„Das Geheimnis von Frauenchiemsee“ | |
von Angela Waidmann | |
Bewertung
★★★☆☆
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Verlag | Chiemgauer Verlagshaus |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | Juni 2020 |
Seiten | 219 |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Just an meinem 50. Geburtstag war ich endlich mal wieder am Chiemsee und auf der Fraueninsel, die ich so sehr mag. Seit einigen Jahren gönne ich mir regelmäßig einen Tagesausflug dorthin und da das 2019 leider nicht geklappt hat, habe ich den Ausflug in diesem Jahr umso mehr genossen. So ist es also kein Wunder, dass ich in der Onleihe unserer Gemeindebücherei gleich auf dieses Buch aufmerksam wurde, das auf der Fraueninsel spielt. Es nennt sich „mysteriöser Inselkrimi“ und versprach auch einen Einblick in die Zeit der Gründung des Klosters Frauenwörth.
Hauptperson des Romans ist die Lehrerin Regina, die sich selbst eine Auszeit gönnen will und deshalb einen Meditationskurs im Kloster Frauenwörth gebucht hat. Direkt bei der Ankunft des Dampfers auf der Fraueninsel fällt ihr ein alter Mann auf, der sie eigenartig intensiv mustert, was ihr ein wenig Unbehagen bereitet. Am Abend begegnet sie ihm wieder, als sie die historische Torhalle besucht, und als sie am frühen Morgen aus einem Alptraum hochschreckt, sieht sie den Alten unter ihrem Fenster stehen und zu ihr herauf schauen. Doch beim Frühstück erfährt sie, dass der alte Mann schon in der Nacht im Chiemsee ertrunken ist. Wie ist das möglich, wenn sie ihn doch scheinbar danach noch quicklebendig gesehen hat? Unter den Einheimischen war der Alte wohlbekannt und viele wundern sich, dass er ausgerechnet ertrunken ist, denn Anton, so hieß der Alte, war ein guter Schwimmer.
Doch Regina bleibt keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn ihr Kurs beginnt. Schon bei der ersten Meditation fällt sie in eine Art Trance und durchlebt in einer Vision schreckliche Szenen, die offensichtlich in der Vergangenheit spielen, in der Zeit, als Herzog Tassilo von Bayern und seine Frau Liutberga das Kloster gründeten und von Karl dem Großen bekämpft wurden. Regina wird Zeugin eines brutalen Kampfes, doch sie selbst kann offenbar keiner der Anwesenden sehen.
Schweißgebadet und verwirrt erwacht Regina und findet sich im Meditationsraum wieder, besorgt umringt von den anderen Kursteilnehmern. Unter ihnen auch der Arzt Philipp Meander, der sich rührend um sie kümmert und mit der Zeit auch romantische Gefühle in ihr weckt. Philipp überzeugt sie, dass ihre Visionen – denn es gibt in den kommenden Tagen noch mehrere davon – nichts anderes sind als Träume, in denen sie Erinnerungen verarbeitet. Doch Regina hat nie zuvor von der Geschichte der Fraueninsel und des Klosters Frauenwörth gehört und ist sich sicher, auch in der Schule nichts davon gelernt zu haben. Woher also soll sie die Merowinger und Agilolfinger kennen, die nun durch ihre Träume oder Visionen spuken?
Regina beginnt, sich mehr für die Geschichte der Insel zu interessieren. Da trifft es sich gut, dass sie den Archäologen Tobias Hofrichter kennenlernt, der auf Frauenchiemsee Nachforschungen zum genauen Alter der Klosterkirche anstellt. Dann taucht auch noch Alexander Grubner auf, der Neffe des verstorbenen Anton. Und Regina erfährt von einem Geheimgang, der angeblich von der Frauen- zur Herreninsel führen soll. Der Legende nach sind dort enorm wertvolle alte Schätze versteckt. Der Eingang zu diesem Tunnel soll sich unter Antons Häuschen befinden, ein Grund dafür, warum Anton dort nie ausziehen wollte, obwohl verschiedene Leute ihm viel Geld für seine alte Kate geboten hatten.
Immer tiefer gerät Regina in einen Strudel aus Visionen, alten Geschichten und aktuellen Spekulationen. War Antons Tod ein Unfall oder doch Mord? Wem kann sie trauen? Als Regina das endlich herausfindet, ist es fast zu spät…
Wie eingangs schon erwähnt, hat dieser Krimi eine deutlich mystische Seite durch Reginas Visionen. Mir war das alles ein wenig zu viel des Guten, es fällt mir schwer, mich wirklich darauf einzulassen. Interessant war jedoch, auf diese Weise von der Geschichte der Insel und des Klosters zu erfahren, wobei sich mir die Frage stellt, wieviel von dem Geschehen in Reginas Visionen tatsächlich historisch belegt ist und wieviel die Autorin womöglich hinzugedichtet oder ausgeschmückt hat. Sehr hilfreich ist jedoch die Zeittafel im Anhang, die die bekannten Fakten zur Inselgeschichte auflistet.
Ansonsten fand ich die Geschichte schnell und leicht lesbar, jedoch ist der Schreibstil meines Erachtens eher hölzern. Wirkliche Emotionen kamen nicht rüber und ich konnte zu keiner der Figuren eine Beziehung aufbauen. Immerhin: Die Schlüsselszene, über die ich hier natürlich weiter nichts verrate, war dann wirklich sehr spannend und hochdramatisch. Wohingegen das Ende mich wiederum gar nicht überzeugen konnte. Alles in allem bleibt für mich am Ende das Fazit: Diese Geschichte war ganz nett, aber leider auch nicht mehr.
Hier noch drei Fotos von meinem diesjährigen Ausflug zur Fraueninsel: