Den Starnberger See erreicht man von meinem Heimatort aus ganz bequem mit der S-Bahn in rund einer Stunde Fahrtzeit. Deshalb war ich natürlich schon häufiger dort, aber einen Ort kannte ich bislang noch nicht: die Roseninsel. Spätestens seit ich aber den Roman „Die Roseninsel“ von Anna Reitner gelesen habe, der genau dort spielt, stieg mein Wunsch, diese romantische kleine Insel endlich einmal zu besuchen, ins Unermessliche. Und es war klar: Der Besuch muss im Juni stattfinden, während der Rosenblüte, und möglichst unter der Woche, weil es am Wochenende dort zu voll sein könnte. Beachtet werden musste bei der Terminplanung auch, dass auf der Insel häufig Hochzeiten stattfinden und der öffentliche Besucherzugang dann eingeschränkt ist. Aber schließlich war ein passender Termin gefunden, mein Mann nahm sich an diesem Tag extra frei und hatte zudem die grandiose Idee, dass wir unsere Fahrräder mitnehmen könnten. Zwar sind diese auf der Roseninsel selbst nicht erlaubt, aber wir wollten ja bei dieser Gelegenheit noch etwas mehr vom See sehen.
Gesagt, getan. Die Hinfahrt verlief reibungslos, wir fuhren bis Possenhofen, denn dort hat der S-Bahnhof (im Gegensatz zu Starnberg) einen barrierefreien Zugang, der uns auch mit den Fahrrädern sehr entgegenkam. Vom Bahnhof verlief die Straße steil bergab, vorbei am Schloss, in dem die spätere Kaiserin Sisi von Österreich aufgewachsen ist, bis hinunter ans Seeufer. Dort ging es auf einem schönen Rad- und Spazierweg bis zur Anlegestelle der Fähre.
Die Fähre – eine Zille für etwa 30 Personen – erreicht die Roseninsel in etwa fünf Minuten Fahrtzeit, unterwegs erzählte der Fährmann uns und den übrigen Fahrgästen einige interessante Fakten zur Insel. Kaum angekommen, erblickten wir schon das Casino und den davor liegenden herrlichen Rosengarten:
Der Rosengarten ist wahrlich eine Pracht, es gibt hier Rosensorten, die mehrere Jahrhunderte alt sind. Zwischen den Rosenstöcken wurde Lavendel gepflanzt und der kommt bei den Bienen offensichtlich gut an, denn der ganze Garten summte und brummte und duftete dabei ganz unwiderstehlich.
Neben den Rosen gibt es auf der Insel aber auch viele alte und seltene Bäume zu bestaunen:
Und immer wieder eröffneten sich phantastische Ausblicke auf den See:
Bei unserem Spaziergang entdeckten wir auch einen wunderschönen Pavillon:
Ein Stück weiter gibt es eine Aussichtsplattform auf ein UNESCO-Weltkulturerbe: Vor der Roseninsel wurden nämlich Überreste einer prähistorischen Pfahlbausiedlung entdeckt (die übrigens auch im o.g. Roman vorkommen). Je nach Wetter und Wasserstand kann man ein bisschen was davon auch heute noch erkennen. Und diese Überreste sind auch der Grund dafür, warum man im Bereich der Roseninsel nicht schwimmen darf – sonst könnte man die Insel nämlich locker vom Ufer aus schwimmend erreichen.
Ich wollte unbedingt noch eine Führung durch das Casino mitmachen, das einst der bayerische König Maximilian II. in Auftrag gegeben hatte. Leider waren wegen Corona nur fünf Besucher pro Führung zugelassen und vor uns hatten sich bereits zwei Paare angemeldet. Da die Führung ohnehin nur rund 25 Minuten dauern sollte, verzichtete Jens großzügig zu meinen Gunsten und genoss stattdessen ein Päuschen auf einer schattigen Bank.
Leider durfte man im Casino (der Name steht übrigens nicht für eine Spielbank, sondern für ein Haus, das allgemein dem Spiel und Vergnügen dient) nicht fotografieren, was sehr schade ist, da die Räume wirklich sehr sehenswert sind, mit viel Holz, tollen Kassettendecken und warmen Farben. Die Dame, die die Führung leitete, erzählte uns viel Interessantes über den Bau des Hauses, über die Wittelsbacher, die am Starnberger See ihre Sommerfrische verbrachten, und über die hochtrabenden Baupläne von König Maximilian, die aber nie in Gänze realisiert wurden. Den herrlichen Garten hatte der König nach Potsdamer Vorbild anlegen lassen. Später war die Roseninsel häufiger Rückzugsort für König Ludwig II. und für Kaiserin Elisabeth von Österreich.
Zwar bekommt man auf der Führung nur Zutritt zu drei Räumen, doch diese waren meiner Meinung nach wirklich sehenswert. Kein Wunder, dass hier auch oftmals Hochzeiten stattfinden, denn romantischer geht es ja kaum!
Nach der Führung machten Jens und ich uns wieder auf den Rückweg zum Festland.
Dann radelten wir immer am Seeufer entlang bis nach Tutzing, wo wir im Biergarten einkehrten. Auch hier konnten wir wieder den herrlichen Blick aufs Wasser genießen.
Frisch gestärkt radelten wir dann noch ein Stück weiter, auf der Suche nach einem schönen Badeplatz. Glücklicherweise hatten wir unsere Badesachen mitgenommen, denn es wurde mittlerweile ziemlich warm. Bisher waren wir meist im Schatten der vielen Bäume geradelt, was sehr angenehm war. Doch nun lockte ein Sprung ins kühle Nass und das war wirlich herrlich! Derart erfrischt, wurden wir übermütig und radelten von Tutzing aus bergauf bis zur Ilkahöhe, wo sich uns ein wunderbarer Panoramablick bot:
Wir hätten auf der Ilkahöhe auch einkehren können, aber dort oben auf dem Berg war es deutlich heißer als unten am Seeufer. Wir saßen eine ganze Weile auf einer Bank und waren vollauf damit beschäftigt, uns den Schweiß abzuwischen 😉 Schließlich radelten wir wieder bergab, genossen den kühlenden Fahrtwind und steuerten das Museumsschiff Tutzing an. Dort befindet sich ein Café-Bistro und wir konnten vom Oberdeck aus nicht nur einen wunderbaren Blick auf den See und den Yachthafen genießen, sondern dazu auch ein leckeres Essen.
Nur die Rückfahrt verlief dann etwas anders als geplant. Eigentlich wollten wir in Tutzing in die S-Bahn steigen, die uns zurück nach Hause bringen sollte. Doch am Bahnhof angekommen, erfuhren wir: Weichenstörung, kein S-Bahnverkehr zwischen Tutzing und Starnberg. Na bravo! Es blieb uns also nichts anderes übrig, als zurück nach Starnberg zu radeln und dort gleich den Bahnhof Starnberg-Nord anzusteuern, der im Gegensatz zum Bahnhof am Seeufer barrierefrei ist, denn wir hatten keine Lust, unsere Räder die Treppen zum Bahnsteig hinaufzuschleppen. Die Strecke war etwa 14 km lang, kein Problem mit unseren e-Bikes. Nur ist die Route nördlich von Possenhofen leider nicht besonders schön und verläuft meist entlang der vielbefahrenen Hauptstraße, weil direkt am Seeufer Privatgrundstücke sind. Da war das Radeln nicht ganz so angenehm und auch in Starnberg selbst herrschte viel Verkehr, so dass wir froh waren, als wir den Bahnhof erreichten. Aber letztlich war das nur ein winzig kleiner Wehmutstropfen an einem ansonsten rundum gelungenen Ausflugstag.