„Über dem Meer tanzt das Licht“ | |
von Meike Werkmeister | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Goldmann |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | Mai 2020 |
Seiten | 416 |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Vor gut einem Jahr erschien mit „Sterne sieht man nur im Dunkeln“ der erste Roman von Meike Werkmeister in einem großen Publikumsverlag. Nun hat die Autorin nachgelegt: „Über dem Meer tanzt das Licht“ ist nicht direkt die Fortsetzung, dennoch wird man viele der Figuren aus dem Vorgängerroman wiedererkennen. Doch keine Sorge: Beide Bücher können vollkommen unabhängig voneinander gelesen werden.
In „Sterne sieht man nur im Dunkeln“ besucht Protagonistin Anni ihre Freundin Maria auf Norderney. Und eben jene Maria ist die Hauptfigur in dieser neuen Geschichte: Maria führt mit viel Herzblut ihr Café „Strandmuschel“ und lebt glücklich mit ihrem Freund Simon, der gemeinsamen Tochter Hannah und ihrer älteren Tochter Morlen aus einer früheren Beziehung zusammen. Getrübt wird ihr Glück lediglich durch Morlens pubertäre Anwandlungen und durch Marias Trauer um ihre Mutter Iris, die vor einem Jahr gestorben ist. Bis heute hat Maria es nicht geschafft, deren Haus auszuräumen, geschweige denn zu entscheiden, was weiter damit geschehen soll.
Doch dann passieren gleich mehrere Dinge auf einmal: Simon beschließt, sich gemeinsam mit Hannah eine Auszeit zu nehmen und einen mehrwöchigen Vater-Tochter-Urlaub zu machen, ohne Maria und Morlen. Maria vermisst Simon und Hannah ganz schrecklich und macht sich große Sorgen, als sie auf Simons Instagram-Account Bilder sieht, die ihn zusammen mit einer attraktiven Surferin zeigen. Doch damit nicht genug: In Marias Café ist das Dach undicht, die Pacht wurde erhöht und die Einnahmen reichen hinten und vorne nicht. Es wird Maria wohl nichts anderes übrig bleiben, als endlich Iris‘ Haus zu verkaufen. Zuvor allerdings muss sie es ausräumen. Dabei stößt sie auf alte Tagebücher, in denen Iris ihrer Tochter aus deren Kindheit erzählt – auch von ihrem Vater, den Maria nie kennengelernt hat. Maria macht sich auf die Suche nach ihrem Erzeuger, doch ausgerechnet das eine Tagebuch, das die entscheidenden Hinweise geben könnte, ist unauffindbar.
Währenddessen verliebt Morlen sich zum ersten Mal und entzieht sich ihrer Mutter immer mehr, erst recht, als auch noch ihr Vater Jan auf der Insel auftaucht und Morlen beschließt, künftig bei ihm auf dem Festland leben zu wollen. Für Maria bricht eine Welt zusammen. Sie muss sich fragen, wie es weitergehen soll, wie sie künftig ihr Leben gestalten will und muss dafür über ihren eigenen Schatten springen.
Nach meiner letzten Lektüre, „Der Dünensommer“ von Sylvia Lott, bin ich nun also noch eine Weile auf Norderney geblieben, dabei habe ich die Insel diesmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt: Weg vom mondänen Seebad von einst, hin zum modernen Urlauberparadies inklusive Surferszene. In Maria konnte ich mich von der ersten Seite an sehr gut hineinversetzen: Sie liebt ihre Kinder über alles und leidet darunter, dass ihre Tochter immer mehr ihre eigenen Wege geht. Auch ihre Verbundenheit zu ihrer Heimat – neu entwickelt nach Jahren des Herumvagabundierens – kann ich gut nachvollziehen.
„Über dem Meer tanzt das Licht“ ist ein wunderschöner Sommerroman, sehr ruhig und einfühlsam erzählt, mit einigen dramatischen Höhepunkten und etlichen Momenten, in denen ich vor lauter Rührung und Mitgefühl Rotz und Wasser geheult habe. Kurzum: Eine Lektüre, die mitten ins Herz trifft. Und ganz nebenbei: Ebenso wie schon bei „Sterne sieht man nur im Dunkeln“ wartet auch „Über dem Meer tanzt das Licht“ mit einem wunderschönen Cover auf, in das ich mich auf Anhieb verliebt habe. Im Buchanhang finden sich zudem noch einige Rezepte aus dem Café „Strandmuschel“, die ich sicherlich demnächst noch ausprobieren werde.