„Der Wind singt unser Lied“ | |
von Meike Werkmeister | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Goldmann |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | April 2021 |
Seiten | 451 |
Erhältlich bei | AP Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Seit langem bin ich ein großer Fan der Romane von Meike Werkmeister. Das liegt nicht nur (aber auch) an den wunderschönen Buchcovern, die mich jedes Mal aufs Neue direkt ansprechen. Zum Glück verfügen die Bücher zudem auch über jede Menge innerer Werte in Form von sehr warmherzigen, spannenden Geschichten.
Diesmal dreht sich alles um Toni, die bereits im Vorgängerroman „Über dem Meer tanzt das Licht“ in einer Nebenrolle aufgetaucht ist. Es handelt sich hier aber nicht um eine Fortsetzung, sondern um einen vollkommen eigenständigen Roman. Antonia, genannt Toni, hat im Alter von 18 Jahren Hals über Kopf und kurz vor dem Abi ihre Heimat St. Peter-Ording verlassen. Eine unglückliche erste Liebe und ein traumatisches Erlebnis (welches, erfährt man aber lange nicht) haben sie dazu gebracht. Seitdem reist sie durch die Welt, arbeitet mal hier, mal dort, meist als Surflehrerin, Hauptsache möglichst weit weg von zuhause. Zu ihrer Familie – ihren Eltern Wolfgang und Petra, ihrer Schwester Caro, deren Mann und Sohn – ist sie in den letzten 15 Jahren nur noch an Weihnachten zurückgekehrt. Und jedes Mal reißen dabei die alten Wunden wieder von Neuem auf.
Doch dann erreicht sie in Costa Rica ein seltsamer Anruf ihres Vaters. Er bittet nicht direkt um Hilfe, fragt aber sehnsüchtig und völlig untypisch, wann Toni mal wieder nach Hause kommt. Bei Toni schrillen die Alarmglocken und sie macht sich auf den Heimweg, wo sie von Vater und Schwester zunächst herzlich aufgenommen wird. Doch schnell wird klar, dass einiges im Argen liegt: Mutter Petra hat die Familie verlassen, zwischen Caro und ihrem Mann scheint es zu kriseln und auch zwischen Caro und Toni selbst lässt sich die frühere Vertrautheit nicht mehr herstellen, zu viel Unausgesprochenes steht zwischen ihnen. Und dann ist da auch noch Florian, Caros Schwager, der auf dem Ferienhof der Familie aushilft und in Toni Gefühle weckt, die sie seit 15 Jahren nicht mehr verspürt hat. Doch sowohl Caro als auch ihr Mann warnen Toni und Florian eindringlich vor einer Beziehung – warum?
Dann hat Vater Wolfgang auch noch einen schweren Unfall und Toni muss auf dem Ferienhof mit anpacken. Je länger sie bleibt, umso mehr spürt sie, dass sie ihren Ängsten nicht länger ausweichen kann. Sie muss sich den schlimmen Erlebnissen von damals stellen, um endlich ihren Frieden mit den Geschehnissen machen zu können. Und das hat Auswirkungen auf die ganze Familie.
Obwohl Toni in vielerlei Hinsicht ganz anders tickt als ich, konnte ich mich doch von Anfang an gut in sie hineinversetzen. Ihren Weg mitzuverfolgen, fand ich von der ersten Seite an unglaublich spannend und bewegend, dabei wird die Geschichte eher ruhig erzählt, dafür aber mit sehr viel Tiefe und Atmosphäre. Die Handlungsorte, allen voran der Ferienhof der Familie, werden so anschaulich beschrieben, dass ich sofort ein klares Bild vor Augen hatte. Und die meisten Personen, die in der Geschichte vorkommen, waren mir auf Anhieb sympathisch, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Lediglich mit Tonis Mutter Petra hatte ich anfangs so meine Probleme, aber da kannte ich auch ihre Geschichte noch nicht, die erst kurz vor Ende des Buches aufgelöst wird.
Alles in allem war das wieder einmal ein ganz wunderbarer Werkmeister-Roman, der mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen hat. Wie gut, dass ich ihn an einem Freitag begonnen habe, so konnte ich gleich das ganze Wochenende durchlesen! Für alle Kreativen gibt es am Ende des Buches übrigens auch noch jede Menge Do-it-yourself-Anleitungen, von Wolfgangs Dinkelbrötchen über Florians Strickmütze bis hin zu Petras Kräuterbeet und Madsis Traumfänger.
Auf der Homepage des Goldmann-Verlages gibt es nicht nur eine Leseprobe zum Roman, sondern auch den link zu einer Spotify-Playlist mit Songs, die im Buch vorkommen und Tonis Lebensgefühl heute und vor 15 Jahren wunderbar wiederspiegeln, von den White Stripes, Guns n‘ Roses und Oasis über Adele und die Beach Boys bis hin zu Elvis und Julia Kautz. Letztere ist eine Freundin der Autorin und hat zusammen mit ihrer Band schon viele Lesungen von Meike Werkmeister begleitet, u.a. auch auf dem Lesefestival Lit.Love 2019. Einige ihrer Songtexte finden sich im Roman wieder.
Fazit: Unbedingt lesen und dabei vom nächsten Nordsee-Urlaub träumen!