Teil 2 meines Reiseberichtes wird magisch, denn er beginnt mit der Harry Potter-Studiotour. Außerdem entführe ich Euch nach Oxford, Greenwich, zur Portobello Road und zum Brick Lane Market, wir fahren auf der Themse, gehen ins Museum, in die Bluesbar und in mehrere sehenswerte Buchläden.
Tag 6: Harry Potter-Studiotour
Wir schreiben den 19.9.19 – dieses „magische“ Datum schien mir perfekt, um dafür online im Voraus die Studiotour zu buchen. Ein wenig Tüfteln und Preise vergleichen war nötig, denn diese Tour ist leider alles andere als billig. Aber, soviel sei vorab schon verraten: Es lohnt sich!!!
Man kann entweder die Tour direkt bei den Warner Bros. Studios buchen und sich selbst um die Anreise kümmern. Vom Londoner Bahnhof Euston aus kann man mit dem Zug nach Watford Junction fahren und von dort weiter mit einem Shuttlebus zu den Studios, die etwa 20 Meilen nordwestlich von London liegen. Für uns wäre das aber sehr umständlich gewesen: erst mit dem Bus zur U-Bahnstation South Kensington fahren, dann mit mindestens einmal Umsteigen nach Euston, das war uns auch von der Anreisedauer her zu unsicher. So entschieden wir uns für die bequemere, aber auch teurere Variante, nämlich mit unserem 11er-Bus zur Victoria Coach Station zu fahren und von dort aus mit einem Reisebus direkt zu den Studios. Es gibt mehrere Reiseveranstalter, die dieses Paket (inkl. des Eintritts zur Studiotour) anbieten, die Kosten liegen je nach Termin bei knapp 100 Euro pro Person. Ich hatte mich schon Monate im Voraus bei zwei Veranstaltern zum Newsletter angemeldet und tatsächlich kam dann ein Angebot im Stil von „Buchen Sie heute und sparen Sie 15 Prozent“ von GetYourGuide. Bei vier Erwachsenen sind 15 Prozent eine Menge Geld, also schlug ich zu. Später kam dann auch noch ein 20-Euro-Rabattgutschein, den ich für den Eintritt zur St. Paul’s Cathedral verwendete.
Die Anreise klappte wie am Schnürchen und die Aufregung war groß, als endlich das Studiogelände in Sicht kam:
Bevor wir den Bus verließen, bekamen wir noch die Abfahrtszeit für die Rückfahrt gesagt, dann ging es endlich los. Schon im Foyer kamen wir aus den „Ahs“ und „Ohs“ kaum noch heraus:
Im Wesentlichen kann man sich im Studiogelände auf einer festgelegten Route im eigenen Tempo frei bewegen. Nur am Anfang wird man zu Gruppen zusammengefasst. Vorbei an den Kulissen des Privet Drive (Ligusterweg) geht es in einen Raum, wo auf einer Leinwand ein Film zur Begrüßung gezeigt wird. Sowohl die drei Hauptdarsteller von Harry, Ron und Hermine als auch Autorin J.K. Rowling kommen hier zu Wort.
Danach wird die Aufmerksamkeit auf ein großes Tor gelenkt. Ein Mädchen, das an diesem Tag Geburtstag hatte, durfte das Tor öffnen und voilà: Plötzlich steht man am Eingang zur Großen Halle. Hier sind auch viele Kostüme der Schauspieler ausgestellt:
Nach einer Weile wurden wir am anderen Ende der Großen Halle wieder „hinausgescheucht“, denn am Eingang wartete bereits die nächste Gruppe. Von da an aber konnten wir uns im eigenen Tempo durch die Räume bewegen, Kostüme und Masken bewundern und Dekorationsgegenstände betrachten. Alles war sehr anschaulich erklärt:
Besonders umlagert waren der Schlafraum der Gryffindor-Jungs, der Gryffindor-Gemeinschaftsraum, die Ausstellung der verschiedenen Zauberstäbe und Dumbledores Büro:
Auch das Zaubertränke-Klassenzimmer, der Fuchsbau der Weasleys, Hagrids Hütte und verschiedene Ausstellungsstücke zum Thema Quidditch und zum Thema Fortbewegungsmittel bei Harry Potter durften natürlich nicht fehlen. Vor einer Green Screen hatte man die Möglichkeit, selbst einen Flug auf einem Besen zu unternehmen. Fotos und Video davon konnte man später mit nach Hause nehmen. Und natürlich durfte man selbst wählen, zu welchem Haus man gehören wollte, welchen Umhang man also für das Foto bekam. Ich habe mich für Ravenclaw entschieden.
