„Das kleine Hotel in der Lagune“ | |
von Annabelle Benn (Anja C. Richter) | |
Bewertung
★★★☆☆
|
|
Verlag | Books on Demand |
---|---|
Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | Februar 2020 |
Seiten | 364 |
Erhältlich bei | AP Buch Baldham, Buchladen Vaterstetten |
Auf diesen Roman wurde ich aufmerksam, weil er an einem Ort spielt, den ich schon lange mal besuchen wollte: Grado, genannt „die Sonneninsel“, in der nordöstlichen Adria zwischen Venedig und Triest. Dorthin nämlich reist Laura, die Protagonistin dieses Buches, als ihr Freund sich überraschend von ihr trennt und sie plötzlich ohne Wohnung dasteht. In dieser Situation erinnert sie sich an ihre Großmutter Anna, die ein kleines Hotel direkt am Hafen von Grado führt. In den letzten Jahren gab es kaum noch Kontakt, denn Lauras italienischer Vater hat seine Familie schon sehr früh verlassen, woraufhin Lauras deutsche Mutter die Verbindung zur Familie ihres Ex abgebrochen hat.
Doch Lauras Großmutter freut sich riesig, die lange entbehrte Enkelin wieder zu sehen und nimmt sie gerne bei sich auf. In Grado trifft Laura auch Alessia wieder, eine Freundin aus unbeschwerten Kindertagen, als Laura noch regelmäßig die Sommerferien in Grado verbracht hat. Und auch Dario, Lauras Jugendschwarm, ist wieder in Grado und hat hier ein Lokal eröffnet. Beide nehmen Laura sofort wieder herzlich in ihrer Mitte auf.
Doch es ist nicht alles eitel Sonnenschein auf der Sonneninsel: Annas Hotel ist verschuldet und es fehlt das Geld für dringend nötige Reparaturen und Investitionen. Seit dem Tod ihres Mannes fehlt Anna die Kraft, sich noch mit voller Intensität um ihr Hotel zu kümmern. Als Anna dann auch noch krank wird, springt Laura ein und versucht, das Hotel auf Vordermann zu bringen, wobei ihr jegliche Ahnung vom Hotelgeschäft fehlt. Prompt macht sie einige schlimme Fehler, mit denen auch noch die letzten Stammgäste vergrault werden.
Da trifft es sich gut, dass Laura sich ausgerechnet in Leandro verliebt, dessen Eltern eine große Hotelkette gehört. An die könnte man doch Annas Hotel verkaufen, oder? Doch Anna wehrt sich mit Händen und Füßen und sie hat gute Gründe dafür. Erst ganz allmählich kommt Laura hinter all die Dinge, die Anna ihr verheimlicht hat. Dabei lernt sie auch sich selbst von einer ganz neuen Seite kennen und beginnt, ihr Leben gründlich umzukrempeln.
Über meine Vorbehalte gegenüber Self Publisher-Romanen habe ich ja schon mehrfach geschrieben. Auch hier sind mir im eBook wieder etliche Schreibfehler, fehlende Wörter und dergleichen aufgefallen, die den Lesefluss etwas getrübt haben, mit denen ich mich aber noch ganz gut arrangieren konnte. Viel mehr störte ich mich an der Protagonistin selbst: Laura wird als eine toughe Münchner Karrierefrau eingeführt, gleichzeitig ist sie in vielerlei Hinsicht so unglaublich naiv und weltfremd, dass ich sie am liebsten geschüttelt und wachgerüttelt hätte. Für mich war auch der Ausgang der Geschichte sehr vorhersehbar.
Insofern war dies also eigentlich eine relativ belanglos-nette Lektüre für zwischendurch. Eigentlich. Aber trotzdem ist mir die Geschichte im Gedächtnis geblieben und das liegt vor allem an der wunderbaren Schilderung von Grado. Obwohl ich selbst noch nie dort war, hatte ich das Gefühl, alles ganz genau vor mir zu sehen, wenn Laura durch die kleinen Gassen lief, am Fischerhafen saß oder am Strand entlang joggte. Diese Schilderungen waren so plastisch, dass ich mich fühlte, als sei ich mit dabei. Und das hat mir so gut gefallen, dass ich allein deshalb nun noch ein zweites Buch der Autorin, das ebenfalls in Grado spielt, auf meine Wunschliste gesetzt habe, nämlich: „Das Glitzern in der Lagune“ (erschienen im Juni 2021). Und mehr noch: Wir haben nun tatsächlich für diesen Frühsommer eine Kurzreise nach Grado gebucht, wollen wir hoffen, dass Corona uns keinen Strich durch die Rechnung macht!
Zur Autorin: Annabelle Benn ist das Pseudonym der Autorin Anja C. Richter. Unter ihrem Pseudonym veröffentlicht sie nach eigener Aussage „heitere, herzliche Liebesromane, deren Hauptfiguren meist Mitte zwanzig sind und denen die Welt noch offensteht.“ Die Heldinnen in den Büchern, die sie mit dem Zusatz Anja C. Richter schreibt, seien hingegen etwas älter und reifer (Quelle: Lovelybooks). Wobei man im Falle von Protagonistin Laura weder von reif noch von alt sprechen kann, sie ist zu Beginn der Geschichte gerade mal 27.