„Bad Endorf“ | |
von Rainer Nitzsche | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Edition Förg Rosenheimer Verlagshaus |
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Buchform | gebunden |
Erschienen | September 2019 |
Seiten | 144 |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten, Rosenheimer Verlagshaus |
Vor gut einem Jahr habe ich hier den herrlichen Bildband „Wasserburg am Inn“ von Rainer Nitzsche vorgestellt. Nun gibt es Neues von dem Fotografen, nämlich diesen Bildband über Bad Endorf. Mit Bad Endorf verbinde ich persönlich viele schöne (und leider auch einige weniger schöne) Erinnerungen: Als Kind war ich oft mit meinem Vater in der Therme zu Besuch, später machten meine Eltern hier häufiger Urlaub und in jüngster Zeit war meine Mutter mehrmals auf Reha in der Simssee Klinik. So gab es viele Anlässe, diesen hübschen Kurort zu besuchen. Dazu kommt, dass der Simssee und der Chiemsee ganz in der Nähe sind und nur wenige Kilometer nördlich liegt Amerang, wo mein Mann häufig beruflich ist. Also kenne ich die Region ganz gut und war schon deshalb neugierig auf das Buch.
Der erste Eindruck ist schon mal großartig: Auf dem Cover prangt eine herrliche Luftbildaufnahme von Bad Endorf im Vorder- und dem Chiemsee im Hintergrund, die Schrift des Buchtitels ist goldfarben und glänzt, das sieht sehr edel aus, was ich wichtig finde, denn Bildbände sind ja oft auch ein beliebtes Geschenk. Doch auch die inneren Werte können sich sehen lassen: Gleich zu Anfang gibt es eine Übersichtskarte, sowas mag ich besonders gern, damit man sich gleich orientieren kann. Es folgt ein Vorwort der Endorfer Bürgermeisterin Doris Laban (die übrigens zuvor in der Verwaltung meiner Heimatgemeinde Vaterstetten tätig war).
Das nächste Kapitel handelt schon von den Chiemgau Thermen. Hier erfährt man Wissenswertes über die Geschichte des Bades. So wurden die heißen Jodquellen in den 1960er Jahren quasi durch Zufall entdeckt, als eigentlich nach Erdgas und Öl gebohrt wurde. Ein „Verein zur Förderung der Jod-Thermalsolequelle Endorf“ wurde gegründet, Patienten konnten die ersten Wannenbäder genießen. 1976 wurden das Kurmittelhaus und die Simssee Klinik gebaut, 1987 wurde die Marktgemeinde Endorf offiziell zum Heilbad erklärt und darf sich seither Bad Endorf nennen. Seit damals wurde das Thermalbad immer wieder umgebaut und saniert, so dass es sich heute als wunderschöner Wellness-Tempel darstellt. Die Bilder im Buch machen sofort Lust darauf, sich dort im Liegestuhl zu entspannen, mit Blick auf die Chiemgauer Alpen.
Aber Bad Endorf besteht nicht nur aus Kurklinik und Thermalbad: Weitere Kapitel behandeln zum Beispiel das Theater, das Kino, die Faschingsgilde und zahlreiche Traditionen der Region, ebenso wie historische Gebäude. Alle Beiträge werden mit fantastischen Fotos illustriert, die mir gleich Anregungen für künftige Entdeckungsfahrten geliefert haben. So muss ich unbedingt mal zum Schloss Hartmannsberg, das auf einem schmalen Landstreifen zwischen dem Schlosssee und dem Langbürgnersee gelegen ist. Auch hier entdeckte ich beim Lesen übrigens wieder Parallelen zu meiner Heimatgemeinde, denn das Schloss gehörte einst dem Bildhauer Josef Thorak, der auch in meinem Heimatort Baldham ein Atelier unterhielt. Thorak war zur Zeit des Nationalsozialismus für Hitler tätig, doch das Schloss hat dieses eher unrühmliche Kapitel hinter sich gelassen und dient dem Landkreis Rosenheim heute als Veranstaltungsort für Konzerte und Ausstellungen.
Eine weitere Anlaufstelle für Konzertliebhaber ist das Gut Immling: Dort befindet sich nicht nur ein Gestüt, dort findet seit 1997 auch regelmäßig eines der bekanntesten deutschen Opernfestivals statt. Merke: Einen grünen Hügel gibt es nicht nur in Bayreuth!
Apropos Hügel: Einen sehr guten Überblick kann man sich auf der Ratzinger Höhe verschaffen. Aus ca. 700 Metern Höhe kann man weit über das Chiemgau blicken, mit Bad Endorf im Norden, dem Simssee im Westen und dem Chiemsee im Osten. Vor allem im Herbst, wenn das Laub bunt gefärbt ist, ein fantastischer Anblick, wie die Aufnahme im Bildband beweist.
Besonders fasziniert hat mich auch eine Aufnahme der Eggstätter Seenplatte: Da sieht man erst, wie viele Wasser- und auch Waldflächen es in dieser Region gibt! Wenn man auf der Landstraße von Bad Endorf in Richtung des bekannten Chiemsees fährt, lässt man diese Seenplatte nämlich im wahrsten Wortsinne links liegen. Ich habe mir nun fest vorgenommen, diese Gegend bald mal genauer zu erkunden.
Fazit: Dieser Bildband ist ausgesprochen einladend! Er lädt Einheimische ein, ihre Heimat genauer zu erkunden, genauso lädt er aber auch Urlauber ein, diese Gegend kennenzulernen. Die Fotos, die in allen Jahreszeiten aufgenommen wurden, vermitteln einen wunderbaren Eindruck der Region mit all ihrer Vielfalt. Ganz bestimmt ist dieses Buch ein wunderbares Weihnachtsgeschenk und ein toller Appetitmacher für den nächsten Urlaub oder Ausflug.