Und dann wurde es ein wenig gruseliger:
Ein echtes Highlight war es, aus dem Verbotenen Wald wieder heraus zu kommen, um die nächste Ecke zu biegen und dann das hier zu sehen:
Hier machte es ganz besonders viel Freude, das Aufleuchten in den Augen unserer Söhne zu sehen, die etwas später als Jens und ich aus dem Verbotenen Wald herauskamen. Den Hogwarts-Express kann man auch von innen besichtigen, dort gibt es mehrere Zugabteile, die jedes im Stil eines Films dekoriert sind. Man kann also an den Sachen, die in den Abteilen herumliegen, ablesen, wie die Hogwartsschüler allmählich von Kindern zu Teenagern wurden. Und hier kamen wir auch – ganz ohne Schlangestehen wie am Bahnhof King’s Cross – noch zu unseren Fotos mit Gepäckwagen.
Danach hatten wir etwa die Hälfte des Rundgangs erreicht und kamen zu einem großen Pausenraum und Freigelände. Hier konnten wir uns nun das berühmte Butterbier gönnen, von dem ich schon so viel gelesen hatte, denn in der Muggelwelt ist dies der einzige Ort, wo es erhältlich ist. Allerdings habe ich gehört, dass es gar nicht so gut schmecken soll, aber das kann ich nicht bestätigen. Sagen wir mal so: Ich würde es mir nicht nochmal kaufen, aber man kann es durchaus trinken. Es schmeckt irgendwie nach Vanille und noch nach einigen anderen Zutaten, die ich gar nicht so genau benennen kann.
Mittlerweile waren von den vier Stunden, die wir für unseren Besuch Zeit hatten, schon mehr als zwei vergangen. Wenn man also in Betracht zog, dass wir nun etwa die Hälfte der Tour gesehen hatten und am Ende auch noch ein großer Shop wartete, den wir natürlich auch ausgiebig durchforsten wollten, dann wurde die Zeit beinahe schon etwas knapp. Deshalb trieb ich zur Eile an. Aber den Fahrenden Ritter mussten wir natürlich trotzdem ausgiebig bewundern:
Die Kulissen von Gringotts sind 2019 neu im Programm und hier haben sich die Macher wirklich was einfallen lassen, denn dort trieb genau wie im Film ein Drache sein Unwesen:
Von Gringotts ging es direkt weiter in die Winkelgasse mit all ihren fantastischen Läden:
Und schließlich folgte ein riesiges Modell von Hogwarts, das für viele Filmaufnahmen genutzt wurde:
So erreichten wir schließlich das Ende der Tour und hatten noch eine knappe halbe Stunde Zeit, um ausgiebig im Shop zu stöbern, der allein von den Ausmaßen her unsere Erwartungen übertraf. Natürlich konnten wir hier nicht ganz mit leeren Händen hinausgehen, ich entschied mich für ein T-Shirt mit der Karte des Herumtreibers darauf, Flo für ein Shirt, das mit den verschiedensten Zaubersprüchen beflockt ist. Felix kaufte sich eine Gryffindor-Mütze – und Jens zückte die Kreditkarte 😉 Zuguterletzt hatten wir sogar noch Zeit, draußen auf dem Parkplatz Fotos von den wunderbar bemalten Reisebussen zu machen.
