Unser Ostsee-Urlaub begann an der Nordsee 😉 Wir waren nämlich im August zur Silberhochzeit eines Cousins eingeladen, der in der Nähe von Itzehoe feierte. Das hatten wir zum Anlass genommen, im Anschluss unseren Urlaub im hohen Norden zu verbringen. Schon lange hatten wir davon geträumt, mal Ferien am Nord-Ostsee-Kanal (im Folgenden NOK abgekürzt) zu machen, am liebsten in einer Ferienwohnung direkt am Kanal, von wo aus wir den ganzen Tag gemütlich Schiffe gucken können. Nach längerer intensiver Suche entschieden wir uns für eine Ferienwohnung in Kiel-Holtenau, direkt an der Schleuse, die den Übergang vom NOK in die Kieler Förde und Ostsee markiert. Diese Wohnung wurde für uns zum perfekten Ausgangspunkt für unsere geplanten Ausflüge und gleichzeitig zu einem wunderbaren Refugium, in dem wir uns bestens erholen konnten.
26. August: Friedrichstadt, Kiel-Holtenau
Unsere Ferienwohnung konnten wir erst ab 16 Uhr beziehen, aus unserem Hotel, in dem wir die Nacht nach der Familienfeier verbracht hatten, mussten wir jedoch schon am Vormittag raus. Die Fahrtzeit nach Kiel hätte von dort nur etwa eine Stunde betragen, wir nutzten den Tag also zunächst für einen Ausflug nach Friedrichstadt nahe der Nordsee, einen Ort, den ich schon lange mal besuchen wollte – erst recht, seit Gabriella Engelmann mich mit ihrer Lütteby-Buchreihe begeistert hat. Der fiktive Ort Lütteby, so sagte sie einmal, sei eine Mischung aus Husum und Friedrichstadt. Husum habe ich vor vielen Jahren schon mal besucht, nun wollte ich unbedingt noch Friedrichstadt kennenlernen!
Nicht umsonst wird Friedrichstadt auch „Holländerstadt“ genannt, schließlich ist die Altstadt von vielen kleinen Kanälen (Grachten) durchzogen. Hier lässt es sich wirklich herrlich bummeln, es gibt jede Menge schöne Lokale, gemütliche Cafés und verlockende Geschäfte, vor allem auch solche mit „Deko-Tüdelkram“, Tee, Kaffee und ähnlichem. Ein kleiner Bilderrundgang:
Am frühen Nachmittag machten wir uns schließlich auf den Weg gen Osten und fuhren über Landstraßen in Richtung Kiel-Holtenau. Die Übergabe unserer Ferienwohnung klappte problemlos und die Wohnung war tatsächlich so schön wie auf den Fotos im Internet. Sie liegt im zweiten Stock des historischen Kanalpackhauses von 1784 und bietet einen traumhaften Ausblick auf den Tiessenkai, eine Flaniermeile mit Lokalen und Geschäften direkt an der Ausfahrt des NOK. Dahinter erstreckt sich der Blick über die Kieler Förde in Richtung Süden bis zur Kieler City. An unserem Fenster muss sozusagen jedes Schiff vorbei, das den NOK passiert oder von der Ostsee nach Kiel will, darunter jede Menge Fähren und Kreuzfahrtschiffe. Am Tiessenkai selbst legen vor allem wunderbare Segelschiffe an, wie wir in den folgenden Tagen noch merken sollten.
