Applaus, Applaus

Erstellt am 24.6.23. Kategorie: Buchrezensionen
„Applaus, Applaus“
von Nicola Bardola
Bewertung
★★★☆☆
Verlag Hannibal
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen Juni 2023
Seiten 216
Erhältlich beigenialokal.de (Affiliate-Link, siehe Infos hier)

Vor knapp zwei Jahren habe ich mit großem Interesse das Buch „Mercury in München – Seine besten Jahre“ von Nicola Bardola gelesen. In bester Erinnerung ist mir außerdem der Presserundgang, bei dem ich mit dem Autor auf Freddy Mercurys Spuren in München wandeln durfte. Dieses Jahr im April begegnete ich Nicola Bardola rein zufällig auf der Leipziger Buchmesse, wo wir uns kurz unterhielten und er mir von seinem neuesten Buchprojekt erzählte. Dieses Werk liegt nun vor mir: „Applaus, Applaus“, die Biografie der Band Sportfreunde Stiller.

’54, ’74, ’90, 2006… wer kennt ihn nicht, den größten Hit der Band und zugleich die Hymne schlechthin zur Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland? Für die „Sportis“, wie sie von ihren Fans liebevoll genannt werden, war dieser Song jedoch Fluch und Segen zugleich: Segen, weil er sie einem deutlich größeren Publikum bekannt machte, Fluch, weil das Lied zugleich den Ruf der Band als Gute-Laune-Combo manifestierte, und das wird den Musikern nicht wirklich gerecht.

Eigentlich war es naheliegend, dass Bardola sich als Erster daran gemacht hat, eine Bandbiografie über die „Sportis“ zu schreiben, schließlich lebt er selbst in Germering, jenem Ort vor den Toren Münchens, wo auch die Karriere der Band begann. Bardola erzählt mehr oder weniger chronologisch von den Anfängen der Band im Jahre 1995, beschreibt sehr anschaulich die damalige Musikszene in Germering, bekannt als Germ-Pop, und erklärt, wie die Band zu ihrem Namen kam (der zunächst nur „Stiller“ lautete, das „Sportfreunde“ kam erst später aus rechtlichen Gründen hinzu).

Dazu hat Bardola sehr gründlich recherchiert und zitiert unzählige Zeitungsberichte, Platten- und Konzertkritiken von den Anfängen bis heute – wobei sein Fokus für meinen Geschmack ein wenig zu sehr auf Berichten der Süddeutschen Zeitung liegt. Sorry, als Journalistin des Konkurrenzblattes Münchner Merkur muss ich das wohl sagen, aber zwischendurch hatte ich schon den Eindruck, als sei die SZ der Haus- und Hofberichterstatter der „Sportis“. 😉 Daneben kommen aber auch noch andere Zeitzeugen und Wegbegleiter der Band zu Wort.

Bardola erzählt von den Anfängen, als Sänger/Gitarrist Peter Brugger, Schlagzeuger Florian Weber und der damalige Bassist Andreas Erhard musikalisch noch recht unbedarft, naiv, aber voller Spielfreude auf den Vorstadtbühnen rund um München ihre ersten Erfahrungen sammelten; er berichtet vom Ausstieg Erhards und dem neuen Bassisten Rüdiger Linhof, erzählt vom Fleiß der Band, die unermüdlich auf Tournee ging, von den ersten Erfolgen und von den Niederlagen, die auch nicht ausblieben. Wie das vermutlich bei jeder Band so ist, die nach langen harten Jahren plötzlich berühmt wird, so hatten auch die Sportfreunde Stiller ihre Krisen und Auszeiten, die sie aber zum Glück überwunden haben: Auch heute noch füllen ihre Konzerte große Stadien.

Ich persönlich war nie ein Fan der „Sportis“, nicht, weil ich ihre Musik nicht mag, ich kenne nur einfach viel zu wenig davon, nur die größten Hits sind mir vertraut. Und was ich auch durchaus mitbekommen habe und immer schon gut fand: das Engagement der Musiker für den Kampf gegen Rechts, immer wieder treten sie bei entsprechenden Benefizveranstaltungen auf. Und auch in ihren Songtexten versteckt sich so manche Sozialkritik. Das wurde mir allerdings erst durch dieses Buch so richtig bewusst, denn Bardola bespricht die Songs jedes einzelnen Stiller-Albums sehr ausführlich und zitiert aus etlichen Songtexten.

So habe ich bei der Lektüre viel Neues gelernt und durchaus Lust darauf bekommen, das Werk der „Sportis“ genauer kennenzulernen. Trotzdem fand ich die Lektüre streckenweise etwas zäh und langatmig. Es gab einige Wiederholungen und obwohl insgesamt chronologisch aufgebaut, springt der Autor doch in manchen Passagen in der Zeit hin und her, was ich etwas verwirrend fand, gerade weil ich selbst in der Band-Geschichte eben nicht so bewandert bin. Sehr schön fand ich das sehr ausführliche Literaturverzeichnis im Anhang, das zeigt, wie gründlich sich der Autor in die Materie eingearbeitet hat.

Insgesamt war das Buch aber durchaus interessant und für echte Fans ist es ganz sicher ein Must-have, nicht zuletzt auch dank der vielen Abbildungen, die nicht nur die Bandmitglieder zeigen, sondern auch Raritäten wie Fotos der ersten Demotapes, alte Konzertplakate und ähnliches mehr.

Die nachfolgenden Fotos der Bandmitglieder wurden mir vom Buchautor dankenswerterweise honorarfrei zur Verfügung gestellt:

[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]