Italienreise 2024 Teil 1: Gardasee

Erstellt am 9.7.24. Kategorie: Reiseberichte

Im Mai waren mein Mann und ich für zehn Tage in bella Italia. Unser eigentliches Ziel war die Toskana, auf dem Hinweg haben wir aber noch ein paar Tage am Gardasee verbracht und einen Zwischenstopp in Bologna gab es außerdem. Somit gibt es nun einen Reisebericht in drei Teilen, den Anfang macht der Gardasee.

Mittwoch, 8. Mai: Peschiera del Garda

Eigentlich wollten wir da nur eine Nacht von Freitag auf Samstag bleiben. Bei der Suche nach einer Unterkunft stellten wir aber schnell fest, dass viele Hotels zu dieser Reisezeit einen Mindestaufenthalt von zwei Nächten verlangten. Der Grund war einfach: Am Donnerstag, 9. Mai war Christi Himmelfahrt, ein Feiertag, und somit ideal für Reisende aus Süddeutschland, um einen Kurzurlaub am Gardasee zu verbringen. Weil wir nicht den ganzen Feiertag im Stau stehen wollten und noch ein paar Urlaubstage übrig hatten, beschlossen wir spontan, schon am Mittwoch anzureisen. Zu entdecken gibt es am Gardasee schließlich genug.

Für mich war die Reise eine Mischung aus Nostalgietrip und neuen Entdeckungen: Als Kind bzw. Jugendliche habe ich öfter mit meinen Eltern am Gardasee Urlaub gemacht, zumeist in Peschiera del Garda am Südostufer. Da wollte ich gerne mal wieder hin. Andererseits wollte ich auch einen Ort besuchen, den ich bislang noch nicht kannte, von dem ich aber schon viel gelesen habe: Limone sul Garda am Nordwestufer.

Wir entschieden uns bei der Hotelsuche schließlich für die „Locanda Dogana“ in Peschiera, zum einen aufgrund des noch erschwinglichen Preises, zum anderen wegen der Lage, denn diese Gegend nahe des Kanals kannte ich noch von früher und wollte da gerne wieder hin. Unsere Anreise verlief problemlos, allerdings hat es unterwegs die meiste Zeit geregnet und auch bei unserer Ankunft nieselte es noch ein klein wenig, aber ab dann wurde das Wetter immer besser. Unser Zimmer war sauber und geräumig und hatte einen wunderschönen Balkon mit Blick auf den Kanal. Zum gegenüberliegenden Hotel diente eine blühende Kastanie als Sichtschutz.

Nach dem Auspacken machten wir uns auf den Weg in die Altstadt, die auf einer Insel im Mündungsgebiet des Flusses Mincio in den Gardasee liegt. Der Ort hat sich noch viel von seinem früheren Festungscharakter bewahrt, zumindest bei den Stadttoren (im Bild die Porta Verona) und Festungswällen um die Altstadt herum. Im hübschen Stadtkern ist man ganz auf Touristen eingestellt, hier reiht sich eine Eisdiele an die nächste. Hübsch anzusehen ist der Ort aber immer noch.

Neu war mir, dass es in Peschiera nun auch römische Ausgrabungen zu besichtigen gibt, an die konnte ich mich von früher nicht erinnern. Wir tranken einen Kaffee mit Blick auf den Kanal und bummelten durch die hübschen Gässchen. In einem Souvenirshop kaufte ich die erste Ansichtskarte für meine Mutter und gleich mal auf Vorrat zehn Briefmarken nach Deutschland. Dabei erlebte ich jedoch eine kleine Überraschung: In Italien gibt es nicht nur die „Poste Italiane“, sondern auch private Postdienstleister. Ich hatte das nicht gewusst und hielt nun zehn Briefmarken der Firma GPN in der Hand. Zu jeder Briefmarke gab es einen QR-Code, mit dem man den Weg der Postsendung online nachverfolgen konnte – zumindest theoretisch. Kleiner Spoiler: Diese Nachverfolgung funktionierte nur innerhalb Italiens, dann hieß es immer „error“ und meine Ansichtskarten kamen auch erst nach etlichen Wochen zuhause an. Man musste die Briefe auch in spezielle Briefkästen werfen, deren Standorte man aber immerhin online nachschauen konnte. Im Laufe unseres Urlaubs fielen uns auch ohne Recherche sehr viele dieser orangen Briefkästen auf, sie hängen quasi in jedem Ort, meist in der Nähe von Souvenirshops, sind aber kleiner als die normalen roten Briefkästen der „Poste Italiane“.