Nach dem Auspacken – für unsere mitgebrachten Fahrräder gab es sogar einen eigenen, abschließbaren Abstellraum – brachen wir zu einem ersten Erkundungsspaziergang auf. Der erste Weg führte uns zum Leuchtturm Holtenau:
Im Vorbeigehen war uns schon das Schiffercafé am Tiessenkai aufgefallen und dort kehrten wir nun zum Abendessen ein. Ein wunderbares Lokal, nicht nur wegen der tollen Aussicht auf die Förde. Auch die Inneneinrichtung hat uns sehr gut gefallen und das Essen war superlecker! Von unserem Tisch aus konnten wir die großen Schiffe vorbeiziehen sehen und dann legten auch noch zwei wunderschöne Segelschiffe quasi direkt vor unserer Nase an:
Eine Bemerkung ganz allgemein: Ich weiß, dass die allermeisten Kreuzfahrtschiffe und Fähren aus Umweltsicht sehr kritisch betrachtet werden müssen. Ich möchte auch selbst gar keine Kreuzfahrt machen. Zum einen ist das ganz einfach generell nicht die Art von Urlaub, die ich gerne mache (zu fremdbestimmt), zum anderen bleibe ich ohnehin lieber an Land oder zumindest in Küstennähe. Dennoch üben diese großen Pötte eine gewisse Faszination auf mich aus. Es ist ganz einfach beeindruckend, vor so einem Riesenschiff zu stehen – quasi ein schwimmendes Hochhaus. Und so folgen in diesem Reisebericht noch so einige Fotos von Schiffen aller Art, dies schonmal vorab als kleine Warnung 😉
27. August: Schleuse, NOK, Holtenau
Was kann es Schöneres geben als morgens aufzustehen und als erstes einen Blick aufs Meer zu werfen? So würde ich wirklich gerne jeden Tag aufwachen! An diesem Tag, einem Sonntag, ließen wir es ruhig angehen: Nach dem ausgiebigen Frühstück saßen wir eine ganze Weile einfach nur an unserem Ausguck und genossen den Panoramablick. Dann aber holten wir unsere Räder und radelten ein Stück am Kai und am Kanal entlang nach Westen bis zur Personenfähre. Sämtliche Fähren über den NOK, egal ob für Autos, Fußgänger oder Fahrräder, können übrigens kostenfrei benutzt werden. Wir bestiegen also samt Rädern die Fähre Adler I, von den Kielern liebevoll „Schuhkarton“ genannt, die uns von Holtenau im Norden nach Wik, den südlich des NOK gelegenen Kieler Stadtteil, brachte. Dort angekommen radelten wir wieder ein Stück nach Osten, dort gibt es nämlich eine Aussichtsplattform direkt an der Schleuse. Hier kann man den Schleusenbetrieb aus nächster Nähe beobachten, die Funktionsweise der Schleusen und die Geschichte des NOK sind dort auf Schautafeln erklärt. Und wir entdeckten am anderen Ufer sogar unser Feriendomizil, das Kanalpackhaus.
Anschließend nahmen wir wieder die Fähre zurück zum Nordufer des NOK, hatten aber noch keine Lust, direkt wieder zur Ferienwohnung zu fahren. Stattdessen nahmen wir den Radweg, der immer am Kanal entlangführt, in Richtung Westen – wohlwissend, dass sich der Himmel vor uns immer mehr zuzog. Mit schlechtem Wetter hatten wir gerechnet und waren entsprechend ausgestattet. So erreichten wir schließlich nach einigen Kilometern das Restaurant-Café Kanalfeuer – und zwar gerade noch rechtzeitig, bevor der Himmel seine Schleusen öffnete! Gemütlich auf der überdachten Terrasse sitzend, konnten wir ganz in Ruhe den Schauer abwarten und dabei leckeren Kaffee und Kuchen genießen. Vollkommen trocken radelten wir später zurück zur Ferienwohnung.
Am Abend gingen wir in die Hafenwirtschaft im Erdgeschoss des Kanalpackhauses, die genau wie unsere Wohnung mit dicken alten Holzbalken ausgestattet war und dadurch sehr urig und gemütlich wirkte.
28. August: Schilksee, Laboe
Heute war der Ausblick aus dem Fenster gleich noch besser als am Vortag, denn heute schien die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. Bestes Wetter also für unsere erste etwas längere Radtour! Die führte uns nach Schilksee, etwa 8 km nördlich von Holtenau gelegen. Dorthin hatte ich unbedingt gewollt, denn Schilksee war bei den olympischen Spielen von 1972 sozusagen ein Münchner Außenposten: Während die anderen Wettkämpfe alle in und um München ausgetragen worden waren, hatte man alle Segelwettkämpfe ans andere Ende der Republik verlegt. Im vergangenen Jahr hatten sich die Olympischen Spiele von München zum 50. Mal gejährt, mit diesem Thema hatte ich mich intensiv beschäftigt, deshalb wollte ich nun also unbedingt auch diesen Ort besuchen.
