„Rondo Veneziano“ | |
von Susanne Ayoub | |
Bewertung
★★★★☆
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Verlag | Gmeiner |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | Februar 2023 |
Seiten | 280 |
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Wer bei „Rondo Veneziano“ so wie ich zuerst an das italienische Orchester denkt, das in den 1980er Jahren seine größten Erfolge hatte, den muss ich enttäuschen: Mit Musik hat dieser Kriminalroman der Wiener Autorin Susanne Ayoub wenig zu tun, viel mehr dafür mit bekannten und unbekannten Gemälden. Doch der Reihe nach…
Die Wiener Zahnärztin Adele bekommt einen Anruf von Pauline, der Kindheitsfreundin ihrer Mutter, die sie bittet, zu ihr nach Venedig zu kommen. Als Adele jedoch in Venedig eintrifft, muss sie erfahren, dass Pauline tot ist, mit ihrem Rollstuhl die Treppe in dem alten Palazzo hinuntergestürzt. Adele trifft nur auf Marvin, Paulines Großneffen, der sie abzuwimmeln versucht, und Adele spürt gleich, dass hier etwas faul sein muss, hat aber keine Beweise.
Durch Zufall trifft sie in Venedig ihre früheren Schulfreundinnen Chris und Biggi, beide frisch im Ruhestand. Gemeinsam beginnen die drei Frauen, nachzuforschen und stoßen auf so manche Ungereimtheit. Letztlich müssen sie aber nach Wien zurückkehren, ohne etwas erreicht zu haben. Doch dann entdecken sie in einem TV-Beitrag über eine Ausstellungseröffnung Marvin unter den Gästen einer Wiener Galerie und zwei Tage später treibt seine Leiche in der Donau. Das sind zu viele Zufälle für Adeles Geschmack und so betreibt sie ihre Nachforschungen weiter. Die Polizei schenkt ihren Hinweisen allerdings keine Beachtung, also machen sich die drei Freundinnen erneut auf den Weg nach Venedig, um dort auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei gerät Adele in tödliche Gefahr.
Ich habe ein wenig gebraucht, um mich an den Schreibstil der Autorin zu gewöhnen, es gab für meinen Geschmack ein paar allzu schnelle Orts- und Zeitenwechsel. Die Handlung wird abwechselnd aus den Perspektiven der drei Freundinnen erzählt, dazwischen gestreut werden Szenen aus Paulines sehr bewegender Vergangenheit: Die Jüdin musste als Kind vor den Nazis fliehen und ihre Eltern einem fatalen Schicksal überlassen. Die Nachforschungen der drei Freundinnen führen auch zum armenischen Kloster auf der venezianischen Insel San Lazzaro, so erfährt man bei der Lektüre auch etwas über das Schicksal dieses Volkes. Und letztlich haben auch ein paar bekannte Maler ihre Finger mit im Spiel.
Die Auflösung des Kriminalfalles hält so manche Überraschung parat, lässt aber auch einige Fragen offen, insbesondere, was die undurchsichtige Rolle von Marvin angeht, da hätte ich mir noch ein paar mehr Erklärungen gewünscht, aber so bleibt eben das eine oder andere Detail der Fantasie überlassen. Überhaupt steht nicht so sehr der Kriminalfall, sondern vielmehr das Zwischenmenschliche im Vordergrund: Adeles Verhältnis zu ihren früheren Schulkameradinnen, zu ihrer pflegebedürftigen Mutter, zu ihrem ehemaligen Lebensgefährten, der Übergang vom Arbeitsleben zum Ruhestand. Sowohl Adele als auch Chris und Biggi werden mit all ihren liebenswerten und weniger liebenswerten Eigenarten sehr lebensnah geschildert und wurden mir dadurch alle drei sehr sympathisch.
Die Handlung wartet mit jeder Menge Wiener Schmäh und venezianischem Flair auf, in das ich voller Genuss eingetaucht bin. So hat mir der Krimi alles in allem durchaus schöne Lesestunden beschert.
[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]