„Drei Frauen, vier Leben“ | |
von Dora Heldt | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | dtv |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | August 2021 |
Seiten | 606 |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Ziemlich genau vor drei Jahren habe ich den Roman „Drei Frauen am See“ von Dora Heldt verschlungen. Geendet hatte meine Rezension damals mit den Worten „Ich würde alle drei Frauen gerne in einem neuen Buch wiedersehen.“ Nun hat mir die Autorin endlich diesen Wunsch erfüllt und eine Fortsetzung veröffentlicht, die ich mit Spannung erwartet habe. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Ein Jahr ist vergangen, seit Marie gestorben ist. Vor ihrem Tod hatte sie dafür gesorgt, dass ihre drei Kindheitsfreundinnen Alexandra, Friederike und Jule sich nach einem großen Streit endlich wieder einander annähern. Tatsächlich gelingt es den drei Frauen, langsam und vorsichtig wieder an die frühere Freundschaft anzuknüpfen. Hilfreich ist dabei das traditionelle Treffen im Haus am See zu Pfingsten.
Dort besprechen die drei die großen Veränderungen in ihrem Leben: Verlegerin Alexandra verliert ihren Job in München, als ihr Verlag an einen Großkonzern verkauft wird, und muss sich nun mit Mitte 50 fragen, wo und wie sie den Rest ihres Lebens verbringen will. Jule hat eine neue Liebe gefunden, kann sich aber noch nicht so recht auf den neuen Mann in ihrem Leben einlassen. Und dann wird auch noch ihre Tochter Pia ungewollt schwanger und Jule muss sich deshalb ständig mit ihrem Ex-Mann und dessen neuer Frau herumärgern. Friederike schließlich ist weiter die Karriereleiter hinaufgeklettert und leitet nun ein Grandhotel in Hamburg. Ihr Privatleben bleibt dadurch auf der Strecke, doch dann erkrankt ihre Mutter an Demenz und Friederike stößt ganz zufällig auf ein altes Familiengeheimnis um ihren totgeglaubten Vater.
Erzählt wird aber auch das Schicksal von Hanna, Maries Lebensgefährtin, die noch immer sehr unter dem Verlust leidet, sich zugleich aber auch mit gesundheitlichen Problemen befassen muss, die das Ende ihrer Karriere als Pianistin bedeuten. Hanna ahnt auch nicht, dass Marie ihren drei Freundinnen zudem den Auftrag gegeben hat, Hannas verschollenen Bruder wiederzufinden.
Alle Frauen stehen also vor großen Herausforderungen in ihrem Leben. Zum Glück können sie sich aber diesmal auf die Unterstützung durch ihre Freundinnen verlassen, auch wenn diese oftmals schonungslos ehrlich sind, was nicht immer leicht zu verkraften ist. Doch wenn es darauf ankommt, halten sie zusammen. Das zu lesen, ist immer spannend, oft amüsant und mindestens genau so oft sehr anrührend. Zum Beispiel habe ich Rotz und Wasser geheult, als Jule, Alex und Friederike an Maries erstem Todestag gemeinsam an Maries Grab stehen und dort auf eine Gruppe Jugendlicher treffen, die sich auf ganz eigene Weise von ihrem viel zu früh verstorbenen Freund verabschieden.
Geschmunzelt habe ich, als Pias Eltern, Großmutter, Stiefmutter und Tante sich darum streiten, wie das ungeborene Kind heißen soll und wer den Kinderwagen bezahlen darf. Und kräftig schlucken musste ich bei den Szenen, als Friederike von ihrer eigenen Mutter nicht mehr erkannt wird. Dieser Roman bildet auf seinen gut 600 Seiten so viele Facetten des Lebens ab, dass ich einfach nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Wie gut, dass ich gerade zwei Tage frei hatte, so konnte ich beinahe nonstop weiterlesen. Gleichzeitig wollte ich nicht, dass das Buch endet, weil ich nun wieder Abschied von Jule, Friederike und Alex nehmen muss. Obwohl so verschieden, sind mir alle drei so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mir beinahe wünsche, dies wären meine Freundinnen. Ich lasse die drei nun also höchst ungern ziehen, male mir aber gerne aus, wie ihre Leben sich in Zukunft wohl weiter entwickeln. Ob Dora Heldt vielleicht irgendwann eine weitere Fortsetzung schreiben wird? Ich würde mich freuen. „Drei Frauen, vier Leben“ gehört jedenfalls ganz klar zu meinen diesjährigen Lesehighlights.
Wer nun neugierig geworden ist, findet auf der Verlags-Homepage eine lange Leseprobe.