Die Gebäude im ehemaligen Olympiastützpunkt versprühen einen ganz ähnlichen 70er-Jahre-Charme wie die im olympischen Dorf in München – will heißen: Beton pur. Heute dienen viele davon als Zweit- oder Ferienwohnungen, denn der Ausblick von dort auf die Förde ist traumhaft. Im Erdgeschoss des Gebäudekomplexes gibt es ein paar Geschäfte, Lokale und einen kleinen Supermarkt. Vor allem der Jachthafen wird nach wie vor intensiv genutzt. Und es hat mir schier das Herz gebrochen, als ich Ende Oktober die Nachrichten über das schlimme Sturmhochwasser verfolgt habe. Viele der am schlimmsten betroffenen Orte waren genau die, die wir in diesem Urlaub in so schöner, friedlicher Atmosphäre genießen durften. So stand der Tiessenkai z.B. komplett unter Wasser und in Schilksee wurde der Schiffsanleger zerstört, an dem die Fähren nach Laboe an- und ablegen. Genau so eine Fähre nahmen auch wir an diesem Tag. Die Fähren, die regelmäßig auf der Kieler Förde verkehren, gehören zum Kieler Verkehrsverbund und der Fahrpreis war somit in unserem Deutschlandticket mit enthalten. Lediglich für unsere Fahrräder mussten wir extra bezahlen.
Die Route führte uns quer über die Außenförde nach Laboe, das vor allem durch sein Marine-Ehrenmal bekannt ist, ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt und Region Kiel. Kiel ist ja auch ein wichtiger Marine-Stützpunkt und so kam es auch, dass ich hier zum ersten Mal in meinem Leben ein U-Boot im Wasser fahrend sah – bisher kannte ich U-Boote nämlich tatsächlich nur aus Museen.
Laboe ist aber auch ein sehr schöner Badeort mit tollen Stränden und einer Strandpromenade voller Geschäfte und Restaurants. Hier mussten wir unsere Fahrräder natürlich schieben, erst nach einer Weile wichen wir in die Parallelstraße hinter der Promenade aus und radelten von dort direkt zum etwas nördlich gelegenen Ehrenmal. Das wurde ursprünglich dem Gedenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Angehörigen der Kaiserlichen Marine gewidmet. Nach wechselvoller Geschichte ist es heute eine Gedenkstätte für die auf See Gebliebenen aller Nationen und zugleich ein Mahnmal für eine friedliche Seefahrt auf freien Meeren. Dazu gehört auch ein Museum über die Geschichte der Marine. Vor allem die Gedenkhalle mit Fotos vieler, zumeist sehr junger, Gefallener aus verschiedenen Ländern fand ich sehr bewegend. Die Sinnlosigkeit von Krieg wird einem hier sehr deutlich vor Augen geführt.
Außerdem ist das Mahnmal aber auch ein wunderschöner Aussichtsturm: Über 300 Stufen führen zur Aussichtsplattform – man kann aber auch den Aufzug nehmen und sich damit zumindest einen Großteil der Stufen ersparen. Von oben hat man ein wundervolles Panorama, etwas versteckt konnten wir sogar den Leuchtturm Holtenau entdecken:
Im Anschluss fuhren wir zurück zur Strandpromenade, wo wir unsere Räder sicher anketteten und zu Fuß ein wenig durch die Geschäfte bummelten, bevor wir in einem Lokal einkehrten. Am Nachmittag nahmen wir wieder die Fähre, diesmal aber nicht nach Schilksee, sondern nach Friedrichsort, das ist die Anlegestelle, die Holtenau am nächsten liegt. Von dort waren es dann nur noch etwa 4 km bis zu unserer Ferienwohnung, wo wir den Tag gemütlich ausklingen ließen. Zum Abendessen blieben wir diesmal zuhause und genossen mal wieder ausgiebig den herrlichen Blick aus unserem Fenster.
