„Nach den Gezeiten“ | |
von Lena Johannson | |
Bewertung
★★★★☆
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Verlag | Aufbau Verlag |
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Buchform | Taschenbuch, eBook |
Erschienen | Juni 2023 |
Seiten | 400 |
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Kürzlich habe ich den Roman „Zwischen den Meeren“ gelesen, den ersten Teil einer Trilogie, die vom Bau des Nord-Ostsee-Kanals handelt. Mit „Nach den Gezeiten“ ist nun der zweite Teil erschienen. Darin wird das Schicksal der vier ungleichen Frauen, deren Leben auf die eine oder andere Weise mit dem Kanalbau verbunden ist, weitererzählt. Während sie sich im ersten Band untereinander noch gar nicht kannten, begegnen sie sich nun zumindest teilweise und knüpfen erste Kontakte zueinander. Sanne arbeitet weiter heimlich mit Rosarios Hilfe am Bau der Schleusenanlage in Brunsbüttel. Dabei müssen sie gleich mehrfach gegen einen Saboteur ankämpfen, zudem sorgen ihre Gefühle füreinander für Verwirrung.
In den Arbeiterbaracken hat Regina eine neue Heimat gefunden, sie kocht dort für die Kanalarbeiter und ist auch zur Stelle, wenn jemand erste medizinische Versorgung benötigt, weshalb sie von allen bald nur noch Engel oder – entsprechend ihres Namens – Königin genannt wird. Doch ihre kleine halbwegs heile Welt gerät ins Wanken, als auf einmal Broder Neunes wieder auftaucht.
In Kiel kämpft Justine noch immer um das Überleben ihres Eisenwarenhandels. Zwar hat ihr Vater den Laden ihr vererbt, doch als Frau braucht sie einen rechtlichen Vormund, der für sie Verträge unterzeichnet. Dieser Vormund ist ihr Bruder Jobst und mit ihm kommt es immer wieder zum Streit über die Art und Weise, wie der Laden geführt werden soll. Ausgerechnet ein Konkurrent im Eisenwarenhandel eröffnet Justine einen Ausweg aus der verfahrenen Situation, doch sie zögert, sein Angebot anzunehmen.
Und dann ist da noch Mimi, die davon träumt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, das ihr als Tochter aus gutem Hause aber verwehrt ist. Sie soll gefälligst heiraten – standesgemäß natürlich – und einen Haushalt führen. Doch Mimi hat eigene Pläne, die sie unbedingt durchsetzen will. So kämpft jede der vier Frauen auf ihre Weise für ihre Rechte und ihr bescheidenes Glück.
Wie schon im ersten Band fand ich auch diesmal die Schilderungen teils etwas zu langatmig und ausschweifend. In den 31 Kapiteln plus Prolog wird abwechselnd aus dem Leben einer der vier Frauen erzählt, allerdings sehr ungleich verteilt: Mimi und Justine kommen jeweils in sechs Kapiteln zu Wort, Regina in sieben und Sanne gleich in 13 Kapiteln. Leider war aber genau die Geschichte von Sanne diejenige, die mich am wenigsten interessiert hat, vor allem, weil es darin oft um technische Details beim Schleusenbau ging, die ich nicht immer ganz durchschauen konnte. Mir persönlich war Justine am sympathischsten bzw. habe ich mit ihr am meisten mitgefiebert, daher hätte ich mich natürlich auch gefreut, mehr von ihr zu lesen.
Auch wenn man die Handlung etwas hätte straffen können, bot der Roman summa summarum aber doch etliche dramatische Momente, so dass ich letztlich doch gespannt war, wie die Geschichte zu Ende geht. Teil 2 der Trilogie endet mit der Einweihung des Nord-Ostsee-Kanals. In Teil 3, „Im Jahr der Flut“, der laut Verlag im Februar 2024 erscheint, wird dann von der Erweiterung des Kanals erzählt, deren Notwendigkeit sich schon während des Baus abgezeichnet hatte. Und damit kommt dann hoffentlich auch die Geschichte der vier Frauen zu einem guten Abschluss.
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