Die Mittagsfrau

Erstellt am 24.7.20. Kategorie: Buchrezensionen
„Die Mittagsfrau“
von Ariana Lambert
Bewertung
★★★☆☆
Verlag Books on Demand
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen April 2020
Seiten 296
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Auf dieses (fertige) Buch war ich sehr gespannt, denn ich durfte das Manuskript bereits vor Erscheinen lesen. Angefangen hat alles mit einem Aufruf der Autorin auf Facebook, ob jemand Lust hätte, ihren Thriller zu lesen und ihr Feedback zu geben. Da die Geschichte im Spreewald spielt, wohin ich heuer noch reisen möchte, war ich gleich interessiert. Und so bekam ich das Manuskript tatsächlich als epub vorab zugeschickt.

Es geht darin um das deutsche Ehepaar Christoph und Hanka, das mit seinen drei Kindern Justus, Ella und Henri für einige Jahre nach Dublin zieht. Als Christoph jedoch beruflich zurück nach Deutschland muss, kauft die Familie ein altes Haus im Spreewald, den Caspers Hof. Während Christoph bereits umzieht und vor Ort den Umbau überwacht, bleibt Hanka mit den Kindern noch in Irland, bis das Schuljahr zu Ende ist. Die beiden jüngeren Kinder Justus und Ella freuen sich darauf, nach Deutschland zurückzukehren, aber Henri will nicht weg aus Dublin. Ihm gefällt es in seiner Schule und er ist zudem frisch verliebt. Hanka hingegen hat in Dublin aus Einsamkeit, weil Christoph so viel weg ist, eine Affäre mit Liam angefangen. Der bittet sie nun, bei ihm zu bleiben. Hanka wird das zu viel und sie beendet die Beziehung. Für sie ist klar, dass sie bei Christoph bleiben will.

Der plagt sich im Spreewald mit ganz anderen Problemen herum, denn er findet einen Drohbrief, der ihn davor warnt, auf Caspers Hof einzuziehen: „An die neuen Bewohner. Caspers Hof wird euch niemals gehören. Es gehört ihr. Nur ihr. Es wird ihr immer gehören. Geht, bevor es zu spät ist.“ Es bleibt nicht bei diesem einen Drohbrief. Immer wird dabei Bezug genommen auf eine der vielen Sagengestalten des Spreewaldes: den Wassermann, den Schlangenkönig, die Lutki oder die Mittagsfrau. Tatsächlich ranken sich auch um Caspers Hof etliche gruselige Geschichten, die vom tragischen Schicksal einer früheren Bewohnerin herrühren. Natürlich geht Christoph zur Polizei und die stellt Nachforschungen bei den vorherigen Hausbesitzern, aber auch bei den aktuellen Nachbarn an. Zwar ohne Ergebnis, doch für eine gute Nachbarschaft sind die polizeilichen Ermittlungen nicht gerade förderlich, man begegnet Christoph mit Misstrauen und Ablehnung. Und dann gerät auch Liam ins Visier der Ermittler und Christoph erfährt von Hankas Affäre.

Und es passiert noch mehr: eine blutige Hasenpfote wird an die Haustür genagelt, das Schloss ausgetauscht, der frisch angelegte Garten verwüstet… Hanka und Christoph sind mit den Nerven am Ende und kurz davor, das Haus wieder zu verkaufen, selbst wenn sie dabei einen gehörigen finanziellen Verlust in Kauf nehmen müssten. Dazu kommt die Ehekrise. Doch die Umzugskartons sind bereits gepackt, das Haus in Dublin muss geräumt werden. Und als Hanka schließlich mit den Kindern in Caspers Hof einzieht, überschlagen sich die Ereignisse…

Mir hat die Geschichte richtig gut gefallen. Die Autorin versteht es, Spannung aufzubauen. Beispielsweise wird ein nächtlicher Weg durch den stockdunklen Wald geschildert und man hält als Leser förmlich den Atem an, weil man denkt, jetzt passiert gleich was. Doch es passiert nichts, man entspannt sich – und ganz unerwartet geschieht dann doch etwas, was einen selbst beim Lesen richtig erschreckt. Für Spannung sorgt auch, dass die Geschichte abwechselnd aus Hankas und aus Christophs Sicht erzählt wird.

Was meinen Lesegenuss jedoch erheblich getrübt hat, waren die vielen Fehler in Rechtschreibung, Zeichensetzung, Formulierung, (automatischer?) Silbentrennung usw. Beim Manuskript konnte ich das noch locker ignorieren, denn die Autorin hatte mir extra geschrieben, dass die Geschichte noch nicht lektoriert und korrigiert ist. Ihr ging es lediglich um meinen Leseeindruck von der Geschichte an sich. Aber ich bin natürlich davon ausgegangen, dass es noch ein Lektorat und Korrektorat gibt, bevor das fertige Buch erscheint. Leider war dies nicht der Fall. Es gibt quasi keine Seite im Buch, in der nicht mindestens zwei, drei Fehler stecken. Oftmals sind es nur falsch gesetzte Kommata, die aber den Lesefluss teils erheblich stören, dann wieder sind es fehlende Buchstaben, doppelte Wörter, falsche Vergangenheitsformen oder ähnliches (z.B. „er knete die Außennähte seiner Hose“ oder „die Kinder fühlten sich unwohl in der Anwesenheit deren Vaters“, gemeint ist natürlich „ihres Vaters“).

An anderen Stellen sind es Formulierungen, die letztlich genau das Gegenteil von dem bedeuten, was eigentlich gemeint ist. Ein Beispiel hatte ich der Autorin in meinem Feedback auch geschrieben. Da stand nämlich: „Jetzt (…) erreichten die Vorkommnisse einen Punkt, an dem sie nicht umhin kamen, ihre Kinder außen vor zu lassen.“ Gemeint ist genau das Gegenteil, nämlich, dass sie nicht mehr darum herum kamen, ihre Kinder einzuweihen. Die Autorin hat sich bei mir noch für diesen Hinweis bedankt und angekündigt, das sofort zu korrigieren, aber das ist leider nicht geschehen. Und es gibt noch etliche solcher Beispiele mehr. Ich will bestimmt nicht kleinlich sein, aber die Menge an Fehlern ist so groß, dass das Lesen wirklich keinen Spaß mehr machte. Ich habe den Eindruck, dass zwischen dem ersten Manuskript und dem fertigen Buch nichts mehr geändert wurde – mit einer Ausnahme: Hanka hieß im Manuskript noch Hanna. Ehrlich gesagt hat dieses Buch damit auch wieder einmal meine Vorbehalte gegenüber Büchern, die im Eigenverlag erscheinen, bestätigt.

Die drei Sterne in der Bewertung gibt es für die Story an sich, die mir wirklich gut gefallen hat, und dafür, dass die Geschichte Lust darauf macht, mehr über die Sagenwelt des Spreewaldes zu erfahren.