Vom Gardasee aus fuhren wir weiter zu unserem Quartier in der Toskana. Da es hieß, dass wir dort ab etwa 15 Uhr einchecken können, wir aber spätestens um 10 Uhr aus unserem Pensionszimmer am Gardasee auschecken mussten und die reine Fahrtzeit etwa drei Stunden betrug, hatten wir noch jede Menge Zeit für einen Zwischenstopp. Wir entschieden uns daher, Bologna einen Besuch abzustatten. Diese Stadt liegt direkt auf der Strecke, wir waren aber bisher beide noch nie dort, das wollten wir nun ändern. Wir wussten lediglich, dass die Universität von Bologna die älteste in ganz Europa ist (sie wurde 1088 gegründet).
Die Fahrt dorthin war sehr entspannt, die Autobahn quasi leer. Im Westen sahen wir in der Ferne die noch schneebedeckten Gipfel des Apennin-Gebirges, über uns schien die Sonne von einem wolkenlos blauen Himmel. In Bologna selbst mussten wir erstmal eine ganze Weile nach einem Parkplatz suchen. Die Innenstadt ist einfahrtsbeschränkt, ich hatte mir deshalb vorab schon ein paar Parkhäuser am Rande dieser ZTL (Zona Traffico Limitato) herausgesucht. Das erste Parkhaus war uns aber nicht geheuer: Es gab dort nur Valet-Parking, d.h. man sollte den Autoschlüssel abgeben und das Auto von Mitarbeitern parken lassen. Die Autos parkten dort jedoch schon mitten auf der Rampe der Ein- und Ausfahrt, das sah wenig vertrauenswürdig aus. Beim „Parking Riva Reno“ am nordwestlichen Rand der Altstadt, nicht weit vom Bahnhof und der Porta Galliera, wurden wir dann aber doch noch fündig. Von da aus waren es etwa 15 Minuten zu Fuß ins Zentrum.
Das erste, was uns in Bologna auffiel, waren die vielen schönen Arkadengänge, in denen man herrlich flanieren konnte, schön im Schatten und ein wenig abseits von den Autos. Lt. Wikipedia erstrecken sich diese Arkaden insgesamt über 38 km in der Stadt und wurden ursprünglich geschaffen, um der wachsenden Bevölkerung gerecht zu werden. Der Bau der Arkaden ermöglichte es, die oberen Stockwerke auszubauen und so neuen Wohnraum zu schaffen, ohne den Handel und den Durchgangsbetrieb zu stark zu beeinträchtigen. Seit Juli 2021 sind die Arkadengänge UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Haupteinkaufs- und Flaniermeile ist die Via dell’Indipendenza, an der auch die Kathedrale von Bologna liegt. Dort wurde gerade ein Gottesdienst abgehalten, nichtsdestotrotz waren die breiten Flügeltüren zur Straße hin weit geöffnet und machten einen sehr einladenden Eindruck, so dass wir – wie viele andere auch – die Gelegenheit wahrnahmen, kurz in die Kirche zu schauen. Besonders gefallen hat mir der herrliche Lichteinfall auf den Altar.
Wenige Schritte weiter hatten wir zwischen den Häusern hindurch einen schönen Blick auf den Asinelli, einen hohen schmalen Geschlechterturm, ein Wahrzeichen der Stadt:
Wenige Schritte weiter fiel uns auf, dass die Straßen für den Autoverkehr gesperrt waren. Es stellte sich heraus, dass an diesem Tag das „StraBologna“ stattfand, ein Straßenfest mit vielen Darbietungen in der ganzen Innenstadt. Es gab Tanzgruppen, Maler, Straßenmusiker und überall herrschte eine fröhliche, ungezwungene Atmosphäre:
So gelangten wir zur Piazza Re Enzo mit dem gleichnamigen Palazzo und von dort weiter zur Piazza Maggiore, um den sich die Südseite des Palazzo Re Enzo, die Basilica di San Petronio (lt. Wikipedia die fünftgrößte Kirche der Welt), der Uhrenturm und einige weitere Palazzi gruppieren. Eine ganze Weile saßen wir auf den Stufen der Basilika und schauten dem bunten Treiben zu:
Wenn man von der Piazza Maggiore durch die Arkaden des Palazzo dei Banchi (rechts oben im Bild) tritt, gelangt man ins „Fress-Viertel“ der Stadt. Hier reihen sich viele Lokale und Lebensmittelgeschäfte aneinander, durchs Schaufenster konnten wir zusehen, wie frische Pasta hergestellt wird, es gab frischen Fisch, Salami, Schinken, Käse und allerlei andere Genüsse:
In Bologna wurde übrigens die berühmte Pastasoße „bolognese“ erfunden, die dort jedoch „al ragù“ (= mit Hackfleisch) heißt und traditionell zu Tagliatelle, also breiten Bandnudeln, gereicht wird. „Spaghetti Bolognese“ hingegen wird als amerikanische Erfindung angesehen. Wir wurden allein vom vielen Schauen schon satt und genossen ganz einfach die entspannte, fröhliche Stimmung, die in der ganzen Stadt herrschte, die gute Laune war ansteckend und wir konnten gar nicht genug davon bekommen, einfach nur herum zu bummeln und die wunderbare Atmosphäre in uns aufzusaugen.
Allerdings wollte ich unbedingt noch die Biblioteca Salaborsa mit ihrem grandiosen Foyer besuchen. Dieses prächtige Foyer ist auch ohne Bibliotheksausweis öffentlich und kostenlos zugänglich. Außerdem praktisch: Es gibt dort Gratis-Wifi, ein hübsches Café und öffentliche Toiletten. Direkt vor dem Gebäude steht der schöne Neptunbrunnen.
Wir konnten uns nur schwer von dieser schönen Stadt trennen und beschlossen, irgendwann noch einmal mit mehr Zeit wieder zu kommen, um die Stadt ganz in Ruhe kennenzulernen. Ein paar letzte Blicke zurück:
Nun aber freuten wir uns auf die Weiterfahrt in die Toskana und auf das schöne Weingut, das für die kommende Woche unser Domizil sein sollte. Bericht folgt.