus der Künstlerin Gabriele Münter, spätestens aber, seit ich den Roman „Die Malerin“ gelesen habe. Nun hatte ich kürzlich auch noch eine Werbung für das Franz-Marc-Museum in Kochel gesehen, wo es bis zum 7. Oktober eine Sonderausstellung unter dem Motto „Lektüre: Bilder vom Lesen – Vom Lesen der Bilder“ gab. Da Kochel und Murnau nur ca. 20 Autominuten voneinander entfernt liegen, stand die Route für unseren Ausflug somit fest.

Die Fahrt dorthin dauerte von uns aus knapp eineinhalb Stunden, wobei wir einmal quer durch München fahren mussten, was an diesem Tag aber zum Glück ohne Stau möglich war (alle übrigen Autos strebten wohl eher in Richtung Oktoberfest). So erreichten wir schon bald den Kochelsee und den Parkplatz des Museums. Das Museum selbst liegt auf einer Anhöhe oberhalb des Sees, man muss vom Parkplatz aus ca. 5-10 min. Fußweg einplanen, allerdings zum Teil steil bergauf. Dafür lohnt von oben die Aussicht auf den Kochelsee.

Im Museum selbst darf man leider nicht fotografieren, aber man soll dort ja auch die Bilder anschauen, nicht nur die Kamera- oder Handylinse. Ich muss allerdings gestehen: Als Münchner ist man vielleicht doch etwas verwöhnt. Denn die schönsten und bekanntesten Werke von Franz Marc und der „Blaue Reiter“-Gruppe hängen meiner Meinung nach im Münchner Lenbachhaus, wo wir vor einigen Jahren auch eine Sonderausstellung zur Freundschaft von Franz Marc und August Macke besucht haben. Hier in Kochel findet man dafür viele Skizzen und Studien des Künstlers. Sehenswert war auch die Sonderausstellung, wobei dort deutlich mehr Frauen beim Lesen abgebildet waren als Männer. Liegt das nun daran, dass Frauen generell mehr lesen als Männer? Oder daran, dass die Maler in früheren Zeiten vorwiegend männlich waren? Auch Gabriele Münter hatte ja lange damit zu kämpfen, dass Frauen als Künstlerinnen nicht anerkannt wurden, ihre Malerei wurde als Hobby und Liebhaberei abgetan.

Wie auch immer, nach dem Besuch des Museums gingen wir noch hinunter zum Kochelsee und genossen den schönen Ausblick dort:

Dann stiegen wir wieder ins Auto und fuhren nach Murnau. Da es für den Besuch des Münter-Hauses noch zu früh war (es öffnet nachmittags erst um 14 Uhr), unternahmen wir zuerst einen Bummel in Richtung Altstadt und kehrten unterwegs in einem italienischen Lokal ein, aus dem es verführerisch duftete. Dort konnten wir im schönen Garten herrlich sitzen und genießen. Die Fußgängerzone von Murnau ist ausgesprochen einladend: Es gibt dort wunderschöne Häuser, mehrere Brunnen und sehr viele interessante Läden, auch abseits der sonst üblichen Ketten. Da das Wetter so schön war, waren viele Leute unterwegs oder saßen gemütlich auf den Terrassen der Cafés und Lokale, es herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre und wir fühlten uns wie im Urlaub.

Dann machten wir uns auf den Weg zum Münter-Haus, das auf einer kleinen Anhöhe liegt, von der aus sich ein herrlicher Blick auf die Altstadt bietet:

Das Münter-Haus selbst besticht schon von außen durch seine hübsche Fassade und den herrlichen Garten:

Leider darf man auch hier im Inneren nicht fotografieren, aber der Besuch lohnt sich in jedem Fall! Es sind noch viele Original-Möbel aus der Zeit erhalten, als Gabriele Münter und Wassily Kandinsky hier gelebt haben. Münter hat das Haus oft als Motiv genutzt und man sieht hier die Gemälde im direkten Vergleich mit der Realität, zum Beispiel die berühmte Essecke, in der die Künstlergruppe des „Blauen Reiter“ sich so oft getroffen hat. Ausgestellt sind neben den Gemälden auch viele der Objekte, die Münter und Kandinsky von ihren Reisen mitgebracht haben, sowie ein Frack und Zylinder von Kandinsky. Der Eingang zum Münter-Haus liegt heute übrigens im Keller – eben dort, wo Münter einst die Gemälde von Kandinsky und anderen Künstlern vor dem NS-Regime versteckt hat. Beim Gedanken daran war mir ganz ehrfürchtig zumute.

Auch vom Haus aus hat man einen wunderbaren Blick auf Murnau und auf den schönen Garten, der das Haus umgibt. Neben dem Eingang standen zwei Körbe voller „Münter-Äpfel“ aus eben diesem Garten, die die Besucher kostenlos mitnehmen durften. Das haben wir gerne gemacht und waren freudig überrascht, wie süß und saftig die Äpfel schmeckten.

Nach so viel Kunst und Kultur hatten wir Lust auf einen Kaffee. Also fuhren wir weiter zum nahe gelegenen Staffelsee, in der Hoffnung, dort ein schönes Café mit Seeterrasse zu finden. Stattdessen stießen wir dort am Strandbad auf das Lokal „Beach and Burger“, wo es zum Glück aber auch Kaffee und leckeren Kuchen gab. Wir waren begeistert von der freundlichen Bedienung und der liebevollen Einrichtung des Lokals, ganz in Weiß und Türkis mit dunklem Holz. Wenn wir wieder einmal in die Gegend kommen, kehren wir hier bestimmt nochmal ein! (Edit 2022: Leider gibt es das Lokal mittlerweile nicht mehr)

Doch für diesmal endete unser von Kunst und Literatur inspirierter Ausflug. Auf dem Heimweg machten wir noch einen kleinen Umweg über Land, bevor wir wieder die Autobahn ansteuerten. Das hat sich definitiv gelohnt, denn die Fahrt war bei Sonnenschein, blauem Himmel und lieblicher Landschaft ringsum ein wahrer Genuss. Dies war garantiert nicht unser letzter Ausflug ins Blaue Land.