Finsteres Donautal

Erstellt am 18.10.21. Kategorie: Buchrezensionen
„Finsteres Donautal“
von Nicole Lingen
Bewertung
★★★★★
Verlag Emons
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen September 2021
Seiten 303
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Gut zwei Jahre ist es her, seit ich den spannenden Krimi „Suppenbrunzer“ von Nicole Lingen gelesen habe. Hauptfigur war damals die portugiesisch-bayerische Ermittlerin Sophia Alvarez, die von München in den bayerischen Wald strafversetzt wurde. Nun gibt es endlich Neues von dieser unkonventionellen Polizistin.

Eigentlich sollte es nur eine harmlose Ballonfahrt sein, die Sophia zusammen mit ihren Kollegen unternimmt. Doch dann sieht sie aus der Luft einen pinkfarbenen Rollstuhl, der einsam und verlassen am unwegsamen Donauufer steht. Das kommt ihr seltsam vor, ihr Bauchgefühl sagt ihr sofort, dass da etwas nicht stimmen kann. Und tatsächlich wird einige Zeit später in Passau eine Wasserleiche angeschwemmt. Bei der Toten handelt es sich um Tami, die jüngere Schwester von Katharina, einst Sophias beste Freundin in Jugendjahren. Tami war nach einem Unfall vom Hals abwärts gelähmt, Katharina hat sich seit 15 Jahren aufopfernd um sie gekümmert.

Doch genau zum Todeszeitpunkt war Katharina nicht da. Ihr wurde alles zu viel, sie ist einfach auf und davon und ließ Tami in der Obhut des Pflegers Jannik zurück – angeblich, denn Jannik war gar nicht bei Tami, sondern bei seiner Ehefrau – oder doch nicht? Hat Tami Selbstmord begangen? Doch wie sollte sie das bewerkstelligen? Dann stellt sich auch noch heraus, dass Tami schwanger war, was einen Suizid immer unwahrscheinlicher werden lässt. Also doch Mord? Tatverdächtige gibt es so einige und Sophia stürzt sich wie ein Bluthund auf jede einzelne Fährte, doch auch sie kann einen zweiten Mord nicht verhindern. Dabei kämpft sie ständig darum, die professionelle Distanz zu ihrer einstigen besten Freundin zu wahren – was ihr natürlich nicht gelingt.

Schon der Prolog war äußerst beklemmend und rasch kristallisierte sich Katharina bei mir zur Top-Verdächtigen heraus. Es wäre ja auch kein Wunder: Als pflegende Angehörige war sie am Ende ihrer Kräfte, ständig auf Abruf für ihre jüngere Schwester, die quasi keinen Handgriff alleine erledigen konnte, dazu der nervenaufreibende Kampf mit den Behörden um mehr Geld, mehr Hilfsmittel, einen besseren Rollstuhl… es wäre ja wirklich verständlich, wenn diese junge Frau, die all ihre eigenen Träume begraben musste, irgendwann die Kontrolle verliert, oder?

Aber das wäre dann doch zu einfach. Und so präsentiert die Autorin immer wieder neue Fährten und Verdächtige, lenkt den Verdacht mal auf diese, mal auf jene Person, so dass man beim Lesen fast schon atemlos all die verschiedenen Spuren mit verfolgt und es kaum erwarten kann, den Fall zusammen mit Sophia endlich zu lösen. Bis es so weit ist, tun sich allerdings jede Menge menschliche Abgründe auf, bis der Kriminalfall schließlich zu einem überraschenden Ende kommt.

Für Sophia Alvarez ist mit diesem Krimi hoffentlich noch nicht das Ende erreicht, schließlich gibt es auf den letzten Seiten noch einen Cliffhanger, der ihr privates Schicksal betrifft, und da bin ich heute schon sehr neugierig, wie diese Geschichte wohl weitergeht. Ich warte nun also gespannt auf Band 3!

„Finsteres Donautal“ ist ein in sich geschlossener Kriminalfall, der sich vollkommen unabhängig vom Vorgängerband „Suppenbrunzer“ lesen lässt. Zum besseren Verständnis von Sophia und ihrer rauen, aber herzlichen Art empfehle ich jedoch, die beiden Bücher der Reihe nach zu lesen. Eine packende, aufwühlende Lektüre ist bei beiden Krimis garantiert.