Fazit: Ein wahnsinnig teures Vergnügen, aber für jeden echten Harry Potter-Fan ein absolutes Muss. Und selbst Jens, der mit Harry Potter nicht so viel anfangen kann wie der Rest der Familie, war wirklich begeistert und beeindruckt von der Vielzahl der Kulissen und Kostüme, den anschaulichen Erklärungen und überhaupt von der Liebe zum Detail, die überall spürbar war. Natürlich war es hilfreich, dass wir uns zuhause kurz vor der Abreise nochmal die ersten sechs Filme angeschaut hatten. Die beiden letzten haben wir dann nach unserem Urlaub nochmal angeguckt und wir können übereinstimmend sagen, dass der Zauber der Filme nicht darunter leidet, wenn man die Studios gesehen hat – ganz im Gegenteil!
Lediglich die vier Stunden, die wir für die Besichtigung Zeit hatten, empfanden wir tatsächlich als zu kurz. Insofern wäre es vielleicht doch geschickter, die Anreise auf eigene Faust zu planen, weil man dann bei der Heimreise flexibler ist. Andererseits war es natürlich sehr bequem, nun einfach nur in den wartenden Bus zu steigen und sich ohne Umsteigen wieder zurück nach Victoria kutschieren zu lassen. Denn ehrlich gesagt taten uns allen die Füße ganz schön weh!
Zurück in London, kehrten wir nahe der Victoria Station bei einem Inder zum Abendessen ein. Auf der Rückfahrt zu unserer Wohnung konnten wir noch die nächtlich beleuchtete Albert Bridge bewundern und so ging dieser Tag wahrlich magisch zu Ende:
Tag 7: Oxford
Auch heute fuhren wir wieder mit dem Linienbus zur Victoria Coach Station, denn für heute hatten wir einen Tagesausflug nach Oxford geplant. „Schuld“ daran war nicht zuletzt die Lektüre der Bücher von Manuela Inusa rund um die Valerie Lane in Oxford. Obwohl diese spezielle Straße fiktiv ist, so hatten mir die Romane doch definitiv Lust darauf gemacht, die Stadt zu besuchen und Manuela Inusa war so nett, mir zuvor auch noch einige Tipps zu geben.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, von London nach Oxford zu gelangen, eine davon ist per Bus. Mehrere Buslinien verkehren stündlich zwischen den beiden Städten, unter anderem die X90-Linie. Dort gibt es (im Gegensatz z.B. zu Oxford Tube) auch eine Ermäßigung für Schüler und Studenten, die wir für unsere Jungs natürlich gerne in Anspruch nahmen.
Der Bus hält an mehreren Stationen in der Innenstadt von Oxford und so stiegen wir direkt am Christ Church College aus, das ich unbedingt besuchen wollte, weil es auch dort einige Bezüge zu Harry Potter gibt. Doch am Eingang gab es eine schlechte Nachricht: Heute war in ganz Oxford der sogenannte „Open Day“ für künftige Studenten und ihre Familien, die sich die verschiedenen Colleges anschauen wollten. Laut der gestrengen Dame am Eingang bedeutete „open“ aber so viel wie „closed“, zumindest für normale Besucher. Sehr enttäuscht zogen wir wieder ab und steuerten stattdessen den nächsten Programmpunkt an, den Covered Market:
Von hier waren es nur wenige Schritte zur University Church of St. Mary the Virgin: Manuela hatte mir den Tipp gegeben, hier den Turm zu besteigen, weil man dort einen traumhaften Rundumblick auf die ganze Stadt hat. Recht hatte sie! Hier kommen die Bilder von unserem Ausblick im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden:
Da es mittlerweile Mittag war und wir etwas Hunger verspürten, führte uns der Weg nun zum The Grand Café. Davon hatte ich in einem meiner Bildbände über die schönsten Kaffeehäuser Europas gelesen, doch ich kann die Begeisterung nicht unbedingt teilen: In dem Buch hatte etwas von studentischem Flair gestanden, wir entdeckten nur touristisches Flair und überteuerte Preise. Aber das Essen war gut und die Einrichtung sehr schön, auch wenn es wahnsinnig eng war.
