Der Weihnachtswald

Erstellt am 18.12.22. Kategorie: Buchrezensionen
„Der Weihnachtswald“
von Angelika Schwarzhuber
Bewertung
★★★★★
Verlag Blanvalet
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen September 2017
Seiten 411
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Schon seit langem bin ich ein großer Fan der Romane von Angelika Schwarzhuber (aka Ella Janek). Ihre Weihnachtsromane haben es mir besonders angetan, denn sie sind nicht so schrecklich kitschig wie viele andere, haben Tiefgang, regen zum Nachdenken an, sind aber trotzdem herzerwärmend und stimmen wunderbar auf das Fest der Liebe ein. Erst kürzlich habe ich ihren aktuellen Weihnachtsroman „Die Weihnachtsfamilie“ gelesen und in der Rezension dazu geschrieben, dass ich nun vier ihrer bisher fünf erschienenen Weihnachtsromane kenne, nur der allererste, „Der Weihnachtswald“, fehlte mir bislang noch. Wenige Tage später erhielt ich überraschende Buchpost: Die Autorin hatte mir das Buch mit einer ganz lieben Widmung geschickt und mir damit eine riesige Freude bereitet. Meine Bewertung hat das Geschenk aber nicht beeinflusst, der Roman hätte so oder so fünf Sterne von mir bekommen, denn die Geschichte hat mir wirklich sehr gut gefallen.

Dabei ist dieser Roman ganz anders als die späteren Weihnachtsromane der Autorin, er hat nämlich ein phantastisches Element in Gestalt einer Zeitreise. Aber der Reihe nach: Die toughe alleinstehende Anwältin Eva reist wie jedes Jahr an Weihnachten von Frankfurt nach München, um ihre Großmutter Anna zu besuchen. Obwohl Eva ihre Großmutter liebt, ist das doch eher ein Pflichtbesuch, denn Eva hat sich schon seit langem gegen Gefühle abgeschottet – die näheren Gründe dafür erfährt man erst im Laufe der Handlung.

In Annas Haus trifft Eva nicht nur auf ihren Jugendfreund Philipp, sondern auch auf das Waisenmädchen Antonie. Anna hat nämlich die schöne Tradition, jedes Jahr ein Waisenkind über die Feiertage zu sich einzuladen – auch hierfür gibt es einen sehr berührenden Grund, der sich erst ganz zum Schluss offenbart. Eva jedenfalls ist diese Tradition ein Dorn im Auge, sie kann mit Kindern nichts anfangen und ist Antonie gegenüber so kurz angebunden, dass das Kind sich vor ihr fürchtet und am liebsten sofort zurück ins Heim will. Als Antonie ausbüxt und Philipp sich mit Eva auf die Suche nach ihr macht, geraten alle drei im großen Garten des Anwesens in einen heftigen Schneesturm.

Als der Sturm nachlässt, finden sich die drei zwar am gleichen Ort wieder, jedoch zurückversetzt in das Jahr 1931. Das Haus wird von Anna, ihren Geschwistern und ihren Eltern bewohnt, die Eva für ihre Cousine Sophie aus Passau halten und herzlich bei sich aufnehmen. Nur Anna ist misstrauisch und fühlt, dass es bei dem seltsamen Besuch nicht mit rechten Dingen zugeht. Eva und Philipp suchen ebenso verzweifelt wie vergeblich nach einer Möglichkeit, in die Zukunft zurückzukehren, während Antonie sich immer noch mehr in sich zurückzieht. Es scheint, als hätten Eva und Philipp in der Vergangenheit eine Aufgabe zu erfüllen, aber welche? Können sie überhaupt den Lauf der Dinge beeinflussen?

Manchmal war es für mich etwas verwirrend, dass Eva im Jahr 1931 ihrer zehnjährigen Großmutter und deren Eltern, also Evas Urgroßeltern, begegnet, was natürlich für viele surreale Szenen sorgt. Durch diese Zeitreise lernt Eva ihre Vorfahren auf eine ganz eigene Art und Weise kennen und entwickelt einen Bezug zu ihnen, den sie vorher nicht hatte. So macht Eva im Laufe des Romans eine ganz besondere Wandlung durch.

Nicht alle Details der Zeitreise klingen für mich rundum logisch – aber mal ehrlich, was kann an einer Zeitreise denn überhaupt logisch sein? Das, was durch diesen Zeitsprung ausgelöst wird, ist auf jeden Fall sehr spannend und unterhaltsam zu lesen. Und es gibt viele nachdenkliche Aspekte. So ist beispielsweise Evas Urgroßmutter gerade mit dem neunten Kind schwanger und Eva weiß, dass dieses Kind den Zweiten Weltkrieg nicht überleben wird. Überhaupt der Zweite Weltkrieg: Kann man seine Vorfahren davor warnen und falls ja, welche Auswirkungen hätte das auf den Fortgang der (Familien-)Geschichte? Oder ist es besser, wenn Eva ihr Wissen über die Zukunft für sich behält und den Dingen ihren Lauf lässt? Für mich war die Lektüre Anlass zu sehr vielen „Was wäre wenn…“-Fragen.

Besonders erwähnen muss ich noch das schöne Cover, dessen Motiv hervorragend zur Geschichte passt, denn sowohl Annas Haus als auch der Teich und der Tannenwald spielen in der Handlung eine wichtige Rolle. Und bin ich eigentlich die Einzige, die in dem Mädchen auf dem Cover die Schauspielerin Emma Watson (=Hermine Granger in den Harry Potter-Filmen) von hinten sieht?

Auf jeden Fall war dies wieder einmal eine ganz wunderbare Lektüre, die ich trotz Erkältung und entsprechend dröhnendem Schädel innerhalb von zwei Tagen weggesuchtet habe. Und wie passend, dass es bei uns genau dann zu schneien begonnen hat, so konnte ich mir den schönen winterlichen Wald rund um Annas Haus gleich noch viel besser vorstellen. Ganz klare Leseempfehlung!

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