Jedermanntod

Erstellt am 5.3.24. Kategorie: Buchrezensionen
„Jedermanntod“
von Manfred Baumann
Bewertung
★★★★★
Verlag Gmeiner
Buchform kartoniert, eBook
Erschienen Juli 2010
Seiten 352
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Im Januar hatte ich endlich mal Zeit, ein etwas älteres Buch zu lesen, das schon seit Ewigkeiten auf meiner Lesewunschliste stand: Ich bin ja ein großer Fan der Salzburg-Krimis von Manfred Baumann, obwohl ich aus der Reihe bisher nur Band 5, „Mozartkugelkomplott“, und den jüngsten Band 11, „Mörderwalzer“, gelesen habe. Schon lange wollte ich die Reihe mal chronologisch von Anfang an lesen und nun habe ich zumindest den allerersten Band, „Jedermanntod“, geschafft.

Und es geht gleich dramatisch los: Es ist Festspielzeit in Salzburg, Aufführungen gibt es nicht nur im Festspielhaus selbst, sondern in verschiedenen Theatern der Stadt und vor allem wird auf der großen Freilichtbühne vor dem Dom der „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal aufgeführt. Lt. Wikipedia gibt es diese Aufführungen dort schon seit 1920, sie sind in der ganzen Welt bekannt, namhafte Schauspieler*innen stehen auf der Bühne und die Besucher kommen von weither.

Doch diesmal überschattet ein Mord die Festspiele: In der Nacht nach der Premiere wird der bekannte Schauspieler Hans Dieter Hackner, Darsteller des Tod, auf der verlassenen Bühne aufgefunden, erstochen mit der Nachbildung eines antiken Dolchs und ohne Schuhe. Kommissar Martin Merana und sein Team ermitteln, dabei lastet ein besonderer Druck auf ihnen, denn natürlich schlägt dieser Mord hohe Wellen in der Medienlandschaft, die Politprominenz erwartet schnelle Ergebnisse.

Und tatsächlich scheint der Schuldige schnell gefunden: ein Obdachloser, der Hackners verschwundene Schuhe trägt. Doch bei einem tragischen Unfall stirbt der Obdachlose ausgerechnet nach Hackners Beerdigung und kann nicht mehr befragt werden. Merana zweifelt ohnehin an der Schuld des alten und verwirrten Mannes, doch da die Ermittlungen nun offiziell abgeschlossen sind, müssen er und seine Mitarbeiter heimlich weitere Nachforschungen anstellen. Dabei begibt sich Merana in ein Milieu, das ihm bis dato vollkommen fremd war: in die Welt der Künstler, (Selbst-) Darsteller, „Adabeis“, alternder Stars und junger Nachwuchshoffnungen. Eine verschwundene Schauspielerin, ein Einbruch bei Hackners Ex-Frau, ein Künstleragent mit zwielichtigen Machenschaften und etliche andere Personen sorgen für eine Fülle von Verdächtigen. Und was genau geschah eigentlich bei der Premierenfeier und unmittelbar danach?

Genau wie Merana tappte ich lange Zeit im Dunkeln und hatte keine Ahnung, wer denn nun der/die tatsächliche Täter/in ist. Somit war der Kriminalfall für mich sehr spannend, zumal die entscheidenden Szenen sehr dramatisch geschildert werden und das Wetter auch noch eine unterstützende Rolle bei der Schaffung der Dramatik spielt (wie gesagt: Freiluftbühne!).

Spannend fand ich aber auch, beim Lesen ein wenig Einblick in den Festspielbetrieb der schönen Stadt an der Salzach zu bekommen, die ich so gerne besuche (mehrere Berichte dazu finden sich hier). Im August 2022 waren mein Mann und ich dank des 9-Euro-Tickets wieder einmal für einen Tagesausflug dort und konnten dabei die Kulissen der Jedermann-Aufführungen aus nächster Nähe betrachten:

Spannend fand ich in diesem Zusammenhang auch den Zettel, der am Bühnenrand hing und die Applausordnung erläuterte. Damals hatte Lars Eidinger den Jedermann gespielt. Die Abkürzungen „Resi“ und „Kapi“ stehen für Residenzplatz und Kapitelplatz, die beiden Plätze, die nördlich und südlich an den Domplatz anschließen. Es ist in der Applausordnung also genau vorgeschrieben, von welcher Seite welche/r Schauspieler/in für den Einzelapplaus auf die Bühne kommt:

Auch am Festspielhaus sind wir bei unserem Ausflug natürlich vorbeigekommen:

Neben all dem Lokalkolorit fand ich es auch schön, Martin Merana und sein Team etwas näher kennenzulernen und ein wenig mehr über ihre Hintergründe und ihre Vergangenheit zu erfahren, zumal sich im Privatleben der Ermittler im Laufe der kommenden Bücher dieser Krimireihe noch einiges tut, so dass ich es sehr interessant fand, diese Geschichten nun sozusagen von Anfang an aufzudröseln.

Ich kann also auch diesen ersten Band der Krimireihe aus vollster Überzeugung empfehlen und hoffe nun, dass ich sehr bald Zeit haben werde, um mit Band 2, „Wasserspiele“, weiterzumachen.

[Werbung, unbezahlt]