Anschließend überquerten wir die High Street und spazierten zwischen den altehrwürdigen Gebäuden hindurch zu einem Park beim New College. Dann stellte sich heraus, dass wir von dort aus ungehindert das Gelände des New College betreten konnten. Im Rahmen des „Open Day“ boten Studenten Führungen über das Campusgelände an und so schlossen wir uns ganz unauffällig solch einer Besichtigung an:
Und so gelangten wir auch zu dem berühmten Kreuzgang, der als Drehort für einige Harry Potter-Szenen diente:
Vorbei an der Seufzerbrücke und dem Trinity College kamen wir schließlich zum Blackwell’s Book Shop. Auch auf diesen wurde ich durch einen meiner Bildbände aufmerksam, leider war die wunderschöne Ladenfassade aber gerade eingerüstet. Einen guten Eindruck davon kann man sich auf der Webseite des Geschäfts verschaffen. Von außen sieht der Laden klein und beschaulich aus, umso größer dann die Überraschung, wie weitläufig das Geschäft tatsächlich ist:
Schräg gegenüber entdeckten wir ein Geschäft, aus dem köstliche Düfte zu uns herüberdrangen: Fudge Kitchen. Als wir wie magisch angezogen den Laden betraten, waren wir von der Auswahl an Fudges aller Geschmacksrichtungen förmlich erschlagen. Die netten Verkäufer boten uns einige Sorten zum Probieren an und wir kamen ein wenig ins Gespräch. Als sie erfuhren, dass wir aus Deutschland kamen, war die Reaktion sehr freundlich – wie eigentlich immer, was mich angesichts des Brexit-Chaos und gewisser Vorbehalte gegen die EU doch sehr positiv überraschte. Natürlich kauften wir dann auch ein wenig Fudge als Wegzehrung.
Von der Broad Street schlenderten wir nun weiter zur Cornmarket Street, von der die fiktive Valerie Lane abzweigt. Wir erspähten einige sehr schöne Gebäude, doch im Wesentlichen sieht man in der Cornmarket Street genau die gleichen Ladenketten wie überall sonst auch.
Da wir mittlerweile gemerkt hatten, dass es überhaupt kein Problem ist, die Colleges zu betreten, wenn man sich als interessierte Familie von potentiellen Studenten ausgibt (und wir hatten ja zum Glück zwei Jungs im passenden Alter dabei), versuchten wir nun doch nochmal unser Glück im Christ Church College. Und siehe da, wir durften das Gelände völlig problemlos betreten und gelangten so zunächst in den großen Innenhof:
Von dort kommt man direkt zur Großen Halle, die als Vorbild für die Große Halle von Hogwarts diente. Die Kulissen im Studio hatten wir ja nun schon am Vortag gesehen, doch auch hier in Oxford waren Szenen gedreht worden, z.B. auf der Treppe vor der Großen Halle, wo Professor McGonagall die Erstklässler begrüßt:
Natürlich ist das Christ Church College aber nicht nur für Harry Potter bekannt (abgesehen davon, dass hier auch andere Filme gedreht wurden), sondern vor allem für seine vielen berühmten Absolventen. Einer davon war Charles Dodgson, besser bekannt als Lewis Carroll, Autor von „Alice im Wunderland“, andere wurden später Premierminister und viele der berühmten Alumni sind mit Portraits an den Wänden verewigt.
Weiter ging es in die wunderschöne Kathedrale, die nicht nur dem College, sondern der ganzen Diözese als Gotteshaus dient, und weiter zum Kreuzgang – auch hier wurde für eine Szene des ersten Harry Potter-Films gedreht.
Danach hatten wir sogar noch die Gelegenheit, einen der Schlafräume zu besichtigen. Es handelte sich dabei um ein kleines, aber durchaus gemütliches Einzelzimmer mit Kochnische und kleinem Bad, wo man aber aus Respekt vor der Privatsphäre der Bewohner keine Fotos machen durfte.
