Heute am 23. April ist der Welttag des Buches. Aus diesem Anlass gibt es in Deutschland seit einiger Zeit die Aktion #verlagebesuchen: Verlage öffnen ihre Türen für die Öffentlichkeit und laden zu verschiedensten spannenden Veranstaltungen ein. Vor zwei Jahren war ich z.B. beim dtv-Verlag in München zu einer Lesung mit Dora Heldt. Da der 23. April heuer aber direkt an die Osterfeiertage anschließt, wurde die Veranstaltungsreihe auf die Zeit vom 3.-12. Mai 2019 verlegt. In ganz Deutschland sowie in Zürich/CH finden in dieser Zeit interessante Lesungen, Vorträge und Führungen statt. Nähere Infos findet Ihr im Gesamtprogramm, das Ihr Euch auf Wunsch auch nach Orten sortiert anzeigen lassen könnt.
Eine Besonderheit gibt es heuer in München, denn hier findet im Rahmen von #verlagebesuchen die „Woche der Münchner Verlage“ statt. Unter dem Motto „Wie werden Bücher gemacht?“ laden sechs Verlage an sechs Abenden zu entsprechenden Veranstaltungen ein, die der Reihe nach den Herstellungsprozess eines Buches begleiten. Dazu gab es letzte Woche im Münchner Literaturhaus eine Pressekonferenz, die ich besuchen durfte:
Jo Lendle (Carl Hanser Verlag), Dr. Doris Janhsen (Verlagsgruppe Droemer Knaur), Thomas Rathnow (Verlagsgruppe Random House), Claudia Baumhöver (dtv Verlagsgesellschaft), Dr. Jonathan Beck (Verlag C.H. Beck), Felicitas von Lovenberg (Piper Verlag) und Heide Warkentin (Claudius Verlag), von links, erläuterten die Idee hinter der Veranstaltungsreihe und stellten die einzelnen Abende näher vor.
Von der Idee bis zum Ladentisch: An sechs Abenden wird genau beleuchtet, welche Stadien ein Buch im Verlag durchläuft, bis es schließlich beim Leser ankommt. Das Besondere dabei: An jedem dieser Abende sind Vertreter mehrerer Verlage anwesend, die gemeinsam Einblicke in ihre Arbeit geben, untereinander und mit den Zuhörern diskutieren. Mit dabei sind sowohl ein Ein-Frau-Verlag als auch Repräsentanten großer Verlagshäuser, Buchhändler, Handelsvertreter und Literaturkritiker. Dabei soll die Bedeutung der Verlage in den Vordergrund gerückt werden, auch ein wenig im Hinblick auf die derzeit viel diskutierte Urheberrechtsreform. Schließlich ist München ein bedeutender Verlagsstandort: Viele Bücher kommen von hier aus in die Welt.
Dies sind die einzelnen Veranstaltungen:
„Ich lass das jetzt so.“ Euphorie und Wahnsinn im Lektorat
Wie erkennt man eigentlich gute Texte? An diesem Abend sprechen Lektorinnen und Lektoren aus verschiedenen Verlagen über ihre Geheimrezepte beim Erspüren guter Manuskripte, über den Kontakt zu AutorInnen und ihre Arbeit am Text. Es wird aus dem Nähkästchen geplaudert: über den schönsten Beruf der Welt, Fehlentscheidungen, Erfolge und Überraschungen, über große Erleuchtungen, ungehörte Hilfeschreie und den ganz normalen Wahnsinn im Lektorat.
Im Gespräch sind Piero Salabè (Hanser), Martin Hielscher (C.H. Beck), Andrea Müller und Nora Haller (Piper), Günther Opitz (dtv) und Marion Kohler (Random House).
Wann? Sonntag, 5. Mai 2019, 19-20.30 Uhr
Wo? Carl Hanser Verlag, Vilshofener Straße 10, 81679 München
Wie entsteht eigentlich ein Buch? Ein Blick in die Werkstatt der Buchherstellung
Hier können Besucher in Workshops und mit Do it yourself-Übungen den Alltag in der Herstellungsabteilung kennenlernen. Welche Schritte liegen zwischen Idee, Manuskript und dem fertigen Endprodukt? Was kostet ein Buch und wie wird es kalkuliert? Welche Auswirkungen können kleinste Veränderungen in der Gestaltung auf ein Buch haben? Do’s und Dont’s bei Bildern und Illustrationen, Coverproduktion und Veredelung, gedrucktes Buch und eBook – die Möglichkeiten sind vielfältig, wie Dr. Doris Janhsen erläutert: „Je digitaler die Welt wird, umso größer der Wunsch nach haptischem Erleben.“ Entsprechende Anforderungen werden an die Gestaltung, die Typographie, die Papierqualität und vieles andere mehr gestellt.
Ein Teil des Abends findet in Form von Vorträgen statt, ein weiterer in Form von Workshops. Unter dem Motto „Herstellung zum Anfassen“ können z.B. auch Druckplatten besichtigt werden.
Wann? Montag, 6. Mai 2019, 19-21 Uhr
Wo? Verlagsgruppe Droemer Knaur, Hilblestraße 54, 80636 München
Cover, Poster, Social Media – Wie LeserInnen die Buchwerbung beeinflussen
Heute geht es ums Marketing, also um die Aufgabe, Aufmerksamkeit für Autoren und ihre Bücher zu generieren. Schließlich erscheinen in Deutschland jedes Jahr weit über 70.000 Bücher. Die Verlage müssen also versuchen, ihre eigenen Titel aus der Masse hervorzuheben und die jeweils passende Zielgruppe zu erreichen. Möglichkeiten dazu gibt es viele: Auffällige Cover, großformatige Anzeigen, reichweitenstarke Social Media-Kampagnen. Doch wann nutzt ein Verlag welche Mittel? Wie viel Mitspracherecht haben dabei die Autoren? Welche Rolle spielt der Buchhandel? Und welche Rolle wir Blogger?
