Das kleine Seelencafé

Erstellt am 4.10.23. Kategorie: Buchrezensionen
„Das kleine Seelencafé“
von Inge Zinßer
Bewertung
★★★★☆
Verlag Gmeiner
Buchform Taschenbuch, eBook
Erschienen September 2023
Seiten 231
Erhältlich beigenialokal.de (Affiliate-Link, siehe Infos hier)

Gerade jetzt im Herbst, wenn die Gräber auf dem Friedhof allmählich für Allerheiligen hergerichtet werden, da ist man nach getaner Arbeit oftmals ganz schön durchgefroren. Wie schön wäre es da, wenn man sich anschließend bei einem Kaffee aufwärmen und mit anderen Friedhofsbesuchern in wohliger Atmosphäre noch ein wenig zusammensitzen und plaudern könnte?

Das zumindest denkt sich Fine jedesmal, wenn sie das Grab ihrer Schwiegereltern im schwäbischen Dorf Steiglingen vom Unkraut und den vielen vom Baum heruntergefallenen Eicheln befreit. Und irgendwann beschließt sie, diesen Wunsch wahr werden zu lassen. Passende Räumlichkeiten sind schnell gefunden, schließlich gibt es da ein Häuschen gleich neben dem Friedhof, das der Gemeinde gehört und schon seit längerem leer steht. Fines Freundinnen Elfi, Babsi und Luise sind schnell überzeugt, auch Fines Mann willigt ein, dem unternehmungslustigen Frauenquartett mit seinen handwerklichen Fähigkeiten zur Seite zu stehen.

Doch zunächst muss der Bürgermeister überzeugt werden, der wiederum das OK des Gemeinderats benötigt und auch der Kämmerer und das Bauamt der Gemeinde wollen gehört werden – alles nicht so einfach! Dafür ist der örtliche Pfarrer gleich von der Idee begeistert und so nimmt das Vorhaben schließlich Gestalt an. Mit vielen freiwilligen Helfern wird das leerstehende Gebäude renoviert und hergerichtet.

Und schließlich kommt der Tag der Eröffnung und das „Seelencafé“ wird zum Erfolg in dem kleinen Ort: Immer mehr Stammgäste finden sich ein, vor allem Alleinstehende, die die Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen auf dem Friedhof pflegen und sich zuhause oft sehr einsam fühlen, kommen gerne in das gemütliche Café. Doch es gibt auch Menschen, die den vier Frauen den Erfolg nicht gönnen, es passiert das eine oder andere Malheur und manchmal schlägt das Schicksal auf unerwartete Weise zu …

An sich ist das eine wunderschöne Geschichte, die hervorragend zur Jahreszeit passt und in der es so richtig „menschelt“. So manches Mal musste ich schmunzeln, wenn ich bei den Dialogen dachte: „Genau so ist es!“ Vor allem das bürokratische Procedere und Genehmigungsverfahren im Rathaus kam mir aufgrund meiner beruflichen Berichterstattung aus Gemeinderatssitzungen nur allzu bekannt vor. Sehr einfühlsam wird in der Geschichte auch auf die Themen Tod und Älterwerden eingegangen.

Fine und die übrigen Figuren des Romans waren mir allesamt sympathisch, aber dennoch fehlte mir am Ende etwas. Ich kann gar nicht so genau benennen, was genau das war, aber letztlich konnte ich mit den Protagonistinnen nicht so wirklich mitfiebern, es fehlte das letzte Quäntchen Spannung, das einen an der Geschichte dranbleiben lässt, vieles plätschert eher so dahin. Dennoch ist der Roman eine sehr liebevolle, ruhige Erzählung, die wie gesagt perfekt zum nun beginnenden Herbst passt und die man ganz wunderbar mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen genießen kann.

[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]