Schließlich verließen wir das College und wanderten hinunter zur Themse, die hier ruhig und beschaulich dahin fließt – welch ein Gegensatz zu London! Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem Laden vorbei, der sich komplett Alice im Wunderland verschrieben hat:
Nun bummelten wir durch kleine Gassen und Nebenstraßen zurück zum Busbahnhof in Gloucester Green. Dabei kamen wir an vielen einladenden Pubs und Lokalen vorbei, aber es war noch recht früh und wir hatten noch gar keinen Hunger, vor allem nach dem sehr sättigenden Fudge. Also beschlossen wir, zurück nach London zu fahren, zumal uns inzwischen mal wieder die Füße weh taten und wir uns darauf freuten, eineinhalb Stunden bequem im Bus zu sitzen und nicht laufen zu müssen. Tatsächlich wurden es dann sogar gut zwei Stunden, weil in London so viel Verkehr herrschte. Wir waren froh, als wir wieder zurück in der Wohnung waren, wo wir uns ein paar Rühreier machten und dann erschöpft in unsere Betten fielen.
Tag 8: Notting Hill, Portobello Market, Greenwich, Themse-Schifffahrt, Blues
An diesem Samstag ließen wir es ruhig angehen. Ich nutzte den Vormittag, um eine Maschine Wäsche zu waschen, vor allem mit Kleidung von Felix, denn anders als der Rest der Familie würde er am Montag nicht nach Hause, sondern gleich weiter nach Bremen reisen und dort noch fünf Tage bleiben, also brauchte er frische Wäsche. Gegen Mittag nahmen wir den Bus 328 zum Notting Hill Gate und tauchten ein in den Trubel am Portobello Market. Und natürlich durfte auch ein Fotostopp am Notting Hill Book Shop (bekannt aus dem Film „Notting Hill“ mit Julia Roberts und Hugh Grant) nicht fehlen:
Eigentlich hatte ich geplant, erst am Sonntag einen Ausflug nach Greenwich zu unternehmen. Doch da die Wettervorhersage für Sonntag nicht so toll war, fuhren wir nun von Notting Hill aus direkt weiter nach Greenwich. Dazu nahmen wir zunächst die Underground der Central Line bis zur Station Bank und wechselten dort zur DLR (Dockland Light Railway), die uns bis nach Greenwich brachte. Hier waren Jens und ich zuletzt 1997 und nun stellten wir fest, dass sich seitdem viel geändert hatte. Ich meine mich zu erinnern, dass die DLR damals nur bis zur Haltestelle Island Gardens auf der Isle of Dogs ging, von dort musste man durch den Fußgängertunnel unter der Themse hindurch nach Greenwich gehen. Inzwischen führt die DLR bis nach Lewisham weiter und in Greenwich gibt es sogar zwei Stationen. Wir stiegen bei der südlicheren Haltestelle aus und wanderten von dort durch den Greenwich Park bis zum Nullmeridian.
Der allerdings ist nicht öffentlich zugänglich, sondern nur zusammen mit dem Royal Observatory, das jedoch einen recht happigen Eintrittspreis verlangt. Das war es uns nicht wert, wir begnügten uns mit einem Blick durch den Zaun:
Das Schönste war ohnehin der herrliche Blick, den man von hier aus auf die Skyline von London hat:
Durch den Park schlenderten wir dann in Richtung Themse, machten einen Abstecher in die Markthallen, wo wir uns mit leckeren frisch gebackenen Cookies versorgten, und setzten uns dann am Themseufer in die Sonne, in Sichtweite des Teeclippers „Cutty Sark“, den man besichtigen kann. Das habe ich schon zweimal gemacht: 1988 während meiner London-Sprachreise und 1997 zusammen mit Jens. Neu war uns beiden das Visitor Center, das inzwischen drum herum gebaut wurde.