Thomas Rathnow zufolge steht die Verlagsbranche hier gerade vor einem Paradigmenwechsel: Nie zuvor war der Kontakt zu den Lesern direkter. Spielt die traditionelle Werbung überhaupt noch eine Rolle? Wie wird der vorhandene Etat am besten auf verschiedene Marketingstrategien aufgeteilt? Darüber diskutieren Astrid Böhmisch (Marketingleiterin Piper), Verlegerin Julia Eisele, Buchhändlerin Mechthild Heinen sowie Sonja Assfalg (Werbeleiterin der Verlage cbj und cbt).
Wann? Dienstag, 7. Mai 2019, 19-21 Uhr
Wo? Verlagsgruppe Random House, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Wie kommt Mascha Kaléko aufs Feinkostpapier? Die wilde Welt der Lizenzen
Die Welt der Lizenzen und Verträge ist kein bisschen langweilig, wie Claudia Baumhöver auf amüsante Weise erläutert. So bezieht sich der Titel dieser Veranstaltung auf die Anfrage einer Metzgerei, die gerne ihre Feinkost in ein edles Papier gewickelt hätte, das mit Motiven aus Gedichten von Mascha Kaléko bedruckt ist. Der berühmte Eberhofer-Verkehrskreisel aus den Krimis von Rita Falk ist ebenso Thema wie Thomas Mann, der seinerzeit in der DDR zwar gedruckt, aber nicht bezahlt wurde. Witwen und Erben spielen in der wilden Welt der Lizenzen eine wichtige Rolle, ebenso wie das bayerische Wirtschaftsministerium und Menschen, die ein Buch lieber hören als lesen.
Neugierig geworden? Heute diskutieren Constanze Chory (dtv), Alexander Klatt (Random House Audio), Andrea Seibert (dtv) und Elisabeth Wiedemann (Piper).
Wann? Mittwoch, 8. Mai 2019, 19.30-21 Uhr
Wo? dtv Verlagsgesellschaft, Tumblingerstraße 21, 80337 München
„Mein Name ist Angela Merkel. Ich habe Ihre Bücher gelesen.“ Über die Bedeutung erfolgreicher Presse- und Veranstaltungsarbeit
Wie weckt man in Zeiten einer sich permanent wandelnden Medienlandschaft ein breiteres Interesse an einem der jährlich rund 70.000 neuen Bücher? Anhand ausgewählter Beispiele geben die Gesprächsteilnehmer kurzweilige Einblicke in bewährte sowie neuere Formen der Presse- und Veranstaltungsarbeit. Dabei geht es um Lobeshymnen und Verrisse, um beglückende Überraschungserfolge, um Veranstaltungen, bei denen auch mal das eine oder andere schief läuft, um die Zusammenarbeit mit Autoren, Journalisten und Veranstaltern.
Mit dabei sind Elisabeth Braune (Presse und Kommunikation bei Mixtvision Mediengesellschaft), Katrin Maria Dähn (stellv. Leiterin der Presse- und Lizenzabteilung bei C.H. Beck), Dieter Heß (bis Ende 2018 stellv. Programmbereichsleiter des Bayerischen Rundfunks für Bayern 2 Kultur und Gesellschaft), Christina Knecht (Leiterin der Presseabteilung bei Hanser) und Thomas Zirnbauer (Presse Literaturprogramm dtv).
Wann? Donnerstag, 9. Mai 2019, 19-20.30 Uhr
Wo? Verlag C.H. Beck, Ainmillerstraße 12, 80801 München
„Glück kann man nicht kaufen – aber Bücher.“ Wie kommt das Buch zum Leser?
Warum Vertrieb mehr ist als Logistik: Vertriebsprozesse laufen schon parallel zu den übrigen Prozessen der Buchherstellung, wie Felicitas von Lovenberg weiß. Da wird über die Auflage entschieden und über die verschiedenen Vertriebskanäle, es wird der Kontakt zu Buchhandelsketten gesucht, der Einfluss von Buchhandelsvertretern ist wichtig. Kleine Verlage stehen oft vor ganz anderen Herausforderungen als große, erläutert Heide Warkentin. Denn die Vertriebsetats sind deutlich niedriger, deshalb wird hier auf ein enges Netzwerk von Lesern gesetzt und auf viel Eigen-PR der AutorInnen.
Über den Zauber von Handelskanälen sowie ungewöhnliche Geschichten aus ihrem Arbeitsalltag berichten an diesem Abend Heide Warkentin (Claudius Verlag), Astrid Herden (Tulipan), Bettina Schubert (Hanser), Sabrina Lessnig (Piper), Ulrich Hoffmann (Handelsvertreter von Piper), Anke Hardt (dtv), Melanie Michelbrinck (Random House) und Birgit Steinhauer (Ars Edition).
Wann? Freitag, 10. Mai 2019, 19-20.30 Uhr
Wo? Piper Verlag, Georgenstraße 4, 80799 München
Anmeldung
Alle vorgenannten Veranstaltungen sind kostenfrei und offen für alle interessierten ZuhörerInnen. Aufgrund begrenzter räumlicher Kapazitäten (insbesondere bei den Workshops) wird jedoch um vorherige Anmeldung gebeten. Diese ist möglich per E-Mail an anmeldung_wochemuenchnerverlage@email.de. Außerdem kann man sich bei etlichen Buchhandlungen in und um München anmelden. Achtet einfach auf die ausliegenden Flyer.