29. August: Rendsburg
Heute luden wir unsere Räder wieder auf den Pkw-Fahrradträger und fuhren westwärts in Richtung Rendsburg, das ganz grob auf halber Strecke des NOK liegt. Wir parkten aber schon eine Ortschaft vorher, in Schacht-Audorf, von wo aus wir mit dem Rad weiterfuhren. Der Fahrradweg führt fast immer direkt am Kanal entlang, lediglich auf Höhe von Rendsburg mussten wir ein Werftgelände umfahren. Vorher passierten wir aber die berühmte Schwebefähre und die Eisenbahn-Hochbrücke:
Die hoben wir uns allerdings für den Rückweg auf. Auf dem Hinweg nutzten wir für die Kanalüber- oder vielmehr -unterquerung den Fußgängertunnel. Auf beiden Uferseiten führen lange Rolltreppen hinunter, daneben gibt es aber auch Aufzüge, das macht den Tunnel auch für Radfahrer nutzbar. Im Tunnel kam ich mir ein wenig vor wie im Alten Elbtunnel in Hamburg, man darf nicht so genau darüber nachdenken, dass über einem die meist befahrene Schifffahrtsstraße der Welt hinwegfließt 😉 Wir kamen jedenfalls unbeschadet auf der anderen Uferseite an und radelten von dort ins Zentrum von Rendsburg:
Hier bummelten wir ein wenig durch die Altstadt, genossen ein Eis und besuchten die Sankt-Marien-Kirche. Leider etwas zu spät entdeckten wir die Strandbar an der Obereider, da hatten wir gerade unser Eis gegessen und hatten keinen Appetit, um erneut einzukehren, so einladend die Bar auch aussah. So radelten wir auf direktem Weg zurück zum NOK und zur Schwebefähre. Mittlerweile war es kurz nach 13 Uhr und außer uns nutzten vor allem Schulkinder die Schwebefähre. In Schleswig-Holstein waren gerade die Sommerferien zu Ende gegangen und die Gespräche um uns herum drehten sich um Stundenpläne, Lehrer, bereits angekündigte Schulaufgaben, Klassenkameraden … für die Kinder und Jugendlichen war das der normale Schulweg, für uns definitiv ein ganz besonderes Erlebnis, einmal mit der berühmten Schwebefähre über den Kanal zu fahren!
Auf der anderen Kanalseite radelten wir wieder zurück nach Schacht-Audorf und fuhren von dort zurück in Richtung Kiel. Weil wir nun ja ohnehin mit dem Auto unterwegs waren, nutzten wir die Gelegenheit, um in Kiel noch Getränke und Lebensmittel für die kommenden Tage einzukaufen. Vorher machten wir aber noch einen Abstecher zum Marine-Stützpunkt, wo das Segelschulschiff Gorck Fock vor Anker liegt. Auch heute blieben wir zum Abendessen daheim, so sahen wir noch das Kreuzfahrtschift MS Europa 2 an uns vorbeiziehen:
30. August: Kiel Innenstadt
Auch heute war der Ausblick aus unserem Fenster wieder sehr spannend. So sahen wir ein halbes Schiff, das von zwei Schleppern nach Rendsburg gezogen wurde und Teile einer Windkraftanlage, die von Cuxhaven nach Swinemünde transportiert wurden. Diese Ortsangaben bezog ich übrigens von der Webseite vesselfinder, die mir im Urlaub gute Dienste leistete: Auf der Übersichtskarte sind alle Schiffe verzeichnet, die sich in der gewählten Region gerade aufhalten. Klickt man auf eines der Schiffssymbole, bekommt man nähere Infos zu dem Schiff: Baujahr, Länge, unter welcher Flagge es fährt, von welchem Hafen es kommt und wohin es fährt – sehr informativ und ungemein faszinierend!
Da das Wetter heute wieder eher mau war, nahmen wir den Linienbus in die Kieler City. Von Holtenau aus fährt eine Buslinie bis zum Kieler Hauptbahnhof. Bis dorthin ist der Bus zwar über eine halbe Stunde unterwegs, aber wir hatten ja Zeit, genossen die kostenlose Stadtrundfahrt und die Gewissheit, keinen Parkplatz suchen zu müssen. Direkt gegenüber des Hauptbahnhofes liegt die Hörnbrücke, die über die südlichste Spitze der Förde (Kieler Hörn) führt. Von dort und vom nicht weit entfernten Schwedenkai hat man einen schönen Blick auf die Terminals der großen Fähren und Kreuzfahrtschiffe. Die Stena Line, die regelmäßig die Strecke Kiel – Göteborg befährt, hat hier ein eigenes Terminal. Gegenüber, am Norwegen-Kai, hat die Color Line ihr Zuhause, sie betreibt die Route Kiel – Oslo.
