lit.Love 2021: So war’s

Erstellt am 15.11.21. Kategorie: Dies & Das

Wer meinem Blog schon eine Weile folgt, weiß, wie sehr ich das Lesefestival lit.Love liebe. Seit es 2016 zum ersten Mal in den Münchner Räumen der Verlagsgruppe Penguin Random House stattfand, war ich jedes Mal voller Begeisterung mit dabei. 2020 konnte die lit.Love wegen Corona erstmals nur virtuell stattfinden, deshalb fragten wir „litlovebloggerinnen“ (eine Gruppe von Bloggerinnen, die sich in einer Facebook-Gruppe zusammengeschlossen hat) uns schon seit Monaten beklommen, ob es wohl 2021 wieder eine lit.Love geben würde.

Zum Glück lautet die Antwort Ja. Nach den ersten Erfahrungen im vergangenen Jahr haben die Veranstalter sich diesmal zu einer hybriden lit.Love entschlossen, d.h. das Lesefestival fand sowohl in Präsenz in München statt als auch virtuell. Besucher*innen, die sich für die Präsenz-Veranstaltung entschieden, hatten aber zusätzlich die Möglichkeit, auch online die verschiedenen Programmpunkte an- oder nachzuschauen. Damit hielten sich die Veranstalter auch das Hintertürchen offen, die lit.Love doch wieder nur rein virtuell stattfinden zu lassen, falls die Coronazahlen sich entsprechend entwickeln sollten.

Leider war genau das der Fall, die Inzidenz stieg die letzten Wochen unaufhörlich. Und so wurde aus der lit.Love, die zunächst als 3G-Veranstaltung geplant war, erst eine 3Gplus- und schließlich eine 2G-Veranstaltung. Zudem war die Zahl der Besucher*innen vor Ort streng limitiert. In einem Rundmail wurde vorab eine zusätzliche Testempfehlung ausgesprochen: „Wir Mitarbeiter*innen vor Ort werden uns alle in Ergänzung zu unserem Impf- oder Genesenennachweis vorher selbst testen, um das Risiko einer Infektion zu minimieren. Wir freuen uns deshalb über jede*n Besucher*in, die/der sich und andere Besucher*innen ebenfalls vorher mit einem Selbsttest absichert und damit schützt!“ Dieser Empfehlung bin ich, zweifach geimpft, gefolgt und da der Selbsttest am Samstag Morgen negativ war, stand meinem lit.Love-Abenteuer glücklicherweise nichts mehr im Wege.

Wie wunderbar war es, endlich wieder die liebevoll dekorierten Verlagsräume zu betreten! Zwar haben sich seit 2019 ein paar Dinge geändert (die Veranstaltungsräume heißen nun anders, die Garderobe war an anderer Stelle), aber das tat der Wiedersehensfreude keinen Abbruch. Und ich lief auch gleich zwei meiner Lieblingsautorinnen, Anne Sanders und Meike Werkmeister, über den Weg, noch bevor ich mich zur ersten Talkrunde des Tages aufmachte. Diese stand unter dem Motto „Gesprengte Korsette – von Frauen, die Männerwelten erobern“: Die Autorinnen Rena Rosenthal (links) und Ruth Kornberger (rechts) plauderten mit Laura Austen vom Penguin-Verlag über ihre historischen Romane, in denen sich Frauen in Männerdomänen durchsetzen. Rena Rosenthals „Die Hofgärtnerin“ habe ich bereits gelesen, aber auch Ruth Kornbergers „Frau Merian und die Wunder der Welt“ hört sich interessant an.

Danach ging ich zurück ins Foyer, wo ich zufällig die Autorin Angelika Schwarzhuber traf, von der ich schon sehr viele Bücher mit Begeisterung gelesen habe. Im Dezember 2019 hatte ich sie auf einer Lesung zusammen mit Nicole Walter in Unterhaching kennengelernt, daher war nun die Wiedersehensfreude groß. Wir plauderten über alles mögliche, machten ein Selfie und lauschten gemeinsam dem nächsten Programmpunkt: „A Tribute to Lucinda Riley“, das der im Juni verstorbenen Bestsellerautorin gewidmet war. Lucindas Lektorin Claudia Negele, Journalist Günter Keil, Schauspielerin Dennenesch Zoudé, Lucindas Begleiterin auf diversen Lesereisen, und Moderatorin Anouk Schollähn erinnerten sich auf sehr liebevolle Art und Weise an die Autorin, die ich 2017 selbst noch auf der lit.Love erlebt hatte.

Mit „Liebe zwischen den Zeilen – Über geheime Botschaften, berührende Liebesbriefe und bleibende Erinnerungen“ war der nächste Talk überschrieben, bei dem Autorin Anne Sanders, Astrid von Willmann (Blanvalet-Verlag), Autorin Judith Wilms und Katharina Schleicher, ebenfalls Blanvalet-Verlag (auf dem Foto von links), miteinander plauderten. Anne Sanders‘ Roman „Für immer und ein Wort“ habe ich bereits gelesen und auf Judith Wilms‘ „Liebe braucht nur zwei Herzen“ bin ich durch diese Talkrunde definitiv sehr neugierig geworden.

