#litlovecountdown: Für immer die Deine

Erstellt am 24.8.19. Kategorie: Buchrezensionen
„Für immer die Deine“
von Jana Voosen
Bewertung
★★★★★
Verlag Heyne
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen Juli 2019
Seiten 352
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Am 1. September 2019 jährt sich der Beginn des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Das bedeutet: Wer zum Zeitpunkt des deutschen Einmarsches in Polen zehn Jahre alt war, ist heute 90 – die Zahl der noch lebenden Zeitzeugen nimmt naturgemäß rasant ab und bald wird es niemanden mehr geben, der nachfolgenden Generationen aus erster Hand erzählen kann, wie das damals war. Umso wichtiger ist es, dass es Bücher gibt wie dieses, die die Erinnerung lebendig halten und das auf packende, ja unterhaltsame Weise.

Zur Handlung: Die Journalistin Marie arbeitet beim Hamburger Magazin „Zeitgeist“, das eine Sonderausgabe zum 80. Jahrestag des Kriegsbeginns plant. Bei ihren Recherchen stößt Marie auf eine alte Anzeige zum 79. Hochzeitstag von Klara und Fritz Hansen. Die beiden haben demnach im Mai 1939 im Alten Land geheiratet. Maries journalistischer Spürsinn ist geweckt, sie reist nach Jork und bemüht sich um ein Interview mit den beiden. Während Fritz zunächst abweisend ist, willigt Klara schließlich in ein Gespräch ein und erzählt Marie ihre Lebensgeschichte:

Klara und Fritz waren schon als kleine Kinder befreundet und aus Freundschaft wurde Liebe. Als Klara mit 17 schwanger wurde, was das natürlich ein riesiger Skandal, doch Fritz und sie heirateten und zogen mit dem kleinen Sohn Paul nach Hamburg. Ihr Glück währte allerdings nicht lange, denn Fritz wurde eingezogen und musste als Soldat an der Ostfront kämpfen.

Wie so viele andere Frauen auch, musste Klara den Alltag mit ihrem kleinen Kind ganz alleine stemmen. Als Hamburg immer häufiger Ziel von verheerenden Bombenangriffen wurde, entschloss sie sich schweren Herzens, Paul zu ihren Eltern ins relativ sichere Alte Land zu bringen – wohlwissend, dass sie dabei noch Glück hatte, denn viele andere Eltern, die ihre Kinder aufs Land schickten, hatten nicht wie sie die Gewissheit, dass der geliebte Nachwuchs bei den eigenen Großeltern in den besten Händen war. Zu gerne wäre Klara ebenfalls im Alten Land geblieben, doch ihre Arbeit bei der Bahn wurde als kriegswichtig eingestuft, man ließ sie nicht gehen. Also blieb sie einsam und allein in Hamburg zurück.

Im obersten Stock ihres Mietshauses wohnte ein gebrechlicher alter Mann und aus Gutherzigkeit bot Klara ihm ihre Hilfe an. Sie ahnte nicht, dass sie damit ein Geheimnis aufdecken würde, das sie in große Gefahr bringen und auch ihre Ehe auf eine harte Probe stellen würde. Denn als Fritz 1943 schwer verletzt nach Hamburg zurückkehrte, drohte die Situation zu eskalieren…

Je weiter Marie in die Geschichte von Klara und Fritz eintaucht, umso mehr überdenkt sie auch ihr eigenes Leben. Denn sie hat sich zwei Jahre zuvor von ihrem Mann getrennt, nachdem der sie betrogen hat. Seitdem kämpft er darum, dass sie ihm verzeiht, doch das gelingt Marie bislang nicht. Erst das bewegende Schicksal von Klara und Fritz lässt sie manches in einem neuen Licht betrachten. So ist dieser Roman auch ein Appell ans Verzeihen, ans nicht Aufgeben und an das Festhalten an einer großen Liebe.

In erster Linie aber ist diese Geschichte ein aufrüttelndes Dokument aus einem der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Obwohl fiktiv, gab es damals doch genug Geschichten, die sich so oder ähnlich zugetragen haben. Viele Menschen wurden zu stillen Helden, indem sie Verfolgten halfen, sie vor den Nazis versteckten oder ihnen zur Flucht verhalfen. Klara ist mir im Laufe des Romans sehr ans Herz gewachsen. Von einem lebenslustigen, etwas naiven Backfisch entwickelt sie sich zu einer anpackenden jungen Frau mit einem großen Herz, die nicht immer vorher das Für und Wider ihrer Taten abwägt und sich damit so manches Mal in Schwierigkeiten bringt. Aber genau dieses spontane Handeln, das Hören auf ihr Herz, ist es auch, was sie so liebenswert macht. Deshalb habe ich am Ende des Romans auch wirklich Rotz und Wasser geheult, als… nein, das verrate ich hier nicht, das müsst Ihr unbedingt selber lesen.

Ich lege Euch dieses Buch nämlich ganz, ganz dringend ans Herz, es wird Euch packen und so bald nicht mehr loslassen.

Zur Autorin:

Jana Voosen, Jahrgang 1976, ist eine deutsche Schauspielerin und Schriftstellerin. Im Fernsehen spielte sie z.B. in mehreren „Tatort“-Folgen mit, sie war eine der Hauptdarstellerinnen im „Marienhof“, darüber hinaus war und ist sie in vielen Vorabendserien wie „Großstadtrevier“, „Notruf Hafenkante“, „Küstenwache“ oder „Heiter bis tödlich“ zu sehen.
Daneben schreibt sie seit vielen Jahren Romane, die meisten davon zählen zur Kategorie heiterer Frauenroman. „Für immer die Deine“ ist ihr erster historischer Roman, den sie im November auch auf der diesjährigen lit.Love in München vorstellen wird. Ich bin schon sehr gespannt, die Autorin dieses großartigen Buches persönlich kennenzulernen. Vorab konnte ich mit ihr bereits dieses Interview führen.

Mehr Infos zum Programm gibt es auf der lit.Love-Webseite.