Immer am Ufer entlang gelangten wir von dort zum Cruise Terminal am Ostseekai, wo gerade eines der vielen Aida-Kreuzfahrtschiffe vor Anker lag. Auf der Aussichtsplattform ist man so dicht dran, dass man die riesigen Pötte gar nicht in einem Stück aufs Foto bekommt:
Nun aber genug Schiffe geguckt! Vorbei am sogenannten Kieler Schloss, einem Kulturzentrum, gingen wir in Richtung Fußgängerzone. Dabei kamen wir an der Bonbonmanufaktur Bonscherhus vorbei, aus der es nicht nur verführerisch roch, man konnte dort auch live zuschauen, wie die leckeren Bonbons hergestellt wurden – und natürlich konnte man dort auch probieren. Logisch, dass wir dort auch ein paar Mitbringsel für unsere Lieben daheim einkauften!
Weiter führte uns der Weg zur Nikolaikirche, die wir gerne von innen besichtigt hätten, aber wir fanden schlicht und ergreifend den Eingang nicht! Wir haben das Gebäude einmal komplett umrundet und an jeder erreichbaren Tür gerüttelt – vergeblich. So zogen wir unverrichteter Dinge weiter.
Die Fußgängerzone in der Holstenstraße und das Einkaufszentrum Sophienhof sind ein wahres Shoppingparadies, allerdings gibt es hier vor allem die Geschäfte, deren Filialen man heute in jeder deutschen Stadt findet. Auch architektonisch ist in Kiel nicht so viel Herausragendes zu sehen. Da Kiel eben ein Marinestützpunkt war und ist, wurde die Stadt im Zweiten Weltkrieg zum allergrößten Teil zerstört. Sehenswert ist aber der Rathausplatz mit Rathaus und Opernhaus:
Nachdem wir in der Innenstadt zu Mittag gegessen hatten und noch ein wenig umher gebummelt waren, nahmen wir den nächsten Bus in Richtung Holtenau – wobei der erst nach einer halben Stunde Wartezeit fuhr, so oft wird der nördlich des Kanals gelegene Kieler Stadtteil leider nicht angefahren. Aber wie oben erwähnt: Wir hatten ja Zeit. Schließlich waren wir im Urlaub 🙂 Den Abend verbrachten wir wieder mit einem leckeren Essen in unserer schönen Ferienwohnung.
31. August: Schleswig, Flensburg
Für den heutigen Tag war Regen angesagt, deshalb machten wir erneut einen Städteausflug. Diesmal fuhren wir mit dem Auto nach Schleswig, dem Ort am südwestlichen Ende der Schlei. Die Schlei ist ein schmaler, 42 km langer Meeresarm, der sich ungefähr auf halber Höhe zwischen Flensburg und Kiel von der Ostsee ins Landesinnere schlängelt und an manchen Stellen eher wie ein Fluss aussieht. Hier waren wir vor exakt 24 Jahren schon mal während eines Familienurlaubs und ich hatte die Gegend in bester Erinnerung, so dass ich gerne nochmal hierher wollte. Vor allem die historische Fischersiedlung Holm, die sich rund um einen Friedhof gruppiert, fand ich damals wie heute wunderschön:
Weil es nun tatsächlich zu regnen anfing, machten wir anschließend Rast in einem Kiosk am Hafen. Zum Glück hörte der Regen aber ebenso schnell auf, wie er gekommen war, und so setzten wir unseren Weg durch die Altstadt fort. Unser nächstes Ziel war der Dom Sankt Petri und ich war überrascht über dessen Ausmaße, die ich so in dem vergleichsweise kleinen Schleswig nicht erwartet hätte. Der Dom ist innen wirklich wunderschön und im Kreuzgang hatte ich dann sogar echte Harry-Potter-Vibes:
Ansonsten wirkte Schleswig an diesem Tag relativ ausgestorben, so dass wir bald wieder ins Auto stiegen und weiter nach Flensburg fuhren. Auch hier war ich schon einmal, das ist allerdings sogar noch länger her als 24 Jahre, es muss einer der ersten Urlaube gewesen sein, die Jens und ich in Schleswig-Holstein verbracht haben. Aber bis heute ist mir die schöne Fußgängerzone in Erinnerung und ich hatte schon mehrfach gehört und gelesen, dass Flensburg mehr zu bieten hat als die Verkehrssünderkartei und Beate Uhse 😉 Zuletzt habe ich mit großer Begeisterung die Küstenliebe-Buchreihe von Svenja Lassen gelesen, die in und um Flensburg spielt und spätestens dadurch wurde mein Wunsch, die Stadt einmal genauer zu besichtigen, nochmal ordentlich befeuert.