Danach hatte ich etwas Pause bis zum nächsten Programmpunkt, der mich interessierte. Im Foyer befand sich auch das Autor*innencafé und dort entdeckte ich Maria Nikolai, Autorin der Schokoladenvilla-Trilogie und der neuen Bodensee-Saga. Wir kennen uns schon eine ganze Weile persönlich, entsprechend herzlich fiel die Begrüßung aus. Vor lauter Ratschen haben wir komplett vergessen, ein gemeinsames Foto zu machen und leider sah ich Maria danach den ganzen Tag nicht mehr. Zum Glück haben die Azubis von Penguin Random House in der Story auf ihrem Instagram-Kanal aber zufällig ein Bild von uns beiden veröffentlicht, auf dem ich zumindest von hinten zu sehen bin 😉

Außerdem habe ich im Foyer auch die Autorin Rena Rosenthal getroffen und mit ihr ein paar nette Worte gewechselt. Nur unser Selfie gefällt mir leider nicht so gut, was aber nicht an ihr liegt! Und dann gab es auch noch ein wunderbares Wiedersehen mit einem Teil der #litlovebloggerinnen: Larissa von „Bücherliebe hoch zwei“, Ute von „scarlett59“ und Caroline von „Marie’s Salon du Livre“ (auf dem Foto von links nach rechts). Nur unsere Kolleginnen Anya von „bücher in meiner hand“ und Betti von „luckyside“ konnten diesmal leider nur online an der lit.Love teilnehmen.

Gemeinsam gingen wir dann zur Lesung von Bestsellerautorin Karen Swan. Ich selbst habe leider noch nichts von ihr gelesen, ein paar von uns #litlovebloggerinnen haben aber kürzlich ein kleines Special zu dieser Autorin gemacht, die auf der lit.Love von Barbara Henning vom Goldmann-Verlag (im Foto rechts) vorgestellt wurde. Die Schauspielerin Dennenesch Zoudé las die deutsche Übersetzung von Karen Swans aktuellem Roman „Der Zauber eines Wintertages“, die Autorin selbst las eine Passage im englischen Original.

Danach begann für mich der erste von insgesamt drei Workshops an diesem Tag. Angelika Schwarzhuber plauderte aus dem Nähkästchen zum Thema „Von der Romanvorlage zum Drehbuch“, schließlich ist sie selbst nicht nur Romanautorin, sondern schreibt auch sehr erfolgreich Drehbücher fürs deutsche Fernsehen und wurde für das Drama „Eine unerhörte Frau“ sogar mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Wie sich die Texte unterscheiden, konnte Angelika nicht nur sehr anschaulich erzählen, sondern auch zeigen, denn sie brachte einen Auszug aus einem Drehbuch mit, in das die Teilnehmer*innen des Workshops einen Blick werfen durften. Sehr interessant!

„Long Story Short“ heißt ein sehr erfolgreicher Podcast von Karla Paul und Günter Keil. Letzterer ist von Anbeginn bei der lit.Love dabei, eine spezielle lit.Love-Version von „Long Story Short“ gab es erstmals 2020. Dabei stellen die beiden Journalisten sich gegenseitig lit.Love-Bücher vor, für jedes Buch haben sie nur 60 Sekunden Zeit und die Zuschauer müssen bei jeder Runde entscheiden, welches Buch sie mehr anspricht, das von Karla oder das von Günter vorgestellte. In diesem Jahr hatten sie sich als Gäste die beiden Autorinnen Anne Sanders und Meike Werkmeister dazu geholt, die auch jeweils ein Buch vorstellen durften. Das war wieder einmal höchst unterhaltsam anzuhören!

Meike Werkmeister traf ich danach gleich wieder, nämlich im Workshop „Wo werden Ideen geboren?“, bei dem sie Unterstützung von ihrer Freundin, der Singer-Songwriterin Julia Kautz bekam, denn die Frage, woher die Inspirationen kommen, betrifft ja Romanautoren genauso wie Songwriter. Julia hatte Meike schon 2019 zur lit.Love begleitet, damals war ich so begeistert von ihrer Musik und ihren einfühlsamen Texten gewesen, dass ich mir gleich ihre CD gekauft hatte. Gemeinsam gaben die beiden nun Tipps, wo man sich Inspiration holen kann, mit welchen Tricks man offener und empfänglicher dafür wird und was man sonst noch tun kann, damit die Ideen fließen. Ich fand diesen Workshop ungemein hilfreich und anregend und habe mir fest vorgenommen, diese Anregungen ab sofort umzusetzen. Denn das journalistische Schreiben, das ich beruflich betreibe, ist ja eine ganz andere Art von Schreiben wie das von Romanautor*innen. Liebe Meike, liebe Julia, Ihr habt mir viel wertvollen Input geliefert, herzlichen Dank dafür!

Und so ging es für mich gleich im Anschluss mit dem nächsten Workshop weiter: Rena Rosenthal, nicht nur Autorin, sondern auch selbstständige Lektorin, referierte über „Das Exposé als Türöffner“ und gab ebenfalls viele wertvolle Tipps.

