„Lachmöwe“ | |
von Gisa Pauly | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Piper |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | Mai 2021 |
Seiten | 455 |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Auf dieses Buch habe ich wirklich sehnsüchtig gewartet: Bereits zum 15. Mal ermittelt die italienische Mamma Carlotta auf Sylt, der Heimat ihrer Enkel und ihres Schwiegersohnes Erik Wolf. Diesmal bekommt Carlotta sogar Unterstützung von einem unternehmungslustigen Rentner. Aber der Reihe nach:
Im Nachbarhaus der Familie Wolf geschieht ein Mord. Opfer ist die Polin Alena Sorokin, die auf Sylt als Pflegerin gearbeitet hat. Ihre Patientin war die demenzkranke Geertje Verbeck, die zusammen mit ihrem Mann Keno eine Wäscherei auf Sylt besitzt. Auch Hedda, die Tochter von Geertje und Keno, lebt mit ihrer Familie seit kurzem wieder auf Sylt, um sich an der Pflege ihrer Mutter zu beteiligen.
Schnell fällt der Verdacht auf Keno, der offenbar ein Verhältnis mit der Pflegerin seiner Frau hatte. Als er flüchtet, scheint der Verdacht bestätigt. Doch dann passiert ein zweiter Mord: Denn kurz zuvor ist auf Sylt ein TV-Team aufgetaucht, mit dessen Hilfe der Italiener Leonardo seine erste große Liebe wiederfinden wollte – und dabei handelt es sich ausgerechnet um Geertje! Hedda ist mehr als aufgebracht, als das TV-Team sich Zutritt zur Wohnung verschafft und die demenzkranke Frau filmen will. Leonardo allerdings schafft es, Hedda mit seinem Charme um seinen Finger zu wickeln, schließlich ist diese durch die Belastung mit Pflege der Mutter, dem eigenen Beruf, der Familie und einem ständig abwesenden Mann gerade sehr empfänglich für Komplimente. Doch dann liegt Leonardo plötzlich tot im Innenhof seines Hotels, ganz offensichtlich mit der gleichen Tatwaffe ermordet wie zuvor Alena.
Ganz klar, dass nicht nur Hauptkommissar Erik Wolf mit seinem Team ermittelt, sondern auch Mamma Carlotta neugierig ihre Nase in Dinge steckt, die sie eigentlich nichts angehen. Unterstützung bekommt sie diesmal von Richard, Heddas Schwiegervater, der gerade bei seiner Familie zu Besuch ist. Verdächtige gibt es genug: Neben dem flüchtigen Keno sind da auch noch seine Wäschereimitarbeiterin Silke, die Keno anhimmelt, und das strenge Kindermädchen Lina Meier, das auf die drei Kinder von Hedda aufpassen soll und sowieso jedem unsympathisch ist.
Als wäre das alles nicht schon Aufregung genug, wird es für Erik auch privat höchst turbulent. Denn wieder einmal ist Staatsanwältin Tilla Speck zu Gast auf der Insel. Und über seine Gefühle zu der einst so verhassten Vorgesetzten will Erik eigentlich gar nicht so genau nachdenken, während alle um ihn herum eigentlich schon längst wissen, was Erik selbst noch nicht so recht wahrhaben will…
15 Jahre Mamma Carlotta-Krimis – andere Krimireihen bekommen im Laufe der Jahre gewisse Abnutzungserscheinungen, nicht so diese. Der 15. Fall ist so spannend, dass ich bis tief in die Nacht hinein gelesen und morgens schon Stunden vor dem Weckerklingeln weiter geschmökert habe. Geschickt legt die Autorin falsche Fährten, streut hie und da ein paar Hinweise ein, die einen leisen Verdacht keimen lassen, den ich dann unbedingt bestätigt sehen wollte. Dennoch kam das Ende für mich sehr überraschend und hat mir auch nach der Lektüre noch viel Stoff zum Nachdenken beschert.
Neben den Mordfällen, die ja per se schon tragisch sind, ist natürlich auch das Thema Demenz sehr ernst und traurig. Dennoch gibt es auch in dieser Geschichte wieder viele lustige Momente und mehrere Stellen, an denen ich laut lachen musste. Ein Mamma-Carlotta-Buch aufzuschlagen ist für mich inzwischen ein bisschen wie Heimkommen, weil mir die Familie Wolf im Laufe der Jahre so ans Herz gewachsen ist. Als Leser hat man die Kinder quasi mit aufwachsen sehen und nimmt nun regen Anteil am Schicksal der ganzen Familie und der übrigen stets wiederkehrenden Personen. So beschäftigt mich nun vor allem eine Frage, die am Ende dieses Krimis offen geblieben ist: Was wurde aus Tove Griess, dem Besitzer von „Käptn’s Kajüte“, der in dieser Geschichte ausnahmsweise mal eine ganz andere Seite von sich zeigen durfte? Allein schon deshalb warte ich nun sehnsüchtig auf den 16. Fall, denn von Mamma Carlotta-Krimis bekomme ich wohl nie genug!
Um mir die Wartezeit zu verkürzen, werde ich demnächst sicher einige der leckeren Rezepte von Mamma Carlotta nachkochen, die im Anhang des Buches aufgelistet sind, z.B. die Zucchini-Basilikum-Suppe, die Spaghetti cacio e pepe, das Pollo dal forno oder den Erdbeerquark mit Amarettini. Buon appetito!
Besonders erfreulich war für mich auch, dass ich die Schauplätze, an denen dieser Krimi spielt, allesamt direkt vor meinem inneren Auge hatte. Denn als mein Mann und ich 2015 auf Sylt Urlaub gemacht haben, haben wir in Wenningstedt gewohnt, quasi direkt gegenüber von Familie Wulf. Und natürlich haben wir damals auch in der Straße Süder Wung und an vielen anderen Schauplätzen der Krimis vorbei geschaut.
Außerdem möchte ich hier ein Special rund um Mamma Carlotta auf der Homepage des Piper-Verlags empfehlen. Da gibt es nicht nur ein Personenregister und die exakte Reihenfolge der 15 Krimis, sondern auch Interviews mit der Autorin, ein weiteres mit Mamma Carlotta, Rezepte, zwei exklusive Kurzkrimis und (bis zum 31.5.2021) ein Gewinnspiel. Reinschauen lohnt sich also gleich mehrfach.
Weitere Mamma-Carlotta-Rezensionen auf meinem Blog: „Wellenbrecher“ (2018), „Sturmflut“ (2019) und „Zugvögel“ (2020).