Vom Greenwich Pier aus fuhren wir mit dem Schiff zurück bis Westminster. Das war gar nicht so teuer und man konnte die Fahrt bequem mit der Oyster Card bezahlen. Unterwegs kamen wir an all den Sehenswürdigkeiten vorbei, die wir in den letzten Tagen besichtigt hatten:
Nach dem Aussteigen am Westminster Pier bewunderten wir noch einmal das London Eye, das herrlich in der Abendsonne glänzte:
Und ich machte nochmal ein Foto vom Big Ben, von dem aus dieser Perspektive zumindest das Zifferblatt zu erkennen war. Dann stiegen wir in die U-Bahn und fuhren zum Oxford Circus. Von hier waren es nur ein paar Schritte bis zur Carnaby Street, wo wir ja schon am vergangenen Sonntag durchspaziert waren. Jens war dabei ein Blues Café aufgefallen, wo wir nun auf einen Drink einkehrten:
Im „Ain’t Nothin But Blues“ wurde an diesem Abend gejammt und die Stimmung war super. Weil uns aber schon wieder (oder immer noch?) die Füße weh taten, wurde das Stehen, noch dazu in recht stickiger Luft, irgendwann unerträglich. Zwei Straßen weiter ließen wir uns im „Byron“ zum Abendessen nieder, bevor wir mit dem Bus durch die nächtliche Regent Street (die inzwischen längst wieder für den Autoverkehr frei gegeben worden war) nach Hause fuhren.
Tag 9: Brick Lane, Daunt Books
Tatsächlich war der Himmel heute bewölkt, doch davon ließen wir uns nicht weiter stören. Mit Bus und U-Bahn fuhren wir bis zur Haltestelle Aldgate East, von wo aus es nur wenige Schritte bis zur Brick Lane und dem berühmten Brick Lane Sunday Market waren. Hier ging es für unser Empfinden noch deutlich alternativer zu als am Portobello Market, der ja sehr überlaufen und in jedem Reiseführer verzeichnet ist, und es gab hier jede Menge zu schauen, u.a. auch die vielen Graffiti und Streetart-Kunstwerke, für die dieser Stadtteil mittlerweile berühmt ist:
Als es dann tatsächlich zu tröpfeln begann, kehrten wir im „Kahaila Café“ ein. Hier konnten wir nicht nur gemütlich sitzen und leckeren Kuchen essen, sondern dabei auch noch Gutes tun, denn das Café gehört zu einer Wohltätigkeitsorganisation, die Obdachlose in einem Kurs zu Baristas ausbildet und ihnen bei der Stellensuche hilft. Ein Training in diesem Café gehört dazu.
Leider wurde der Regen nun stärker, doch für uns stand nun ohnehin erstmal eine längere Busfahrt auf dem Programm, denn ich wollte gerne zu „Daunt Books“ nahe der Baker Street – wieder einmal ein Buchladen, auf den ich in einem Bildband aufmerksam geworden war.
Die Fahrt mit dem Bus 205 führte uns am nördlichen Rand der City vom Osten bis in den Westen, so hatten wir wieder einmal eine Stadtrundfahrt inklusive und kamen u.a. nochmal an dem wunderschönen Bahnhof von St. Pancras vorbei. „Daunt Books“ liegt in der Marylebone High Street und die Versprechungen, die mein Bildband machte, waren nicht übertrieben. Und mal ehrlich: Was gibt es denn Schöneres, als einen verregneten Sonntag Nachmittag in einer anheimelnden Buchhandlung zu verbringen?
