Mord auf dem Königssee

Erstellt am 18.6.24. Kategorie: Buchrezensionen
„Mord auf dem Königssee“
von Felix Leibrock
Bewertung
★★★★★
Verlag Servus Verlag
Buchform kartoniert, eBook
Erschienen Mai 2024
Seiten 367
Erhältlich beigenialokal.de

Schon seit langem wollte ich unbedingt mal ein Buch von Felix Leibrock lesen. Der Mann ist in und um München kein Unbekannter: Er ist evangelischer Priester, Leiter des evangelischen Bildungswerks München, Seelsorger der bayerischen Bereitschaftspolizei, Sprecher des Formats „Nachgedacht“ auf Antenne Bayern und nicht zuletzt erfolgreicher Krimiautor, dessen Lesungen ausgesprochen unterhaltsam sein sollen.

Da traf es sich gut, dass gerade sein neuer Krimi „Mord auf dem Königssee“ erschienen ist, der dritte Fall für den Berchtesgadener Ermittler Simon Perlinger. Zwar kenne ich die beiden Vorgängerbände noch nicht, das hat mich aber bei der Lektüre nicht gestört, ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dadurch Wissenslücken zu haben.

Die Geschichte spielt zunächst auf zwei Zeitebenen, die von Kapitel zu Kapitel abwechseln: Der Erzählstrang, der in der Vergangenheit spielt, beginnt 1678 und erzählt von der grausamen Hexenverfolgung unter dem Salzburger Fürsterzbischof Max Gandolf. Dieser Gandolf besitzt einen kostbaren Ring, dem wundersame Kräfte zugeschrieben werden, nicht zuletzt deshalb, weil er in seinem Inneren angeblich einen Tropfen vom Blut Christi enthält. Durch verschiedene Umstände gelangt dieser Ring in den Besitz des Klosters Höglwörth, das Schicksal dieses Rings und der Bartholomäusbrüder werden in den folgenden Kapiteln erzählt, bis der Vergangenheitsstrang in der Gegenwart ankommt.

In dieser Gegenwart machen die Besucher des Königssees gleich im ersten Kapitel einen grausigen Fund: Auf dem See treiben sieben Ruderboote, in sechs davon liegt jeweils ein toter Klosterbruder, an den Schiffsboden genagelt wie einst Jesus ans Kreuz und zuvor offenbar mit Messwein vergiftet. Auch im siebten Boot finden sich Spuren des vergifteten Weins, vom siebten Klosterbruder fehlt jedoch jede Spur. Ebenso fehlt einem der sechs toten Mönche die rechte Hand. Diese wiederum wird im Instrumentenkoffer auf einem der Ausflugsschiffe auf dem See gefunden, just als der Schiffsbegleiter zu seinem Flügelhorn greifen will, um den Passagieren das berühmte Echo auf dem Königssee zu demonstrieren. Und die abgehackte Hand im Instrumentenkoffer wird von einem kostbaren Ring geziert, der aber dann plötzlich verschwindet …

Das ist die Ausgangslage, mit der sich Simon Perlinger und sein Team auseinandersetzen müssen. Im Zuge der Ermittlungen tauchen sie tief ein in die wechselvolle Geschichte des Klosters Höglwörth. Da geht es um alte Schuld, um ungeklärte Vaterschaften, um Exorzismus und um viele tragische Schicksale, die eng miteinander verknüpft sind, was sich aber erst nach und nach offenbart. Auch die jüngsten Skandale in der katholischen Kirche spielen eine Rolle. Was schließlich der kostbare Ring und die berühmte Bartholomäuswallfahrt auf dem See mit dem Mehrfachmord zu tun haben, das findet Simon schlussendlich mit Hilfe seines Großvaters Ludwig heraus, der schon immer leidenschaftlich die Geschichte seiner Heimat erforscht hat.

Die ersten Kapitel, in denen es um die Hexenverfolgung ging, waren ziemlich drastisch und nicht gerade eine leichte Lektüre zum Einstieg. Durch den stetigen Wechsel zwischen Kapiteln, die in der Gegenwart und in der Vergangenheit spielen, endete aber quasi jedes Kapitel mit einem Cliffhanger, so dass ich völlig gebannt immer weiter gelesen habe, um diesem höchst mysteriösen Verbrechen auf die Spur zu kommen. Dabei präsentierte der Autor geschickt einige Verdächtige, so dass ich erst ganz zum Schluss einen vagen Verdacht hatte, wer der Täter sein könnte und warum er die Tat begangen hat. Das wahre Ausmaß der Tat offenbart sich aber erst ganz zum Ende und hat mich zutiefst nachdenklich zurück gelassen.

Die Geschichte basiert auf einigen wahren Begebenheiten und realen Personen der Geschichte. Das Kloster Höglwörth gab es tatsächlich, es wurde 1817 aufgelöst. Der Autor hat von den Donatoren des Guido-Gandolf-Rings im Salzburger Domschatz ein Stipendium erhalten, um die Geschichte des Rings zu erzählen.

[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]

Den Königssee im Berchtesgadener Land habe ich mit meiner Familie vor einigen Jahren mal besucht. Hier ein paar kurze Eindrücke von den Orten, die auch im Krimi vorkommen: