Seit im Frühjahr das Datum der diesjährigen lit.Love bekannt gegeben worden war, stieg meine Vorfreude quasi von Woche zu Woche. Erst recht, als ich zusammen mit einigen anderen lit.Love-Bloggerinnen den #litlovecountdown startete, der in den vergangenen elf Wochen jeden Samstag eine andere der teilnehmenden Autorinnen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) vorstellte.
Nun endlich hatte das Warten ein Ende und so startete ich am Samstag voller Vorfreude zum Verlagsgebäude von Randomhouse, wo das Event wie schon in den vergangenen drei Jahren stattfand. Und wie jedes Jahr war ich begeistert von der liebevollen Dekoration im ganzen Haus:
Es dauerte auch nicht lang, bis ich die ersten bekannten Gesichter anderer #litlovebloggerinnen erspähte und gemeinsam machten wir uns auf zum ersten Programmpunkt: Im Großen Saal sprach Journalist und Moderator Günter Keil mit den Autorinnen Adriana Popescu, Manuela Inusa, Meike Werkmeister und Anne Freytag (auf dem Foto von links) über die Bedeutung von Freundschaft im Liebesroman. Dabei stellte sich heraus, dass dieses Thema in all seinen Spielarten in den Büchern eine wichtige Rolle spielt. Auch in Liebesromanen, schließlich ist Freundschaft ja auch eine Form von Liebe, oder? Anne Freytag sagte dabei einen sehr schönen Satz, dem ich persönlich aus vollstem Herzen zustimmen kann: „Mein Mann ist mein bester Freund.“
Übrigens war es im Großen Saal schon bei dieser ersten Veranstaltung richtig, richtig voll, etliche ZuhörerInnen mussten sogar stehen. Ähnlich sah es auch in der kommenden Stunde aus: Ich hatte mich nun für den Programmpunkt mit Autorin Meike Werkmeister entschieden, sie hielt einen Workshop „Vom Papier in unser Herz – wie Romanfiguren lebendig werden.“ Gefühlt hatten sich dafür auch hundert andere BesucherInnen entschieden, ich bekam gerade noch einen Platz ziemlich weit hinten, von dem aus ich Meike kaum sehen konnte. Zum Glück aber hören, denn was sie zu sagen hatte, war sehr interessant. Meike ist wie ich selbst eigentlich Journalistin, machte aber schnell die Erfahrung, dass journalistisches Schreiben ganz anders ist als das Schreiben eines Romans. Deshalb empfahl sie uns zwei kluge Bücher, die ihr selbst viel geholfen hatten, um das Handwerkszeug zu erlernen. Anhand von praktischen Übungen bekamen wir selbst einen kleinen Einblick, wie man Figuren lebendig beschreiben kann, ohne ihre äußeren Erscheinungsmerkmale oder Charaktereigenschaften einfach nur langweilig aufzuzählen. Und wir lernten: „Nichts ist langweiliger als eine durch und durch glückliche Hauptfigur!“ Gerade die Ecken und Kanten einer Figur und auch ihre Schwächen machen sie für Leser nachvollziehbar und sympathisch.
Apropos sympathisch: Im Anschluss konnte ich ein paar Worte mit Meike Werkmeister wechseln, mit der ich via Facebook schon länger Kontakt hatte. Das ist für mich immer wieder das Schönste an der lit.Love: All die netten Autorinnen und Bloggerinnen, mit denen man sich in den Sozialen Medien schon ausgetauscht hat, endlich mal persönlich kennenzulernen oder sie wieder zu treffen, nachdem man sie auf einer der vorherigen lit.Loves kennengelernt hat.
Im Anschluss ging es für mich zur ersten Lesung des Tages. Ich hatte mir schon Wochen vor der lit.Love das kostenlose eBook heruntergeladen, das Leseproben aller teilnehmenden AutorInnen enthält, und mir diese in den letzten Tagen zu Gemüte geführt (soweit ich die Bücher nicht eh schon kannte). Dadurch war ich auf die Autorin Brenda Strohmaier und ihr Buch „Nur über seine Leiche“ aufmerksam geworden. Dabei handelt es sich nicht um einen fiktiven Roman, sondern um eine sehr persönliche Schilderung, wie es der Autorin nach dem viel zu frühen Tod ihres Mannes ging. Mit 44 Jahren, nach zehn Jahren Beziehung und einem Jahr Ehe, stand sie plötzlich als Witwe da und musste irgendwie mit dieser Situation fertig werden. Was sich furchtbar traurig und tragisch anhört (und natürlich auch ist), hat die Autorin ausgesprochen amüsant, mit viel Ironie und Wortwitz geschildert. Sie erzählt von all den Fragen, die sich ihr stellten, vom Bürokratieirrsinn, von ihrer Trauerarbeit, die sie u.a. auf eine mehrmonatige Reise führte, von all den kleinen Alltagsbegebenheiten, in denen sie ihren Mann vermisst – und von jenen, wo sie ihn überhaupt nicht vermisst. Und schließlich auch von ihren ersten Versuchen, eine neue Beziehung einzugehen. Ich schwankte auf dieser Lesung mehrmals zwischen Lachen und Weinen, feuchte Augen hatte ich in jedem Fall.
Die Mittagspause wurde uns in diesem Jahr musikalisch versüßt durch die Singer/Songwriterin Julia Kautz. Danach wollte ich eigentlich zu einem Workshop mit der Autorin Persephone Haasis zum Thema „Wie erreicht man die Emotion der Leser?“ Doch als ich vor dem betreffenden Raum stand, hing dort die Notiz „Der Workshop am Samstag um 14 Uhr fällt aus.“ Schade, aber ich nutzte die freie Zeit, um mich in Ruhe etwas umzuschauen und einen Kaffee zu trinken. Und hier muss ich den Veranstaltern noch ein großes Lob aussprechen, denn offenbar haben sie meine Anregung aus dem vergangenen Jahr aufgegriffen: Denn damals hatte ich mich sehr über die Einwegbecher in der Caféteria geärgert, die am Ende des Tages im ganzen Gebäude verstreut herumlagen. Kein schöner Anblick und vor allem Gift für die Umwelt. Was letztes Jahr meinem Empfinden nach noch etwas belächelt wurde, sieht inzwischen – #fridaysforfuture sei Dank! – schon ganz anders aus. Und so gab es in der Caféteria nun neben Keramikgeschirr auch Pfand-Mehrwegbecher von Recup (ein Blick auf deren Webseite lohnt sich wirklich!). Zwar waren auch immer noch Einwegbecher im Angebot, doch wurden die, soweit ich das sehen konnte, deutlich weniger in Anspruch genommen. Ein paar Gedankenlose gibt es halt leider immer und überall, doch der Trend geht auf jeden Fall in die richtige Richtung.
Die unverhoffte Pause nutzte ich auch zu einem Treffen mit der lieben Maria Nikolai, die nicht als offiziell teilnehmende Autorin der lit.Love da war, sondern als Ehemalige. Außerdem übernahm sie am Sonntag den Instagram-Account ihres Verlages Penguin und nutzte beide Tage, um Treffen mit ihren vielen Fans abzuhalten. Leider hatte ich gerade zu den Zeiten, zu denen sie ihre Meet&Greets veranstaltete, schon so viele andere interessante Programmpunkte auf meiner Liste, dass ich daran nicht teilnehmen konnte. Umso mehr freute ich mich, jetzt die Gelegenheit zu einem kleinen Plausch zu haben.
