Das Geheimnis der Venus

Erstellt am 30.7.24. Kategorie: Buchrezensionen
„Das Geheimnis der Venus“
von Pia Rosenberger
Bewertung
★★★★☆
Verlag Aufbau
Buchform kartoniert, eBook
Erschienen Juli 2024
Seiten 510
Erhältlich beigenialokal.de

Kaum zurück aus unserem herrlichen Toskana-Urlaub, in dem ich auch auf den Spuren der Medici und des Künstlers Sandro Botticelli gewandelt bin, sprang mir diese Neuerscheinung sofort ins Auge. Erzählt wird darin, eingebettet in eine fiktive Romanhandlung, die Entstehungsgeschichte von Botticellis berühmtem Gemälde „Primavera“ (Frühling) – mir war natürlich sofort klar: Das muss ich lesen!

Florenz 1482: Hauptfigur des Romans ist Semiramide d’Appiano, genannt Mira, die Braut von Lorenzo di Pierfrancesco de’Medici, einem Cousin und Mündel von Lorenzo de’Medici. Um Verwechslungen zu vermeiden, wird der Bräutigam im Roman stets Enzo genannt. Enzo gibt bei Botticelli zu Ehren der Hochzeit das Gemälde „Primavera“ in Auftrag, das später einmal im Empfangszimmer des Brautpaares hängen soll. Eine Liebesheirat ist die Hochzeit von Enzo und Mira jedoch nicht: Vielmehr hat Lorenzo diese Ehe eingefädelt, um den Machtanspruch der Medici zu sichern, denn Mira ist in vielerlei Hinsicht eine gute Partie.

Die letzten Jahre lebte Mira abgeschieden in einem Kloster, nun lässt Lorenzo sie einige Monate vor der Hochzeit zurück nach Florenz holen. Dazu schickt er eine Abordnung seiner Leibgarde, angeführt von Riccardo Vespucci. Zwischen ihm und Mira entwickelt sich ein verbaler Schlagabtausch, der beiden gefällt, was sie sich jedoch nicht eingestehen wollen, schließlich ist Mira Enzos Braut und Riccardo ist Enzos bester Freund.

In Florenz lebt Mira im Palazzo Medici, wo sie sich um die Hochzeitsvorbereitungen kümmern soll. Durch Zufall kommt sie in die Werkstatt von Botticelli, wo dieser gerade an dem Auftragsgemälde „Primavera“ arbeitet. Auf dem Bild ist mittig die antike Göttin Venus abgebildet, rechts von ihr Flora, für die Miras Freundin Gianna Modell steht. Links im Bild tanzen drei Grazien einen Reigen. Die mittlere dieser drei Grazien schaut dabei zu Merkur am linken Bildrand. Für diesen Merkur steht Riccardo Modell.

Nun wartet Botticelli vergeblich auf eine der drei Grazien und so muss Mira spontan einspringen. Was eine einmalige Sache sein soll, entwickelt sich zur Dauerlösung, denn Nannina, das eigentliche Modell, bleibt verschwunden und wird wenig später ermordet aufgefunden. Das gleiche Schicksal ereilt kurz darauf auch die zweite der drei Grazien und auch Gianna ist plötzlich spurlos verschwunden. Es scheint, als hingen die Verbrechen mit Botticellis Bild und mit dessen Auftraggebern zusammen, weshalb Riccardo im Auftrag von Lorenzo de’Medici Ermittlungen anstellt. Doch auch Mira kann es nicht lassen, ihre Nase in Dinge zu stecken, die eine florentinische Dame der Renaissance eigentlich nichts angehen sollten. Schon bald geraten sowohl Mira als auch Riccardo in tödliche Gefahr …

Ich fand die Geschichte sehr spannend und habe Miras Schicksal mit großem Interesse verfolgt, auch wenn mir ihre verbotene Liebe zum (fiktiven) Riccardo manchmal ein wenig zu viel Raum einnahm und einige der Abenteuer, die die beiden bestehen müssen, mir etwas zu unrealistisch schienen, das ging mir etwas zu sehr in Richtung Groschenroman. Schön fand ich hingegen, dass man im Roman so einen wunderbaren Einblick in den Haushalt der Familie Medici erhält, auch das angespannte Verhältnis zwischen Lorenzo und seinem Cousin Enzo wird sehr gut wiedergegeben. Botticelli selbst ist im Buch eigentlich nur eine Nebenfigur, während sein Gemälde und dessen Bedeutung eine sehr große Rolle spielt.

Welche Personen des Romans tatsächlich real sind und welche nicht, wird im Nachwort erläutert, allerdings hätte ich mir diese Erläuterungen noch etwas ausführlicher gewünscht, die Autorin legt hier den Fokus eher auf das Werk „Primavera“ als auf die geschichtlichen Hintergründe.

Ein wenig gestört hat mich manches Mal die Sprache: Ich glaube kaum, dass eines der Kinder von Lorenzo de’Medici zu einem anderen Kind „Ja, klar“ gesagt hätte, das erschien mir ein wenig unpasssend. Auch Mira wird im Roman für damalige Verhältnisse doch allzu selbstbewusst, schlagfertig und unabhängig dargestellt. Aber das ist eben dichterische Freiheit und macht die Protagonistin für heutige Leserinnen sicher etwas nahbarer, für mich war die Figur jedoch in sich nicht immer stimmig.

Besondere Erwähnung muss unbedingt noch das wunderschöne Buchcover finden, das natürlich Motive aus dem Bild „Primavera“ aufgreift. Auch die Blumenranken, von denen die drei Grazien auf dem Cover umgeben sind, spielen im Buch tatsächlich eine Rolle.

Alles in allem war dieser Roman eine sehr unterhaltsame Lektüre, für mich schon das x-te Buch zum Thema Medici, das es aber dennoch geschafft hat, dem Eindruck, den ich mir bisher gemacht hatte, noch einige neue Aspekte hinzuzufügen.

[Als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar erhalten]