Wir begannen unseren Rundgang am Südende der Fußgängerzone in der Roten Straße, wo sich neben Galerien und Kunstgewerbeläden auch eine Kaffeerösterei befindet, in der wir einkehrten, um uns für den folgenden Stadtbummel zu stärken. Die Flensburger Fußgängerzone erstreckt sich über mehrere Kilometer nach Norden, außerdem gibt es etliche kleine Seitenstraßen und Hinterhöfe, die entdeckt werden wollen. Hier ein paar Impressionen:
Neben den üblichen Filialisten gibt es hier auch noch einige etwas originellere Läden, viele davon lassen die Nähe zu Dänemark spüren. Unser Eindruck: Je weiter man nach Norden kommt, umso alternativer werden die Geschäfte. Da gibt es Unverpackt-Läden, Läden mit Upcycling-Produkten – und es lohnt ein Blick nach oben, denn eine witzige Besonderheit sind die vielen Schuhe, die an quer über die Straße gespannten Seilen hängen:
Und wie erwähnt: Es lohnt ein Blick in die wunderschönen Hinterhöfe und Seitenstraßen! So ähnlich stelle ich mir auch den Hinterhof vor, an dem die oben erwähnte Küstenliebe-Buchreihe unter anderem spielt.
Mit einem Bummel zum Museumshafen ließen wir unseren Flensburg-Besuch ausklingen. So schön es hier war, uns taten vom vielen Herumlaufen langsam die Füße weh, außerdem fing es nun leider wieder an zu regnen. Fürs Abendessen war es noch zu früh, also fuhren wir wieder zurück nach Holtenau und ließen dort den Abend im Restaurant Luzifer mit tollem Blick auf die Förde ausklingen.
1. September: Geltinger Birk
Heute hatten wir wieder Sonnenschein und blauen Himmel, also die ideale Ausgangslage für einen Ausflug, auf den ich mich schon besonders gefreut hatte: Wir packten unsere Räder wieder aufs Auto und fuhren zum Naturschutzgebiet Geltinger Birk. Dabei handelt es sich um eine Landspitze, die in die äußere Flensburger Förde hineinragt. Dort gibt es sogar noch wild lebende Pferde! Das Gebiet ist perfekt für eine schöne Wanderung oder Radtour.
Ausgangspunkt ist ein Parkplatz, an den sogar ein sehr liebevoll ausgestatteter Kiosk samt Picknickareal und WCs angeschlossen ist. Dort begannen wir unsere Rundtour, die uns schon nach wenigen Metern zur Mühle Charlotte führte. Am Ende machten wir noch einen Abstecher zum Leuchtturm Falshöft:
Dazwischen: Natur pur, wundervolle Ausblicke bis hinüber nach Dänemark, wir haben die Wildpferde gesehen und Rast auf der Bank für Lieblingsmenschen gemacht 🙂 Ein ganz besonderes Highlight war auch unsere Einkehr im „Café Lichthof“ in Falshöft: Ein Haus wie aus dem Bilderbuch, ein traumhafter Garten und megaleckerer Kuchen – ein wahr gewordener Traum! Was uns im Ort Falshöft auch noch sehr gut gefallen hat: Beinahe vor jedem Haus gab es einen kleinen Stand mit selbstgemachten Produkten wie Honig oder Marmelade. Das Geld dafür wirft man einfach auf Vertrauensbasis in eine bereitstehende Kasse. Logisch, dass wir uns dort noch mit Sanddornmarmelade eingedeckt haben!
