Lesungen im Oktober

Erstellt am 31.10.23. Kategorien: Dies & Das, Lokalberichte

Herbstzeit ist Lesezeit! Und erfreulicherweise hielt dieser Oktober für mich auch aus beruflicher Sicht einige literarische Termine parat. Das ist vor allem der wunderbaren Veranstaltungsreihe „Literarischer Herbst in Zorneding“ zu verdanken, die jedes Jahr vom Förderverein der evangelischen Kirche St. Christophorus veranstaltet wird. Zum Auftakt hieß es diesmal „Süße Träume, bittere Wahrheiten“, dabei las ein Team des Fördervereins zusammen mit Zornedings Bürgermeister Piet Mayr amüsante und nachdenkliche Kurzgeschichten, Gedichte und Zitate von verschiedenen Autoren vor. Ein Abend, der mal lustig, mal besinnlich, in jedem Fall aber sehr unterhaltsam war:

 

Wenige Tage später war ich auf Einladung des Goldmann-Verlags beim Krimifestival München. Im Münchner Theater Drehleier fand die Premiere von Michael Kobrs neuem Krimi statt. Kobr ist vor allem bekannt als die eine Hälfte des Autoren-Duos Klüpfel-Kobr, das die bekannten Kluftinger-Krimis schreibt, die im Allgäu spielen. Nun wandelt Michi Kobr auf Solopfaden und die führen ihn bzw. seine Buchhelden nach Dänemark. In „Sonne über Gudhjem“ kommt der Kriminalpolizist Lennart Ipsen auf die Insel Bornholm. Frisch geschieden, erhofft er sich hier Ruhe und ein beschauliches Leben. Aber natürlich wäre dieses Buch kein Krimi, wenn Ipsen nicht bald schon in einem Mordfall ermitteln müsste …
Moderiert wurde diese Premierenlesung von Günter Keil, den ich schon von vielen Veranstaltungen (z.B. LitLove und Leipziger Buchmesse) kenne und schätze. Man merkte auch gleich, dass Keil und Kobr sich gut kennen und mögen, sie spielten sich die Bälle gegenseitig zu und so war es äußerst amüsant, den beiden zuzuhören. Kobr wechselte mühelos vom Allgäuerischen in einen dänisch angehauchten Akzent, konnte aber auch Howard Carpendale perfekt imitieren. Er erzählte von seiner Leidenschaft, dem Kochen, und gestand, dass er vor einer Buchpremiere schon lange nicht mehr so nervös gewesen sei wie bei diesem Werk. Die Hauptfigur Lennart Ipsen sei ihm aber schnell ans Herz gewachsen, das sei der Beginn einer neuen Freundschaft, so Kobr. Es steht also zu hoffen, dass diesem ersten Kobr-Solowerk noch weitere folgen werden. Aber keine Angst: Auch neue Kluftinger-Krimis wird es natürlich weiterhin geben.
Ich durfte mit am Tisch der Verlagsmitarbeiter sitzen und hatte dort viele nette Gespräche. Und ich traf dort auch den Autor Nicola Bardola, von dem ich zwei sehr spannende Bücher über Freddie Mercury und die Sportfreunde Stiller gelesen und rezensiert habe. Vielen herzlichen Dank nochmal an den Goldmann-Verlag für die Einladung zu diesem sehr gelungenen Abend!

 

Ein komplett anderes Thema erwartete mich gleich am folgenden Abend: Die IG Energiewende Kirchheim lud zu einer Lesung ins Kirchheimer Gymnasium. Zu Gast war dort der Autor Jan Hegenberg mit seinem Buch „Weltuntergang fällt aus“. Jan Hegenberg ist manchen vielleicht eher bekannt unter seinem Social Media-Namen „Der Graslutscher“. Dort hat er sich zunächst gegen Fake News rund um das Thema Vegane Ernährung eingesetzt. Aber bald schon drängte ein anderes Thema in den Vordergrund: Mythen rund um den Themenkomplex Klimawandel und e-Mobilität. Unermüdlich und mit sehr viel Fachwissen widerlegt „Der Graslutscher“ Falschbehauptungen und untermauert sie mit Fakten und Studien. Unter seinem echten Namen Jan Hegenberg hat er das o.g. Buch geschrieben, das mein Sohn Florian als Hörbuch gehört hat. Flo hat uns immer wieder begeistert davon erzählt und als wir von dieser Lesung in der Nähe unseres Wohnorts erfuhren, war schnell klar, dass die ganze Familie dorthin gehen würde.
Und es wurde tatsächlich ein sehr gelungener und informativer Abend, der uns nach dem Wahldebakel bei der bayerischen Landtagswahl zwei Tage zuvor wieder ein klein wenig mehr Zuversicht vermittelte. Danke dafür!

 

Zuguterletzt war ich nochmal beim „Literarischen Herbst in Zorneding“. Diesmal stand der Abend unter dem Motto „Zornedinger LiteraTouren“, zu Gast waren gleich zwei Zornedinger Autorinnen mit ihren Werken. Und das war wirklich hochinteressant! Den ersten Teil des Abends bestritt Susanne Ospelkaus, die bereits mehrere Bücher verschiedenster Genres veröffentlicht hat. An diesem Abend las sie aus „Die Gewandnadel“, einem Roman, in dem eine ältere demente Frau auf einen jungen einfühlsamen Pfleger trifft, der sie ermutigt, sich an ihre Vergangenheit als Rotkreuzschwester im Krieg zu erinnern. Wow, was für ein Thema! Und was für ein Vortrag! Denn die Autorin saß nicht, wie sonst bei Lesungen ja meist üblich, an einem Tisch, sondern sie stand, sie tänzelte, sie arbeitete mit großen Gesten und setzte gekonnt ihre Stimme und Mimik ein. Kein Wunder, dass es im Saal während ihres Vortrags mucksmäuschenstill war – außer, wenn Michael Löwe zu seiner Gitarre griff, um ihre Lesung musikalisch zu untermalen. Das tat er übrigens anschließend auch bei der Lesung von Anna-Lena Rauer und hatte es – zusammen mit einer Sängerin – auch schon wenige Wochen zuvor bei „Süße Träume, bittere Wahrheiten“ getan.
Für Anna-Lena Rauer ist „Der einsame Junge“ ihr erstes veröffentlichtes Werk. Sehr anschaulich schilderte sie ihren Weg von der ersten Inspiration bis hin zum fertigen Buch und las anschließend sehr gekonnt ein paar Szenen daraus, die definitiv Lust auf mehr machten. Besonders schön dabei ist, dass der Krimi bei uns in der Region spielt: nicht nur in München, sondern auch in unserem Landkreis. Die Erzählungen der jungen Autorin waren für mich so inspirierend, dass ich in letzter Zeit wieder häufiger über meinen alten Traum nachdenke, selbst ein Buch zu schreiben … mal sehen, was vielleicht irgendwann einmal daraus wird. Bis dahin freue ich mich auf weitere schöne Lesungen von vielen wunderbaren Autor*innen!  🙂