Das Glitzern in der Lagune

Erstellt am 18.2.22. Kategorie: Buchrezensionen
„Das Glitzern in der Lagune“
von Annabelle Benn (Anja C. Richter)
Bewertung
★★★★☆
Verlag Books on Demand
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen Juni 2021
Seiten 336
Erhältlich beiAP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten

Demnächst steht bei mir die Lektüre einiger mit Spannung erwarteter Neuerscheinungen an. Aber in den letzten Wochen hatte ich Zeit, endlich mal meinem SuB (Stapel ungelesener Bücher) und meiner Merkliste bei der Onleihe unserer Gemeindebücherei zu Leibe zu rücken. So hatte ich kürzlich den Roman „Das kleine Hotel in der Lagune“ gelesen, der im italienischen Grado spielt. Von der doch recht vorhersehbaren Geschichte war ich nicht übermäßig begeistert, wohl aber von den schönen Beschreibungen der Sonneninsel Grado. Und da wir mittlerweile einen Kurzurlaub gebucht haben, der uns (hoffentlich) nach Triest und Grado führen wird, wollte ich nun auch noch den zweiten Roman der Autorin lesen, der auf dieser Insel spielt.

Dabei handelt es sich um keine Fortsetzung, auch wenn einige Figuren aus „Das kleine Hotel in der Lagune“ auch hier wieder auftauchen, aber es sind keine Vorkenntnisse nötig, um in die Geschichte hineinzufinden. Es geht hier um die Innenarchitektin Ines, die gerade dabei ist, ihre Münchner Wohnung unterzuvermieten, weil ein lukrativer Auftrag sie für die nächsten drei Monate nach Dubai führen wird. Auf diesen Erfolg hat sie lange hingearbeitet und die saftige Provision für diesen Auftrag kann sie dringend brauchen, um die Schulden für ihre Wohnung abzubezahlen.

Doch dann kommt alles anders: Wenige Tage vor der Abreise wird Ines unter fadenscheinigen Begründungen von dem Auftrag abgezogen und stattdessen nach Grado geschickt, wo sie die Villa eines italienischen Ehepaares einrichten soll. Immerhin: Das Ehepaar plant die Einrichtung mehrerer Boutiquehotels, Folgeaufträge winken, also legt sich Ines entsprechend ins Zeug. Doch die Villa entpuppt sich als heruntergekommenes Ferienhäuschen und die Wünsche des Ehepaares sind so wechselhaft wie die Gezeiten, so dass Ines langsam, aber sicher verzweifelt.

Zum Glück findet sie in Grado aber neue Freunde, die sie trösten und aufmuntern. Und dann ist da auch noch Otto, der ehemalige Tennisprofi, der sich gerade einen Namen als Trainer macht und ein paar Jahre jünger ist als Ines. Die beiden fühlen sich auf Anhieb zueinander hingezogen, aber Ines traut sich nicht, ihren Gefühlen nachzugeben. Zu oft ist sie in der Vergangenheit schon verletzt worden, außerdem ist es um ihr Selbstwertgefühl nicht allzu gut bestellt, was also will dieser Tennisstar von ihr, der unscheinbaren grauen Maus? Eine alte „Freundin“, die diesen Namen nicht verdient, und intrigante Kolleginnen tun ihr Übriges, um Ines das Leben schwer zu machen. Als Ines dann plötzlich gefeuert wird, steht sie an einem Wendepunkt – oder kann sie sich ihr altes, vermeintlich so sicheres Leben zurückholen?

Ja, auch diese Geschichte war vorhersehbar, aber dennoch war der Weg bis zum erwarteten Ende spannend und abwechslungsreich zu lesen und bot so manche überraschende Wendung. Ines als Protagonistin war für mich schlüssig und nachvollziehbar, ich konnte mich in ihre Gedanken und Gefühle hineinversetzen und ihre Handlungen verstehen. Wie bei der Rezension von „Das kleine Hotel in der Lagune“ schon geschrieben, ist Annabelle Benn das Pseudonym der Autorin Anja C. Richter. Unter ihrem Pseudonym veröffentlicht sie nach eigener Aussage „heitere, herzliche Liebesromane, deren Hauptfiguren meist Mitte zwanzig sind und denen die Welt noch offensteht.“ Die Heldinnen in den Büchern, die sie mit dem Zusatz Anja C. Richter schreibt, seien hingegen etwas älter und reifer (Quelle: Lovelybooks) – was in diesem Fall auch tatsächlich stimmt, denn Ines ist in ihren Vierzigern.

Diesmal hielten sich auch die Schreibfehler in Grenzen und waren absolut vernachlässigbar (nur muss mir mal jemand erklären, wie ein Neumond nachts durchs Fenster scheinen kann). Was mir bei der Lektüre am wichtigsten war: Auch diesmal wurde die Atmosphäre von Grado wieder ganz wunderbar geschildert und so sah ich mich erneut mit den Romanfiguren gemeinsam im Straßencafé sitzen, am Stand von Pineta entlangschlendern oder das Treiben im kleinen Hafen der Laguneninsel beobachten. Meine Vorfreude auf unseren Urlaub wurde dadurch definitiv weiter gesteigert.