Sturm über Triest

Erstellt am 26.3.23. Kategorie: Buchrezensionen
„Sturm über Triest“
von Günter Neuwirth
Bewertung
★★★★☆
Verlag Gmeiner
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen März 2023
Seiten 502
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In den letzten zwei Jahren haben mich die beiden historischen Krimis „Dampfer ab Triest“ und „Caffè in Triest“ begeistert und maßgeblich dazu beigetragen, dass ich mir endlich einen lang gehegten Wunsch erfüllt habe und tatsächlich nach Triest gereist bin. Jetzt, wo dieser wunderschöne Urlaub hinter mir liegt, habe ich mich natürlich umso mehr auf den dritten und letzten Teil dieser Trilogie gefreut und dem Erscheinen von „Sturm über Triest“ entgegengefiebert. Leider wurden meine Erwartungen diesmal nicht ganz so erfüllt wie bei den ersten beiden Büchern. Ein Lesegenuss war es aber allemal.

Triest, im November 1907: Über der Hafenstadt tobt der Scirocco und in den Straßen eine Verfolgungsjagd. Hinter dem Schiffsbauingenieur Gustav Lainer sind zwei Männer her, im Laufe der Verfolgung kommt es zu einem Unfall und Lainer wird von einem Zug überfahren. Als Kommissar Bruno Zabini die Ermittlungen aufnimmt, stößt er schnell auf einige Ungereimtheiten und findet sich bald – um im Bild zu bleiben – im Auge eines Sturms wieder. Denn Lainer hat von seinem Arbeitgeber streng geheime Dokumente gestohlen, um die sich nun mehrere Geheimdienste reißen: die von Österreich-Ungarn, von Preußen, Frankreich, England, Italien und Russland. Bei den Dokumenten handelt es sich nämlich um die Baupläne für ein Kriegsschiff, das noch größer und gefährlicher sein soll als alle anderen, die sich derzeit gerade in Bau befinden oder kürzlich in Betrieb genommen wurden – Europa rüstet sich bereits für den drohenden Weltkrieg.

Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, so begleitet man mal die Polizei, mal die verschiedenen Geheimdienste bei ihren Ermittlungen, nimmt aber auch Anteil an Zabinis Privatleben und an dem seiner beiden Geliebten (ja, der Herr Kommissar ist seit längerem zweigleisig unterwegs, nachzulesen in den Vorgängerbänden). Auch die schöne, aber undurchsichtige Gräfin Jekatarina Olenina aus Sankt Petersburg spielt offenbar ihr ganz eigenes Spiel.

Im Laufe der Handlung kommt es zu mehreren weiteren Todesfällen, die teils am helllichten Tag auf offener Straße passieren und die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzen. So kennt Zabini nur noch ein Ziel: Er will den Frieden in seiner Heimatstadt wieder herstellen. Dazu muss er den Übeltätern eine Falle stellen – ein gewagtes Unternehmen. Als es zum Showdown kommt, tobt erneut ein Sturm über Triest…

Am Anfang war ich etwas überfordert von all den verschiedenen Personen, den unterschiedlichen Geheimdiensten und den vielen Namen (trotz Personenverzeichnis), zumal für mich zumindest am Beginn des Buches noch keine rechte Spannung aufkommen wollte. Zum Glück stellte die sich dann aber doch noch ein und so wurde das Buch gegen Ende hin sogar noch zum Pageturner – auch wenn schon recht bald klar war, wer in dieser Geschichte die Übeltäter waren und man nur noch verfolgen wollte, ob und wie ihnen das Handwerk gelegt werden würde.

Neben Zabini waren es vor allem seine beiden Geliebten Fedora und Luise, für die ich Sympathien hegte, aber auch das Schicksal der russischen Gräfin und einiger Agenten war mir nicht gleichgültig, so dass ich mit mehreren Personen der Handlung mitfiebern und mitleiden konnte.

Besonders schön war natürlich, dass ich einige der Handlungsorte des Krimis nun aus eigener Anschauung kenne. So kommt z.B. das Kaffeehaus „Stella Polare“ vor, in dem wir letztes Jahr gefrühstückt haben, und das Küstenstädtchen Muggia spielt sogar eine ganz wesentliche Rolle.

Summa summarum hätte man die Handlung meiner Ansicht nach aber an einigen Stellen noch etwas straffen und den Anfang etwas überschaubarer gestalten können. Auch haben mich die doch recht häufigen Schreibfehler, fehlenden/falschen Buchstaben oder Satzzeichen ein wenig im Lesefluss gestört. Am Ende war es aber doch eine schöne Lektüre und ein guter Abschluss für diese Trilogie, die mir die wechselvolle Geschichte der Hafenstadt Triest auf jeden Fall deutlich näher gebracht hat.

[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]