„Von Salz bis Malz“ | |
von Gerhard Ongyerth | |
Bewertung
★★★☆☆
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Verlag | Volk Verlag |
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Buchform | gebunden |
Erschienen | November 2023 |
Seiten | 152 |
Erhältlich bei | genialokal.de (Affiliate-Link, siehe Infos hier) |
Der Volk Verlag bietet Bücher rund um München, seine Geschichte und seine Sehenswürdigkeiten. Kürzlich habe ich aus diesem Verlag das Buch „Zuhause im Café – der Guide“ gelesen und mir vorgenommen, die dort vorgestellten Cafés der Reihe nach zu besuchen. Nun kommen zu meiner Liste noch eine ganze Reihe weiterer Lokale und Geschäfte hinzu, dank des hier vorliegenden Buches, das so recht in keine Schublade passt: Ist es ein Reise- oder ein Gastronomieführer? Ein Buch über die Stadtgeschichte? Oder alles zusammen?
In sieben Kapiteln widmet sich der Autor unterschiedlichen kulinarischen Aspekten. Gleich im ersten Kapitel geht es z.B. um die Salzstraße, die von Salzburg, Bad Reichenhall und Hallein über München weiter nach Westen führte. In den Städten entlang dieser Route entwickelte sich ein florierender Handel und Warenumschlagsplatz. In München entstanden so gleich mehrere Märkte, die je nach Warengruppe an verschiedenen Plätzen der Stadt beheimatet waren. Der Viktualienmarkt ist natürlich bekannt, auch der Schrannenplatz ist mir ein Begriff, der Rindermarkt und viele andere mehr. Neu war mir, dass es am Promenadeplatz (dort wo heute das bekannte Hotel Bayerischer Hof steht) im frühen 15. Jahrhundert gleich zwei große Salzstadel gab – wieder was gelernt!
Das nächste Kapitel widmet sich der Bedeutung der Isarflößerei (wer sich dafür näher interessiert, dem möchte ich unbedingt den historischen Roman „Das Geheimnis der Flößerin“ von Yngra Wieland ans Herz legen), der Stadtbäche und der Mühlen, von denen es früher sehr viele in München gab. Heute ist davon nur noch eine einzige übrig. Weiter geht es mit einem Kapitel zum Thema Bier, gefolgt vom Thema Kartoffeln (die Pfanni-Werke waren lange Zeit in München ansässig), Süßes und Feinkost (hier darf natürlich eine Erwähnung des königlichen Hoflieferanten Dallmayr nicht fehlen). Auch dem Münchner Trinkwasser mit einer Erwähnung einiger besonderer Brunnen ist ein Kapitel gewidmet und zuletzt geht es hoch hinaus und tief hinunter.
Jedes Kapitel erzählt zunächst im Stile einer wissenschaftlichen Abhandlung mit vielen Fußnoten, die auf das umfangreiche Literaturverzeichnis verweisen, von den historischen Ursprüngen des jeweiligen Themas. Leider fand ich diese Texte zuweilen etwas trocken und theoretisch. Daran anschließend kommt dann in jedem Kapitel ein Vorschlag für einen Stadtrundgang, der all die Orte besucht, die zuvor im Text erwähnt wurden. Hier ist der Schreibstil ganz anders, mehr wie in einem Reiseführer (Beispielzitat: „Dazu steigen wir am Marienplatz in die U3 oder U6 und fahren bis zur Poccistraße. Entlang der Schmellerstraße gelangen wir vor das neue Münchner Volkstheater und an dem links vorbei zum Wirtshaus im Schlachthof …“).
Leider wiederholen sich aber die Beschreibungen der einzelnen Orte: Was zuvor im „theoretischen“ Teil ausführlich erläutert wurde, steht im „Reiseführer-Teil“ nochmal, mitunter etwas gekürzt und mit anderen Worten, aber inhaltlich doch so identisch, dass ich mir beim Lesen oft dachte: „Jaja, das weiß ich doch nun schon alles, das hab ich doch gerade eben schon gelesen!“
Zu jedem dieser Stadtrundgänge gibt es eine Orientierungskarte, die aber einen richtigen Stadtplan bzw. Google Maps nicht ersetzt, sondern nur eine grobe Übersicht über die Lage der zu besuchenden Orte bietet. Dabei fällt auf, dass die Routen manchmal eher im Zickzack durch die Innenstadt führen als linear. Speziell beim Thema Süßes / Feinkost ist mir das aufgefallen: Da beginnt die Tour nahe des Odeonsplatzes, führt dann zu zwei Orten nahe des Marienplatzes und von dort zurück zum Odeonsplatz, um von dort schließlich mit der U-Bahn zum Prinzregentenplatz zu fahren. Diese Route hätte ich persönlich etwas anders angelegt, aber das kann ja jeder, der sich anhand dieses Buches auf Stadterkundung begibt, ganz individuell gestalten.
Einen doppelseitigen Übersichtsplan gibt es auch ganz am Anfang des Buches, sehr schön finde ich hier die unterschiedlichen Farben für die Markierungen der Orte aus den jeweiligen Kapiteln. Wunderschön sind auch die vielen Farbfotos, die mal bekannte Münchner Sehenswürdigkeiten wie z.B. das Hofbräuhaus zeigen, oft aber auch Details wie etwa ein Brunnenrelief oder eine Wandmalerei.
Was mich an dem Buch leider sehr gestört hat, waren die vielen Schreibfehler. Mehrmals kam es auch vor, dass ein Satz zweimal hintereinander wiederholt wurde, da hat das Korrektorat leider ein bisschen geschlafen. Inhaltlich ist mir noch aufgefallen, dass mein Heimatort Vaterstetten im Buch fälschlicherweise dem Landkreis München einverleibt wurde, zumindest verstehe ich die Formulierung so.
Summa summarum ist das Buch aber durchaus interessant und lehrreich, jedenfalls habe ich, die ich mich sehr für die Münchner Stadtgeschichte interessiere und dazu auch schon etliche Themenführungen mitgemacht habe, dabei noch das eine oder andere Neue erfahren. Für Münchner, die sich mit dem Thema (historische) Kulinarik auseinandersetzen wollen, ist das Buch sicher gut geeignet. Für München-Touristen würde ich eher zu einem „normalen“ Reiseführer mit kurzen, prägnanten Beschreibungen und Infos raten.
Noch ein paar Infos zum Autor: Gerhard Ongyerth ist lt. Verlag promovierter Geograph und Kulturhistoriker und arbeitet als Referent für städtebauliche Denkmalpflege im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, zudem ist er Gründungsmitglied von „Stattreisen München e.V.“.
[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]