Frisch gestärkt verließen wir die Altstadt wieder und wanderten nun an unserem Hotel vorbei in nördliche Richtung, immer am Seeufer entlang. Unser Ziel war der Campingplatz „Villagio Dell’ Uva“, auf dem ich früher mit meinen Eltern war. Ich hatte schon im Internet gesehen, dass es den Campingplatz inzwischen nicht mehr gibt, war aber neugierig, wie es dort wohl inzwischen aussehen würde. Was wir nicht erwartet hatten, war dieser Lost Place: Das Empfangsgebäude gibt es noch, es ist aber total heruntergekommen und voller Graffiti. Durch den Zaun kann man sehen, dass sich die Natur das Gelände zurückerobert hat: Aus dem Boden des Tennisplatzes und im ehemaligen Pool wachsen jetzt Büsche, die früheren Ferienbungalows sind halb verfallen, dafür ist das Gelände nun ein Paradies für Tiere, sogar einen Pfau entdeckten wir.

Der ehemals private Strand des Campingplatzes ist jetzt öffentlich zugänglich. Daran vorbei führt ein schöner neuer Fuß- und Radweg entlang des Seeufers, den gab es damals in den 1980er-Jahren noch nicht. Aber den Badesteg sollte man lieber nicht mehr benutzen.

Wir konnten gar nicht begreifen, dass dieses Gelände so brach liegt und nicht schon längst wieder mit neuen Hotels, Ferienapartments oder einem Campingplatz bebaut ist, so wie überall drum herum. Das Areal direkt am Seeufer und in der Nähe von bekannten Vergnügungsparks wie z.B. dem Gardaland müsste doch eine Goldgrube sein, dachten wir.

Zum Abendessen kehrten wir in der Trattoria Fioravante direkt neben unserem Hotel ein. Als ich feststellte, dass die (schon etwas älteren) Wirtsleute offenbar Alteingesessene waren, fragte ich sie nach dem „Dell’ Uva“. Der Wirt erzählte uns, dass das Gelände schon seit vielen Jahren leer steht. Offenbar hat man bei den Ferienbungalows Asbest festgestellt. Um das Gelände neu zu bebauen, müsste man die alten Bungalows abreißen und den Boden abtragen, weil sich darin sicher Schadstoffe befinden. Das ist aufwändig und teuer, daher hat sich bislang noch niemand da ran getraut und so liegt das Gelände eben weiterhin brach. Irgendwie schade. Aber auf diese Weise kamen wir mit dem Wirt sehr nett ins Gespräch, der uns im Laufe des Abends dann noch viel mehr von Peschiera früher und heute erzählte.

Donnerstag, 9. Mai: Einmal rund um den See mit Stopps in Limone, Riva und Malcesine

An diesem Morgen erwartete uns beim Blick aus dem Fenster strahlender Sonnenschein! Beste Voraussetzungen also für unsere Fahrt einmal rund um den Gardasee. Ganz bewusst entschieden wir uns für die Fahrtrichtung im Uhrzeigersinn, weil wir auf diese Weise immer auf der dem See zugewandten Straßenseite unterwegs waren und spontan mal rechts in eine Parkbucht einscheren konnten, um die herrliche Aussicht zu genießen. Das erste Mal machten wir das in Maderno …

… und wenig später nochmal in der Nähe von Piovere. Beide Male hatten wir einen traumhaften Blick auf den schneebedeckten Monte Baldo, den Hausberg des Gardasees:

Dann aber erreichten wir endlich Limone sul Garda, wo ich schon so lange mal hin wollte! Als wir nahe eines Campingsplatzes am südlichen Ortsrand einen Parkplatz fanden, erinnerte sich Jens plötzlich daran, dass er hier als Kind schon mal gewesen ist. Tja, damals hat Limone wohl keinen tieferen Eindruck bei ihm hinterlassen! Dieses Mal umso mehr, denn der Ort, der so pittoresk an der steilen Felswand klebt, ist wirklich hübsch. Zwar sehr touristisch, aber gerade deshalb auch schön herausgeputzt:

Im Ort dreht sich – wie der Name schon sagt – alles um Zitronen, die hier in sog. Limonaie angebaut werden, das sind die Plantagen, die man schon von Weitem sieht und erstmal für Baugerüste halten könnte. 😉 Entsprechend gibt es im Ort auch alles zu kaufen, was mit Zitronen zu tun hat, vor allem Limoncello in allen Größen und Flaschenformen, aber auch Seife, Tischdecken, Geschirrhandtücher, Parfüm und und und …

Besonders gut hat mir auch der alte Hafen, der Porto Vecchio, gefallen. Hier wohnt die Protagonistin in der Gardasee-Krimireihe von Elizabeth Horn, deren dritten Teil ich während unseres Urlaubs gelesen habe (siehe Buchtipps am Ende dieses Berichts).

