„Der Salon - Ein hoffnungsvoller Aufbruch“ | |
von Julia Fischer | |
Bewertung
★★★★★
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Verlag | Bastei Lübbe |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | November 2022 |
Seiten | 510 |
Erhältlich bei | genialokal.de (Affiliate-Link, siehe Infos hier) |
Im Februar habe ich den großartigen Roman „Der Salon – Wunder einer neuen Zeit“ von Julia Fischer gelesen, der Mitte der 1950er Jahre in und um München spielt. Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen, auch wenn der Schluss leider unfassbar traurig war. Trotzdem oder gerade deshalb habe ich der Fortsetzung schon förmlich entgegen gefiebert und das Buch sofort angefangen, als ich es in die Hände bekommen habe. Soviel vorweg: Es steht dem ersten Teil in nichts nach, ganz im Gegenteil!
Die Geschichte beginnt im Jahr 1963. Leni ist nach dem tragischen Unfalltod ihres Bruders Hans noch immer wie gelähmt. Einziger Trost neben ihrer Arbeit im Salon Keller ist die Tatsache, dass ihre Freundin Charlotte mit ihrem Sohn Peter, der seinem Vater Hans wie aus dem Gesicht geschnitten scheint, nun bei Leni und ihrer Mutter Käthe wohnt. Vor allem Käthe kümmert sich hingebungsvoll um ihren Enkel, aber auch Schorsch, ein gemeinsamer Freund von Leni, Charlotte und Hans, ist immer für seinen Patensohn da. Außerdem wäre er für Leni gerne mehr als nur ein Freund, doch Leni hat für die Liebe keine Zeit, sie vergräbt sich ganz in ihrer Arbeit.
Dann bekommt sie dank ihres Chefs eine einmalige Chance: ein dreimonatiges Praktikum bei Starfriseur Vidal Sassoon in London. Die Zeit in der britischen Metropole verändert Leni, macht sie selbstbewusster und lebenslustiger und ihr Traum vom eigenen Friseur- und Kosmetiksalon nimmt immer konkretere Gestalt an.
Auch Charlotte stehen Veränderungen bevor: Sie tritt eine Stelle im Münchner Modehaus Bogner an, was nur möglich ist, weil Käthe derweil Peter betreut. Bei Bogner lernt Charlotte den Fotografen Walter kennen. Beide fühlen sich zueinander hingezogen, doch bislang war Walter kein Kind von Traurigkeit, will er sich wirklich an eine ledige Frau mit Kind binden? Charlotte ahnt auch nicht, dass Walter ein dunkles Geheimnis verbirgt, das zurückreicht in die Zeit des Nationalsozialismus – also in eine Ära, von der niemand mehr sprechen und die man einfach nur hinter sich lassen will.
Käthe ringt sich endlich dazu durch, ihren in die Jahre gekommenen kleinen Friseurladen im Dorf Hebertshausen bei Dachau zu übergeben. Dass Leni viel hochfliegendere Pläne hat, bereitet ihr großen Kummer. Doch auch Lenis Chef ist gerade hin- und hergerissen zwischen seinem Salon und einer Liebe, die nicht sein darf. So hat beinahe jede Figur im Roman ihre kleinen oder großen Geheimnisse, die auf teils tragische Weise schließlich doch ans Licht kommen und die Welt der Protagonisten gehörig auf den Kopf stellen.
Ich war von der ersten Seite an sofort wieder mittendrin im Geschehen, habe mit Leni, Charlotte und all den anderen mitgefühlt und mitgelitten. Interessanterweise fühlte ich mich auch in der Atmosphäre der 1960er Jahre sofort wie daheim, dabei bin ich selbst Jahrgang 1970, aber vieles, was in den Sechzigern zum Trend wurde, war bei uns daheim auch in den Siebzigern (und danach) noch sehr präsent. Diese Atmosphäre hat Julia Fischer meiner Meinung nach sehr gut eingefangen.
Wieder einmal hat mich auch die akribische Recherche der Autorin sehr beeindruckt, egal, ob es dabei um Mode oder Medizin ging, um die Prüfungen der Friseurinnung, um gleichgeschlechtliche Liebe, Moralvorstellungen der damaligen Zeit oder um Bräuche auf dem Land. Witzigerweise hat mich das Buch auch manches Mal an eine andere Lektüre erinnert, die ich kürzlich erst gelesen habe, denn Fotograf Walter hofft im Roman auf einen Auftrag der amerikanischen Vogue unter der damaligen Chefredakteurin Diana Vreeland.
Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven geschildert und auf den gut 500 Seiten passiert so viel, dass ich das Buch überhaupt nicht mehr weglegen konnte und deshalb die halbe Nacht durchgelesen habe. Am Ende habe ich den Roman mit einem zufriedenen „Hach“ beiseite gelegt, obwohl auch diesmal einige sehr traurige Szenen erzählt werden und das Happy End deshalb nicht ganz ungetrübt ist, dafür aber in sich sehr stimmig, wie ich finde.
Auch wer den ersten Band noch nicht kennt, kommt bei Band 2 problemlos mit, da alles, was man über die Vorgeschichte wissen muss, erläutert wird. Aber allein, weil er so schön ist, empfehle ich unbedingt, erst den ersten Band zu lesen und dann mit dem zweiten Teil nahtlos weiterzumachen.
[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]