„Willkommen in Camelford“ | |
von H. L. Iffland | |
Bewertung
★★★☆☆
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Verlag | Heyne |
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Buchform | kartoniert, eBook |
Erschienen | Oktober 2023 |
Seiten | 368 |
Erhältlich bei | genialokal.de (Affiliate-Link, siehe Infos hier) |
Dieses Buch hat mich überrascht – nur leider nicht unbedingt im positiven Sinne. Aufgrund des Klappentextes hatte ich ganz andere Erwartungen. Die Geschichte spielt in Camelford, einem Ort im Hinterland von Cornwall, vom Tourismus übersehen. Kein Wunder also, dass der ganze Ort große Hoffnungen hegt, als bekannt wird, dass ausgerechnet hier ein Film gedreht werden soll, eine deutsch-englische Co-Produktion mit dem bekannten, mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen Schauspieler Cosmas Pleystein, der hier auch als Co-Produzent auftritt. Allerdings verlaufen die Dreharbeiten ganz anders als erhofft.
Cosmas liegt das Drehbuch sehr am Herzen, denn es wurde von seiner mittlerweile verstorbenen Schwester geschrieben. Cosmas hat sie dabei unterstützt, gemeinsam haben sie es einer Produktionsgesellschaft angeboten, mit der Cosmas schon häufiger zusammengearbeitet hat. Doch nun muss er feststellen, dass die Produktionsfirma das Drehbuch komplett umgemodelt hat: Aus einem tiefsinnigen, eher still erzählten Kriegsdrama soll eine Schmonzette im Stil der Rosamunde Pilcher-Verfilmungen werden.
Cosmas ist entsetzt, doch seine Proteste verhallen ungehört, zu weit sind die Vorbereitungen für den Filmdreh schon fortgeschritten. In seinem Frust trinkt er nicht nur das eine oder andere Glas zuviel, sondern verschwindet auch einfach vom Filmset, was natürlich für große Unruhe unter den Filmleuten sorgt.
Die Dorfbewohner verfolgen die Dreharbeiten mit großem Interesse, so mancher Einwohner Camelfords hofft darauf, selbst für die Leinwand entdeckt zu werden, zumindest aber auf die eine oder andere Weise an den Filmleuten zu verdienen. Dabei schwelen auch zwischen den Einwohnern Camelfords etliche Konflikte, die nun aufbrechen und plötzlich gibt es sogar einen Toten. Nicht jeder in Camelford glaubt daran, dass der von der Polizei präsentierte Täter wirklich der Schuldige ist.
Ich hatte eine Lektüre im Stil einer Komödie oder eines Cozy Crime-Krimis erwartet, doch da lag ich komplett falsch. Erzählt wird die Geschichte vor allem aus der Perspektive von Cosmas, der nicht recht damit klar kommt, dass er den Zenit seiner Berühmtheit bereits überschritten hat. Er möchte endlich als Schauspieler ernst genommen und nicht nur auf seichte Unterhaltung reduziert werden. Außerdem fühlt er sich schuldig, weil er nicht verhindern kann, dass die Produktionsgesellschaft das Drehbuch seiner Schwester so verhunzt. Er kann sich aber nicht aufraffen, echte Konsequenzen zu ziehen, dazu ist er viel zu lethargisch.
Parallel werden einige Kapitel aus der Sicht der Dorfbewohner erzählt, unter denen einige recht liebenswert-schrullig sind, andere einfach nur unsympathisch bis angsteinflößend. Anfangs plätschern beide Erzählstränge nebeneinander her, ohne richtige Berührungspunkte. Der Erzählstil ist mir streckenweise deutlich zu langatmig – in den ersten beiden Dritteln des Buches hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, unbedingt weiterlesen zu müssen. Zum Glück änderte sich das gegen Ende hin, als die Erzählstränge zusammenliefen und es auch bei der Aufklärung des Mordfalls ein wenig voranging. So konnte ich das Buch schließlich einigermaßen versöhnt zu Ende lesen.
Unterm Strich lautet mein Fazit: Ganz nett für zwischendurch, leider aber auch nicht mehr. Das mag jedoch auch an meinen falschen Erwartungen liegen.
[Werbung, unbezahlt] [Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]