Auf dem Rückweg überquerten wir die Schlei mit der kleinen Autofähre in Missunde:
Am Abend machten wir nur noch einen kleinen Spaziergang entlang des Tiessenkais, holten uns Fischbrötchen im Schiffercafé, die wir in der Ferienwohnung aßen, und ließen den Tag gemütlich mit Schiffe gucken ausklingen. Zu unserer Freude legte das Segelschiff „Artemis“, das wir bereits zu Anfang unseres Urlaubs gesehen hatten, wieder am Tiessenkai an:
2. September: Strandtag, Schleuse
Unser letzter Urlaubstag an der Ostsee. Weil das Wetter so herrlich war, schwangen wir uns nochmal auf die Räder und fuhren an den Falkensteiner Strand, den wir einige Tage zuvor schon auf unserer Radtour nach Schilksee bzw. auf der Rückfahrt mit der Fähre von Weitem gesehen hatten. In Sichtweite des Leuchtturms Friedrichsort lagen wir gemütlich im Sand und ließen die Schiffe an uns vorüberziehen. Leider hatten wir aber keinen Sonnenschirm dabei, Schatten gab es auch nirgends, so dass es mir dort bald zu heiß wurde und ich habe nunmal sehr sonnenempfindliche Haut. So brachen wir nach knapp zwei Stunden wieder auf.
Zurück in der Ferienwohnung begannen wir schon mal zu packen, um am nächsten Tag zeitig starten zu können. Am Abend gingen wir noch ein letztes Mal ins Schiffercafé, danach machten wir uns noch einmal auf den Weg zur „Schuhkarton“-Fähre über den NOK. An diesem ersten Septembersamstag fand nämlich entlang des ganzen Kanals das Festival „NOK Romantika“ statt, mit verschiedenen Angeboten in den jeweiligen Orten. In Kiel sollte es lt. Programm besondere Schleusenführungen geben, die an der Aussichtsterrasse starteten, die wir vor einer Woche schon besucht hatten. Naja – unter Schleusen-„Führung“ hatte ich mir etwas anderes vorgestellt. Da stand lediglich ein Mitarbeiter auf der Aussichtsterrasse, der viel zur Schleuse und zum NOK erklärte, was wir aber größtenteils eh schon wussten. Unsere Hoffnung, bei einer Führung tatsächlich in Bereiche zu kommen, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt, erfüllte sich nicht. Immerhin befanden sich aber gerade einige ganz besonders große Schiffe in der Schleuse und in Richtung Westen zur Holtenauer Hochbrücke hin sahen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Damit endete unser Ostsee-Urlaub. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Rückweg in Richtung Süden, legten auf dem Weg aber noch eine Zwischenübernachtung in Erfurt ein. Auch auf dem Hinweg hatten wir einen Zwischenstopp im Harz gemacht, wo es uns sehr gut gefallen hat. Aber das ist nochmal einen ganz eigenen Reisebericht wert.
Jedenfalls hat es uns in Schleswig-Holstein wieder einmal so gut gefallen, dass wir – bzw. vor allem ich – am liebsten dort geblieben wären! Vor allem, weil Bayern zur gleichen Zeit recht unrühmliche Schlagzeilen machte (ich sage nur Flugblattaffäre), wäre ich sehr gerne in einem Bundesland ohne CSU und Freie Wähler geblieben. So haderte ich diesmal recht lange mit der Rückkehr in den Alltag. Zwei Postkarten, die ich mir im Urlaub gekauft habe, drücken meine Gefühle ganz hervorragend aus:
Buchtipps zur Region
Zum Glück gibt es aber jede Menge herrlicher Romane, die in meiner Sehnsuchtsregion spielen und mit denen ich mich teils schon Monate im voraus auf unseren Urlaub eingestimmt habe. Hier eine Auflistung:
Zum Nord-Ostsee-Kanal
- Lena Johannson: Zwischen den Meeren und Nach den Gezeiten
Zur Schlei und zu Flensburg
- Silvia Konnerth: Leuchtturmherzen
- Dagmar Hansen: Hier wohnt das Glück
- Svenja Lassen: Küstenliebe-Serie mit Muschelträume, Sonnenküsse und Seesterntage
Zu Friedrichstadt
- Gabriella Engelmann: Lütteby-Serie mit Die Liebe tanzt barfuß am Strand, Das Glück kommt in Wellen und Das Wunder küsst uns bei Nacht (das fiktive Lütteby ist lt. Autorin eine Mischung aus Husum und Friedrichstadt)
Zu Olympia 1972
- Markus Brauckmann & Gregor Schöllgen: München 72 – Ein deutscher Sommer (mit Schwerpunkt auf München, aber Kiel-Schilksee wird auch erwähnt)