Schließlich stiegen wir in den 19er Bus und fuhren zurück zu unserer Wohnung, denn es war unser letzter Tag und wir mussten noch packen. Glücklicherweise hörte der Regen am späten Nachmittag auf und als wir zum Abendessen aufbrachen, schien wieder die Sonne. Eigentlich hatten wir vor, heute an unserem letzten Abend nochmal in ein schönes Pub zu gehen, doch das war schwieriger als erwartet. Zwar reiht sich in der King’s Road ein Lokal ans nächste, jedoch handelt es sich dabei nicht unbedingt um Pubs. Und wir wollten nicht schon wieder Burger essen 😉
Im Internet stießen wir auf das fußläufig erreichbare „Cross Keys“, das auf den Google-Fotos ansprechend aussah und bei dem uns auch die Speisekarte gefiel. Dort angekommen, stellten wir jedoch fest, dass dort sonntags eine andere Karte galt: Alles war uns zu überkandidelt, zu etepetete und so kehrten wir auf dem Absatz wieder um. Nicht weit entfernt war das „Chelsea Pig“, die Speisekarte neben der Tür klang auch sehr vielversprechend. Doch drinnen teilte man uns mit, dass es dort sonntags nur Drinks gibt, kein Essen. Also weiter… nun versuchten wir unser Glück in der Fulham Road beim „King’s Arms“, das wir vor einigen Tagen schon von außen gesehen hatten. Dort jedoch hing ein Schild, das uns mitteilte, dass dort an diesem Abend Rugby übertragen wurde und der Eintritt nur mit Reservierung möglich war. Und so landeten wir schließlich gegenüber beim Libanesen „Mandaloun“ – zwar kein Pub, aber trotzdem sehr lecker.
Auf dem Rückweg zur Ferienwohnung kamen wir an der St. Andrew’s Church vorbei. Die Tür stand offen und drinnen brannte Licht, deshalb schlug Jens vor, einen Blick hinein zu werfen. Wie sich herausstellte, war die Abendmesse gerade zu Ende. Der Priester sprach uns an und wir kamen sehr nett ins Gespräch. So erfuhren wir zum Beispiel, dass der Kirchenraum dort multifunktional genutzt wird: In ein und demselben Raum werden nicht nur Gottesdienste gehalten, sondern auch Spielenachmittage veranstaltet und es gibt einen gemeinsamen Mittagstisch. So soll die Hemmschwelle gesenkt werden, die Kirche zu betreten. Denn wie der Priester uns erzählte, hat die anglikanische Kirche mit dem gleichen Mitgliederschwund zu kämpfen wie die katholische Kirche bei uns: Nur etwa 5 Prozent der Londoner besuchen überhaupt noch einen Gottesdienst.
Tag 10: Museen und Heimreise
Heute hieß es früh aufstehen – zumindest für Felix, der nicht mit uns am Nachmittag zurück nach München fliegen würde, sondern mit dem Eurostar-Zug über Brüssel nach Bremen reisen würde. Das hatte sich erst so ergeben, nachdem wir unsere Reise schon fest gebucht hatten, denn Felix hat zusammen mit früheren Schulkameraden an einem CanSat-Projekt teilgenommen (CanSat = Satellit von der Größe einer Getränkedose) und nun fand eben in Bremen der deutschlandweite Wettbewerb statt. Wir hatten versucht, Felix‘ Rückflug umzubuchen, aber von London aus gibt es mit British Airways keine Direktflüge nach Bremen. Ein Flug nach Hamburg und eine Weiterfahrt mit dem Zug wäre so teuer geworden und zeitlich auch recht umständlich, dass es schlussendlich günstiger war, den Eurostar zu nehmen.
Also musste Felix bereits kurz nach 7 Uhr morgens den Bus nach South Kensington nehmen und von dort nach St. Pancras fahren. Von dort schickte er uns ein Foto: „Ratet mal, von welchem Gleis ich abfahre?“ Das Foto zeigte den Bahnsteig zwischen den Gleisen 9 und 10 – da war er, unser nächster Harry Potter-Moment 😉
Der Rest der Familie konnte etwas geruhsamer in den Tag starten. Die Ferienwohnung mussten wir spätestens bis 11 Uhr räumen, waren aber schon viel früher reisefertig. Unser Flug ging um 16.30 Uhr, also genügte es, gegen 13 Uhr mit der U-Bahn ab South Kensington in Richtung Heathrow zu starten. Ich hatte geplant, zum Abschluss noch das schöne Café im Victoria & Albert Museum zu besuchen, doch wohin mit unserem Gepäck? Hätten wir ein Hotel gebucht, hätten wir die Koffer womöglich dort deponieren können, aber so mussten wir uns eine andere Möglichkeit suchen. Schließfächer an Bahnhöfen gibt es nämlich in London aus Sicherheitsgründen so gut wie gar nicht. Im Internet war ich durch unsere Vermieterin auf „Stasher Luggage Storage“ gestoßen, dort kann man online nach Aufbewahrungsmöglichkeiten suchen und im voraus buchen. Meist kostet das um die 5 Pfund pro Gepäckstück plus Bearbeitungsgebühr. Ich war schon drauf und dran, das zu buchen, als wir entdeckten, dass man seine Koffer auch im Science Museum abgeben kann und das auch noch deutlich günstiger. Da das ohnehin auf dem Weg lag, war unsere Wahl somit klar.
Auf dem Weg dorthin kamen wir am Natural History Museum vorbei:
Die Kofferabgabe im Science Museum klappte ganz hervorragend und weil wir nun schon mal da waren und ohnehin noch so viel Zeit hatten, beschlossen wir, uns dort ein wenig umzusehen (das Museum kostet keinen Eintritt). Ich hatte das Science Museum bislang außer Acht gelassen, weil wir in München mit dem Deutschen Museum ja ein ähnlich gutes naturwissenschaftliches Museum haben. Aber meine Männer waren sehr angetan, zumal es gerade auch eine große Sonderausstellung zum Thema Cyber Security gab, da war unser Informatikstudent natürlich in seinem Element.
Ich selbst hatte es am Tag zuvor doch tatsächlich noch geschafft, mir eine Blase zu laufen, deshalb ließ ich meine beiden Männer alleine losziehen, bummelte kurz noch durch den Museumsshop und suchte mir dann einen bequemen Sitzplatz, von wo ich dem Treiben um mich herum zusehen konnte. Als Jens und Flo aus der Sonderausstellung zurückkehrten, überquerten wir die Straße zum V&A-Museum und besuchten dort das wunderschöne Café:
Schließlich war es Zeit, zum Flughafen aufzubrechen. Als wir in der U-Bahn saßen, schickte Felix uns eine Nachricht: Er war inzwischen bereits in Köln angekommen und hatte beim Umsteigen genug Zeit, um mal kurz den Bahnhof zu verlassen und uns ein Selfie von sich vor dem Kölner Dom zu schicken. Wir revanchierten uns mit einem Selfie aus der U-Bahn 😉
In Heathrow angekommen, gaben wir unsere Oyster Cards zurück, wodurch wir wieder einige Pfundmünzen übrig hatten, die wir noch in Souvenirshops loswerden wollten. Zeit dafür hatten wir mehr als genug, denn wie sich herausstellte, hatte unser Flug eine halbe Stunde Verspätung. Bis zur Landung in München hatte er die zum Glück aber beinahe wieder herein geholt. Unser Shuttlebus vom Parkservice Huber erwartete uns bereits – es ist immer schön, bei der Heimkehr gleich so nett empfangen zu werden.
Zehn wunderbare Tage in England sind nun zu Ende – wir schwärmen noch immer alle vier in den höchsten Tönen von unserem Urlaub und ich würde am liebsten gleich wieder die Koffer packen. Allerdings würde ich künftig lieber aufs Fliegen verzichten (wir haben für unsere Flüge eine Spende an atmosfair zum CO2-Ausgleich geleistet), sondern stattdessen den Eurostar nehmen. Bei Felix hat das super geklappt und ich fahre ja ohnehin sehr gerne Zug, wohingegen ich gar nicht so gerne fliege. Mal sehen. Aber so viel ist sicher: London ist auf jeden Fall noch eine weitere Reise wert!
Hier geht es zurück zu Teil 1 meines Reiseberichts.