Vor zwei Monaten habe ich den Roman „Die Buchhandlung in der Amalienstraße“ von Heidi Rehn gelesen, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in München spielt. Es geht darin nicht nur um eine (fiktive) Buchhandlung, sondern auch um viele bekannte und weniger bekannte Münchner Schriftsteller*innen und um die Frauenbewegung in München zur damaligen Zeit.
Erfreulicherweise bietet Heidi Rehn auch diesmal wieder Stadtführungen auf den Spuren ihres Romans an. An solch einer Führung habe ich letzten Sonntag, am bisher heißesten Tag des Jahres, zusammen mit einer Freundin teilgenommen. Angesichts der prognostizierten Hitze habe ich mich gut eingecremt und mit Sonnenhut, Fächer und viel Wasser bestens ausgestattet auf den Weg gemacht. Und zum Glück hat die Autorin ihren Rundgang so konzipiert, dass wir immer einen Platz im Schatten gefunden haben.
Los ging es direkt neben dem Siegestor, an der Grenze zwischen Schwabing und der Maxvorstadt samt Univiertel. Nach einer kurzen Einführung in den Roman und die damalige Zeit ging es weiter in die Adalbertstraße. Dort erinnert heute nur noch eine Gedenktafel an einer Hauswand an eine Buchhandlung, in deren Saal einst auch Karl Valentin und Erika Mann aufgetreten sind.
Von dort führte uns der Weg weiter in die Türkenstraße, vorbei an einem Laden mit einer wunderbaren Mosaikfassade, einer Gedenktafel für den Widerstandskämpfer Georg Elser und den Kunsthof Türkenhof. Wir befanden uns nun mitten in dem Viertel, in dem früher – im Roman und auch im wahren Leben – die Münchner Künstlerszene beheimatet war.
Von dort ging es weiter über die Theresienstraße zur Amalienstraße, wo Heidi Rehn im Roman ihre fiktive Buchhandlung angesiedelt hat. Unterwegs sahen wir viele schöne und im Gegensatz zur Fußgängerzone in der Neuhauser Straße noch sehr individuelle Geschäfte, darunter auch auffallend viele Antiquariate. Der Weg führte uns bis zum Café Luitpold in der Altstadt. Dieses Café spielte schon in vielen Romanen der Autorin eine Rolle, war es doch früher ein ganz bedeutender Künstlertreff. Letzter Stopp war am Salvatorplatz, wo seinerzeit die allererste Filiale der bekannten Münchner Buchhandelskette Hugendubel angesiedelt war.
In gut zwei Stunden haben wir wieder viel über die Münchner Stadtgeschichte gelernt und waren beeindruckt von all den Geschichten und Anekdoten, die uns Heidi Rehn erzählen konnte. Für meine Freundin und mich folgte nun erst einmal eine Stärkung im Café des Literaturhauses, bevor wir uns in den Trubel des Münchner Stadtgründungsfestes stürzten.
Vor vielen Jahren, als ich noch meine Ausbildung beim Fremdenverkehrsamt der Stadt München (heute München-Tourismus) absolviert habe, durfte ich selbst bei der Organisation dieses Stadtfestes mithelfen, das jedes Jahr am Wochenende nach dem 14. Juni stattfindet, denn am 14. Juni 1158 wurde München erstmals urkundlich erwähnt. In den vergangenen beiden Jahren konnte das Stadtgründungsfest aus bekannten Gründen nicht stattfinden, umso schöner wurde heuer wieder gefeiert.
Dazu kam noch, dass sich in diesem Jahr die Olympischen Spiele von München zum 50. Mal jähren. Dazu gab es am Marienplatz einige Angebote und dort war auch ein großer „Waldi“ aufgestellt, das Maskottchen der Spiele von 1972. Allerdings sind die Farben nicht ganz original, denn die Rechte für das ausgeklügelte Farbdesign von damals liegen beim Internationalen Olympischen Komitee. Macht nichts, ein Foto musste natürlich trotzdem gemacht werden 😉
Wer selbst Lust hat, einen Romanspaziergang mit Heidi Rehn zu machen, findet alle nötigen Infos auf ihrer Webseite. Ich persönlich freue mich jetzt erstmal auf den August, denn da erscheint ihr neuestes Buch „Die Frau des Blauen Reiter“, eine Romanbiografie über Maria Marc. Darauf bin ich schon sehr gespannt, denn vor vielen Jahren habe ich einen Roman über Gabriele Münter gelesen, ein weiteres Mitglied der Künstlergruppe Blauer Reiter. Das hat mein Interesse geweckt, mehr über diese Gruppe und insbesondere deren weibliche Mitglieder zu erfahren.