Von Limone aus ging es weiter nach Riva del Garda an die Nordspitze des Sees. Wir fanden einen Parkplatz in der Nähe der Wasserburg „La Rocca“:

Von dort aus bummelten wir erstmal ein wenig an der Uferpromenade entlang, doch dabei wurde uns rasch ein wenig kühl, denn es war die Zeit der „Ora“, eines Windes, der nachmittags im nördlichen Teil des Sees oft recht kräftig weht und bei Surfern sehr beliebt ist – bei Touristen, die ihre Jacke im Auto gelassen haben, eher weniger 😉

Deshalb begaben wir uns in das (windgeschützte) Gewirr von Gässchen in der schönen Altstadt, ließen uns einfach treiben und genossen die Atmosphäre, die uns nicht ganz so ausschließlich touristisch vorkam wie zuvor in Limone. Wir sahen Schulkinder auf dem Heimweg, Einheimische beim Ratschen im Park oder beim Einkaufen, aber natürlich auch jede Menge Flaneure wie uns, die ganz einfach den Nachmittag im Ort genossen. Sehr gut gefallen hat uns auch die Chiesa di Santa Maria Inviolata mit ihrem ungewöhnlichen Grundriss.

Später am Nachmittag beschlossen wir, weiter am See entlang zu fahren und noch einen Stopp in Malcesine einzulegen. Zunächst einmal standen wir aber zwischen Riva und Torbole im Stau: Es war besagter Feiertag und der Anreiseverkehr in vollem Gange. Doch irgendwann hatten wir das Nadelöhr Torbole hinter uns gelassen und konnten wieder ganz entspannt am See entlang fahren, bis wir Malcesine erreichten. Hier waren wir beide, unabhängig voneinander, früher schon mehrmals gewesen. Daher habe ich diesmal auch gar nicht viele Fotos gemacht, leider auch kein einziges von der schönen Skaligerburg, die die Silhouette des Ortes bestimmt. Stattdessen saßen wir ganz lange am Hafenbecken des hiesigen Porto Vecchio, kühlten die müde gelaufenen Füße im Wasser, gönnten uns eine Pizza auf die Hand als Nachmittagssnack und schauten dem bunten Treiben um uns herum zu, bevor wir auf dem Rückweg zum Auto noch einen Bummel durch die hübschen kleinen Gässchen machten.

Nach der Pizza hatten wir natürlich keinen großen Hunger mehr auf Abendessen. Daher hielten wir spontan auf dem Rückweg kurz vor Peschiera an einem großen Supermarkt an und kauften uns ein paar Snacks wie Grissini, Obst und natürlich jede Menge Mineralwasser. Damit zogen wir dann in Peschiera ans Seeufer, setzten uns auf eine Bank und genossen bei unserem leckeren Mahl den Sonnenuntergang.

Freitag, 10. Mai: Peschiera, San Martino di Battaglia, Sirmione

An diesem sonnigen Vormittag besuchten wir nochmal die Altstadt von Peschiera, um ein wenig ausgiebiger in den Läden zu stöbern und ein paar Mitbringsel für unsere Lieben daheim (und natürlich für uns selbst) zu kaufen. Außerdem genossen wir den Panoramablick von den Festungsmauern:

Für den Nachmittag hatten wir einen Ausflug ins Hinterland geplant: Etwa zwölf Kilometer südwestlich von Peschiera befindet sich der Torre di San Martino della Battaglia, ein weithin sichtbarer Turm. Dabei handelt es sich um eine Art Mahnmal, das an die Schlacht von Solferino und die Schlacht von San Martino erinnert. Zum Gebäudekomplex gehört noch ein Armeemuseum, uns interessierte aber vor allem der knapp 65 m hohe Turm, von dem aus man eine schöne Aussicht über den südlichen Gardasee hat. Der Weg hinauf zur Turmspitze führt nur selten über Treppen, sondern vor allem über eine rund 400 m lange Rampe, die sich schräg den Turm hinauf schlängelt. Oben wird man mit einem fantastischen Rundumblick belohnt. Gut zu erkennen ist da auch schon unser nächstes Ausflugsziel, der Ort Sirmione auf einer schmalen Landzunge, die von Süden in den See hineinragt.

Die Gedenkstätte ist wohl auch ein beliebtes Ausflugsziel für Schulklassen, jedenfalls gibt es im Schatten hinter dem Museum auch einen Picknickbereich. Als ich auf dem Weg zum WC dort vorbei kam, entdeckte ich einige frei laufende Kaninchen, die ganz zahm waren, offenbar sind sie an Menschen gewöhnt, auch wenn wir an diesem Nachmittag beinahe die einzigen Besucher waren.