Anschließend ging es zurück ins Foyer, wo Moderatorin Anouk Schollähn mit der aus England zugeschalteten Bestsellerautorin Beth O’Leary plauderte. Thema: „British Humour Meets Big Love – Situationskomik im Liebesroman.“ Auch Beth O’Leary war 2019 live in München und mir damals schon ausgesprochen sympathisch gewesen, ein Eindruck, der sich nun erneut bestätigte. Zwar habe ich ihren neuesten Roman „Drive Me Crazy“ noch nicht gelesen, aber ihren Debütroman „Love To Share“ habe ich nach der lit.Love 2019 mit großer Begeisterung verschlungen. Im Talk mit Anouk ging es aber nicht nur um ihr neues Buch, sondern auch um das turbulente Leben der Autorin mit Mann, Haus, Hund und Baby. Sehr unterhaltsam! Und wieder einmal war ich voller Bewunderung für Anouk, ebenfalls ein „lit.Love-Urgestein“, die gekonnt zwischen Deutsch und Englisch hin und her wechselte, blitzschnell übersetzte und nicht nur vorgefertigte Fragen stellte, sondern spontan reagierte. Mir macht es immer wieder ganz großen Spaß, ihren Interviews zuzuhören! Im Anschluss konnten wir uns noch ein wenig unterhalten und gemeinsam von Hamburg schwärmen – Anouks Heimatort und für mich ein immer wieder gern besuchtes Urlaubsziel.

Inzwischen hatte es sich im Verlagsgebäude schon merklich geleert. Es war 19:45 Uhr und viele Besucher*innen waren schon gegangen, zumal einige sicher eine weitere Heimreise vor sich hatten. Ich selbst habe es ja zum Glück nicht weit und ich wollte die lit.Love bis zum letzten Moment auskosten – wer weiß, ob Corona eine solche Veranstaltung im nächsten Jahr zulässt? Schon dieses Jahr war es ja sehr, sehr fraglich gewesen, ob die lit.Love in Präsenz würde stattfinden können. Wobei ich betonen muss, dass ich mich zu keiner Zeit unwohl gefühlt habe. Nicht nur wurde die 2G-Regelung sehr genau kontrolliert, es wurde auch im Haus immer auf Abstände geachtet und zwischendurch fleißig desinfiziert. Ein kleiner Kritikpunkt, den ich habe, ist vermutlich auch Corona geschuldet: Viele Programmpunkte überschnitten sich, so dass man z.B. eine Lesung früher verlassen musste, um pünktlich zum Workshop zu kommen. Aus Besuchersicht wäre es besser gewesen, alle Programmpunkte z.B. zur vollen Stunde beginnen zu lassen mit einer Dauer von 45 Minuten, so dass auch bei möglichen Überziehungen noch genug Zeitpuffer bleibt, um rechtzeitig zum nächsten Programmpunkt zu gelangen. So hätten sich das viele Besucher*innen, mit denen ich gesprochen habe, gewünscht. Allerdings hätte das in den kurzen Pausen stets viel Verkehr auf den Gängen bedeutet und ich vermute mal, genau das wollten die Veranstalter diesmal lieber vermeiden.

Von Gedränge konnte bei meiner letzten Lesung des Tages keine Rede mehr sein, ganz im Gegenteil: Bei Anja Hirsch, die aus ihrem Roman „Was von Dora blieb“ las, war ich beinahe die einzige Zuhörerin. Wie schade, denn dieses Buch, das von drei Generationen erzählt, beginnend in den 1920er Jahren, hätte definitiv mehr Publikum verdient. Danach war es dann aber auch für mich Zeit, nach Hause zu gehen, denn der allerletzte Programmpunkt des Tages interessierte mich ehrlich gesagt so gar nicht. Vermisst habe ich die Happy Hour der vergangenen Jahre, wo sich Besucher, Verlagsleute und Autor*innen im Foyer zum gemeinsamen Ausklang trafen. Klar, das war heuer einfach nicht möglich, vermisst habe ich es trotzdem. Das Foyer war beinahe schon gespenstisch leer.

Auf der Heimfahrt war mir ziemlich wehmütig zumute. Es war wieder eine so gelungene, informative und unterhaltsame Veranstaltung, von der ich noch lange zehren werde. Zur Erinnerung beitragen werden auch die vielen schönen Geschenke, die in der Goodie-Bag waren, die jede/r Besucher*in am Ende erhielt:

So möchte ich mich nun am Schluss nochmal ganz herzlich bei den Veranstaltern dafür bedanken, dass sie unter den widrigen Umständen dieses Jahres überhaupt eine lit.Love veranstaltet haben und weder Kosten noch Mühen gescheut haben, um daraus wieder ein ganz besonderes Erlebnis für alle Beteiligten zu machen. Ich kenne wirklich niemanden, egal ob Besucher oder Autor, der nicht begeistert von der lit.Love ist und sie womöglich sogar den großen Buchmessen vorzieht, gerade weil sie so viel persönlicher und unmittelbarer ist. Ein ganz großes Dankeschön dafür und hoffentlich bis nächstes Jahr!