50 Jahre ist es nun her, seit in München die olympischen Sommerspiele stattfanden. Es sollten die fröhlichen Spiele werden und endeten doch in einer Tragödie. Spuren von Olympia finden sich in München noch viele, allen voran natürlich der Olympiapark mit dem Olympiaturm, dem Stadion und dem berühmten Zeltdach. Direkt gegenüber liegt das olympische Dorf und das habe ich mir kürzlich zusammen mit einer Freundin im Rahmen einer Führung der Volkshochschule mal genauer angeschaut.
Treffpunkt war an der U-Bahnstation. Von dort blickt man nach Süden zum Olympiaturm, nach Nordwesten zu den Hochhäusern des olympischen Dorfes. Bei seinem Bau wurde das Olydorf als Betonwüste kritisiert, doch 50 Jahre später ist die Bepflanzung zum Glück so dicht und grün, dass der Eindruck gemildert wird. Blickt man aus dieser Perspektive auf die Hochhäuser, so soll deren Silhouette die bayerischen Alpen mit Wendelstein und Zugspitze nachahmen.
Vorherrschender Gedanke beim Bau des olympischen Dorfes war, möglichst alles anders zu machen als bei Olympia 1936 in Berlin. So wurden statt der Nazi-Farben rot, weiß und schwarz ganz bewusst Pastellfarben gewählt und als Maskottchen kein bayerischer Löwe (der Macht symbolisiert), sondern der sympathische Münchner Dackel Waldi. Im Zentrum des olympischen Dorfes findet man den Olympia-Gedenkstein: Erstmals wurde ein Originalstein aus dem griechischen Olympia einem Austragungsort der olympischen Spiele der Neuzeit zum Geschenk gemacht. Wenige Meter weiter steht die Weltzeituhr.
Direkt gegenüber befindet sich das ökumenische Kirchenzentrum, das bewusst sehr schlicht gehalten ist. Die katholische und die evangelische Gemeinde teilen sich die Räume und hier kann man auch ein Modell des Olympiaparks und -dorfes bewundern:
Kunst am Bau und wunderbare Grünanlagen findet man hier überall:
Doch auch das traurige Kapitel der olympischen Spiele 1972 war Thema unserer Führung: Am 5. September 1972 kamen elf israelische Olympia-Teilnehmer und ein deutscher Polizist bei einem Terroranschlag auf die israelische Mannschaft ums Leben. Am Gebäude, in dem die Mannschaft damals wohnte, erinnert heute eine Gedenktafel an diese Gräueltat:
Kontrastprogramm: Die bunten Studentenhäuser, für die das Olydorf heute berühmt ist: Mittlerweile stehen nicht mehr viele der Originalbauten, in denen seinerzeit vor allem die weiblichen Sportlerinnen untergebracht waren. Die neueren Gebäude erkennt man daran, dass sie ein klein wenig größer sind und neben der Tür zwei Fenster untereinander haben. Jedes der Häuschen besteht aus zwei Stockwerken, wobei sich im Obergeschoss noch eine Terrasse befindet. Wie alle Studentenunterkünfte in München sind auch diese heiß begehrt und im Laufe der Jahre haben Generationen von Student*innen hier ihre ganz persönliche Note hinterlassen:
Zu gerne wären wir noch länger hier durch die Häuserreihen geschlendert und hätten all die kreativen Bemalungen bewundert. Doch unsere Führung ging weiter in Richtung Olympiapark und hier erwartete uns als nächste Attraktion die herrliche Kirschblüte. Die Bäume waren ein Geschenk von Münchens japanischer Partnerstadt Sapporo und sind im Frühling eine wahre Augenweide:
Auch hier findet sich eine von mehreren Gedenkstätten an das Olympia-Attentat – noch ein Ort, an den ich nochmal ganz in Ruhe zurückkehren will:
Nach drei hochinteressanten Stunden endete unsere Führung am Olympiaturm. Das olympische Dorf sehe ich seitdem mit ganz neuen Augen: Jedes Detail hat eine Bedeutung, jede Farbgebung, jede Form ist absichtlich gewählt. Vieles davon nimmt man gar nicht wahr, wenn man „einfach nur so“ dort hindurch spaziert. Deshalb hat mir die Führung in vielerlei Hinsicht wirklich die Augen geöffnet, deshalb ein großer Dank an unseren Guide, die Stadtführerin und Autorin Cornelia Ziegler, die selbst viele Jahre im Olydorf gewohnt hat.