Herbstblüten und Traubenkuss

Erstellt am 4.10.20. Kategorie: Buchrezensionen
„Herbstblüten und Traubenkuss“
von Emilia Schilling
Bewertung
★★★★★
Verlag Goldmann
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen August 2019
Seiten 378
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Beim Lesefestival lit.Love im Jahr 2017 durfte ich die sympathische österreichische Autorin Emilia Schilling kennenlernen. Damals stellte sie gerade ihren ersten Roman „Frühlingsglück und Mandelküsse“ vor, den ich wenig später mit großer Begeisterung gelesen habe. 2018 erschien dann „Sommerglück und Blütenzauber“, was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, und 2019 schließlich der Herbstroman „Herbstblüten und Traubenkuss.“ Ein Winterroman mit dem Titel „Winterglück und Nelkenduft“ ist für 2021 in Planung. Eigentlich wollte ich den Herbstroman gleich letztes Jahr direkt nach seinem Erscheinen lesen, doch leider fehlte mir damals die Zeit, dann stimmte die Jahreszeit nicht und so kam ich erst jetzt dazu, diese Lektüre nachzuholen. Denn tatsächlich ist der Herbst die ideale Zeit, um diese Geschichte zu lesen, die auf einem Weingut zur Zeit der Weinlese spielt.

Hauptperson ist Mona, die gerade in einer Lebenskrise steckt: Job weg, Freund weg, Wohnung weg… vorübergehend wohnt sie bei ihrer Freundin Bianca und deren Familie, doch das kann auf Dauer nicht gutgehen. Deshalb nimmt Mona den erstbesten Job an, der sich ihr bietet, und der ist ausgerechnet in einer Detektei. Allerdings soll Zahlenmensch Mona sich dort nicht etwa um die Buchhaltung kümmern, sondern um einen Kundenauftrag: Die Betreiber des Weingutes Feeberger im Wiener Ortsteil Neustift suchen nach ihrem Enkel Oliver. Der hat vor fünf Jahren den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen. Mona soll ihn ausfindig machen und überreden, aufs Weingut zurückzukehren, weil das anderenfalls verkauft werden müsste.

Tatsächlich gelingt es Mona, Oliver zu finden und zur Rückkehr zu bewegen, allerdings nur unter einer Bedingung: Mona soll mitkommen und für den Rest der Saison auf dem Weingut mithelfen, Weinlese und Bedienung im Buschenschank inklusive. Für den menschenscheuen Stadtmensch Mona eine riesige Herausforderung. Doch was bleibt ihr in ihrer momentanen Situation anderes übrig? Und so findet sie sich kurz darauf mitten im dörflichen 19. Bezirk wieder und mitten in der Familie Feeberger, die sie zumindest teilweise mit offenen Armen willkommen heißt, allen voran Olivers Großeltern Lore und Fredi sowie Olivers Schwester Nina, die im Rollstuhl sitzt. Andere sind ihr hingegen weniger wohlgesonnen, wie zum Beispiel Olivers Ex-Freundin Viktoria. Dabei hat sie gar keinen Grund, auf Mona eifersüchtig zu sein. Oder?

Zwar kommen Mona und Oliver sich tatsächlich näher, doch da gibt es zu viele Geheimnisse, die zwischen ihnen stehen und die dazu geführt haben, dass Oliver vor fünf Jahren Hals über Kopf das Weingut verlassen hat und dass Nina nun auf den Rollstuhl angewiesen ist. Und dann gibt es da noch ein ganz anderes Geheimnis, das Lore Mona anvertraut und das zu einer großen Belastung für sie wird. Als die Wahrheit schließlich ans Licht kommt, kommt es zum großen Bruch und Mona reist überstürzt ab. Doch inzwischen ist sie längst nicht mehr die Person, als die sie angekommen ist…

Im Gegensatz zu Mona habe ich mich auf dem Weingut Feeberger gleich wohlgefühlt. Die Atmosphäre dort ist so anschaulich beschrieben, dass ich die Weinberge, den Hofladen und den Buschenschank direkt vor mir sah. Zu gerne wäre auch ich dort eingekehrt, um ein Glas Heuriger zu trinken und dazu frisch gebackenes Brot mit einem von Lore selbstgemachten Aufstrich zu genießen (die Rezepte dazu gibt’s im Buch).

Nicht zuletzt durch Ninas Behinderung und Lores Geheimnis behandelt der Roman auch einige sehr ernste Themen, die durchaus nachdenklich machen. Auf der anderen Seite gibt es auch viel zu lachen, vor allem die schlagfertigen Dialoge zwischen Mona und Oliver sind einfach nur herrlich zu lesen! Alles in allem ist Emilia Schilling hier wieder ein ganz wunderbarer Wohlfühlroman gelungen, den ich in einem Rutsch durchgelesen habe. Das perfekte Buch für einen goldenen Herbsttag, das man am besten mit einem schönen Glas Grüner Veltliner genießt.