Danach ging es zur nächsten Talkrunde, diesmal moderiert von Anouk Schollähn, die genau wie Günter Keil seit der ersten lit.Love mit dabei ist. Anouk sprach mit den beiden britischen Stargästen Katherine Webb und Beth O’Leary über deren Romane. Besonders der Roman von Beth O’Leary, „Love to share“, hat es mir seit der Leseprobe angetan, spielt er doch in London, wo ich gerade einen wundervollen Urlaub verbringen durfte. Und die Story klingt auch total witzig, ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Katherine Webb wiederum gehört zu den lit.Love-Autorinnen der ersten Stunde, sie durfte ich bereits 2016 dort kennenlernen. Anbei ein kleiner Fotovergleich damals und heute:
Danach wollte ich eigentlich zur Lesung von Manuela Inusa aus ihrem neuem Roman „Wintervanille“, doch der Andrang war so groß, dass ich nur noch einen Stehplatz ergattern konnte. Dazu die schlechte verbrauchte Luft im Raum – nein, das würde ich keine Stunde lang durchstehen, also trat ich den Rückzug an und entschied mich spontan, stattdessen die Lesung von Adrienne Friedländer zu besuchen. Ihr Roman trägt den vielversprechenden Titel „Ich habe jetzt genau das richtige Alter. Muss nur noch rauskriegen wofür.“ Hier hatte ich das Glück, einen der letzten Sitzplätze zu bekommen, so dass ich die amüsante Lesung ganz entspannt genießen konnte.
Und mit einer weiteren Lesung klang der erste Tag auch aus. Für mich war der Besuch von Jana Voosen auf der lit.Love ein absolutes Highlight, denn ihr Roman „Für immer die Deine“ hatte mich tief bewegt. Für ein Interview hatten wir außerdem bereits sehr netten E-Mail-Kontakt gehabt, so dass ich mich nun sehr darauf freute, die Autorin persönlich kennenzulernen:
Zum Abschluss gab es im Foyer noch eine Happy Hour und hier ergab sich für mich die Gelegenheit, mit den beiden Engländerinnen Katherine Webb und Beth O’Leary noch ein wenig zu plaudern. Ganz beseelt kehrte ich am Abend nach Hause zurück, wo mich meine Männer schon mit einem leckeren Abendessen erwarteten. Danach konnte ich endlich ganz in Ruhe den Inhalt meiner Goodie-Bag begutachten. Anders als in den Vorjahren, hatten wir die Goodie-Bag diesmal nicht schon beim Eintritt, sondern erst beim Verlassen der lit.Love bekommen, was ich als sehr angenehm empfand, denn so musste ich die Tasche nicht den ganzen Tag mit mir herumtragen. Andererseits musste ich so aber auch meine Neugier deutlich länger bezähmen, doch das hat sich gelohnt:
Aller guten Dinge sind drei: Am Sonntag Vormittag besuchte ich drei Lesungen direkt hintereinander. Den Anfang machte dabei Nora Elias mit ihrer „Königsberg“-Reihe, darin geht es um drei Familien in Ostpreußen. Die Leseprobe hatte mir durchaus Lust aufs Weiterlesen gemacht, die Lesung hingegen empfand ich als recht eintönig. Ich hätte mich gefreut, wenn die Autorin zwischen den einzelnen Textpassagen noch ein wenig lockerer über ihre Romane erzählt hätte, sie wirkte jedoch auf mich sehr nervös.
Welch ein Unterschied zur nachfolgenden Lesung mit Meike Werkmeister! Die hatte sich Unterstützung von Musikerin Julia Kautz geholt, die die Lesung zusammen mit ihrem Gitarristen musikalisch begleitete. Wie Meike erzählte, sind sie und Julia befreundet und waren auch schon gemeinsam auf Lesereise. Die Songs von Julia passen wunderbar zur Stimmung des Romans „Sterne sieht man nur im Dunkeln“ und eines der Lieder kommt sogar im Buch vor.
Am Anfang war das Pferd… Als Drittes besuchte ich die Lesung von Silvia Konnerth aus ihrem Roman „Heideblütenküsse“, den ich mit Begeisterung gelesen hatte. Silvia war bereits im vergangenen Jahr als Gast auf der lit.Love, doch leider hatten wir uns da verpasst, umso größer war die Freude, dass wir uns nun nach einigen Jahren Social Media-Kontakt endlich persönlich trafen. In ihrem Roman spielt der riesige Rappe Elvis eine durchaus gewichtige Rolle und Silvia verriet, dass tatsächlich ein großes Pferd, dem sie überraschend gegenüber stand, den ersten Anstoß zu ihrem Buch gegeben hatte.
Diesmal verbrachte ich die Mittagspause zusammen mit einigen anderen #litlovebloggerinnen, nachdem es am Vortag mit unserem Treffen leider nur bedingt geklappt hatte. Danach war ich etwas unschlüssig, welchen der fünf gleichzeitig stattfindenen Programmpunkte ich besuchen sollte. Ich entschied mich für die Lesung aus Beth O’Learys „Love to share“, wobei Anouk Schollähn wieder die Moderation übernahm und die Textpassagen auf deutsch vorlas, während Beth selbst zu Beginn einen kleinen Ausschnitt aus dem englischen Original vortrug. Auch wenn sich das Gespräch inhaltlich ein klein wenig mit dem Talk vom Vortag überschnitt, so war es doch wieder sehr unterhaltsam, hier zuzuhören und meine Lust auf das Buch stieg weiter.
In den letzten beiden Stunden der Veranstaltung fanden jeweils nur noch zwei Programmpunkte parallel statt und man merkte bereits die große Aufbruchstimmung. Generell war der Sonntag etwas weniger gut besucht als der Samstag und viele Besucher mussten schon am frühen Nachmittag aufbrechen, weil sie noch eine lange Heimreise vor sich hatten. Ich verbrachte also die vorletzte Stunde dieses Tages damit, mich von vielen Leuten herzlich zu verabschieden, dann holte ich mir nochmal einen Kaffee, suchte mir eine ruhige Ecke und schluckte eine Kopfschmerztablette, denn so langsam machten sich die vielen Eindrücke des Wochenendes durch einen Druck auf den Schläfen bemerkbar. Doch um nichts in der Welt hätte ich die lit.Love früher verlassen mögen, im Gegenteil: Ich wollte sie bis zur letzten Minute auskosten!
Zuletzt stand nämlich ein Talk zum Thema „Herzensangelegenheiten zu Papier bringen“ auf dem Programm. Hier plauderten Jana Voosen, Anne Freytag und Silvia Konnerth mit Heyne-Lektorin Patricia Czezior (von links). Zwar hörte man irgendwo im Hintergrund schon die ersten Staubsauger und draußen war es mittlerweile dunkel geworden, was insgesamt den Eindruck vermittelte, als sei es nicht 16 Uhr, sondern mindestens schon acht Uhr abends. Aber der Talk war so amüsant, dass ich noch ewig hätte zuhören können, meine Kopfschmerzen waren komplett verflogen. Anne Freytag ist die einzige der drei Autorinnen, von der ich noch nichts gelesen habe, doch gerade ihr hörte ich nun besonders gern zu, weil sie wirklich einen ganz wundervollen Wortwitz hat.
Auch diesmal klang der Tag mit einer Happy Hour aus und es ergab sich nochmal die Gelegenheit zu netten Gesprächen mit anderen Bloggerinnen, mit Autorinnen und Verlagsmitarbeiterinnen. Wieder zuhause, verfolgte ich eifrig, was die anderen unter #litlove2019 so alles posteten, gegenseitig versicherten wir uns immer wieder, wie schön es doch gewesen sei. Ein ganz großes Dankeschön geht wie immer an die OrganisatorInnen bei Randomhouse, die dieses wundervolle Wochenende möglich gemacht haben. Für mich ist das besser als jeder Wellness-Urlaub: Den ganzen Tag komplett ungestört zusammen mit Gleichgesinnten meinem liebsten Hobby frönen zu können – was gibt es Schöneres?
Und so freue ich mich schon jetzt auf den November 2020 und die hoffentlich dann stattfindende fünfte lit.Love.