Wir kurvten noch ein wenig durch die Gegend, die schon erste Toskana-Vibes in uns auslöste: Weinhänge, Pinien, Zypressen, so weit das Auge reicht! Wer nicht bis in die Toskana fahren will, kommt auch hier in einem der zahlreichen Agriturismo-Betriebe sicher voll auf seine Kosten.

Weiter ging es für uns nach Sirmione. Der Weg dorthin führt durch den Ort Colombare, quasi das Eingangstor zur Landzunge. Dieser Ort war besonders hübsch herausgeputzt, mit vielen Bäumen, Blumen und Wasserspielen entlang der Hauptstraße, die sich nach Norden schlängelt, hin zu den vielen (teuren) Parkplätzen, von denen aus es dann nur noch zu Fuß weitergeht, denn die Altstadt von Sirmione ist theoretisch autofrei. Tatsächlich schlängeln sich aber doch zahlreiche Taxis und Privatautos von Einheimischen und Hotelgästen durch die engen Gassen.

Wir kamen gegen 16 Uhr in Sirmione an und das war definitiv viel zu früh! Ich würde jeder Besucher*in empfehlen, nicht vor 18 Uhr dort anzukommen, weil dann ein guter Teil der Tagestouristen schon wieder weg ist. Man findet dann eher einen Parkplatz und es ist nicht so wahnsinnig voll in den schmalen Gassen. In unserem Fall kamen wir uns vor wie in der Wirtsbudenstraße auf dem Münchner Oktoberfest an einem Samstag Nachmittag oder wie auf der Frankfurter Buchmesse am Wochenende. Mit anderen Worten: Es war so voll, dass wir einmal von Süd nach Nord durch die Altstadt durchgeschoben wurden, ohne allzu viel von den Läden links und rechts zu sehen. Wir waren voll darauf konzentriert, unsere Taschen festzuhalten und uns im Gedränge nicht zu verlieren. Deshalb habe ich auch nur ein paar Fotos von der Burg am südlichen Beginn der Altstadt gemacht:

Am nördlichen Ende der Altstadt beginnt ein Park, hier wurde es zum Glück ruhiger. Nach einer Rast auf einer Parkbank zogen wir die Straßenkarte zu Rate und fanden eine wunderschöne Allee, die nach Osten in Richtung Seeufer führte. Wir landeten am östlichen Strand von Sirmione und in einer Beachbar, wo wir uns einen Limoncello Spritz zur Erholung gönnten. Neben der Bar fanden gerade Fotoaufnahmen statt: Vier Models in Badekleidung standen knietief im Wasser und hielten dabei Sektgläser und eine Flasche in die Kamera, während das Team drum herum am Ufer stand. Wir kamen uns ein bisschen vor wie bei „Germany’s Next Topmodel“ und vergaßen vor lauter Gucken, selbst Fotos zu machen.

Vom Strand aus führt ein schöner und fast menschenleerer Spazierweg direkt am Wasser entlang zurück zur Burg. Inzwischen hatte sich die Atmosphäre im Ort deutlich gewandelt, es war viel leerer und ruhiger als noch eineinhalb Stunden zuvor:

Nun suchten wir uns ein schönes Lokal fürs Abendessen, ganz bewusst am westlichen Ufer, denn wir wollten den Sonnenuntergang sehen. Der verzauberte uns genauso wie das leckere Essen:

Mit diesem schönen Ausflug endete unsere Zeit am Gardasee. Es war, wie eingangs erwähnt, eine gelungene Mischung aus Neuem und Wiederentdecktem. Und es gäbe dort noch so viel mehr schöne Orte zu sehen! Wir kommen also ganz bestimmt mal wieder.

Für uns ging es am nächsten Morgen aber erstmal weiter nach Süden. Die Fahrt von Peschiera bis zu unserer Unterkunft in der Toskana dauerte nur gut drei Stunden. Da wir nicht vor 15 Uhr dort ankommen sollten, blieb uns also genug Zeit, um auf der Fahrt einen ausgedehnten Stopp in Bologna zu machen. Bericht folgt.

Bücher, die am Gardasee spielen

Die schon erwähnte Krimireihe von Elizabeth Horn spielt vor allem in Limone sul Garda, aber auch in Riva:

  1. Mord und Limoncello
  2. Mord und Biscotti
  3. Mord und Espresso

Elena Sonnberg entführt ihre Leser*innen ins Val di Sogno bei Malcesine:

Und diese historische Roman-Trilogie von Maria Nikolai spielt zwar vor allem in Stuttgart, es gibt aber auch einen Handlungsstrang am Gardasee:

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