Endlich wieder Lesungen live vor Ort! Zwar mit Maske und Abstand, aber das nehme ich gerne in Kauf, wenn ich dafür Autor*innen wieder ganz real erleben darf und das bestenfalls noch zusammen mit einer Freundin, so wie an diesem Abend. Mit Miriam war ich vor gut vier Jahren schon bei der Premierenlesung von „Mordsmäßig Münchnerisch 1“ gewesen und so war es Ehrensache, dass wir auch diese Veranstaltung zum nunmehr dritten Band der Krimireihe, die in verschiedenen Münchner Stadtteilen spielt, wieder gemeinsam besuchten.
Wie damals fand die Lesung im Einstein Kulturzentrum statt, einem ehemaligen Bierkeller in Haidhausen. Organisiert und moderiert wurde sie erneut von Barbara Weiß von der Münchner Buchhandlung libro fantastico. Sie hatte bewusst sieben sehr verschiedene Autor*innen für diesen Abend ausgewählt, die deutlich machten, wie groß die Bandbreite der verschiedenen Kurzkrimis ist.
Los ging es mit Ingrid Werner, die auch die Herausgeberin dieser Anthologie ist. Sie las aus ihrem Krimi „Bullet Man“, der in Schwabing angesiedelt ist. Natürlich las sie nicht die ganze Geschichte vor, sondern schloss mit einem Cliffhanger, der dem Publikum ein lautes „Oooooh!“ entlockte. Immerhin verriet sie, dass sie selbst einmal in jener Wohnung in der Erich-Kästner-Straße gelebt hat, in der ihr Krimi spielt. Zum Glück hatte sie selbst aber dort nie ungebetene Besucher…
Mit Iris Leister ging es anschließend nach Thalkirchen zu „Aus der neuen Welt“ und mitten hinein in den Wilden Westen. Was ich vor der Lektüre noch gar nicht wusste: Im Süden Münchens ist Europas ältester Wildwest-Verein angesiedelt, der bereits seit 1913 existiert. Da muss ich unbedingt mal hin! Aber gerne ohne Mord und Totschlag…
Weiter ging es mit Joachim Biedermann nach Berg am Laim in den „Toten Winkel“ und zu einem Täter (oder Opfer?), der im Rollstuhl sitzt. Üblicherweise sind Verbrecher ja eher beweglich. Von Barbara Weiß darauf angesprochen, erwiderte Biedermann, zur Zeit seien ja alle im Homeoffice, da habe er sich überlegt, wie wohl ein Verbrechen im Homeoffice funktionieren könne 😉
Im Anschluss betrat mit Manuela Obermeier eine waschechte Polizistin die Bühne. Sie las nicht nur aus „Einmal Bruni, immer Bruni“, das in Aubing spielt, sondern erzählte auch von ihrem heimischen Privatzoo. Denn die Autorin ist nicht nur Jungimkerin, sondern rettet auch Hühner, die nicht mehr produktiv genug für Legeställe sind. Sehr amüsant war ihre Geschichte von Hahn Markus und Henne Ilse, die nicht nur zufällig genauso heißen wie zwei bayerische Politiker. Und übrigens: Bei Obermeiers hat die Ilse den Markus überlebt!
Nach der Pause kamen Bettina Brömme und Beatrix Mannel an die Reihe. Beide bieten zusammen auch Schreibkurse für Autor*innen an, ihre eigenen Geschichten sind jedoch höchst unterschiedlich: Bettina Brömme sorgte in „Mathildas Schlacht“ für einige Überraschungsmomente im Dreimühlenviertel und griff dabei auch das ernste Thema Rassismus auf. Beatrix Mannels Kurzkrimi „Salz“ spielte gleich um die Ecke vom Lesungsort, nämlich im Kulturzentrum Gasteig in Haidhausen, und handelte von einer divenhaften Ballerina und einem unbequemen Interview.
Zuguterletzt kam Bestsellerautor Oliver Pötzsch an die Reihe. Sein Krimi „Der Mann mit der Mundharmonika“ spielt in Laim anno 1890 und auch der Autor selbst hatte eine Mundharmonika mitgebracht, die er effektvoll einsetzte. „Spiel mir das Lied vom Tod“ ließ grüßen… Aber auch mit seiner Stimme schuf Pötzsch eine tolle Atmosphäre: Gänsehaut pur!
Es war also wieder ein höchst vergnüglicher Abend und nach der Lesung konnte ich mir sogar noch Autogramme von allen sieben Autor*innen holen. Vielen Dank an Miriam, die dabei eifrig fotografiert hat!